Neulich bei der GEW...

Mir ist aufgefallen, dass die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin einen großen Schwerpunkt auf Diversität- und Gender-Themen legt. Natürlich darf auch der Kampf »gegen räääächts« nicht fehlen. Auch in ihren Berliner Büro- und Seminarräumen hängen viele Plakate hierzu. Dagegen wäre erst einmal nichts einzuwenden. Es gibt viele Lohnarbeiter, die in ihrem Arbeitsleben diese Bereiche beackern müssen. Beispielsweise Lehrer beim Kultur-Clash in sog. »Willkommensklassen«.

Allerdings bewirkt der übermäßige Schwerpunkt auf Klimagerechtigkeit, Feminismus, Diversität und Gender, dass für die eigentlichen Kernthemen einer Gewerkschaft, kaum noch Raum und Zeit zur Verfügung stehen: Arbeitsbedingungen. Vergütung. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Tarifflucht. Alters- und Kinderarmut. Aber vor allem die Entwicklung und Stärkung eines proletarischen Klassenbewusstseins.

Der Blick sowie der Fokus auf ökonomische Ungleichheiten und strukturelle Ungerechtigkeiten wird immer weiter, zugunsten einer sich stets um sich selbst kreisenden sexuellen Identitätspolitik, verdrängt. Methoden und Prinzipien von Macht und Machtausübung, Soziale Gerechtigkeit, Ausbeutung, Kampf gegen (Neo-)Kolonialismus und Neoliberalismus, mehr Transparenz und weniger Korruption — das alles findet bei der GEW immer weniger statt. Ein Blick in ihre Vorträge und Seminare genügt.

Die »Selbstgerechten« denken aber weiterhin, sie seien »links« und würden für »die gute Sache« eintreten, merken aber nicht, dass sie damit vor allem den »Arbeitgebern« einen großen Gefallen tun. Denn wenn sich jeder nur noch um die eigene sexuelle Identität kümmert und sorgt, dann kann es kein solidarisches Klassenbewusstsein unter Lohnarbeitern mehr geben.


Neulich...
GEW und Corona

3 Gedanken zu “Neulich bei der GEW...

  1. @Volker Birk

    Sie bewirkt auf jeden Fall Spaltung bis in die kleinste gesellschaftliche Zelle hinein. Und »Teile und Herrsche« ist ja nun beiliebe kein neues Herrschaftskonzept.

    Das Motiv durch »woke« die Gesellschaft zu »verschwulen«, wie es rechte Denker oft betonen, halte ich dagegen für eine wenig stichhaltige These. Ganz im Gegenteil sollen wir doch alle »kriegstüchtig« gemacht werden.

    Traurig ist eben nur, dass große Teile der »Linken« auf die Identitätspolitik hereinfallen und den Kampf gegen das Kapital aufgegeben haben. Ist wohl auch bequemer, nur noch um sich selbst zu kreisen, anstatt gegen Goliath zu kämpfen.

  2. Wird lustig werden, wie jetzt alle Großkonzerne schon ihre Diversitätsgrundsätze aufgeben. Da werden auch ausgehöhlte Gewerkschaften mitziehen müssen, damit sie noch am Futtertrog mitfressen dürfen.

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