»Politisch mag das Scheitern der Jamaika-Verhandlungen aufwühlend sein. Der deutschen Wirtschaft dürfte es aber kaum schaden. Denn die fährt schon eine Weile ganz gut ohne Politik. [...] Vieles spricht dafür, dass ein paar weitere Monate politischer Stillstand der Wirtschaft zumindest kurzfristig sogar ganz gut tun. [...] Und egal ob es nun auf eine Große Koalition, eine Minderheitsregierung oder Neuwahlen hinausläuft — keines der möglichen Szenarien würde die grundsätzliche Stabilität Deutschlands infrage stellen.«
spiegel.de vom 20. November 2017
Anmerkung: Ergo, es ist völlig egal, ob und welche Regierung wir in Deutschland haben, solange sie nur im Sinne von Banken, Konzernen, der Finanzindustrie, Wirtschaftskanzleien und Millionären Politik macht oder zumindest keine Politik gegen sie macht. Auch ist die »grundsätzliche Stabilität Deutschlands« gleichzusetzen mit der Profit- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Ob die Menschen, also die Bevölkerung glücklich und zufrieden sind (Haha!), interessiert absolut gar Niemanden. Mit solchen Sätzen offenbaren Journalisten sehr deutlich und direkt, dass sie zum Sprachrohr des Establishments mutiert sind und den Anschluss an die »normale Bevölkerung« längst verloren haben. Die Selbstbeweihräucherung als »Vierte Gewalt« kann hier nur noch als schlechte Satire durchgehen.
Was mir heute an dem Text nicht gefällt, ist der reine Meinungscharakter. Dabei gibt es doch zahlreiche Beispiele, mit denen er begründet werden kann:
1. Die RWE-Aktie steigt nach Abbruch der Sondierungsverhandlungen. VW-Aktie legt um 4 % zu.
https://tinyurl.com/y7vt7fc2
2. Am Montag , 13.11.2017, unterzeichneten die Außen- und Verteidigungsminister der EU ein Dokument, in dem sie sich zu einer Zusammenarbeit in Sicherheits- und Verteidigungsfragen verpflichten. Permanent Structured Cooperation heißt das Papier, Permanente Strukturierte Zusammenarbeit. Pesco eben.
3. Bundestag beschloss gestern die Verlängerung deutscher Beteiligung an den Fluchtursachen mit Stimmen der Oppositionspartei SPD. Sieben Auslandseinsätz der BW bis Ende März 2018 verlängert.
(Siehe JW.)
4. Erbetteltes Kleingeld wird auf Harzt‑4 angerechnet.
https://tinyurl.com/ybqkbg3g
Wer auf Geld von Fremden (Banken/Investoren) angewiesen ist, ist von deren Bewertung abhängig. Das gilt auch für Parlamente und Regierungen, die sich einer solchen Regel unterwerfen. Egal wer, wie oft, ob oder wie viele in diesen Parlamenten und Regierungen ihre Zeit totschlagen, die »Geldversorger« bestimmen die Spielregeln.
Es ist schon ein wenig paradox. In alten Zeiten hatten die politisch Herrschenden (Könige, Kaiser, Fürsten, Bischöfe ... und nicht nur im römischen Recht) ein Geldregal (da es nur Münzen gab — Münzregal) als Hoheitsrecht. So entstanden Währungen. In einer »Demokratie«, in der eigentlich das »Volk« herrschen soll — wenigstens laut Wikipedia — hat der Herrscher dieses Recht angeblich nicht, obwohl er sogar (im Gegensatz zu früheren Herrschern) Erzeuger aller Waren und Dienstleistungen und gleichzeitig deren Konsument ist.
»Demokratie« ist schon eine merkwürdige Sache.
@altautonomer
Danke für Deine Ergänzungen!