Die soziale Arbeit wird auch im Jahr 2019 weitestgehend in ökonomische Denkmuster gequetscht werden. Durch Sprache, gesetzliche Rahmenbedingungen, Sachzwänge und das neoliberale Narrativ in den Köpfen (Eigenverantwortung, Flexibilisierung, Liberalisierung etc.). Bildungspartner werden zu Kunden. Pädagogen zu Dienstleister. Hinzu kommen: Leistungsbewertung, Standardisierung, Wettbewerbs- und Konkurrenzdenken sowie damit automatisch verbunden: Ausgrenzung und Stigmatisierung. Betriebswirtschaftliches Verwertungsdenken sorgt indessen weiterhin dafür, dass die soziale Arbeit »wenig wert« ist. Sie generiert keine Güter und keinen Profit.
Die Interaktion zwischen Menschen werden betriebswirtschaftlich als Beziehung zwischen Mensch und Marke betrachtet, bei dem nicht nur verwertbare Zahlen generiert werden sollen, sondern bei dem auch angeblich jeder Akteur nur seinen egoistischen Vorteil und Eigennutz im Sinn habe. Wer dieses lebens- und menschenfeindliche Gesellschaftsmodell auf die soziale Arbeit übertragen will ‑bei der uneigennützige Empathie, Lebensfreude und Solidarität essentiell sind- gehört als Soziopath eingesperrt. Stattdessen werden sie in Talk-Shows und Expertenrunden eingeladen.
Die Destruktivität des Leistungsgedanken
Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn
Eigennützig Gemeinnützig
Eigentlich ist diese Denkweise pragmatisch (wie eine Bestandsaufnahme, ohne unmittelbare Schlüsse oder Folgen daraus) auf diesen Sektor anwendbar, man muss es nur richtig machen bzw. sein Schema richtig verstanden haben.
Pädagogen, Pfleger und Sozialarbeiter erwirtschaften schon einen »Wert« (auch im montären Sinne), der Wert ist nur nicht sofort greifbar, sondern erst nach längerer Zeit. In die »Produktion« muss man nur langfristig investieren anstatt kurzsichtig wie ein Schutzgelderpresser zu denken, der jede Woche/jeden Monat neues Geld von seinen »Klienten« sehen will.
Das produktproduzierende Gewerbe in diesem Wirtschaftssystem, so wie es jetzt ist, denkt wie ein Schutzgelderpresser. Es soll schnelles Geld und schnellen Profit geben. (Oder auch: Wie ein Junkie, der regelmäßig seine Dosis braucht.)
Arbeit mit und am Menschen wirft diesen »Profit« erst möglicherweise in ein paar Jahren ab. Wenn Menschen mit Abschluss die Schule verlassen, wenn sie nach ihrem Knastaufenthalt sauber bleiben und wieder fest in ein gesundes soziales Umfeld integriert sind, oder wenn alte Menschen, die nicht mehr allein wohnen oder sich selbst versorgen können, ihren Lebensabend gut in dieser Situation verbringen können und vielleicht noch ein paar Jahre länger leben als im äußersten Stress und unter unmenschlichen Bedingungen.
Das, was man auf der sozialen Ebene dort investiert, bekommt man erst später in praktisch sichtbaren Dingen wieder heraus. Ob durch »neue Arbeitskraft« oder wenigstens »Konsum« (weil jeder Mensch, der lebt, auch wenigstens was zu essen braucht).
Die große Wirtschaft will aber nicht so weit sehen, weil seine Besitzer und diejenigen, die ihnen das Geld zum Betrieb leihen, gern flüchtig leben und spästens alle 5 Jahre ein neues Objekt suchen, um Profit zu erwirtschaften.
Arbeit am Menschen funktioniert nicht so.
Außerdem ist diese keine sichere Einbahnstraße — Menschen sind immer noch Individuen und aus dem Investment in diese muss später nicht das vorher gewünschte Resultat herauskommen. Das ist nicht wie wenn man Metall entsprechend bearbeitet und wenn man jedes Mal das Gleiche tut, kommt auch das Gleiche heraus.
Die große Wirtschaft will das aber gerne, weil sie ziemlich faul dabei ist, ihr Konzept zu ändern oder wenigstens »unvorhergesehene Zwischenfälle« mit einzuplanen. Jede Einheit lebt darin am liebsten wie als wenn alles genau so wie jetzt auch die nächsten 100 Jahre noch funktioniert. Als wenn »Zeit, die vergeht« nur eine wechselnde Zahl im Kalender ist.
Diese Methodik ist ziemlich unvereinbar, wenn man mit lebenden Objekten arbeitet (bitte kein TM draus machen), ob Tier, ob Mensch oder Pflanze. Jeder altert und von nichts kommt nichts.
Es ist nicht wie wenn man sich in ein gemachtes Nest setzt und dann genau wie der Schutzgelderpresser nur noch das Geld regelmäßig abgreift.
Zuerst kommt das Investment und dann irgendwann einmal nach längerer Zeit kommt eventuell etwas davon zurück in die eigene Tasche.
Sowas ist natürlich in den Augen eines bloßen Schutzgelderpressers völlig nutzlos, denn der denkt nur vom einen bis zum nächsten Zahltag seiner »Klienten«.
Für den soll am besten alles wie sein gewohntes Business-Modell funktionieren.
Diese Tätigkeiten tragen nichts zum Exportüberschuss bei.
»Wer Schweine erzieht, ist ein produktives, wer Menschen erzieht, ein unproduktives Mitglied der Gesellschaft!«
Friedrich List
Ich halte ökonomischen Werttheorien für ein geistiges Übel der Menschheit.