Der Neoliberalismus spricht mit einer schrecklichen Einheitlichkeit aus all seinen Lebensäußerungen und Hinterlassenschaften [...]. Was irgendwie von der einen zugelassenen Form abwich, drang nicht an die Öffentlichkeit; Buch, Zeitung, Behördenschrift und Formulare — alles schwamm in derselben neoliberalen Soße [...]. Der Neoliberalismus glitt in Fleisch und Blut der Menge über durch Einzelworte, die Redewendungen, die Satzformen, die er ihr in millionenfachen Wiederholungen aufzwang und die mechanisch und unbewusst übernommen wurden.
Anmerkung: Die Zitate wurden aus Victor Klemperers Buch »LTI« (lingua tertii imperii — die Sprache des Dritten Reiches), Stuttgart 1975, Reclam Verlag, übernommen und die Begriffe Nationalsozialismus bzw. Drittes Reich mit Neoliberalismus ersetzt.
passt. stimmt. ich sollte endlich klemperer lesen.
Oh, Klaus, dann mach mal.
Es lohnt sich auf jeden Fall. Sowohl aus historischer Sicht als auch, um einfach mal »nur« die derzeitige Schablone darüber zu legen und beim aufmerksamen Lesen erschreckt festzustellen, wieviele Parallelen zu ziehen möglich sind.
Epikur, eine gute Idee, diese Ersetzung des Begriffes.
Das Buch landet gleich mal auf meiner Liste, zack!
Und was solche Vergleiche angeht, die sind absolut berechtigt und notwendig; da geht mir der Mainstream mit seinem Einmaligkeitsgequatsche ehrlich gesagt ziemlich auf die Hoden; wenn nämlich die Banken krachen und zwar richtig übel mit gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft und alles zum Stillstand kommt und die Leute, verblödet durch Jahre lange Ablenkung und Hetze im TV (Arbeitslose alle faul, Türken schlagen ihre Frau, Zigeuner klauen etc.) unter dem Deckmäntelchen Islamkritik sowie Fördern und Fordern, dann ja dann werden — LEIDER — wieder ähnliche Gruppierungen zulauf haben. Soweit ich weiß, war die NSDAP sehr beliebt bei Verlierern der Mittelschicht und das gros der PIler etwa dürften gefrustete Typen aus der sog. Mitte der Gesellschaft sein.
Dann brennen Moscheen.
Und hinterher war’s wieder keiner und wer hätte DAS gedacht, dass die große Kulturnation Deutschland so etwas
Geschichte wiederholt sich, man weiß nur nicht wo und wann.
P.S: Im deutschen Reich (vulgo Weimarer Republik) vor Hitler nannte man die Nazis Hakenkreuzler, würde vorschlagen die Islamkritiker, Sarrazyniker, Klartexter, Klimaleugner, Geländewagenprolls, Thaibumser und Preußraeliten ab sofort nur noch FREIHEITLER zu nennen.
Auch steckt diese Ideologie voller Widersprüche. Im dritten Reich passte kaum einer der Führungsspitze zum Ideal des Ariers. Heute passt kaum jemand in der Führungsspitze zum Ideal des hart und erfolgreich arbeitenden Menschen (eher durch Beziehungen und Korruption erfolgreich).
Auch haben beide Ideologien einen Kernirrsinn. So wollten die Nazis die deutsche Rasse (welche es nicht geben konnte, da es in Deutschland immer schon eine große Durchmischung gab.) Der Neoliberalismus verachtet den Staat, welcher seine Existenz streng genommen erst ermöglicht. Ohne Eigentum kein Neoliberalismus. Eigentum (gerade besonders ungleich verteiltes) kann nur durch eine zentrale Gewalt gerechtfertigt und verteidigt werden.
Damit diese Widersprüche die Ideologie nicht zerreißen braucht man Dogmen, Feindbilder und Propaganda. Der Vergleich passt also.