Was passiert wenn eines der ärmsten Länder der Welt von einem der stärksten Beben der jüngeren Geschichte heimgesucht wird?
todesglupsch sagt:
Aus der Sicht von uns Einwohnern entwickelterer Staaten erst einmal ein rund ein- bis zweiwöchiger Medienrummel der dann schnell abebbt.
Für den Durchschnitts-Haitaner? Die hautnahe Erfahrung der Regression von einem unterentwickelten Land in die Steinzeit? Vermutlich ist das eine Erfahrung die man sich in unseren Gefilden nicht vorstellen kann und auch recht schnell hinter sich lassen kann (wird?).
Was medial aber meist deutlich zu kurz kommt sind wie so oft die geopolitisch sozialen Strukturen, die die Folgen solcher Naturkatastrophen epischen Ausmaßes noch verstärken. Wäre eine entwickelteres Land von einer solchen Katastrophe betroffen, vermute ich das die Infrastruktur möglicherweise widerstandfähiger gewesen wäre und damit die Katastrophe nicht ganz soviele Opfer fordern würde und das Land außerdem selber schnell und effektiv reagieren könnte und vor allem international ein größeres Interesse bestehen würde das Land wieder infrastrukturell zu stabilisieren. Ich bin nicht überzeugt, dass über den Minimalkonsens der humanitären Verpflichtung hinaus ein echtes Bedürfnis (ich befürchte das ist gleichzusetzen mit wirtschaftlichem Interesse) besteht dem Land zu helfen.
Diese Dinge werden sich wohl erst in Jahren zeigen, aber ich denke die Informationen über diese langfristige Entwicklung wird weniger ausführlich in unseren Massenmedien stattfinden.
epikur sagt:
Bis vor der Katastrophe habe ich mich mit Haiti ehrlich gesagt, kaum bis gar nicht beschäftigt. Aber nun sind wir natürlich auf einmal alle Haitianer. Zumindest solange, bis der Medienrummel abflaut und sich das eigene Gewissen beruhigt schlafen legen kann, sofern man großzügig gespendet hat. Für mich hat das ganze Thema einen bitteren Beigeschmack, den ich aber schon an dieser Stelle dargelegt habe. Was die langjährigen Folgen angeht: erinnert sich noch jemand an die Tsunami-Katastrophe im Jahre 2004 in Südostasien? Der mediale Rummel war gigantisch, die Todeszahlen waren sehr hoch (über 200.000) und das Spendenaufkommen der Deutschen war extrem. Und haben wir darüber hinaus etwas erfahren bzw. welche Auswirkungen hatte der Vorfall auf uns? Mit den Toten und der Katastrophe wird Quote und Auflage gemacht und mit den Spenden kann sich der bequeme Deutsche ein reines Gewissen kaufen. Am nächsten Tag darf man dann wieder weltfremd, ignorant und egoistisch sein.
Vielleicht sollte mal daran erinnert werden, dass solche Katastrophen in den nächsten Jahren zunehmen werden. Der Klimawandel steht vor der Tür. Solange die Katastrophen aber »nur« woanders stattfinden, müssen wir — außer spenden — ja nicht handeln, oder?
Im übrigen weist die Informationsstelle Militarisierung e.V. darauf hin, dass die USA mehr wie Kolonialisten als wie Helfershelfer in Haiti gehandelt haben.
jtheripper sagt:
Ich ziehe an dieser Stelle mal den Internetjoker und bette mal den Haiti-Bilderpool von flickr ein. Da bekommt man einen ganz guten Eindruck.
ich geb noch 2 links dazu
jean ziegler zu haiti
http://www.workzeitung.ch/tiki-view_articles.php?topic=2
und hier noch john perkins
http://www.huffingtonpost.com/john-perkins/the-tremor-felt-round-the_b_431894.html