Etwas später als letztes Jahr geben wir uns wieder einen persönlichen Games-Rückblick. Schuld sind aber auch die schlechten Releasetermine. Wo in 2010 noch im Januar/Februar sich diverse Titel trafen, kamen im November 2011 innerhalb einer Woche drei Big-Budget-Titel heraus. So muss Darksouls noch eine Weile auf uns warten. Aber wir versprechen uns dem Spiel voll und ganz hinzugeben.
The Elder Scrolls V: Skyrim
jtheripper: Für viele ist Skyrim das Spiel des Jahres. Wenn man die lange Spielzeit betrachtet, die man aus Skyrim bekommen kann, dann auch für mich. Da es ja eh schon viel in den Medien ist, braucht man nicht mehr viel über das Spiel schreiben, aber mich hat es auf jeden Fall mehr in seinen Bann gezogen als Oblivion. Bethesda hat viel aus den Fehlern des Vorgängers gelernt. Natürlich ist Skyrim auch nicht ohne Fehler, aber in der Summe überwiegen einfach die positiven Erlebnisse.
Die eintönigen Dungeons aus Oblivion sind auch nicht mehr. Jede Höhle, jede Ruine unterschiedet sich im Aufbau und in den Details. Wenn man es mal genau betrachtet gibt es in Skyrim, ein Land was sehr nationalistisch sein will, recht viele Kulturen und dadurch architektonische Unterschiede.
Wenn man dann nach über 100 Spielstunden im Land der Nord rumgehüpft ist, kann einem auffallen, dass sich eigentlich nichts geändert hat. Obwohl man sich um die Drachenbedrohung gekümmert, sich für eine Seite im Bürgerkrieg entschieden hat, in diversen Fraktionen/Gilden der Anführer ist, so bleibt die Spielwelt weiter spielbar. Das ist auf der einen Seite ein großes Feature der Elder Scroll Teile, allerdings ist es immer wieder komisch, wenn man selbst entscheiden muss, dass man jetzt fertig ist. Für den nächsten oder übernächsten Teil wäre es eine schöne Sache, wenn sich das Land auch ein wenig verändern würde.
todesglupsch: Skyrim ist mein persönlicher Favorit des vergangenen Jahres, eines recht starken Jahres. Allerdings muss ich dazu sagen, dass sich diese Aussage auf meine persönliche Chronologie bezieht, denn ich kann mir durchaus vorstellen, dass diesen Titel womöglich Dark Souls errungen hätte, wenn ich es denn bereits gespielt hätte. Wenn aber zum Weihnachtsgeschäft, neben vielen weiteren Titeln, zwei Spiele das Licht der Welt erblicken, die beide eigentlich erfordern das restliche Leben für Wochen zu pausieren, dann kommt der »Arbeitsfluss« ein wenig ins Stocken.
Natürlich ist auch Skyrim nicht perfekt, aber es ist weitestgehend konkurrenzlos darin, ein unvergleichliches klassisches (SinglePlayer-)Rollenspielerlebnis zu schaffen. Skyrim erfindet somit das Genre nicht neu, aber bietet das mit größste und am besten ausgearbeitete Szenario, das man in einem Rollenspiel finden wird. Das Gefühl ein sehr klassisches Rollenspiel zu spielen wird durch die große Freiheit transportiert. Die Welt ist einfach ein riesigfer Spielplatz zum Erforschen und Ausprobieren, dabei wird dem Spieler weder in Ideologischer, moralischer Hinsicht, noch in der Entwicklung der Fähigkeiten der Weg vorgegeben. Das alles gilt letztendlich auch für den Elder Scrolls-Vorgänger Oblivion, aber es wurde das repetitive Gameplay zu guten Teilen vermieden. Am Ende bedeutet die Freiheit zwar auch, dass es letztendlich keine Rolle spielt, wie ihr Euch entscheidet, die Welt entwickelt sich nicht wirklich weiter, aber das wäre auch eine echte Revolution nicht nur des Genres. Hinzu kommt das die große Freiheit auch noch ein technisches Problem darstellt, dies führt zu einer unendlichen Menge an Bugs, darunter auch wirklich Relevante, von denen mir teilweise nicht klar ist wie man diese auf der PS3 oder XBOX ohne Konsolenzugriff ausbügelt.
Indiziertes Zombie-Spiel
jtheripper: Dieses indizierte Spiel würde in das Genre des Zombie-Survival-Shooter passen, wenn es denn ein Shooter wäre. Viele haben so etwas von dem Spiel von Techland erwartet und wurden deswegen enttäuscht. Wer aber mit seinem Coop-Buddy oder Team die Insel erkundet, wird eine Menge Spaß haben. Die Nahkampf-Implementierung hat mir eigentlich gefallen, auch wenn andere nicht damit glücklich waren. Die größte Schwäche des Spiels ist aber das Menü und Interface. Keine Ahnung wie man das so schlecht machen kann. Vielleicht einfach mal bei der Konkurrenz ab gucken hätte hier geholfen.
todesglupsch: Lineares questbasiertes Zombiebashing. Dank Coopmodus spielbar, auch mit vielen netten Ansätzen, wie ein Craftingsystem bei dem man mit Batterien, Tape und Kabeln elektrische Klingen basteln kann. Da kommt das Gefühl des Überlebenskampf gut rüber. Schlecht sind aber der »Plot« und vor allem die Protagonisten. Wirklich katastrophal ist die Steuerung. So ist ein schneller Waffenwechsel quasi unmöglich. Geworfene Waffen muss man manuell wieder aufheben, was sich dank fehlender Markierung teilweise recht schwer gestaltet. Wenn es schlecht läuft verliert man sie auch mal, was schon dumm ist, wenn das eigene Überleben zu großen Teilen von der Qualität der Waffen abhängt. Solch relativ einfach vermeidbare Designfehler können ziemlich frustrieren und somit bleibt das Potenzial dieses Spieles weitestgehend unangetastet. Wenn man aber mit Freunden spielen will, dann nimmt gegebenenfalls das Potential für das eigentliche Spielerlebnis.
Deus Ex – Human Revolution
jtheripper: Ich habe diesen dritten Teil der Deus Ex Reihe zwar durchgespielt, bin aber auf der ganzen Linie sehr enttäuscht von dem Spiel. Ich glaube, ich hatte zur der Zeit nur keine Alternativen. Es ist sehr schade, da das Setting eigentlich sehr interessant ist und viel Potential hat. Dies wurde aber nicht genutzt. Wirklich gut war das englische Voice-Acting, was viel zur Atmosphäre beigetragen hat. Der Rest des Spiels ist einfach nur Mittelmäßig. Es war schade, dass es dem Spiel egal war, ob man eine Mission lethal oder non-lethal bewältigt hatte. Es war schade, dass sich der bionisch gepimpte Held eher wie ein nasser Sack spielte. Es war schade, dass der letzte Level unverschämt langweilig war und es war schade, dass man das Spiel mit der Wahl von 4 Knöpfen beendet hat. Die dann folgenden Extros habe sich auch eigentlich nur marginal unterschieden.
todesglupsch: Deus Ex — Human Revolution ist ein solides »Choose your own Style«-Actionadventure. Dabei ist das Cyberpunkszenario gut ausgearbeitet und die Geschichte recht interressant. Das eigentliche Gameplay ist aber wie so häufig bei modernen Spielen von recht hoher Beliebigkeit gekennzeichnet. So kann man Sneaken, Hacken, Ballern und Schlösser knacken und dementsprechend den Charakter skillen, aber das macht deutlich weniger Spaß als, z.B. bei Skyrim, da die Missionsstruktur sehr viel linearer ist. Denn jede Mission muss natürlich sinnvoll lösbar sein weitestgehend unabhängig von der eigenen Skillung. Die recht ansprechende Geschichte um die mögliche Entmenschlichung durch die Kybernetik treibt das Spiel zwar gut voran und rettet das Spiel so zu großen Teilen vor den spielerischen Unzulänglichkeiten, aber das Ende enttäuscht dann doch, denn es ist typisch für moderne Titel, der Spieler wählt anhand einiger Buttons die Zukunft der Menschheit aus und alle vorangegangenen Entscheidungen werden zu weitestgehender Irrelevanz verdammt.
Dieses Spiel demonstriert gut das kreative Dilemma der Branche. Seit guten zehn Jahren ist die technische Entwicklung nur noch teilweise Motor der Branche. Seitdem können mit den gegebenen technischen Mitteln fast allen Geschichten erzählt werden. Die Möglichkeiten Geschichten zu erzählen sind, entsprechende wirtschaftliche Mittel vorausgesetzt, kaum eingeschränkter als bei groß budgetierten Filmen. Die Interaktiven Elemente haben sich aber nicht in vergelichbarem Maß entwickelt. So war der erste Teil von Deus Ex quasi eine Revolution, da er die neuen technischen Möglichkeiten nutzte um eine große Geschichte filmähnlich zu erzählen und dabei auch noch spielerisch neue Maßstäbe zu setzen. Der nun erschienene dritte Teil ist zwar ein gutes Spiel, aber zeigt, dass die Entwicklung seit dem ersten Teil, bis auf ein technisches Update, quasi nicht existent sind. Die spielerischen Elemente sind eher etwas schwächer geworden. Man könnte also sagen, als Film wäre Deus Ex 3 in gleichem Maße existenzberechtigt wie als Spiel.
Trine 2
todesglupsch: Trine, der erste Teil, war ein Überraschungserfolg. Der unabhängige Entwickler Frozenbyte hat gezeigt, wie man auch mit begrenzten wirtschaftlichen Mitteln, einen Platformer mit toller Physikengine und künstlerisch umwerfendem Design auf die Beine stellt. Das Leveldesign und der eigentliche Plot hätten noch etwas Arbeit gebrauchen können. Das Potenzial schien aber unbestreitbar. Entsprechend waren die Erwartungen an den zweiten Teil groß. Die Enttäuschung folgt in so einem Fall schnell mal auf dem Fuße. So auch hier. Trine 2 ist quasi nicht weiterentwickelt, speziell spielerisch, sondern eher ein wenig weniger anspruchsvoll was den Schwierigkeitsgrad betrifft und damit fehlt auch noch jedwede Herausforderung. Das Spiel ist weiterhin eines der (grafisch) Schönsten, aber spielerisch zieht Konkurrenz wie z.B. »Outland« locker an Trine 2 vorbei.
jtheripper: Ich kann nur wiederholen, dass auch ich sehr enttäuscht war. Eine weitere Schwäche des Spiels sind die neuen Boss-Fights. Ich frage mich, ob die vor dem Release getestet wurden. Sie sind dämlich, wiederholen sich, machen kein Spaß, sind nicht anspruchsvoll. Auch hier überzeugt »Outland« spielend (hihi).
Portal 2
jtheripper: Von dem Vorgänger hatte ich damals gar nicht viel mitbekommen, aber Portal 2 wurde dann ja entsprechend gehypet. Zu recht. Die Sprüche von GLaDOS und Wheatley sind quasi die Motivation in der Singleplayer-Campaign. Auch wenn in der Coop-Campaign eine eher zurückhaltende GLaDOS am Start ist, macht das Rätseln zu zweit dagegen fast mehr Spaß. Auch wenn Valve immer seltender Spiele herausbringt, so ist doch schön, dass sie dann von so hoher Qualität sind.
todesglupsch: Portal 2 ist quasi jedermanns alternativer Titelträger für das beste Spiel des Jahres. Das liegt daran das viele oft zuerst einen Titel der eher den persönlichen Preferenzen entspricht als Spiel des Jahres bezeichnen würden, aber meist noch irgendwelche Kritikpunkte haben. Portal 2 dagegen ist schwer zu kritisieren. Die Verbindung von intelligentem Querdenkerrätselspaß, wahlweise auch im Coop, mit einer unterhaltsamen Geschichte die atmosphärisch, dank perfektem Voiceacting (kann nur für die englische Version sprechen), kongenial präsentiert wird, macht Portal 2 zu einem unvergleichlich eleganten Titel.
Im Mai 2011 erschien auch der zweite Teil vom »Witcher«. Ein verschrobener Hauptprotagonist, eine dreckige Welt voller politischer Intrigen und keine schwarz-weiß-Malerei wie in Hollywood. Auch der Schwierigkeitsgrad war knackig, was ich gut fand, weil bei so manchen großen Titeln kann man ja fast schon einen Autopilot anstellen. Das polnische Studio CD-Projekt hatte da einen guten Titel abgeliefert, der mir sehr viel Spass gemacht hatte.
Portal 2 ist definitiv sehr innovativ. Vor allem: ein Spiel aus der Ego-Perspektive mit einer »Portal-Waffe«, nur man tötet niemanden. Nicht jedes Spiel aus der Ego-Perspektive ist sofort ein »Killerspiel«, liebe Presse.
Skyrim ist auch für mich das Spiel des Jahres 2011. Die Welt ist so athmosphärisch dicht, voller kleiner Details. Man merkt an jeder Ecke, dass das Game eine Herzensangelegenheit der Entwickler ist.
Ich kenn mich da jetzt nun wirklich überhaupt nicht mehr aus. (Die guten alten Lara Croft-Zeiten, — sind nun mal rum, und ich hab den Anschluss verpasst, — Geb ich ja gerne zu ;-) Deshalb möglich, dass ich mich gnadenlos blamiere. Also, verzeiht einem alten Hut. Aber ich hab da was, — mehr in Reality Umsetzung gefunden, — wo ich mich die ganze Zeit frage, woran mich die Eingangserklärung erinnert.
btw. mit dem Januar-Patch ist Skyrim inzwischen auch Bug-freier und somit noch spielbarer ;-) Auch die Mod-Community hat inzwischen gute Erweiterungen herausgebracht.
@eb :kicher:
@jtherippchen
Jajajajajajaj, — immer diese Moderne ;-)