Der pädagogische Happen (63)

Vater: (sitzt seit 15 Minuten im Foyer der Schule, wartet offensichtlich auf sein Kind und glotzt die ganze Zeit auf sein Smartphone. Um ihn herum herrscht reger Schulbetrieb.)

Pädagoge: »Würden Sie bitte Ihr Smartphone ausmachen? Auf dem gesamten Schulgelände existiert ein Smartphone-Verbot für Kinder, Eltern und Personal. Haben Sie die zahlreichen Hinweisschilder gesehen?«

Vater: »Ja, habe ich gesehen. Aber ich dachte, das gilt nur für die Kinder? Warum auch für Erwachsene?«

Pädagoge: »Weil wir eine Vorbild-Funktion einnehmen, die Kinder schon genug vor digitalen Bildschirmen sitzen und unsere Schule primär ein analoger Lern- und Bildungsort sein soll. Es wurde auch schon mehrfach durch verschiedene Kanäle (Elternabend, E‑Mail-Verteiler, Postmappe, Schulcloud etc.) kommuniziert. Würden Sie jetzt bitte Ihr Smartphone ausmachen und einstecken?«

Vater: »Habe ich nicht mitbekommen. Wer sind Sie überhaupt?«

Pädagoge: »Ich bin Pädagoge und arbeite hier.«

Vater: »Hmm. Na gut. Ich dachte schon, Sie wären ein anderer Vater. Ich bin gleich fertig, ok?«

Pädagoge: »Nein! Sie machen jetzt bitte sofort das Smartphone aus und stecken es ein! Ansonsten können wir auch direkt zum Schuldirektor gehen. Der sitzt hier zwei Türen weiter.«

Vater: »Boah, warum denn gleich so unfreundlich? Was sind Sie denn für Einer? Ich mach ja schon.« (verzieht das Gesicht, steckt das Smartphone ein und zieht von dannen.)


Kinder in Deutschland
Der pädagogische Happen

6 Gedanken zu “Der pädagogische Happen (63)

  1. .

    »Boah, warum denn gleich so unfreundlich?«

    Jahaha, das kenne ich. Erst komplett auf Widerstand gehen, und dann denen, die einen höflich und mehrfach auf den Fehler aufmerksam gemacht haben, anpissen. Ist heutzutage, leider, komplett normal.
    Das Arschloch ist immer der, der auf sinnvolle Regeln aufmerksam macht bzw. Konsequenz einfordert. Und das zieht sich von ganz unten bis weit nach oben und wieder zurück. Und es ist mir ehrlich gesagt wurscht, ob hier die Politik auf die Gesellschaft abgefärbt hat oder andersherum: Regeln gelten heutzutage, wenn überhaupt, immer nur für die anderen. Dann kann man sie auch gleich sein lassen.

  2. Fällt das schon unter seelische Misshandlung?

    Man sieht kaum noch jemanden ohne dieses Ding in der Hand irgendwo herumsitzen und warten. Als wäre es die Hölle, sich mit dem befassen zu müssen was im eigenen Kopf vor sich geht, wenn man nicht abgelenkt wird.

    Hoffentlich zeigt der Vater nicht den Pädagogen an.

  3. @Tiffany

    Wobei ich kein Freund von übertriebenem Regel-Fetisch bin. Erst Recht nicht, wenn die Regeln selbst mehr als fraglich sind. Aber mit der egoistisch-narzisstischen Scheiß-Egal-Einstellung, kommen wir zivilisatorisch und gesellschaftlich nirgendwo hin.

    @Holger

    Der Vater kann froh sein, wenn er nicht wegen mehrfacher Verletzung der Schulregeln sowie respektlosem Verhalten gegenüber dem Schulpersonal, nicht eine Woche Hausverbot erhält. Ja, das Schulpersonal ist heutzutage Karl-Arsch für alles, aber es ist ja nicht so, dass wir keine Handhabe hätten. ;-)

  4. Die passende Antwort auf den letzten Satz des Vaters wäre gewesen:
    »Warum gleich so unfreundlich? Weil Sie nicht gleich einsichtig sind!«
    Ja, mir fällt sowas auch immer erst hinterher ein. Aber da das wohl öfter vorkommt, kann man sich ein paar passende Retourkutschen zurecht legen.

  5. @orinoco

    Ich war froh, dass er endlich dass dummphone weggepackt hat. Außerdem habe ich andere (und wichtigere) Dinge auf Lohnarbeit zu tun, als sinnlos mit uneinsichtigen und respektlosen Eltern zu diskutieren. Hätte ich das geantwortet, was Du geschrieben hast, hätte er auch wieder geantwortet. Dafür ist mir die Zeit echt zu schade.

  6. @epikur
    Ich finde es ist ein harter Vorwurf grundlos unfreundlich zu sein und eine bodenlose Frechheit noch dazu. Ich würde das (nach Möglichkeit) nicht auf mit sitzen lassen. Und dumm kommen darf mir keiner. Und nach meiner Erfahrung kommt nach einer schlagfertigen Antwort von solchen dimwits nichts mehr. Muss aber natürlich jeder selbst wissen was er tut.

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