Der Markt ist unser Gott, den wir alle anbeten müssen. Seine Tempel und Kirchen sind Banken und Einkaufszentren. Seine Hohepriester sind Manager, Ökonomen, Unternehmensberater und Aktionäre. Seine Machtsymbole und Insignien sind Anzug plus Krawatte, Geldscheine, Autos und Immobilien. Seine heiligen Schriften sind in der Werbung, in den Massenmedien sowie in Kauf– und Arbeitsverträgen zu finden. Seine Gebote sind Gewinnstreben, Konsumpflicht und Lohnarbeitszwang. Seine Normen und Werte sind Konkurrenz, Wettbewerb, Profit und Eigennutz. Seine Gesetze sind das Wettbewerbs‑, das Eigentums– und das Vertragsrecht. Seine Ketzer sind Konsumverweigerer, Sozialisten, Anti-Materialisten und Gesellschaftskritiker. Zugleich ist der Markt ein Tarnbegriff, um die Profitinteressen des räuberischen Geldadels, hinter einer abstrakten Vokabel zu verstecken.
Marktwirtschaft: Ein ökonomisches Modell und System, bei dem die Vermögenden reicher werden, indem sie die Armen ausbeuten, für sich arbeiten lassen und sie langfristig enteignen.
Marktteilnehmer: Jeder. Alle müssen und sollen Produkte, Dienstleistungen, Ideen und Menschen kaufen, verkaufen und wegwerfen.
Marktkonforme Demokratie: Neofeudales, politisches System das ganz auf die Bedürfnisse von Konzernen, Banken und Bonzen ausgerichtet ist, und Politik gegen die eigene Bevölkerung macht.
Marktstrukturen: Alternativlose, gottgegebene und naturwüchsige Rahmenbedingungen, die primär dafür da sind, Gewinne zu erwirtschaften.
Die Märkte sind beunruhigt/verunsichert: Reiche, Milliardäre und Vermögende fürchten um ihre Gewinne.
Marktwert: Die Bedeutung, welche Produkte, Dienstleistungen, Ideen und Menschen im Sinne der Profitmaximierung besitzen. So ist der Marktwert von Bankern, Finanzspekulanten und Unternehmensberatern um ein vielfaches höher als beispielsweise von Erziehern, Feuerwehrleuten oder Krankenschwestern.
Marktgerechtigkeit: Eine eigennützige Form von Fairness, die Unternehmer, Manager und Bankster festlegen und an die sich alle Nicht-Vermögenden halten sollen.
Vermarktung: Eine Methode alle Dinge, Ideen und alles Lebendige in eine monetäre und quantifizierbare Form zu bringen. Dabei wird und darf kein Lebensbereich verschont werden. Alles, was nicht zur Ware gemacht und somit verkauft werden kann, ist wert- und bedeutungslos.
Marktverdichtung: Das Prinzip des Haifischbeckens, bei dem die Großen nach und nach alle Kleinen zerfleddern und auffressen dürfen. Bis am Ende nur noch: »to big to fail« (Systemrelevanz) übrig bleibt.
Marktmechanismus: Euphemismus für Ausbeutung, Bestechung, Massenerwerbslosigkeit, Korruption, Trickserei, Klüngel, Rücksichtslosigkeit, Lohndumping, Selbstentfremdung, Eigennutz, Steuerhinterziehung und Betrug.
Arbeitsmarkt: Menschen werden zu Waren gemacht und gehandelt, gekauft, verkauft, entsorgt oder weggeworfen.
Nennt es einfach »Kapitalismus«. Das ganze Wörterbuch ist daraus ableitbar. Und es sind Maßnahmen für »Dagegen« und »Stattdessen« daraus ableitbar. Aber so genau will das wohl keiner wissen — sprechen wir lieber von etwas anderem!
Sehr gute und treffende Analyse.Wer es begriffen und sich verinnerlicht hat,diese kranke Scheisse durchschaut hat,kann auch besser damit umgehen.Es bringt nichts,sich darüber noch aufzuregen.Man kann es eh nicht ändern.
Lieber Herrgott,oder wer auch immer,gib mir die Gelassenheit die Dinge zu akzeptieren,die ich eh nicht ändern kann. ;)
@ zuviel?nachdenker
passend zu deinem kommentar ;) :
http://www.zeitgeistlos.de/zgblog/2015/fatalismus-und-faschismus/#comments