Geld regiert die Welt. Geld bestimmt den Alltag. Geld beherrscht die Gedanken. Leider scheinen die bedruckten Scheinchen auch viel negatives in der Welt zu adeln. Sicher, wir alle müssen von irgendetwas leben. Miete bezahlen, Nahrungsmittel kaufen und auch das Leben in Form von Konsumgütern und Dienstleistungen genießen, kostet Kohle. Der Sachzwang Geld tropft in jede Pore unseres Alltags. Materialismus und individuelle Konsumlust sind Prinzipien unseres Lebens. Haben-Denken und Haben-Wollen, sich verkaufen, sich anpreisen, sich im Persönlichkeitsmarkt anbieten sowie Liebesbeziehungen als Verträge betrachten, sind Zeichen für ein tief verankertes marktwirtschaftliches Bewusstsein und sind längst Teil unserer Lebenswelten.
Im Papalagi, den Reden des Südseehäuptlings Tuiavii aus Tiave, wird die Erfindung des Geldes als großes Übel betrachtet:
Es gibt viele, die haben ihre Freude hingegeben um Geld, ihr Lachen, ihre Ehre, ihr Gewissen, ihr Glück, ja Weib und Kind. Fast alle geben ihre Gesundheit dafür hin. Um das runde Metall und das schwere Papier. [...] Wer das Geld nicht liebt, wird belächelt. Reichtum das ist, viel Geld haben, macht glücklich. [...] Darum will auch jeder viel Geld haben. Und jeder mehr als der andere. Darum die Gier danach und das Wachsein der Augen auf Geld zu jeder Stunde.
Mit einer moralischen Bewertung ist uns natürlich wenig geholfen, da wir Euros zum Überleben brauchen. Dennoch warnen uns auch alle Religionen vor der Habgier und einem grenzenlosem Materialismus, wie es Georg Schramm bei seinem Auftritt einer Stuttgart21-Demo schön formuliert hat.
Wichtig ist, Geld als Werkzeug und nicht als Lebenszweck zu betrachten. Wer sich der Illusion hingibt, das Geld und Reichtum glücklich mache, betet die Götze Materialismus an und wird auf Dauer unglücklich werden. Das Geld und Besitz keine Garantie für Glück sind, beweisen immer wieder prominente Selbstmorde von reichen Menschen wie dem Milliardär Merckle oder dem Fussballer Robert Enke. Bei letzterem fragten sich viele Menschen Warum? Er hatte doch alles gehabt? Ja Geld, Status und Besitz, aber keine innere Ruhe und Zufriedenheit. Für mich geht es bei dem Thema Geld nicht zuletzt um eine Frage der Glaubwürdigkeit. Inwieweit sind meine Ideale und Prinzipien käuflich? Oder anders gesagt: gebe einem Rebell, System- oder Gesellschaftskritiker 1 Million Euro, behält er seine Prinzipien und Ideale oder wird er zu denen, die er vorher kritisiert hatte?
Es gibt viele Definitionen von Glück und noch mehr Ratgeber, die uns erzählen wollen, wie man glücklich werde. Kaum einer sagt uns, dass Kram und Geld glücklich machen. Geld korrumpiert und verdirbt den Charakter. Das beste Beispiel hierfür sind für mich viele Alt 68er, die früher gegen Springer demonstriert haben und nun in den Springer-Redaktionen sitzen. Trotzdem haben wir diesen Glauben tief verinnerlicht: Auto, Haus und Garten besitzen, Urlaub machen und Kram anhäufen seien der Lebenszweck.
Da mit allem heutzutage Geld gemacht werden kann, sind auch vermeintlich idealistische oder gesellschaftskritische Tätigkeiten nicht selten der marktwirtschaftlichen Verwertung zuzuordnen. Den Konzernen und Herrschenden dieser Welt kann es ziemlich egal sein, ob und wie gegen sie opponiert wird — solange die sozioökonomische Struktur der marktwirtschaftlichen Selbstverwertung unangetastet bleibt. Das Hamsterrad der Selbstverwurstung ist unerbittlich. Wer zu sehr in den vergifteten Apfel des Haben-Wollens und des Konsums beißt, wird nur schwer wieder davon los kommen.
Sich vom verwerten, vom verkaufen in Teilbereichen frei machen, schöpferische und kreative Tätigkeiten ausüben, sich Freiräume und Nischen vor dem Geldwahnsinn schaffen (in Beziehungen, Freundschaften, Hobbys usw.), sind wichtige Bestrebungen, um sich nicht gänzlich als »Ware Mensch« zu fühlen. Gedankliche Freiheit kann es nur ohne kapitalistische Prostitution geben. Die marktwirtschaftliche Verwertungslogik stellt die sozioökonomische Struktur unserer Gesellschaft dar und zwingt jeden, dass zu tun, was von ihm erwartet wird. Der größte Widerstand ist insofern, sich dieser Verwertungslogik zu entziehen. Auch wenn dies im Alltag nur teilweise gelingen mag. Ohne gedankliche Entmarktung vom Kosten-Nutzen-Kalkül, wird es kaum relevante gesellschaftliche Veränderungen geben. Denn beim Gedanken fängt alles an.
Schöner Text. Schließe ich mich bedingungslos an. (Bevor die großen »Aber’s« kommen ;-)
Du erhältst hiermit meine volle kostenlose Zustimmung.
(Das ist für mich z.B. einer der Hauptgründe Linux statt Win oder Mac auf meinem Computer zu haben. Versteht aber fast kein anderer Linuxer, die reden oft nur von technischen Vor- oder Nachteilen.)
Kompliment zum Text!
Zusätzlich noch ein Wink zu:
»Inwieweit sind meine Ideale und Prinzipien käuflich? Oder anders gesagt: gebe einem Rebell, System- oder Gesellschaftskritiker 1 Million Euro, behält er seine Prinzipien und Ideale oder wird er zu denen, die er vorher kritisiert hatte?«
Ein aktuelles Beispiel eines Rebells, der es finanzlich gesehen höchstwahrscheinlich nicht nötig hätte einer zu sein, jedoch für Prinzipien und Gerechtigkeit kämpft ist Nigel Farage. Der Herr macht richtig Stunk im Europäischen Parlament und ist übrigens fast bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. (Wovon man in den deutschen Staatsmedien nichts mitbekommt [dies ist für mich einer der deutlichsten Beweise gewesen dass dem d. Volk bewusst Systemkritik vorenthalten wird])
http://www.youtube.com/watch?v=bypLwI5AQvY
http://www.youtube.com/watch?v=uNXGmBVazZ8 (für die, die in englisch nicht so gut sind)
http://www.youtube.com/watch?v=7Kbdsd_GFvs
Wenn ich Tapferkeitsmedallien vergeben würde für das Jahr 2010, dann gingen diese in der Rubrik »politische Gerechtigkeit & Aufdeckung« ODER »...mir egal um wieviel Kohle es sich handelt, dass ist Scheiße!« sicherlich an Nigel Farage und Julian Assange!
Klasse Beitrag der auch meine volle Zustimmung bekommt, natürlich kostenlos.
Doch woher kommt unser Geld? In Europa regelt das die EZB.
Zum Thema Geld / Geldvermehrung / Zinsen, hat Andreas Eschbach ein interessantes Buch geschrieben.
»Eine Billion Dollar«
In diesem Buch lernt der Hauptcharakter, über Artikel einer italienischen Schülerzeitung, die Gedankenwelt eines 15 Jährigen ermordeten Jungen kennen. Dessen Gedanken kreisen um die Probleme des Geldsystems und warum es soviele Schulden und Armut gibt. In seinem letzten Artikel verkündet er, in der nächsten Ausgabe die Lösung zu präsentieren.... was auf Grund seiner Ermordung jedoch nicht eintraff.
So, ich weiß es handelt sich um ein Buch .... ;)
Nachdem ich mich nun über Jahre selbst mit dem Problemen auseinandergesetzt habe, wenn auch oft mehr schlecht als recht, habe ich mich in letzter Zeit verstärkt dem Thema Geld zugewand. Denn egal womit ich mich vorher befasst hatte, Geld war irgendwie immer im Spiel.
Lange Rede kurzer Sinn, hier die Antwortmail von Herrn Eschbach
mit meiner Frage:
Am 12.10.2010 um 14:18 schrieb:
> Nun habe ich eine dringende Frage an Sie, von der ich hoffe, dass
> Sie sie mir beantworten können.
>
> In ihrem Roman \»Eine Billion Dollar\«,
> wird von einem Junglichen bericht der lange Zeit als der Erbe galt,
> bis er ermordet wurde. In seinen Briefen/Texten für die
> Schülerzeitung seiner Schule schreibt er geheimnisvoll von einem
> Missverständnis/ einem Grundfehler im Geld/Zinswesen.
>
> Meine Frage ist nun, ob Sie mit dem Grundfehler die Tatsache gemeint
> haben, dass Banken aus nichts Geld machen können indem sie eine
> angelegte Geldmenge aufteilen und verbreiten und somit den
> ursprünglichen Wert um einiges vervielfachen. Zusätzlich Zinsen
> verlangen, die sowieso überhöht sind, aber auch noch auf Geld
> erhoben werden, welches durch die oben genannte Methode entstanden
> ist.
Ja, das ist die sogenannte »Geldschöpfung«. Die ist damit gemeint.
Mit besten Grüßen
Andreas Eschbach
Die Idee von mf_doom is einfach zu geil
Ladys and Gentlemen, und in der Kategorie »…mir egal um wieviel Kohle es sich handelt, dass ist Scheiße!« hat gewonnen.... :)
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Der Regisseur Louis Bunuel hat einmal gesagt: »Was ich nicht für einen Dollar täte, täte ich auch nicht für eine Million.« Daran habe ich mich bis heute gehalten und fühle mich wohl dabei (seelisch). Dieses Zitat ist auch eine gute Antwort auf die Frage der Käuflichkeit. Denn nicht Geld verdirbt den Charakter, sondern die Gier danach.
Es gibt reiche und glückliche Menschen, arme und glückliche Menschen, reiche und unglückliche Menschen und arme und unglückliche Menschen — ich möchte auf keinen fall zur letzteren Gruppe gehören, dann schon lieber zu der ersten — anders gesagt : GELD IST SCHÖN und nach meiner Erfahrung auch etwas tief spirituelles denn wenn ALLES von Gott kommt dann ist das Geld auch nicht Teufelszeug sondern ganz das Gegenteil. In diesem Sinne wünsche ich alles Lesern dieses kurzen Kommentars Viel Geld und Reichtum und möget Ihr glücklich werden damit in Eurer ... Peace
Glück ist das Ziel eines jeden Menschen. Verschiedene Dinge können uns glücklich machen, nicht nur materielle, sondern auch die Befriedigung von moralischen Bedürfnissen.
Meiner Meinung nach ist Glück nur gute Planung. man muss immer wieder abwägen: Macht mich dieses oder jenes auch wirklich glücklich.
Und wichtig dabei ist, dass diese Betrachtung nicht einseitig auf materielle Werte beschränkt ist.