Kurts Vermächtnis

Kurt alias Roger Beathacker hat den beeindruckenden Blog »nebenbei bemerkt« geführt. Der gute Kurt ist leider viel zu früh verstorben. Sein Blog ist noch online und es finden sich dort zum Glück noch immer hunderte lesenswerte Artikel. Um sein Andenken ein wenig zu ehren und um dem Blog-Phänomen der gnadenlosen Aktualität zu begegnen, werde ich heute auf  ältere Beiträge von ihm hinweisen.

Am Donnerstag den 25. Dezember 2008 hatte Kurt eine ältere Artikelreihe von sich, mit dem Thema »Besuch beim Arbeitsamt/Jobcenter« aus dem Jahre 2001  gebracht. Unter dem Titel »Wenn der Amtschimmel wiehert« bzw. »a losers diary«, beschreibt Kurt seine ‑zum Teil recht grotesken- Erfahrungen mit dem Arbeitsamt:

Also nix wie hin und in die Schlange der anderen loser eingereiht. Als ich (relativ schnell) dran bin, erhalte ich einen Zettel, auf dem man mir die Vergeblichkeit meiner Bemühungen quasi quittiert und auf dem ferner steht, dass ich aufgefordert sei, bis spätestens Freitag erneut vorzusprechen.

Auch empfehlenswert ist der Artikel über die »Staatsverschuldung«, den er am 30. August 2008 verfasst hat. Als ich damals den Artikel laß, wurde mir so einiges klar. Ich hatte mich mit dem Thema der Staatsverschuldung nie so recht beschäftigt. Kurt hat, die so oft als dunkle Bedrohung heraufbeschworene Staatsverschuldung, folgendermaßen auf den Punkt gebracht:

Die Staatsverschuldung ist ein Mittel den Reichen ihren Reichtum zu sichern. Würde die ganze Kohle frei auf den Geldmärkten floaten, hätte das inflationäre Folgen. Es bliebe bestenfalls noch die Möglichkeit, dieses »überschüssige« Geld privat in nicht-lukrative Projekte zu investieren. Aber warum Verluste übernehmen, die man auch dem Staat (und damit der Allgemeinheit) aufhalsen kann?

Wenn ich tendenziöse Artikel in SpiegelOnline über die Staatsverschuldung lese, bin ich froh, dass mich Kurt darüber aufgeklärt hat. In dem Spon-Artikel vom 26. August 2010 wird mit keinem Wort das 500 Milliarden Euro Geschenk der Bundesregierung an Banken und Versicherungen erwähnt. Stattdessen wird wieder einmal die abstruse Pro-Kopf-Verschuldung beschworen: »ende 2010 dürfte die Pro-Kopf-Verschuldung jedes Bundesbürgers bei knapp 22.000 Euro liegen«. Damit sich auch gleich jeder verantwortlich für die Staatsverschuldung fühlt.

Mit Kurt verband mich vor allem das Thema Politik und Sprache. In seiner Neusprech-Rubrik hat er 14 lesenswerte Artikel. Ich hoffe, sein Blog wird noch lange online bleiben.

2 Gedanken zu “Kurts Vermächtnis

  1. Pingback: Gestern musste ich an Kurt aka Roger Beathacker denken …

  2. Ja, Kurt fehlt sehr. Falls Du Zeit und Interesse hast — wir haben mit seiner Witwe eine Art Archiv angedacht und können jede Hilfe brauchen, um den Nachlass zu sichten und zu bewahren.

    LG
    Frank

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