Medienkompetenz (6)

statista.com vom Januar 2023

- Glaubwürdigkeit -

Mich fragte vor kurzem Jemand, wie man heute ‑zwischen Mainstreammedien und alternativen Medien- noch die Wahrheit erkennen würde? Woher solle man denn nun wissen, was stimmt und was nicht? Wem kann man noch glauben? Ich antwortete, dass es eine Reihe von Kriterien gibt, die aufzeigen können, ob eine sachliche und unabhängige Berichterstattung oder nur Haltungsjournalismus mit Selbstzensur vorliegt.

  • Von wem ist das Medienerzeugnis abhängig bzw. wer finanziert es?
  • Wie sind die dort arbeitenden Journalisten sozialisiert? Aus welchen Milieus und politischen Richtungen stammen sie? Gibt es hier echte Diversität?
  • Wird die Regierung kritisiert oder wird sich schützend vor die Macht gestellt? Wird nach unten getreten und nach oben gebuckelt? Oder umgekehrt?
  • Wie viele Tabuthemen gibt es? Wie eng ist der mentale Stacheldraht?
  • Gibt es bei den großen Themen (Migration, Corona, Ukraine, Gaza, Klima, AfD etc.) mehrere Sichtweisen und Meinungen? Finden diese qualitativ und quantitativ gleichberechtigt statt?
  • Vertreten die Journalisten die Interessen der »Eliten« oder der Bevölkerung?
  • Gibt es einen internen Tendenzschutz, also eine »Blattlinie«? Und wenn ja, wie sieht sie aus?
  • Sind die Journalisten und Redakteure wirklich unabhängig oder noch in irgendwelchen Denkfabriken, Netzwerken, Parteien, Stiftungen, Organisationen etc. aktiv? Und wenn ja, wird das jederzeit transparent gemacht?

Wer diesen Fragen auf den Grund geht, kann eine Ahnung davon bekommen, wer glaubwürdig und integer ist und wem man heutzutage noch glauben kann. Die gesunkene Meinungs- und Deutungshoheit der Mainstreammedien hat explizit genau damit zu tun. Tendenziöse Berichterstattung, einseitige Parteinahme, Belehrungsjournalismus, Regierungs‑, Konzern- und Stiftungsfinanzierung, Lückenpresse, Diffamierung statt Argumentation, Journalisten in der Atlantikbrücke und so weiter.

In aller Regel kann es auch nicht schaden, sich möglichst breit zu informieren und seinen Blick nicht bewusst zu verengen, nur weil Irgendjemand behauptet, man dürfe und solle das nicht lesen. Spiegel und Anti-Spiegel. ARD und RT Deutsch. Die WELT und die Nachdenkseiten. Was am Ende Wahrheit ist, muss sowieso jeder für sich entscheiden.


spiegel.de vom 20. Oktober 2024

So jedenfalls sieht keine unabhängige, sachliche und faire Berichterstattung aus. Das ist auch kein »Qualitätsjournalismus« mehr, den man ernst nehmen kann. Im Artikel selbst werden dann auch vielfach widerlegte Behauptungen wieder aufgefahren:

»2016 und 2020 kamen die schärfsten Angriffe auf die US-Wahl aus dem Verborgenen: Russische Troll-Fabriken versuchten, verdeckt die Öffentlichkeit zu manipulieren

Jahrelang hat man uns durch dutzende, ja hunderte Artikel, Beiträge, Kommentare und Berichte hat glauben machen wollen, Trump hätte mit Russland zusammengearbeitet und die US-Wahlen manipuliert. Dabei hat schon 2019 der »Müller-Report« eindeutig bewiesen:

»Letztendlich konnte nicht bewiesen werden, dass sich Trumps Wahlkampfstab mit der russischen Regierung abgestimmt hat. [...] Insbesondere fand Mueller keinen Beleg für eine konspirative Zusammenarbeit zwischen Trumps Wahlkampfstab und der russischen Regierung

Le Monde Diplomatique vom 9. Mai 2019

Der Spiegel behauptet das im Oktober 2024 trotzdem. Weil es in ihre Erzählung passt. Um Stimmung zu machen. Um zu framen und zu diffamieren. Obwohl es längst widerlegt wurde.

Es geht auch nicht darum, hier Trump oder Musk zu verteidigen — ein Journalist sollte sich auf keine Seite stellen oder sich mit einer Sache gemein machen, sondern vorurteilsfrei und fair berichten. Genau das erleben wir immer seltener.


Medienkompetenz

10 Gedanken zu “Medienkompetenz (6)

  1. Nicht alle sind so“, sagen sie alle. Jedoch, warum sollte ich mir die Mühe des Suchens einer Nadel im Heuhaufen machen. Warum sollte ich X, Y oder Z lesen, wenn ich deren Inhalte und Schweigen noch woanders und Lebensläufe prüfen muß. Kommt doch gar nicht infrage.
    Aber klar, die Medien-Titanic sinkt nicht, sie fährt nur nicht mehr auf der Meeresoberfläche.

  2. »Warum sollte ich...«. Tja. Viele Menschen tun das. Wie soll unseresgleichen denn diese Leute zu einer kritischeren Haltung bringen, wenn wir nicht wissen, worüber sie reden und woher sie ihre Infos haben? Das stelle ich mir schwierig vor. Ja, ist anstrengend, langwierig und unsexy. Aber alles einfach liegen und vor sich hin gammeln lassen ist IMHO auch keine Option.
    Ist wie Meerschweinchenkäfig ausmisten — klar, gibt schönere Arbeiten, aber am Ende hat man eventuell jemanden, der einem dankbar ist.
    Nihilismus ist verständlich — aber den Rest der Menschheit schreckt er ab und macht auf Dauer auch nicht zufrieden.

  3. Wahrheit®™ ist die Erfindung eines Lügners
    Heinz v. Foerster

    Ich bin seinem Rat gefolgt und habe das nur Unfrieden stiftende Wort aus meinem Wortschatz (fast) verbannt. Benutze es fast nur noch ironisch oder wie Horst Evers (ab S. 12).

    Um von Elon Musk keine gute Meinung zu haben, genügt mir meine eigene Erfahrung gemäß dem Grundsatz »Wie de Herr so’s Gescherr« mit Tesla z.B. wie sie eine Online-Petition mit Tausenden schriftlich begründeten(!) Unterschriften für eine AHK am Model S ignoriert haben, aber sofort gesprungen sind wenn irgendeinem High-Performance-Freak ein Furz quer saß. Da kann ich dann auch ein Auto von einem erwiesenen Betrügerkonzern kaufen. Macht keinen Unterschied von wem ich als Kunde nun wie der letzte Arsch behandelt werde, wobei ich das aus meiner persönlichen Erfahrung mit der Abholung bei VW in Dresden in der Gläsernen Manufaktur jetzt nicht bestätigen kann. Hab da auch schon andere Geschichten aus der Autostadt Wolfsburg gehört.
    Und ein Elon Musk braucht mir auch nix mehr von Klimaschutz erzählen, wenn er für die Annahme eines popeligen Preises von der BILD-Zeitung um die halbe Welt jettet.
    E‑Auto fahre und lade ich mit möglichst viel Ökostrom — abgesehen davon, dass es einfach das bessere Auto ist — eigentlich nur um die Fossilmafia zu ärgern bzw. weniger von denen abhängig zu sein.

  4. Er wird im Artikel zwar nicht erwähnt, aber zum Schluss schimmert ja doch das falsche Zitat von Hanns-Joachim-Friedrichs durch, das ein guter Journalist sich angeblich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten.

    https://uebermedien.de/64851/mit-keiner-sache-gemein-die-wahrheit-ueber-das-hanns-joachim-friedrichs-zitat/

    Ehrlich gesagt nervt mich diese ‚leider oft nur vorgespielte, Neutralität und falsche Ausgewogenheit der Medien. Davon profitieren nur die Rechten!
    Positiv überrascht hat mich der Tagesspiegel:

    https://www.tagesspiegel.de/politik/angebliches-haustierverbot-der-grunen-die-csu-lugt-12577853.html

    Ja genau, die CSU lügt! Wenn man sie dabei erwischt, dann schreibt das doch einfach hin.

  5. @Alexandra

    »Ehrlich gesagt nervt mich diese ‚leider oft nur vorgespielte, Neutralität und falsche Ausgewogenheit der Medien. Davon profitieren nur die Rechten!«

    Als Blogger oder Influencer kann ich meine Meinung und Wertung raushauen. Wer das als Journalist macht, verstößt gegen den Kodex der Neutralität und betreibt Aktivismus. Kann man machen, aber dann sollte man sich nicht wundern, wenn die Meinungs- und Deutungshoheit sowie die Glaubwürdigkeit den Bach runter gehen.

    Darüber hinaus halte ich es nach wie vor für unendlich naiv, wenn vermeintlich Linke das Trump‑, Musk- und/oder AfD-Bashing für angemessen halten und wenn sie bei Repressionen schweigen (solange es nur die Richtigen trifft, nicht wahr?) — die politischen Verhältnisse können sich jederzeit ändern. Dann wird die vermeintlich linke Seite verfolgt, kriminalisiert und gerufmordet.

    Das Problem sind die anti-demokratischen und autoritären Methoden (Cancel-Culture, Bankkonto-Kündigungen, Zensur, Meldestellen etc.) und nicht, ob vermeintlich Rechte oder vermeintlich Linke verfolgt werden.

  6. @epikur
    „Das Problem sind die anti-demokratischen und autoritären Methoden und nicht, ob vermeintlich Rechte oder vermeintlich Linke verfolgt werden.“

    Das ist richtig und die größte Gefahr für unsere westlichen Demokratien geht im Moment von den Rechten aus und Trump, Musk und die AfD mischen da kräftig mit. Und dafür werden sie kritisiert und über ihre Methoden informiert. Das als „Bashing“ abzutun ist bequem, zeugt aber nicht gerade von Medienkompetenz. Dieses ewige Opfergetue ist auch ein Teil der Rechten und mit diesem stupiden Begriff Bashing übernimmst du nur dessen Opfernarrativ. Damit und mit der Forderung, die Medien sollen bitte schön neutral bleiben und Antidemokratie, Lügen und Faschismus nicht als die Bedrohung benennen, die sie sind, beteiligst du dich letztlich nur am Begräbnis der demokratischen Freiheit.

  7. @Alexandra

    Bei dieser »Haltet den Dieb!«-Rhetorik gehe ich nicht mit. Die AfD war noch nicht an der Macht — wird aber als die neue NSDAP hochgeschrieben. Vielleicht ist sie das. Vielleicht auch nicht. Bisher sind das alles nur Behauptungen und Spekulationen.

    Die deutschen Regierungen seit 2020 hingegen, haben ‑durch ihre Taten- bewiesen, was sie von Demokratie, Rechtsstaat und Meinungsfreiheit halten. Unliebsame Demonstrationen werden verboten. Online-Inhalte gelöscht. Regierungskritiker von »Diensten« überwacht. Bankkonten gekündigt. Meldestellen eingerichtet. Leute wie Ballweg und Füllmich politisch verfolgt. Und und und.

    Wer hier in welchem Ausmaß die Demokratie aktuell (!) tatsächlich schleift, sind CDU/CSU/SPD/FDP/GRUENE. Das hat auch nichts mit einem »Opfernarrativ« zu tun, sondern mit Tatsachen.

    Man rettet die Demokratie nicht, indem man sie (scheibchenweise durch autoritäre und anti-demokratische Repressionen) abschafft. Ganz im Gegenteil: eine zukünftige schwarz-blaue Regierung wird sich, über die vielfachen Repressionsmethoden die ihnen die Ampel hinterlassen hat, sehr freuen.

  8. @orinoco
    Wie geil ist das denn: « E?Auto fahre und lade ich mit möglichst viel Ökostrom — abgesehen davon, dass es einfach das bessere Auto ist — eigentlich nur um die Fossilmafia zu ärgern bzw. weniger von denen abhängig zu sein.«

    Das kommt davon, wenn Jemand so gar nichts verstanden hat.
    Ich habe mir schon zum Ziel gesetzt, die Gesellschaft zu Ärgern wo es mir möglich erscheint.
    Indem ich meist genau das Gegenteil mache, was von dem Medien, respektive dem Establishment propagiert wird.

    Das der Strom meist von fossilen Energien generiert wird, oder wenn nicht, vielmehr von umweltschädlichen Windkraftwerken und Kobalt und Lithium verbrauchenden Energieträgern.
    Du ärgerst damit nicht einmal die alten Großkapitalisten Exxon oder Aramco, sondern du bedienst die damit herrschende Klimaagenda, die uns alles nehmen will.
    Mal ganz davon abgesehen, das diese Autos absoluter High-Tech Sondermüll sind.

  9. @PV
    Dass du hier den absoluten Durchblick hast und alle anderen Nixblicker sind, wissen wir inzwischen.
    In welchem Erdloch mit Buschtrommel-Internetanschluß haust du denn, dass du uns hier so an deiner Weisheit und völligen Unabhängigkeit von jeglicher umweltbeeinflussender Technologie teilhaben lassen kannst?

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