Medienpropaganda über Griechenland

Unsere Einheitsmedien stürzen sich beim Thema Griechenland auf die drei Toten bei einem Brandanschlag auf eine griechische Bank. Über 100.000 Menschen demonstrierten in Griechenland und ein Generalstreik fand statt. Totschlag, Brände, gewalttätige Demonstranten, Randalierer — das interessiert die bürgerlichen Medien.

Warum es in Griechenland solche Zustände gibt, wird wie folgt begründet: »wegen dem Sparprogramm der Regierung«. Was das Sparprogramm beinhaltet und was es für viele Griechen wirklich bedeutet, wird indes nicht geschrieben.  So kann man auch Propganda betreiben. Logisch, dass mit solch einer Berichterstattung kein Leser Verständnis für die Demonstranten aufbringen wird. Die Tagesschau hat zumindest einige Punkte des Sparprogramms vorgestellt. Wenn man das liest, wird einem schnell klar, wieso es solche Aufstände gibt. Außerdem richtet sich die Wut sicherlich auch gegen ein elitengesteuertes und korruptes Europa, dass nur an Profit und nicht an die Menschen denkt. Auch der Spiegelfechter zeigt auf, dass mithilfe der Schock-Strategie, Griechenland nun große neoliberale Reformen umsetzen soll.

Ich muss zugeben, dass ich beim Thema Griechenland-Krise nicht mehr durchsehe. Eines weiß ich jedoch genau: wir werden derzeit mit Propaganda, Falschinformationen und einseitiger Berichterstattung über  die Griechenland-Krise  nur so zugebombt.

9 Gedanken zu “Medienpropaganda über Griechenland

  1. Ich habe mich gestern auch gewundert, als ich die Aufstände in den Nachrichten sah. Den »Experten« meinten, dass sie nicht verstehen wie man streiken und demonstrieren kann. Das verjagt doch die Touristen und eine wichtige Einnahmequelle. Da fragt man sich langsam wirklich in welcher Sphäre diese Menschen leben. Ist ihnen nicht klar, dass bei einer Gehaltskürzung von 30% eben nicht noch 1 Millionen Euro wie bei einem Vorstandsmitglied übrig bleiben?

  2. Griechenland ist die Blaupause für Europa, denn es werden mit Sicherheit noch einige, wenn nicht gar alle, europäischen Länder folgen. Es geht darum, daß die Betroffenen — in der Regel die Armen — zu diffamieren, damit sie einfach zu »bekämpfen« sind. Denn die Neoliberalen wissen, daß sie in Zukunft mit Volksaufständen zu rechnen haben, wenn sie ihre zerstörerische Politik fortsetzen. In Deutschland existieren schon Notfallpläne für bürgerkriegsähnliche Zustände, unter Einsatz der Bundeswehr. Im EU-Vertrag ist festgelegt, daß Menschen bei »Aufständen« gezielt getötet werden dürfen (eine indirekte Aufhebung der Todesstrafe). Die Verantwortlichen kalkulieren also Volksaufstände mit ein!
    Das einzige, daß wirklich helfen würde, wäre eine griechische Form des »New-Deal«. Das bedeutet hohe Besteuerung der Reichen, internationale Besteuerung und konsequente Verfolgung. Hier könnte Griechenland jetzt Vorreiter gegen den neoliberalen Wahn werden. Spitzensteuersätze auf 85% für Einkommen und Gewinne ab 250.000,-EUR, Erbschaftssteuersätze auf 90% für Vermögen ab 1.Mio., etc. wären schon ein guter Anfang. Dazu noch gesetzliche Pflichtversicherungen für alle mit einkommensabhängigen Beiträgen.
    Ich hatte einmal ausgerechnet, daß bei einem Spitzensteuersatz von ca. 70% auf Einkommen Deutschland jährlich ca. 30 Milliarden Euro mehr an Steuereinnahmen hätten und die große Mehrzahl der Durchschnittsverdiener entlastet würden
    ( http://community.zeit.de/user/gquell/beitrag/2009/02/06/ein-neues-steuerrecht ).

    Griechenland ist in der Situation, daß es etwas tun muß. Und wenn der Volkszorn groß genug ist, kann es die zur Kasse bitten, die die eigentlichen Verursacher und Profiteure der Finanz- und Wirtschaftskrisen sind.

  3. Obwohl die öffentlich-rechtlichen Medien zusammen mit der Springer-Presse bei einer uninformierten und unreflektierten Hetze ganz vorne mit dabei sind. Überall verkünden sie, es gebe keine Alternativen gegen Sozialabbau, Lohnkürzungen, höhere Mehrwertssteuer usw. Griechenland soll in einer Schockstrategie zum neoliberalen Musterland in Europa gemacht werden.

  4. @ gerhardq:
    Sie müssten noch nicht einmal so weit gehen:
    Wenn der griechische Staat die Einkommenssteuer auf Eurozonen-Niveau anheben würde, könnte der Staat auf einem Schlag 21,5 Milliarden Euro mehr einnehmen – fast die Hälfte der eingeforderten Konsolidierungsmaßnahmen. Wenn es dem Staat gelingen sollte, die Hälfte der Schattenwirtschaft in den ordentlich versteuerten Sektor zurückzuführen, wären Steuermehreinnahmen in ähnlicher Höhe zu verzeichnen, womit Griechenland ohne Radikalkur bereits innerhalb der Maastricht-Kriterien angekommen wäre. (http://www.spiegelfechter.com/wordpress/2534/schock-strategie-fur-griechenland)

  5. Pingback: Eine individuelle politische Bestandaufnahme (X) « Der AmSeL-Gedanke Plus = Gemeinschaft

  6. http://www.youtube.com/watch?v=ddhm3qpe7sg

    Wichtige Rede Sahra Wagenknechts zu Griechenland und Bankenrettungen.

    Auch schön zu sehen, wieviel Applaus sie im Bundestag bekommt, wie Westerwelle erst gegen Ende von Wagenknechts Rede überhaupt seinen Platz einnimmt und wie von der Leyen die ganze Zeit mit ihrem (leider nicht zu erkennenden) Nebenmann tuschelt.

    War ja nie ein Fan von Schäuble — aber der Mann hörte der Wagenknecht zu!

  7. Was ist in diesem Artikel die genaue Bedeutung von »Einheitsmedien«? Sind das alle Medien, die unter den Begriff »Einheitsmedien« gefasst werden, oder ist das eine spezielle Gruppe von Medien, die sich zusammengetan haben?

  8. @Jan-Martin

    Als »Einheitsmedien« bezeichne ich alle bürgerlichen Medien, die inhaltlich gleichgeschaltet sind, also das Gleiche schreiben. Beispiele dafür kannst Du hier, hier und hier sehen.

  9. Falls es noch interessant ist: bei dieser Demonstration damals am 5.Mai (es muß die größte seit Dezember 2008 gewesen sein), waren die Menschen so entschlossen und vereint, sie hätten denke ich das Regierungsgebäude gestürmt. Da mußte etwas geschehen, der Marsch Richtung Syntagma Platz mußte unterbrochen werden. Dann brach das Feuer aus, wir sahen die verzweifelten Menschen auf dem Balkon, einer sprang auf das niedrige Dach des Nachbargebäudes. Wir waren alle zu tiefst erschrocken. Die Demonstration war gebrochen. Mehr möchte ich hierzu nicht sagen. Grüße von Brigitte, seit über 30 Jahren in Griechenland lebend und wie Ihr sicher schon gemerkt habt, am 5. Mai bei der Demonstration dabei gewesen.

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