Im Jahr 1982 veröffentlichte Stephen King, unter seinem Pseudonym Richard Bachman, den dystopischen Sci-Fi-Roman »Menschenjagd«, besser bekannt als: »Running Man«. Im Gegensatz zur Verfilmung mit Arnold Schwarzennegger von 1987, ist das Buch deutlich düsterer, gesellschaftskritischer und ja, leider auch deutlich unbekannter. Außerdem gibt es nicht unerhebliche Änderungen im Film (Regie: Paul Michael Glaser). Aber worum geht es bei »Running Man« eigentlich?
»Running Man« von Richard Bachman
Wir schreiben das Jahr 2025. In den USA herrscht eine gnadenlose Klassengesellschaft, in der die Mehrheit der Menschen in bitterer Armut leben. Wegen den schlechten Umweltbedingungen, mangelnder medizinischer Versorgung sowie maroden Wohnungen, leiden viele Menschen an Krankheiten.
Der arbeitslose Ben Richards ist Vater einer kleinen Tochter, die schwer krank ist. Er hat jedoch kein Geld, um sich die Behandlung leisten zu können. Seine Frau ist gezwungen, sich zu prostituieren. Also bewirbt er sich bei der beliebten TV-Show »Running Man«, bei der die Kandidaten für jeden Tag, den sie überleben, Geld-Prämien erhalten.
Am Ende der Geschichte stürzt Ben Richards mit einem entführten Flugzeug in den Medientower, von wo aus die TV-Sendung »Running Man« produziert wird. Lange vor »9/11« skizziert hier Bachman die Tat eines absolut verzweifelten Menschen, der keinen Ausweg mehr sieht.
»Running Man« von Paul Michael Glaser
Im Gegensatz zum Buch wird hier ein ganz anderer Ton angeschlagen. Ben Richards ist kein Familienvater, der in bitterer Armut lebt, sondern Mitglied einer Spezialeinheit, der plötzlich sein Gewissen entdeckt und nicht auf wehrlose Zivilisten schießen will. Dadurch wird das Thema der Armut und der sozialen Ungerechtigkeit, das für Bachman ein elementarer Bestandteil für den strukturellen Unfrieden ist, ausgeblendet. Der zynische TV-Moderator Damon Killian (gespielt von Richard Dawson) spricht das in einem Telefonat mit dem Justizministerium zwar einmal an, aber ansonsten konzentriert sich alles auf die Action:
»Ihr wollt die Menschen vor der Glotze anstatt Streikposten.«
- Damon Killian, Moderator der TV-Sendung »Running Man«
Es macht zudem einen großen Unterschied, ob sich der Hauptprotagonist aus einer finanziellen Notlage heraus und weil er seine Tochter medizinisch behandeln lassen will — bei einer mörderischen TV-Show bewirbt, oder ob er (wie im Film) dazu gezwungen wird.
Weiterhin zeigt Paul Michael Glaser seine Verachtung gegenüber den Zuschauern des Privat-Fernsehens. Alle Zuschauer, die von der TV-Show »Running Man« prominent ins Licht gerückt werden, sind ausnahmslose naiv, blöde, infantil und einfältig. Sie jubeln, kreischen und lechzen nach Gewalt. Dadurch entsteht der Eindruck, dass nicht die Produzenten der menschenverachtenden Show in die Verantwortung zu ziehen sind, sondern die Zuschauer, die das eben so fordern.
Fazit
Es ist überaus schade, dass das Buch von Richard Bachman so unbekannt ist. Auch wenn der Film besonders die Medienpropaganda gut darstellt und er insgesamt ein unterhaltsamer Streifen ist — verschenkt er jedoch Potenzial von der Vorlage. Denn Stephen King, alias Richard Bachman, hat einen starken sozialkritischen Roman geschrieben, der von der Schwarzenegger-Action komplett in den Hintergrund gerückt wird.
Empfehlenswert ist übrigens auch, der heute eher unbekannte, deutsche Fernsehfilm »das Millionenspiel«, aus dem Jahr 1970, mit Dieter Thomas Heck und Dieter Hallervorden. In dem Film geht es um eine Fernsehshow, in welcher der Hauptkandidat eine Woche vor Auftragskillern fliehen muss, um Prämien zu erhalten. Für einen deutschen Film ist er ungewöhnlich medienkritisch, satirisch und gesellschaftskritisch.
Übrigens: 2025 soll es ein »Remake« vom 37 Jahre alten Schwarzenegger-Klassiker geben.
»Propaganda« von Edward Bernays
»Waffenhandel« von Andrew Feinstein
»Schöne Neue Welt« von Aldous Huxley
Der Film hat außer dem Titel und einiger Stichworte nichts mit dem Buch gemein. Der Roman ist gut, der Film billige Action.
Der Film war so derbe auf Arnie zugeschnitten worden, dass die Thematik viel von der eigentlichen Bedeutung des Buchinhalts verloren hat. Schade ist das schon, weil im Buch die Motivation von Richards ja die pure Verzweiflung ist. Im Film ist irgendwie viel Hochglanz und sehr wenig Armut zu sehen. Wirkt dann ziemlich unglaubwürdig, auch wenn man sich die Mühe machte, das Ganze umzuschreiben. Wahrscheinlich deswegen diese sehr auffällige Veränderung im Setting.
Von King/Bachman finde ich persönlich »Todesmarsch« sogar noch besser. Liest sich etwas flüssiger und interessanter, weil es ja nur um den Marsch geht. Dann interessiert mich immer, ob man das auch durchgehend unterhaltsam und spannend schreiben kann. King kriegt das ja locker hin.
Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es auch eine ältere französische Verfilmung, Titel fällt mir nicht mehr ein.
Ich hab grad eben »The Substance« mit Demi Moore gesehen«.
Mir fehlen die Worte.....