- Konflikte -
Die Moderation von Konflikten, Missverständnissen und Meinungsverschiedenheiten unter Kindern, gehört zur klassischen Kompetenz eines Pädagogen. Kinder sind, in aller Regel, hier sehr ähnlich wie 90 Prozent aller Erwachsenen: sie wollen den Erzieher und/oder den Lehrer, auf ihre Seite ziehen. Sie wollen, dass der Andere Ärger oder eine klare Ansage bekommt. Sie selbst sehen sich fast immer in der Opferrolle. »Schuld« ist immer der Andere.
Ein guter Pädagoge will aber gar nicht wissen, wer angefangen hat, zu provozieren, zu schlagen oder zu ärgern. Die »Schuldfrage« trägt eben nicht zur Deeskalation bei. Auch wenn das Hypermoralisten gerne vor sich her tragen. Eine einseitige, auf emotionaler Beweisführung aufgebaute Täter-Opfer-Markierung, hilft Niemanden weiter. Außer vielleicht den Massenmedien, die gezielt Feindbilder aufbauen und bedienen wollen. Jeder Konflikt hat eine Ursache, einen Hintergrund und einen Kontext. Jeder.
Pädagogen, Supervisoren und Streitschlichter wollen wissen, wie sich die Beteiligten fühlen und was jeder für sich und für den Anderen tun kann, damit sich so eine Situation nicht wiederholt. Damit sie lernen, mit ihrer Angst, ihrer Wut und ihren Enttäuschungen umzugehen. Damit sie lernen, eigene Trigger-Momente zu erkennen und zu überwinden.
Wer Konflikte unter Menschen ernsthaft und dauerhaft lösen will, kommt nicht umhin, Verständnis, Empathie, Kompromissfähigkeit, Toleranz, Konflikt- und Streitkultur sowie die Eigen- und Fremdwahrnehmung zu fördern und zu festigen. Manche nennen das die Fundamente und die Grundpfeiler unserer sozialen Ordnung. Andere schlicht »Lumpenpazifismus«.
Und was im und bei den Kleinen nicht klappt, kann auch im und bei den Großen nicht klappen. Auf ARTE läuft noch bis zum 13.3. der Film »Die Zwölf Geschworenen« (1957), eine Lehrstunde in Diskursfähigkeit, dessen Botschaft aber sicher auch nur bei denen ankommt, in denen sie angelegt ist.