»Die Profitgeier hocken in allen Unternehmen, in Banken, Industrieclubs und im Bundestag. Sie machen aus menschlicher Kraft, Kaufkraft. Aus Bewusstsein, Markenbewusstsein. Aus menschlicher Schwäche schlagen sie Kapital. Aus dem Geltunsgtrieb machen sie Geltungssucht. Aus der Lust am Leben machen sie die Lust am kaufen. Die Liebe verkaufen sie als Intimspray. Die Solidarität wird zu Neid und Missgunst. Aus menschlicher Wärme zeugen sie eisige Kälte. Aus dem Menschen kondensieren sie eine Büchse voller Komplexe. Aus der Arbeitskraft machen sie eine Ware«.
- Die sozialkritische Musikband Floh de Cologne in ihrem Lied Profitgeier von 1971
Sehr gutes Zitat!!!
Ach ja, die Band mochte ich sehr. Was würden die heute sagen angesichts dessen, daß es 1971 wahrscheinlich nicht mal zu 20% so übel war wie jetzt...
Ein Interview mit denen zur aktuellen Weltwirtschaftskrise und der herrschenden Politik in Deutschland, wäre sicherlich ein Schmankerl :)
das stueck auf youtube
waer mal interessant, was diese jungs aus dem insm-neusprech machen wuerden.
»Aus der Arbeitskraft machen sie eine Ware«
Und wenn es fuer die Ware Arbeitskraft keine Verwendung mehr gibt: abwracken.
@roger
Erschreckender Artikel auf den Du verlinkt hast. Vor allem deshalb auch, weil die Autorin sprachlich so tut, als sei die Wirtschaftskrise dafür verantwortlich und nicht die mangelnde Umverteilungspolitik. Aber das werden wir jetzt leider ständig erleben: die Wirtschaftskrise als Generalargument.
Wow, alles schon mal dagewesen. Siehe auch as-sinistram, der Kaestner zitiert. Vielleicht sollten wir unsere alten Schmoeker wieder hervorkramen. Ich fange da mal mit Tucholsky an:
Die Loesung
Wenn was nicht klappt, wenn was nicht klappt,
dann wird vor allem mal nicht berappt.
Wir setzen frisch und munter
die Loehne, die Loehne herunter -
immer runter!
Wir haben bis ueber die Ohren
bei unsern Geschaeften verloren...
Unser Geld ist in allen Welten:
Kapital und Zinsen und Zubehoer.
So lassen wir denn unser grosses Malheur
nur einen, nur einen entgelten:
Den, der sich nicht mehr wehren kann,
Den Angestellten, den Arbeitsmann;
den Hund, den Moskau verhetzte,
dem nehmen wir nun das Letzte.
Arbeiterblut muss man keltern.
Wir sparen an den Gehaeltern -
immer runter!
Unsre Inserate sind nur noch ein Hohn.
Was braucht denn auch die deutsche Nation
sich Hemden und Stiefel zu kaufen?
Soll sie doch barfuss laufen!
Wir haben im Schaedel nur ein Wort:
Export! Export!
Was braucht ihr eignen Hausstand?
Unsre Kunden wohnen im Ausland!
Fuer euch gibts keine Waren.
Für euch heissts: sparen! sparen!
Nicht wahr, ein richtiger Kapitalist
hat verdient, als es gut gegangen ist.
Er hat einen guten Magen,
Wir mussten das Risiko tragen...
Wir geben das Risiko traurig und schlapp
inzwischen in der Garderobe ab.
Was macht man mit Arbeitermassen?
Entlassen! Entlassen! Entlassen!
Wir haben die Loesung gefunden:
Krieg den eignen Kunden!
Dieweil der deutsche Kapitalist
Gemuet hat und Exportkaufmann ist.
Wussten Sie das nicht schon frueher -?
Gott segne die Wirtschaftsverfuehrer!
Kurt Tucholsky. Gesammelte Werke 9 — 1931. Rowohlt Taschenbuch GmbH. Reinbeck bei Hamburg. 1993. S. 269. (Zur Sicherheit: Diesmal ein echter Tucholsky)