Als ich neulich am Rechner saß und mich so wunderte, dass seit Längerem keine größeren Hard- und Softwareprobleme meinen Tag versüßten, merkte ich wie sehr ich doch die Beschäftigungstherapie durch die Technik vermisste. Um etwaigen Entzugserscheinugnen zuvor zu kommen entschloss ich mich in der Taskleiste mal das Symbol des »Wartungscenter« anzuklicken. Erfreut stellte ich fest das Microsoft möglicherweise genau die Funktionalität in Windows 7 implementiert hat um Menschen wie mir zu helfen:
Hmmm, »Windows Update-Einstellungen ändern«... nur die übliche Bevormundung des Users.
»Sicherung einrichten«... schon geschehen, nur nicht mit einer Microsoftlösung.
»Nach Lösungen für Probleme suchen, die noch nicht berichtet wurden«... Klingt vielversprechend. Könnte dies die Funktion sein die den Begriff Langeweile aus meinem Vokabular entfernen würde.
Hinter diesem unscheinbaren Eintrag musste sich eine mächtige und hochentwickelte Technik verstecken und ich entschloss mich die Urheber solch magisch klingender Fähigkeiten ausfindig zu machen. Es stellte sich schnell heraus, dass die Technologie von Microsoft nur eingekauft wurde. Die tatsächliche Entwicklungsarbeit wurde von einer kleinen texanischen Firma mit dem Namen »George Walker Technologies« geleistet. Die zugrunde liegende Technik wurde marketingtauglich auf den Namen »Preemptive Strike Technology« getauft.
Im Promotext heißt es:
»Unsere besten Ingenieure haben festgestellt das eine ganze Fachrichtung, die der Bionik, erstaunliche Ergebnisse erzielt indem sie die Natur als Inspiration für neueste technische Entwicklungen nutzt. Wir wollten mehr und entschieden uns die Krone der Schöpfung, den Menschen selbst, als Inspirationsquelle für die fortschrittlichste Technologie weltweit zu nutzen. Natürlich entschieden wir uns nicht irgendwelche Menschen oder deren Ideen zu kopieren, sondern erforschten die jüngere Geschichte nach den visionärsten Führungspersönlichkeiten weltweit. Wir sind stolz nach jahrelanger Entwicklungsarbeit das Ergebnis dieser Arbeit präsentieren zu dürfen: Die »Preemptive Strike Technology«. Die »Preemptive Strike Technology« versetzt sie in die Lage Probleme im vorhinein zu lösen. Probleme die sie sonst womöglich nie bemerkt hätten, Probleme die womöglich niemals aufgetreten wären, Probleme die sie womöglich niemals tangiert hätten oder Probleme die erst durch die »Preemptive Strike Technology« ausgelöst wurden, bzw. werden, bzw. werden sein.«
Das nenne ich mal Fortschritt! Eine Technologie, die ihre Existenz rechtfertigt, weil sie ihre selbst verursachten Probleme zu beheben sucht. Wozu braucht die Technologie dann eigentlich noch den Menschen? ;)
Hihi. Klingt nach Prophylaxe. Könnte ja sein, dass was schiefgeht, und jemand greift zum Telefon. Wenn er es denn doch tut, bekommt er nach einem sinnvollen Austauschen von Zahlen und Betätigen der entsprechenden Tasten, die automatisch generierte Frage, ob er die preemptiven Funktionen der preemptiven Software bedient hat. Danach müsste sich das Problem behoben haben, denn infolge dieses präventiven Schlages, wird der Benutzer durch den Bluescreen wieder heiter gestimmt. Und die lästige Telefoniererei entfällt auch, da es dann kaum mehr möglich ist zu sagen, woran es denn lag. Aber preemptiv hat ja auch was mit Bevorrechtigungen zu tun, und non-preemptiv passt irgendwie werbemäßig nicht. Die Lösung ist dann zwei Jahre später wahrscheinlich ein Update; preemptive non-preemptive Strike Technology. Eine Art bevorrechtigter, aber kooperativer Schlag ins Gesicht des Users. Keine Lust, mal Linux auszuprobieren?
Das wäre eine gute Joker-Karte für die Support-Hotline. Dann ist nämlich in 99% der Fälle der Anwender schuld. Er hat ja kein technologischen Präventivschlag gemacht.