Neulich gab es auf meiner Lohnarbeit ein hitziges Gespräch im Pausenraum mit einem Kollegen. Es ging um die AfD und um »Demokratie«. Mein Kollege verglich die AfD mit der NSDAP und behauptete, dass wir kurz vor einem neuen 1933 stehen würden. Deshalb müssten wir eben alles dagegen unternehmen. Explizit auch antidemokratische Mittel und Methoden seien hier »leider« notwendig.
Schließlich habe die NSDAP auch die »Demokratie« ausgenutzt, so die Argumentation. Ein zweiter Kollege klinkte sich ein und meinte, dass, wenn die AfD an die Macht kommen würde, das Grundgesetz sowie unsere »Demokratie« in drei Monaten abgeräumt seien.
Demokratur
Mein Einwand war, dass man die »Demokratie« nicht rettet, indem man sie schrittweise abschafft. In den letzten fünf Jahren wurde bei allen großen Themen und Krisen (Corona, Ukraine, Klima, Gaza, Migration, Trump, AfD etc.), der Meinungskorridor immer enger gezogen, Andersdenkende diffamiert und dutzende Regierungskritiker mit repressiven Methoden überzogen. Und zwar nicht von der AfD, sondern von den sog. »demokratischen Parteien«.
Man kann keine Cancel-Culture, Bankkonto-Kündigungen, Kontaktschuld, Meldestellen, geistige Sperrgebiete, Rufmord, Zensur, Parteiverbote, Job-Kündigungen, Beweislastumkehr, Demonstrationsverbote etc. etc., als politische Erziehungsmittel einsetzen und etablieren — und damit die »Demokratie« retten wollen. Das Gegenteil ist der Fall. Das wird so auch nicht funktionieren, um rechtsextreme Kräfte einzudämmen, sondern der AfD nur immer weitere Prozente bescheren.
Ob die AfD unsere »Demokratie« wirklich abräumen wird, kann ich zudem nicht beurteilen. Sie war bisher noch nicht an der Macht. Es mag sein. Oder auch nicht. Stand heute, ist das aber alles pure Spekulation. Die etablierten Parteien und Medien haben hingegen faktisch (!), in den letzten fünf Jahren, viele Grundrechte ausgehöhlt und geschliffen. Das große Problem ist, meines Erachtens, dass die Menschen genau das nicht sehen können (und wollen!), sondern nur wie das Kaninchen vor der (AfD-)Schlange stehen.
Mit einer permanenten »Haltet den Dieb!«-Rhetorik wird jedwede politische Schweinerei, verursacht von den etablierten Parteien und Medien, auf die AfD gelenkt. Dabei haben sie, wie gesagt, derzeit überhaupt keine politische Verantwortung oder sind an irgendeiner Regierung beteiligt. Oder ist die AfD jetzt auch für die Rezession, die Energiepreise, die Inflation und für die Insolvenzen verantwortlich? Ganz im Gegenteil, wird sie via »Brandmauer« überall ausgegrenzt.
Als ich noch nachlegen wollte und meinte, dass, wenn man demokratisch nichts gegen Migrantengewalt bzw. der unbegrenzten Migration machen würde, es dann den Extremisten überlässt — weil Augen und Ohren verschließen langfristig absolut gar nichts bringt — wurde ich von einer anderen Kollegin lautstark unterbrochen. Nun gut, ich hatte auch lang genug geredet.
Emotionale Beweisführung
Nach meiner Gegenrede sind bei ihm emotional sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Das sei doch alles »Quatsch« und »AfD-Sprech«, was ich hier behaupten würde. Der »Faschismus« (AfD) stehe vor der Tür und ich beschwere mich hier über die »demokratischen Parteien«? Dann ging er wutentbrannt aus dem Pausenraum und schlug die Tür hinter sich zu.
Nun gut, seitdem alle wissen, wie ich zu C und der »Impfung« stehe und es auch noch gewagt habe, mir diese Plörre nicht spritzen zu lassen, ist mein Ruf auf der Lohnarbeit sowieso ruiniert. Aber: soll das jetzt diese moderne, neue Diskurs- und Konfliktkultur von erwachsenen Menschen, im Jahr 2025 sein?
»Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.«
- Theodor W. Adorno. »Minima Moralia«. Suhrkamp Verlag. 8. Auflage 2012. S. 63
Fazit
Walter van Rossum hat mit seiner Theorie von der »Oberwelt« (Menschen, die nur noch Mainstream-Medien konsumieren) und der »Unterwelt« (Menschen, die Mainstream- und Alternative Medien konsumieren), das Kernproblem der gesellschaftlichen Spaltung exakt definiert.
Wenn ich mit Leuten diskutiere, die ihre Informationen ausschließlich aus Tagesschau, Tagesspiegel, ZEIT, Spiegel, ZDF, Welt, TAZ, Correctiv, Volksverpetzer etc. beziehen — habe ich zunehmend den Eindruck, dass ich mit geistig-emotionalen Zwergen rede. Weder wird auf Argumente eingegangen, sachlich diskutiert, noch werden Grundregeln der Kommunikation eingehalten. Stattdessen werden die offiziellen Erzählungen nachgeplappert und jede andere Meinung wird diffamiert, verunglimpft und niedergebrüllt.
Mit einer ständig moralisierenden und emotionalisierenden Feindbild-Berichterstattung werden die Leute intellektuell komplett verblödet. Erwachsene Menschen jenseits der 40, fangen wieder an, wie kleine Kinder in totalitären gut/böse-Kategorien zu denken und zu urteilen. Dabei waren sie, waren wir, alle schon mal weiter. Ehrlich gesagt, machen mir solche Menschen mittlerweile mehr Angst, als die AfD.
Denn mit moralisierend-weichgekochten Hirnen und Herzen, lassen sich wunderbar die schrittweise Abschaffung des Rechtsstaates, ein digitaler Kontroll- und Überwachungsstaat sowie viele weitere autokratische, totalitäre und faschistische Elemente und Maßnahmen spielend leicht durchsetzen. Alles natürlich immer im »Namen des Guten« und im »Kampf gegen das Böse«. Wie sollte es auch anders sein.
Typische Projektion der Bessermenschen. Meine Wahrnehmung ist eher, dass primär sehr viele die AfD voller Inbrunst hassen, wie die Regierungs-Demonstrationen wieder gezeigt haben. Politiker. Journalisten. Künstler. Akademiker. Niemand geht mehr in eine sachliche, empörungsfreie und inhaltltiche Auseinandersetzung mit der AfD.
Oskar Lafontaine hat das vor kurzem bei ServusTV vorbildlich gemacht und die Truppe als das entlarvt, was sie ist: eine neoliberale Partei der Banken, Konzerne und Vermögenden. So macht man das. Jenseits vom NSDAP-Hitler-und-Nazi-Geschrei der linksgrünen Realitätsverweigerer.
Übrigens: Faschismus bedeutet, ein Feindbild aufzubauen, sämtliche staatliche Ressourcen zu benutzen, um es zu vernichten. Andersdenkende zu bekämpfen, die Opposition zu unterdrücken und andere Sichtweisen zu kriminalisieren. Alle Machtinstrumente zu verwenden, um den bösen Feind zu vernichten. Da man sich selbst stets als das Gute definiert, heiligt der Zweck auch jedes Mittel.
Der autoritäre Geist (1)
Der autoritäre Geist (2)
Der autoritäre Geist (3)
Der autoritäre Geist (4)
Sehr guter Artikel.
Die Geister die ich rief...Freiheit und Demokratie sterben nicht über Nacht, sie werden systematisch ausgehöhlt und wenn man schon der Meinung ist die Rechtspopulisten seien Feinde der Freiheit, müßte man erst recht auf die Demokratiezerstörung durch das Establishment verweisen.
Einmal mehr Zustimmung daß hier auch kein romantisches Gedöns um die Afd gemacht wird, nach dem Motto, die Gegner meines Gegners müssen ja die Guten sein- was übrigens auch eine Form des Gutmenschen-Denkens ist.
Diese Partei ist neoliberal daß es nur so raucht, antisozial, makroökonomisch inkompetent und ein Witz beim Thema Umweltschutz.
Beim Lanz saß mal der Chrupalla neben einem Vertreter des BSW, nach der Thüringenwahl. Lanz fragte den BSW-Mann, ob eine Koalition möglich wäre unter Verzicht Höckes auf den Posten des MP.
Dieser antwortete daß die AfD viel mehr mit den etablierten Parteien gemein habe als das BSW- Chrupalla hat sich immer im Griff, hier aber geriet er kurz aus der Fassung und schaute seinen Nachbarn an wie einen bunten Hund....