Vor einigen Tagen zog der Radsport-Profi Lance Armstrong seine Anhörung bei der US-Anti-Doping-Agentur zurück. Laut sueddeutsche.de droht dem US-Amerikaner nun eine lebenslange Sperre sowie eine Aberkennung seiner sieben Tour-de-France-Titel. Doping ist bei der Tour-de-France, bei den olympischen Spielen sowie bei vielen anderen Leistungssportlern ein immer wiederkehrendes Thema.
Widerspricht es dem Wettbewerbsgedanken, wenn man sich mit leistungssteigernden Mitteln einen Vorteil verschafft? Ist es nicht bigott, wenn die Arbeitsdroge Kaffee sowie Alkohol und Zigaretten erlaubt sind, Doping jedoch nicht? Sollte es gar legalisiert werden?
todesglupsch
Dem sportlichen Wettbewerb wird in besonderem Maße eine ethische Integrität zugesprochen, bzw. abverlangt. Das lässt die Frage zu, ob soziales Verhalten, bzw. das Achten von Regeln, außerhalb des Sports weniger vorausgesetzt wird. Diese Frage verdient, aber einen eigenen Rahmen. So oder So, wird vom Sportler per se eine besondere moralische Qualität verlangt. Sie sind aber nicht per se die besseren Menschen. Das Übervorteilen der eigenen Mitmenschen ist ein gängiges Verhaltensmuster bei einer durchaus relevanten (hoffentlich) Minderheit. Die Anreize im Profisport sich einen unlauteren Vorteil zu verschaffen, sind mindestens genauso gegeben wie in anderen Bereichen menschlicher Interaktion, vermutlich sogar in besonderem Maße. Anerkennung ist in fast jeder Sportart als Motivation vorhanden, in den meisten auch nicht unerhebliche Mengen Geld. Das Phänomen ist von daher erst einmal einfach als gegeben anzusehen.
Wie geht man nun damit um. Der eine Schritt sind sicherlich Kontrollen. Man kann aber niemals jeden Verstoß gegen Regularien durch Kontrollen feststellen. Und wer glaubt das die Bedrohung durch Kontrollen, denjenigen der nicht aus ethischen Überlegungen darauf verzächte, dazu brächte auf Doping zu verzichten, der solle mal überlegen, wieviele Verbrechen die mit dem Tod bestraft werden können, in den USA begangen werden, obwohl eben die Todesstrafe droht.
Ein weiterer Ansatz ist die Art und Weise wie man Leistungen beurteilt und honoriert. So wird besondere Fairness meist in der Berichterstattung lobigend erwähnt. Medaillen und Sponsoren wird es dafür aber in der Regel nicht geben. Die Folge ist letztendlich das Fairness für den Erfolg, in der Form wie er in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, wenn, dann eher hinderlich als hilfreich ist.
Für mich als Zuschauer stellt sich nach dieser Logik auch eine einfache Frage: Wenn ich davon ausgehe, das eine gewisse Menge Menschen, einen gegebenen Sport, der öffentlich genug wahrgenommen wird, dass er Anerkennung und Geld einbringen kann, betreibt, ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass darunter mindestens ein bis zwei sind, die das Talent, die Disziplin, Skrupellosigkeit und die Intelligenz (und ggf. gleichzeitig Dummheit ihrem Körper das anzutun) mitbringen um die Weltspitze zu erobern, nicht recht hoch? Wenn es die gibt, wie hoch ist dann die Chance für denjenigen der ohne unlauteren Vorteil arbeitet, mit diesen zu konkurrieren?
Man bedenke auch, das man vermutlich selbst, wenn man wie Armstrong Jahre nach der eigentlichen Karriere verurteilt wird, zwar seinen Ruhm einbüßen mag, aber rein finanziell vermutlich trotzdem deutlich besser dasteht, als wenn man doch die Müllmannkarriere eingeschlagen hätte.
Die Legalisierung von Doping würde die erwähnte besondere ethische Integrität, die dem Sport zugesprochen wird, stark beschädigen und ich denke davor haben alle die damit ihr Geld verdienen Angst, da vor allem die Frage ist, ob Sponsoren ihr Engangement drosseln würden. Letzendlich wäre es konsequent und weniger bigott und würde wenig am tatäschlichen, gegenwärtigen Zustand des Sports ändern. Er würde so technologisiert wahrgenommen wie er ist und man müsste sich mehr denn je fragen warum man eigentlich Leichtathletik schaut, wenn man doch auch Formel 1 sehen könnte.
epikur
Gedopt wurde und wird wohl immer bei bestimmten Leistungssportarten. Weltrekorde wollen gebrochen und Zuschauer sowie Sponsoren mit Höchstleistungen unterhalten werden. Wo es das Konkurrenz-Ideal gibt, dort wird es auch immer Neider und Schummler geben, also Menschen, die sich einen persönlichen Vorteil vor den Anderen verschaffen wollen — mit allen verfügbaren Mitteln und Substanzen. Das ist im Sport nicht anders wie im alltäglichen Geschäftsleben. Beides wird man kaum abschaffen können, so gern ich das auch befürworten würde. Sauberer Sport und fairer Wettbewerb sind konstruierte Oxymorone einer verlogenen Profittainmentgesellschaft.
jtheripper
tl;dr: Cheaten is doof. Ihr seid alle Cheater!
Sie haben Recht. (Hochleistungs)Sportler werden in der Gesellschaft (berechtigterweise!?) als Vorbilder anerkannt und wahrgenommen. Wie hieß die Ruderin noch, die aufgrund ihres Nazifreundes abreisen musste und einer Hetzkampagne ausgesetzt war/ist? Drygalla glaub ich.
Naja, ich bin mir nicht sicher, ob eine Legalisation von Dopingmitteln sinnvoll wäre, ich denke eher nicht. Fairer wäre das sicher nicht. Es soll ja auch Sportler geben, denen die eigene Körperkraft ausreicht. Leistungsdruck hin oder her. Der gehört eh abgeschafft, dieser blöde Arsch Herr Leistungsdruck. Haha Bundesliga und sauber in einem Zusammenhang, guter Witz :)
@todesglupsch
Das Übervorteilen der eigenen Mitmenschen ist ein gängiges Verhaltensmuster bei einer durchaus relevanten (hoffentlich) Minderheit.
Naja, — wendet man dies auf Begrifflichkeiten wie Profilierung und Wettbewerb allgemein an, dann weiß jeder gute Verkäufer, dass es zur besonderen Leistung gehört, die Übervorteilung profitmäßig ausloten zu können. Erzieht man natürlich alle zu Verkäufern, dann bekommt der Begriff; »Leistungswettkampf«, — eine ganz eigene Qualität. Muss ich das, für den; »Leistungsport«, — anders sehen? (Jedenfalls, — bezweifele ich ernsthaft, die Hoffnung auf eine Minderheit)
Wir bewundern die Tour de France-Fahrer, wenn sie den L’Alpe d’Huez mit einer Geschwindigkeit hochfahren, die ein normaler Radfahrer auf gerader Strecke fährt, wir bewundern Strongmen, wenn sie riesige Gewichte ziehen, heben oder drücken, etc..
Wir machen uns aber wenig Gedanken, wie diese extremen Leistungen erreicht werden. Dazu gehört Talent, erbarmungsloses Training, ausgewogene Ernährung, optimierte Ruhephasen, medizinische Betreuung — alles in allem ist Profitraining die Konzentration auf eine einzige Sache, dem Sport. Und wer das alles macht und nur Zweiter wird, für den zahlt sich das alles nicht aus. Wir erwarten Sieger, keine Zweit- oder Drittplazierten. Daher ist es nur verständlich, wenn ein Sportler den Weg abkürzen will und zu illegalen Mitteln greift. Gerade bei so einem unmenschlichen Wettkampf wie der Tour de France geht es in der Spitzengruppe ohne medizinische Hilfe überhaupt nicht mehr. Ein »sauberer« Sportler ist der Verlierer und damit abgeschnitten vom Geld.
Ich habe selbst Leistungssport betrieben, in meiner Jugend Schwimmen und im Alter Kraftdreikampf. Auf Grund meiner genetischen Verlanlagung brauchte ich beim Kraftdreikampf keine Dopingmittel. Ich kann, da ich Hypoglykämiker bin, extrem schnell Masse aufbauen, damals eben Muskelmasse (heute eher Fett :-( ).
Als ich meinen ersten größeren Wettkampf bestritt, wurde ich von meinem Vereinspräsidenten gefragt, was ich denn nehmen würde! Er konnte sich die Leistung ohne Drogen einfach nicht vorstellen. Er hatte aber auch keine Ahnung von meinem Training! Ich hatte damals mit Mentaltraining angefangen und dadurch meine Leistung um ca. 15% verbessern können. Seit dieser Zeit weiß ich, daß wir auch ohne Drogen nur einen Bruchteil unserer Leistungsfähigkeit ausnutzen und daß ein drogenfreier Athlet auch eine Chance gegen gedopte Athleten hat. Allerdings ist der Aufwand ohne Drogen riesig. Man muß jede Kleinigkeit beachten, Ernährung, Laktatwerte, Blutzucker, Belastungen, Entlastungen, Kleidung, ... . Mit Drogen ist es da einfacher, denn Trainings- und Ernährungsfehler können leichter kompensiert werden.
Aus meiner Sicht sollen die Profiathleten dopen so viel wie sie wollen. Ob ich es nun verbiete oder nicht, gewinnen tut der, der dopt und sich nicht erwischen läßt. Hier ist die Dichte in der Spitze so hoch, daß schon Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Und unfair den anderen gegenüber ist auch auch nicht, daß es alle tun — so sind die Bedingungen wieder gleich.