Mach was Dir gefällt! Das, worauf Du Lust hast, was Dir Spaß, Erfüllung und Freude bringt! Denke nicht daran, ob es nützlich ist, Dir etwas bringt oder Du einen Vorteil davon hast. Ob man das Wissen oder Können irgendwie monetär verwerten kann. Wer gerne und viel schreibt, sollte nicht immer gleich ein Buch schreiben sollen müssen. Wer gerne eine bestimmte Sportart betreibt, sollte nicht immer gleich Profisportler werden wollen. Wer gerne künstlerisch tätig ist, sollte dies primär aus Freude an der Sache machen und nicht, um damit Geld, Anerkennung, Aufmerksamkeit und/oder Ruhm verdienen zu wollen. Denn immer wenn der Zwang zur Verwertung die Ideen und Gedanken sowie das Wissen und Können infiziert, ist es meist vorbei mit der Freiheit, authentisch und selbstbestimmt leben zu können.
Sei nutzlos!
Es sollte Dir auch gleichgültig sein, was andere über Dich denken. Wie sie Dich bewerten oder beurteilen. Mach Dich frei von den Meinungen anderer, jedoch ohne dabei überheblich oder arrogant zu werden. Wer von Facebook-Profilbild-Likes sein Selbstbewusstsein abhängig macht, ist unfrei. Versuche nicht krampfhaft Anerkennung und Komplimente von Deinem Umfeld, Deinem Chef und/oder Deinen Freunden zu erheischen. Lerne, Dich selbst zu mögen! Und mit Deinem vorauseilenden Lohnarbeits-Kadaver-Gehorsam unterwirfst Du Dich dem menschenverachtenden Profit-System, dass Dich irgendwann wieder ausspuckt und Dich leer und ausgebrannt kalt am Boden liegen lässt. Insofern: mache Deine Lohnarbeit nach Dienst-Vorschrift, begrenze die Überstunden, lass Dir nichts gefallen (streike, konsultiere den Betriebsrat, wenn vorhanden, ziehe vors Arbeitsgericht, mach krank, wenn nötig!), und vor allem: mach die Lohnknechtschaft nicht zu Deinem primären Daseinszweck. Verwechsle Selbstverwirklichung nicht mit Selbstentfremdung.
Schaffe Dir geistig-mentale Freiräume! Rückzugsorte, die es Dir ermöglichen, tiefe Freude statt oberflächliche Vergnügungen zu erleben. Geh tanzen, singe, lache, male, bastle, musiziere, lese, mach Sport, spiele mit Kindern! Sei empathisch! Helfe Deinen Mitmenschen! Nicht aus Eigennutz, Karma-Denken oder um Anerkennung zu erhalten, sondern aus Mitmenschlichkeit. Weil es Erfüllung bringt! Versumpfe Dein Leben nicht in den bürgerlichen Heilsversprechen: Auto, Haus, Garten, Karriere. Pflege ein leidenschaftliches Hobby, und sei es noch so nerdig-nutzlos! Umgib Dich mit Kindern, aber definiere Dich nicht durch oder über sie. Viele haben noch das, was man Authentizität nennt. Erwachsene sprechen zwar oft davon, es ist in aller Regel aber nur die soziale Maske, um die eigene Selbstentfremdung zu unterdrücken und zu verdrängen.
»Es ist doch nicht des Habens wegen, dass man lebt, sondern des Wünschens, des Wagens, des Spielens wegen, dass man lebt.«
- B. Traven, Das Totenschiff, Rowohlt Verlag, Hamburg 1954. S. 73
Lebe ungesund!
Sei stets aufgeschlossen, interessiert und neugierig. An anderen Menschen, Kulturen, Traditionen, Ländern oder an Themen, mit denen Du sonst nie in Kontakt kommst. Gib Dich der kreativen Lust hin, aber nicht dem grenzenlosen Hedonismus oder dem geldgeilen Konsum. Der bitterernste Selbstoptimierungs-Fetisch gepaart mit soziopathischem Karriere-Ehrgeiz, machen Dich langfristig zu einem frustrierten und verbitterten Snob. Sie lassen Dich nur immer wieder an Dir zweifeln. Dich mangelhaft erscheinen. Halte Dir Freunde, die Dich Deiner selbst wegen mögen und nicht, weil Du für sie in irgendeiner Form nützlich bist. Ja, Geld ist wichtig, aber den ganzen Tag nur an dessen Vermehrung, an Kosten, Lohnarbeit und Rechnungen zu denken, macht müde, krank und traurig.
Nicht zu vergessen: engagiere Dich in einer sozialen, ökologischen und/oder politischen Bewegung! Nicht, um Deinen Lebenslauf zu verschönern oder um Netzwerke aufzubauen, wie es Jobcoacher und Ich-Optimierer ständig predigen (also aus egoistischem Eigennutz), sondern, um mit der Welt in Kontakt zu treten. Um sich mit den wirklichen sozialen und gesellschaftlichen Problemen ‑jenseits von Boulevard-Mist, Trash-TV oder hochgezüchteten Medien-Säuen, die ständig durch das Dorf getrieben werden- zu beschäftigen. Um Dich für die Lebensbedingungen der Menschen zu sensibilisieren. Denn nur in der Solidarität mit unseren Mitmenschen liegt der wahre Frieden. Letztendlich wollen wir alle nur respektiert und geliebt werden.
Moin Epikur
Dreiviertel OT.
Das ist ja alles sehr schön was Du zum Thema Lebensgestaltung formulierst und ich würde das auch gern unterschreiben.
Allerdings ist mir etwas unwohl wenn ich lese:
»Nicht zu vergessen: engagiere Dich in einer sozialen, ökologischen und/oder politischen Bewegung! […] Um sich mit den wirklichen sozialen und gesellschaftlichen Problemen — jenseits von Boulevard-Mist, Trash-TV oder hochgezüchteten Medien-Säuen, die ständig durch das Dorf getrieben werden- zu beschäftigen. Um Dich für die Lebensbedingungen der Menschen zu sensibilisieren.«
Und an andere Stelle von Dir (zum Thema D. Trump):
»Was wir ‑mal wieder- daraus lernen ist, dass scheinbar jeder sich die Deutungshoheiten und Themen der bürgerlichen Systempresse vorgeben lässt. Auch vermeintlich linke Blogger sollten bei manchen Themen — gerade wenn sie omnipräsent sind — schweigen und lieber eigene Themen/Schwerpunkte bringen.«
Ganz abgesehen davon, daß es irgendwo im CyberCyber eine Zertifizierungsstelle für tatsächlich linke Blogger geben muß, scheinen Blogs in Deiner Vorstellung von »verschwende Dein Leben« eine Sonderrolle zu spielen.
O.k.: Folgt man Deinen Hinweisen, hilft der Satz »Es sollte Dir auch gleichgültig sein, was andere über Dich denken.« Das sollte eigentlich jeder Blogger in der Titelzeile stehen haben. Aber »Auch [?] Blogger sollten bei manchen Themen — gerade wenn sie omnipräsent sind — schweigen und lieber eigene Themen/Schwerpunkte bringen.« widerspricht allem, was in Deinem Text steht.
Ich finde es mindestens gewöhnungsbedürftig, wenn ex cathedra die Wahl der Themen vorgegeben wird. »Wer gerne und viel schreibt, sollte nicht immer gleich ein Buch schreiben sollen müssen.« Yep, er kann auch ein Blog führen! Aber nur über Themen, die einer Zertifizierungsstelle in den Kram passen. Da wird dann – um erst gar keine Diskussion aufkommen zu lassen – die Keule Systempresse geschwungen anstatt vielleicht einmal zu fragen »warum schreibst Du eigentlich darüber?«
»Schaffe Dir geistig-mentale Freiräume!« Man möchte hinzufügen: »Und erbaue sie wie eine Festung, wenn sie in der Öffentlichkeit stattfinden und nicht als stilles Kämmerlein!«
@Pantoufle
Ich sehe da beim besten Willen keinen Widerspruch (mein Kommentar beim Narrenschiff und hier). Ich habe doch lediglich ausgesagt, dass man sich eben nicht immer die Themen von der Systempresse vorgeben lassen sollte. Deshalb wird es beispielsweise von mir gerade jetzt keinen Trump-Artikel geben. Dennoch werde ich natürlich trotzdem auch mal meinen Senf zum aktuellen Geschehen abgeben (und habe ich in der Vergangenheit auch schon gemacht). Nur eben nicht immer und sofort. Mehr habe ich da nicht gesagt. Und ganz sicher auch nicht Dich persönlich gemeint ;)
Davon abgesehen, laut WordPress-Backend, sind seit September 2008 mittlerweile mehr als 1.600 Artikel hier veröffentlicht worden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du da etliche Artikel finden wirst, in denen ich mich widersprochen habe ;) Das liegt womöglich auch daran, dass meine Meinungen, Einstellungen und Ansichten nicht für immer und ewig in Stein gemeißelt und unverrückbar sind. Bei manchen Themen natürlich schon (beispielsweise Todesstrafe), bei anderen bin ich mir bis heute nicht sicher wie und wo ich mich da positionieren sollte (beispielsweise Abtreibung bei Behinderung). Von daher: nichts für ungut, Kollege!
@Epikur
Es gibt einen Satz den ich sehr schätze: »Was schert mich mein Geschwätz von gestern!« Alles andere wäre die Feststellung der eigenen Lernunfähigkeit.
Ich gestehe, daß ich mich über den Kommentar ein wenig aufgeregt habe. Wir stimmen auf jeden Fall darin überein, daß man nicht jedes Thema atemlos analysieren muß, während noch die Rauchschwaden den Blick vernebeln. Ob ich als Begründung nun »Deutungshoheiten und Themen der bürgerlichen Systempresse« als Begründung benutzt hätte, ist eine andere Sache.
Für mich stellt sich vielmehr die Frage an das eigene Selbstverständnis. Blogs sind eben keine Presse oder das Heute-Journal. Sie können im Idealfall so agieren, müssen es aber nicht.
Gestern während einer durchbastelten Nacht, lief auf Monitor 2 alles mögliche über den Vietnamkrieg, Indochina – Dokumentationen eben, die Youtube in recht unterschiedlicher Qualität bereitstellt.
Nach 2,3 Stunden legt man dann doch den Lötkolben beiseite und schaut genauer hin. Es war eine interessante Zeit, 1967,68,69. Studenten demonstrieren weltweit, Luther King erschossen, Malcolm X. Im Auditorium Maximum der TU Berlin findet der Internationale Vietnam-Kongress statt. 1969 schmeißt Lyndon B. Johnson das Handtuch, der Vietnamkrieg dauert immer noch an. Nixon kommt. Wie (nicht nur) die Studenten wohl die Wahl des neuen US-Präsidenten aufgenommen haben? Nicht analysiert, nicht in einen geschichtlichen Kontext gestellt – nur das Gefühl damals.
Ist der Unterschied von damals zu heute wirklich so groß? Kriege im nahen Osten statt Vietnam, Spaltung der Gesellschaften, West gegen Ost, gestern Altnazis – heute ihre Kinder. Die Art des Lärms hat sich verändert. Trump statt Nixon?
Wie gesagt: Das Gefühl, eine Wahrnehmung! Nicht Analyse; schon gar nicht Deutungshoheit. Also im Grunde das genaue Gegenteil dessen, was die Medien für sich in Anspruch nehmen. Diese Wahrnehmung kann man auf einem Blog schreiben und gelegentlich halte ich es auch für sinnvoll/lustvoll. Sei nutzlos. Einen meiner liebsten Beiträge zum Thema Trump hatte ich bei mir verlinkt; Trump aus der Küchenperspektive. Dort steckt meiner Einschätzung nach mehr wirkliches Leben dahinter als in einer Woche Tagesschau und Spiegel-Online. Keine Analyse.
…
Nö, nö – alles gut, Epikur. Deswegen gibt es ja Kommentarspalten.
YOLO, Alder
Wenn du da noch n bißchen Fleisch zwischen die Zeilen packst kannste es als Lebensrattgeber im Eigenverlag für 4,95 rausgeben. Es soll tatsächlich Leute geben die solche Banalitäten nicht kennen.
(hehe, es zu Wiederholen ist aber auch kein Fehler. Wissen geht auch mal verloren)
Leidenschaftliches Plädoyer. Erfrischend.
Schließ ich mich Art Vanderley an.
Die Belehrungen hochheiliger Korrekturen können wir da ruhig draußen lassen, denn als Lebensberatung, geht das allemal sinnvoller durch, als das zeitgemäße systemische Nützlichkeits- und Potenzialgeschwätz.
Vergiss die News! Konzentriere Dich auf Themen, die Dich wirklich interessieren. Und im Netz brauchst Du dafür keine Timeline, sie verwirrt nur Dein Denken und verschwendet Deine Zeit.
Übe Dich darin, Dein Umfeld auf neue Art und Weise wahrzunehmen. Gehe ohne Smartphone aus dem Haus oder lasse es ausgeschaltet, wenn Du über die Straße gehst, in einem Café sitzt oder den Zug nimmst. Nutze solche Geräte nur, wenn Du Sie wirklich brauchst; es sind nur Werkzeuge.
Traue Dich, nichts zu tun.
@dlog
Schöne Ergänzung! Danke.
zu spät zu spät, solche gut gemeinten ratschläge lassen sich für die schinderseelen nicht mehr umsetzen, den das gehirneigene belohnungssystem kann man nach einer gewissen zeit der selbstausbeutung nicht mehr so einfach umpolen, da waren die neoliberalen schergen — bertelsman und co — in kita/schule usw. schneller: die haben das nichtstun, kurzerhand als behandlungswürdige selbstsabotage deklariert und mit gesamtgesellschaftlicher verachtung geächtet
Sehr schön beschrieben! Nicht ganz so ausführlich, eher in Stichpunkten hatte ich mich auch mal daran versucht ...
Vom Systemsklaven zum Konsumsklaven und zurück / perpetuum mobile perversus
https://aufgewachter.wordpress.com/2012/09/30/vom-systemsklaven-bis-zum-konsumsklaven-und-zuruck-perpetuum-mobile-perversus/
zum Link vom Aufgewachter
diese hasspredigt ist berechtigt, da die neuropsychologen festgestellt haben: dass das gehirneigene belohnungssystem, wenn es einmal falsch programmiert wurde — zum beispiel: negative belohnung bei selbstausbeutungsaktivitäten — diese programmierung nicht mehr geändert werden kann, d.h. der betroffene wird sich immer wieder unbewusst in situationen manövrieren, die seinen körper/seele schaden
@cource: das,was diese Neuropsychologen da festgestellt haben,ist für mich totaler Schwachsinn.
Unser Gehirn ist nicht stärker als das Bewusstsein!Mag sein,dass Programmierungen hartnäckig sind und dass sie vielleicht auch nicht unbedingt wieder aufgehoben werden können,aber man hat immer eine Wahl und kann sich immer dazu entscheiden,nicht darauf zu hören!
Schade,dass diese Neuropsychologen,von denen Du redest und auch Du scheinbar noch nie mitbekommen haben,wie stark das Bewusstsein ist bzw dass es überhaupt existiert.
liebe verena, da kannst du dich glücklich schätzen, dass du immer in der lage bist aus fehlern zu lernen, aber stell dir mal vor es gibt tatsächlich menschen, die können sich noch so sehr anstrengen einen fehler nicht noch mal zu begehnen und landen aber bei der nächsten gelegenheit wieder in dieselbe situation und das beste beispiel sind die schinderseelen/overachiever, die müssen jeden tag bis an ihre leistungsgrenze gelangen sonst fühlen sie sich nicht wohl, die brauchen den schmerz –körperlichen oder seelischen –erst dann schüttet ihr gehirneigenes belohnungssystem die glückshormone aus
Wenn es um Programmierungen im Gehirn geht: Die einfachste, mit Abstand aber auch heftigste Form, die man davon finden kann, ist, wenn Menschen ein Trauma erlitten haben. Wer genug darüber als hirnorganischen Vorgang weiß, und wie schwer es für die Leute in der Praxis ist, darüber hinweg zu kommen ( = aus dem Fahrwasser der Verhaltensweise während dieses Traumas herauszukommen), der hat auch eine ungefähre Ahnung davon, wie hartnäckig sich soetwas hält. Freier Wille? Erzähle das jemandem, der nicht in einer für sich als lebensbedrohlich empfundenen Situation gewesen ist.
Genauso auch bei Leuten, deren Nervenzellen im Gehirn schneller verwittern oder verkleben als bei anderen aus Krankheitsgründen.
Freier Wille? Was nützt freier Wille, wenn dein Gehirn nicht mehr in der Lage ist, deinen Schließmuskel zu kontrollieren, weil die Zellen, die diese Funktion einmal gelernt haben, verklebt, vernarbt und mit anderen Sachen »verstopft« sind von den Verbindungen bis in die Zellen selbst.
Man kann für einen solchen Prozess Abbiegungen schaffen — dass andere Zellen die Aufgabe lernen, die beschädigten nicht mehr können -, am besten funktioniert diese dauerhafte Umleitung aber nur, wenn man möglichst noch sehr jung und die Zellen am empfindlichsten sind, neue Verbindungen einzugehen. Mit anderen Worten: Du kannst es bei einem 35-Jährigen probieren, es wird aber schlechter funktionieren als wenn du einen 2‑Jährigen hast, bei dem du dasselbe tust. Gezielte Umprogrammierung, so lang man nicht an die Zellen direkt herankommt und sie programmieren kann wie eine Maschine, würde sonst länger dauern als der betreffende Mensch noch leben würde. Weil Nervenzellen, je höher das Alter des Körpers ist, so träge sind.
wow, @aufgewachter; da hätte ich doch mal ne frage: ist dein blog eigentlich als satire angelegt? denn bezüglich der unfassbaren ahnungslosigkeit und massiven falschbehauptungen zum anthropogenen klimawandel drängt sich mir dieser verdacht doch auf (von den fake-moon-landing-beiträgen dort ganz zu schweigen).
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