Afrika

Quelle: pixabay.com

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Wenn man von Afrika spricht, so tauchen in aller Regel folgende Assoziationen auf: Flüchtlinge, Krieg, Hunger, Armut, Korruption und Aids. Vielleicht noch die große Hitze und die exotischen, wilden Tiere (Safari-Urlaub!). Die vielfältige kulturelle Vielfalt, aber auch die große herzliche Mentalität und Lebensfreude der Afrikaner werden eher selten thematisiert. Im öffentlichen, aber auch im privaten Diskurs wird zudem über Neokolonialismus kaum gesprochen. Es sei ja schon wieder so eine Schulddebatte. Das passt vielen nicht in das selbstverliebte Narrativ des »Wir sind die Guten«. Außerdem möchte man doch sowieso endlich einen Schlußstrich ziehen. Und am besten für gar nichts mehr Verantwortung übernehmen.

»Laut Schätzungen wurden 11 bis 15 Millionen Afrikaner von Europäern in die Sklaverei verschleppt.«

Le Monde Diplomatique. Sonderausgabe »Afrika: Stolz und Vorurteil.« Edition Nr. 5. 2009. S. 42

Seit ich in meiner mündlichen Diplom-Prüfung über den Völkermord in Ruanda referiert und zahlreiche Kurse zum afrikanischen Kontinent belegt hatte, interessiert mich der Kontinent im weitesten Sinne. In den bürgerlichen Massenmedien wird ‑wenn überhaupt- über Afrika eigentlich fast nur negativ berichtet. Überall gebe es Probleme, Konflikte, Hunger, Gewalt, Terrorismus, Katastrophen und Korruption, so der gängige Tenor. Immer schwingt der moralische Zeigefinger mit: »Ihr da unten müsst endlich unsere westlichen Werte verinnerlichen!«, dann werde auch alles besser. Überheblich, abschätzig und zynisch ist diese Haltung vor allem auch deshalb, weil einerseits in den USA und Europa die Demokratien immer weiter ausgehöhlt und abgebaut werden (Einschränkung der Bürgerrechte, Überwachung, Zensur, Polizeigewalt, Anti-Terror-Gesetze, neofeudale Strukturen etc.) und andererseits wird der afrikanische Kontinent seit Jahrzehnten von westlichen Regierungen und Konzernen ausgeplündert sowie primär für eigene Interessen ausgebeutet:

Und dennoch wird regelmäßig behauptet, dass Afrika’s Probleme vor allem »hausgemacht« seien. Die Korruption sei fast überall das Hauptproblem, wird immer wieder ‑nicht nur in konservativen und neoliberalen Beiträgen- behauptet. Auch dieses Argument ist heuchlerisch. Denn die gibt es in Europa und den USA ganz genauso. Sie wird nur anders bezeichnet oder besser getarnt. Außerdem: wer besticht und bezahlt denn eigentlich die entsprechenden afrikanischen Regierungen, damit sie im Interesse westlicher Konzerne agieren? Wie Neokolonialismus heute in Afrika (euphemistisch: Public Private Partnership) beispielsweise funktioniert, zeigt diese Dokumentation:

Im Zuge der »Flüchtlingsproblematik« offenbart sich, dass es bei sehr vielen Menschen überhaupt kein Interesse an anderen Ländern und Kulturen gibt. Man bewertet und beurteilt ganze Bevölkerungsgruppen lieber nach rein ökonomischen Kriterien. Ganz so, wie es neoliberale und neokoloniale Konzerne, Banken und Regierungen seit Jahrzehnten machen.

Nachrichtenportale zu Afrika:
» africa-live.de
» africanews.com
» euronews.com

8 Gedanken zu “Afrika

  1. Die gruselige Liste ist leider noch nicht lang genug:
    Der Export von Hühnerabfällen vernichtet die afrikanischen Bauern.
    Das Leerfischen der Meere und der Anbau von Blumen für den Export vermehrt direkt den Hunger.

  2. Beim Lesen dieses Textes mußte ich zwangslufig an des Duell der Kanzlerkandidaten denken.

    Bei allen sechs Beteiligten an diesem Scheinduell war es Konsens, dass die Fluchtursachen bekämpft werden müssen. Nun endlich dachte ich, jetzt kommt mal etwas Selbstkritik der beiden Kadidaten: Bronzemedaille im Waffenhandel für Deutschland dank SPD Gabriel, Zerstörung der afrikanischen Binnenmärkte durch Flutung mit europäisch subventionierten Gütern (Tomaten, Hühnerbeine, Altkleider), Plünderung des afrikanischen Kontinents (Coltan und andere seltene Erden), Vernichtung der Existenz afrikanischer Fischer durch die riesigen EU-Fangflotten, Saatgutmonopole usw. usw. Leider lag ich voll daneben, denn als einzige FluchtURSACHE wurden einvernehmlich die „kriminellen Schlepperbanden“ genannt.

  3. Leider lag ich voll daneben, denn als einzige FluchtURSACHE wurden einvernehmlich die „kriminellen Schlepperbanden“ genannt.

    Es geht wohl eher darum, ANKOMMENS-Ursachen zu bekämpfen. :bulle:

  4. Beim transatlantischen Sklavenhandel im 17. und 18. Jahrhundert wird meist nur die Zahl der Deportierten, bis zu 15 Millionen, in Betracht gezogen. Nicht betrachtet wird, dass als Folge der Sklavenjagden die sozialen Strukturen der damals recht hoch entwickelten Gemeinwesen in West und Zentralafrika zerstört wurden. Ferner kommen auf jeden »erfolgreich«, also lebend, deportierten Menschen geschätzte 10–15 Getötete, in den durch Sklavenjagden zerstörten Siedlungen Zurückgelassene, auf den Märschen an die Küste Umgekommene, Opfer von Seuchen in den Sklavenhäfen und schliesslich der mörderischen Transporte über den Atlantik. Wir reden also von insgesamt bis zu 220 Millionen Todesopfern, zu einer Zeit, als in Europa 70–90 Millionen und weltweit 400–500 Millionen Menschen lebten.

  5. Was ist die Lösung? Verfechter der Leitkultur der Verschwendung auf der nördlichen Halbkugel meinen, man könne den unterentwickelten Ländern nicht den Lebensstandard verwehren, den man selber pflegt.

    Dieses Argument ist ideologisch, weil es davon absieht, wie riesengroß die Unterschiede in den Lebenslagen und natürlich im Ressourcenverbrauch weltweit sind, und weil die immer wiederholte Behauptung, alle wollten so sein wie wir, nichts anderes ist als eine psychologisch leicht durchschaubare Legitimation unseres idiotischen Lebensstils: Wenn alle das nachmachen, muss es richtig sein, auch wenn die Zukunft dabei draufgeht.

    Falls alle Chinesen irgendwann ihren Wunsch nach einem eigenen Auto realisieren, können sie vielleicht einmal im Kreisverkehrs fahren, dann ist der Sprit weltweit am Ende. (V. Pispers)

  6. Vorhin bei burks gefunden: Fluchtursachen bekämpfen ist auch keine Lösung. Man sollte sich lieber an die Migration gewöhnen bzw. auf große Migrationsbewegungen vorbereiten und versuchen, diese zu nutzen.

    Wie er ebenfalls anführt:

    Was man nicht verhindern kann, kann man auch gleich begrüßen.

  7. @altautonomer

    »Was ist die Lösung?«

    Der deutsche Schrebergarten-Spießbürger-Weltverleugner-Hauptsache-mir-gehts-gut-Michel will und wollte noch nie eine Lösung für Hungersnöte, Kriege und Elend, die ihn selbst nicht betreffen. Was er aber immer ‑und eben auch heute- unbedingt will, ist einen Sündenbock und Schuldigen.

  8. Eine Lösung kann aber nur mit den »besorgten Micheln« erreicht werden. Es gibt bereits zu viele besorgte Bürger. Holt man sie nicht mit ins Boot, hat man mit jedem Einwanderer gleich drei neue Besorgte.

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