»Je mehr du besitzt, desto mehr kannst Du kriegen!“
- Arundhati Roy, »Kapitalismus: eine Gespenstergeschichte«, Blätter, Ausgabe Juli 2012, S. 35
Gehen Sie noch heute los und kaufen Sie! Gönnen Sie sich etwas tolles, etwas einmaliges, etwas besonderes! Sollten Sie sich unwohl fühlen oder eine innere Leere verspüren, dann zögern Sie nicht lange und greifen Sie zu! Heben Sie einen ordentlichen Batzen Geld von Ihrem Konto ab und fahren Sie sofort in das nächste Geschäft. Erfüllen Sie sich einen Herzenswunsch, werden Sie noch heute glücklich und kaufen Sie!
Mich verwirren weniger die Menschen die in die Konsumtempel pilgern und einkaufen, als die Menschen die dorthin pilgern und es nicht tun. Schmachtend schreiten sie durch die Einkaufspassagen, probieren Dinge aus und kaufen nichts. Da fahr ich lieber eine Runde Rad und lass es mir gutgehen.
Ich muß mir dringen eine neue Jeans kaufen, und hab keinen Bock.
Ich kann nicht verstehen wie man gerne einkaufen kann.
@Konstantin
Du bist, was Du (an)hast. Kaufen und Konsumieren ist etwas elementar menschliches. Schon die Neandertaler...So steht es bald in den Geschichtsbüchern.
»So steht es bald in den Geschichtsbüchern.«
Ich habe regelmäßig Diskussionen über Eigentum. Wie der Kosnum wird auch Eigentum als etwas natürliches Verklärt. Denn wenn es schon immer so war und es etwas natürliches ist, dann braucht man es nicht hinterfragen und kann es auch nicht ändern.
Es gibt sogar ein konsumistisches Manifest: Der Konsumismus ist das Immunsystem der Weltgesellschaft gegen den Virus der fanatischen Religionen. Die Apologie dieses Lebensstils, bis hinein in die Sphäre der Liebe, muß nicht die Augen verschließen vor den Folgelasten der Modernisierung, den Ausschlußmechanismen unserer westlichen Rationalität und den Schicksalen der Globalisierungsopfer. Auch die immanenten Schwächen des konsumistischen Lebensstils, der vom pursuit of happiness nur den »happiness of pursuit« übrig läßt, liegen seit langem offen zutage. Heute wäre es aber an der Zeit, die Stärke in diesen Schwächen zu erkennen. Der Konsumismus verspricht weder das Ziel noch das Ende der Geschichte, sondern nur das immer wieder Neue. Und wo anders wäre, nachdem die Moderne den Himmel ausgeräumt hat, die Wendung von der Transzendenz zur Introszendenz möglich: die Eroberung der »diesseitigen Tiefe«?
Hier die Verlinkung eines Beitrages der als Auslöser die Eröffnung eines Konsumpalastes hatte in dem ich mich hineinstahl:
http://aufzeichnungen-eines-gutmenschen.blogspot.de/2012/10/shoppen-war-gestern.html
ACHTET MAL AUF DAS FOTO!
Gruß, Duderich
@ chriwi
»Schmachtend schreiten sie durch die Einkaufspassagen, probieren Dinge aus und kaufen nichts.«
Es gibt sogar Leute , die am (nicht verkaufsoffenen ) Sonntag in die Innenstädte gehen und »bummeln«.
Wenn die Geschäfte zu sind ist doch nix dagegen einzuwenden ;) Es gibt ja Leute, die sich auch einfach an der Architektur Ihrer Innenstadt erfreuen. Mich persönlich zieht es da eher in die Natur.
@Duderich
Wer jetzt noch daran zweifelt, dass Konsum glücklich mache, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Zwischenmenschliche Beziehungen, Leidenschaften, spontanes So-Sein, schöpferische Energien, Empathie und Liebe — damit lässt sich in der Regel eher weniger Geld verdienen. Es lohnt nicht! Frönt dem Konsum und sorgt für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Wir sind Verbraucher — das ist unsere Funktion. Erfüllt sie mit Stolz! ;)
love is all you need.
Auf dem Markt sieht man, was man alles nicht braucht. Diese kynische Äußerung kommt heute vermutlich an ihre Belastungsgrenzen, aber immerhin wird sie auf dem letzten Drittel eines Weges der Lösung irgendwann einmal auftauchen müssen. Ansonsten ist man nochnicht weit gekommen.