Like oder Nicht-Like. Daumen rauf. Daumen runter. Schwarz oder weiß. Gut oder böse. NATO oder Putin. Hype oder Shitstorm. Fleischfresser oder Veganer. Es gibt zwar US-Serien, die differenzierte Darstellungen von Themen und Charakteren zeigen, aber im politischen und sozialen Diskurs herrscht in aller Regel die eindimensionale Polarisierung vor. Es werden simplifizierende Weltbilder und vorurteilsbehaftete Erklärungsmuster geliefert. Narrative, die moralisch-emotionale Deutungskriterien bedienen, sachliche Argumente verabscheuen und tiefergehende Analysen ablehnen. Wissenschaftliche und akademische Herangehensweisen erzeugen im Aufmerksamkeitswettbewerb zu wenig Klicks, Reichweite und Quote. Die binären Erklärungsmuster entspringen einem absurden ökonomischen Zahlenfetischismus, der alles und jeden messen, zählen und statistisch verarbeiten will.
Gute Wahl; »binäre Erklärungsmuster«. Kann man sogar noch ausweiten, — auf Populismus und Überdifferenzierung. Ockhams Rasiermesser, mit doppelseitiger Klinge ohne Reflexion dessen, der es führt.
@epikur @eb
Zustimmung. Ein Hauch von Weimar weht durchs Land, nicht zufällig steuert das beschriebene Verhalten auf eine kriegsnahe Krise zu. Vielleicht ist das sogar der Zweck der Übung, die Vorbereitung auf den nächsten Krieg, der ja schließlich nicht einfach vom Himmel fällt, schließlich müssen zuerst Fronten und Feindbilder aufgebaut werden.
Der Krieg sucht sich seinen Grund, nicht der Grund seinen Krieg.
Ja, in der Tat. Ein Elend...! Und das geht bis runter, in die unbedeutendsten Niederungen...
Ich hab z. B. grade mal wieder in einem regionalen Bahn- und ÖPNV-Forum diese Erfahrung gemacht. Ich hab — nachdem ich mehr als 2 Jahre lang dort in vielen Beiträgen eigentlich ausreichend unter Beweis gestellt haben müsste, dass ich die Bahn für ein sinnvolles Verkehrsmittel erachte — den Frevel begangen, den Massenindividualverkehr grade unter den gegebenen (neoliberalen, Wirtschafts- und Finanzpolitischen, aber eben auch räumlichen / infrastrukturellen Gesichtspunkten) Umständen nicht in Bausch und Bogen zu verdammen und auch die Schwachstellen des Systems Bahn oder auch die Widersprüche der Fans zu kritisieren. Und schwupps — sprang der Schalter um — und ich war in den Augen der Bahn-»Ultras« plötzlich ein böser »MIV-Fan«, der »Schauprozesse« veranstaltet, um die Leute »am Nasenring durch die Manege zu ziehen«...! Sowas ist dann eine »sachliche« Entgegnung auf einen aufgezeigten Widerspruch — versteht sich. ;)
Ich liebe den Individualverkehr, es sind nur zuviele andere Verkehrsteilnehmer unterwegs... ;-)
Ich seh das als Radfahrer mit dem Individualverkehr ja eben auch nicht grundsätzlich anders; deshalb ist da halt nix mit binärer Einstellung auch in Verkehrsfragen. ;)
Nicht nur unterwegs...! Der stehende motorisierte Verkehr ist leider halt auch eine Gefahr; gestern riss so ein Experte genau in dem Moment die Autotür auf, in welchem ich da vorbeikam... Hatte viel Glück im Unglück (nachgebende Cabriotür und MTB-Federgabel) und nur nen leichten Schaden am Rad, dazu Schulterprellung und Quetschung an der Hand...
Moin,
die Gegenposition:
Wenn man etwas nicht einfach erklären kann, hat man es nicht verstanden.
Meine Vermutung geht dahin, das viele Menschen aus Gründen des Nichtwissens, Faulheit, vermeintlichem Zeitmangel usw. usw. nach einfachen Lösungen/ Antworten suchen und von verschiedenen Gruppierungen, aus den unterschiedlichsten Gründen, geboten bekommen.
@Fluchtwagenfahrer: Ich hab da oft den gegenteiligen Eindruck; je »einfacher« / grundsätzlicher du etwas erklären willst — umso heftiger die »Gegenwehr«. Wie du ja auch schreibst — wirklich am Einfachsten ist es, etwas aus Faulheit nicht wissen zu wollen. Die meisten suchen ja nicht mal mehr nach Antworten; sie stellen sich selbst ja nicht mal mehr die grundsätzlichsten Fragen. Aus dieser dünnen Faktenlage kann dann ja auch »bestenfalls« nur eine binäre Wahrnehmung resultieren. Es ist ja inzwischen die Regel, dass die Antwort auf die meisten halbwegs bedeutsamen Fragen lautet: »mir egal!«... Aber da ja trotzdem immer Jeder zu Allem trotzdem mitreden will, wird es letztlich auch so zu diesen klassischen Schwarz-Weiß-Haltungen. Man kucke sich da z. B. nur die »Kommentare« der Otto-Normal-Bürger bei youtube oder online-magazinen an... Dabei: »Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten!« ;)