Die Sprache der Menschenverachtung (8)

Corona war ein Dammbruch. In vielerlei Hinsicht. Pandoras Box wurde geöffnet. Die autoritären und antidemokratischen Geister sind nun bei jeder neuen politischen Erzählung zu finden. Corona. Ukraine. Migration. Klima. Gender. Gaza. Häufig sind die, die für die vermeintlich »gute Sache« kämpfen, voller Inbrunst, Verachtung und ja, auch Hass dabei.

Abscheu und Menschenverachtung gegenüber all Denjenigen, die nicht an »das Gute«, wie es uns präsentiert wird, uneingeschränkt glauben wollen. Die Abweichler. Die Selbstdenker. Die Zweifler. Die Hinterfrager. Die Konservativen. Die gilt es auszugrenzen, zu rufmorden, zu bestrafen und zu verfolgen:

»Wir müssen alle Gräben im Land zuschütten. Und dafür einen neuen aufreißen: zwischen den Menschen von heute und morgen – und denen von gestern.«

- Jan Böhmermann. Auf zeit.de vom 28. August 2024

Die Kritiker sind Störer und Ketzer, die auf den digitalen Scheiterhaufen gehören. Hier sei gesellschaftliche Spaltung sogar wünschenswert (»Blinddarm«). Zensur und Cancel Culture sind seit über 4 Jahren in jedem politischen Diskurs fest verankert. Ebenso die Menschenverachtung gegenüber Andersdenkenden. Ein weiteres Protokoll für die Nachwelt.


Hypermoralisierung
Die selbsternannten und selbstgerechten Kämpfer »des Guten«, die gegen Rechtsextremismus und Faschismus, gegen Menschenverachtung und Menschenfeindlichkeit, gegen Hass und Hetze auftreten — sind oft selbst nicht weniger menschenverachtend (Projektion). Ihre Hypermoralisierung wird nur noch von ihrer Hybris übertroffen:

»Der Tonfall mit Demokratiefeinden muss rauer werden! Wir müssen unhöflich werden

- Jan Skudlarek, tagesspiegel.de vom 10. März 2024

»Liebe 3Sat-Zuschauerinnen, bitte nicht vergessen: Nicht immer die Nazikeule rausholen, sondern vielleicht einfach mal ein paar Nazis keulen.“

- Jan Böhmermann, Februar 2024.

Zum Mordanschlag auf Donald Trump:

»Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben

- »El Hotzo« (Sebastian Hotz) auf Twitter zum Mordanschlag auf Donald Trump, Juli 2024

»Scheiße, warum nur das Ohr?«

- Florian Schröder, Comedian, der mit dieser Aussage »nur provozieren« wollte. Juli 2024

In ihrem übersteigerten Wahn »die Guten« sein zu wollen, schießen sie regelmäßig übers Ziel hinaus. Als Anfang Juni 2024 ein Polizist in Mannheim brutal ermordet wurde, gab es im Berliner Abgeordnetenhaus eine Debatte darüber. Eine SPD-Politikerin sagte: »Der schreckliche Tod von Mannheim zeigt uns natürlich ...« Dann gab es einen Zwischenruf von der Grünen Tuba Bozkurt »Mannheim ist tot?“ und daraufhin lautes Gelächter. Später entschuldigte sie sich dafür.

Und weil die Menschen in Ostdeutschland nicht das wählen, was sie wählen sollen, werden sie von staatstreuen Comedians, wie Florian Schröder, auch mal als »behinderte Tiere« bezeichnet.

Der autoritäre Geist hat sich seit C politisch fest etabliert. Man misstraut den Bürgern, will sie (um-)erziehen, überwachen, kontrollieren, nudgen, notfalls kriminalisieren und mit repressiven Mitteln entgegentreten. Anton Hofreiter (Grüne): »Der Staat müsse mit aller Härte vorgehen und dürfe sich dabei neuen Technologien nicht verschließen.« Die SPD liebäugelt derweil wieder mit Vorratsdatenspeicherung und biometrischer Überwachung, obwohl zahlreiche Urteile diese wieder und wieder als unvereinbar mit elementaren Menschenrechten bewertet haben.


Ständig »Satire« als Schutzschild für menschenverachtende Äußerungen hochhalten, austeilen ohne Ende (»Kinder sind Ratten!«), aber selbst nichts einstecken und keine Satire vertragen können: das ist Jan Böhmermann. Gegen den Imker, den er zuvor in seiner Sendung diffamiert hatte, ist er gerichtlich vorgegangen. Und hat verloren.


Kriegsmedien
Die einseitige, transatlantische NATO-Berichterstattung hat nicht nur die Feinde markiert (Russland, China, Iran, Kritiker der NATO, der WHO etc.), sondern oft auch jedes Maß an Empathie und Mitmenschlichkeit abgelegt. Im Kampf gegen »das Böse« scheinen auch Anstand, Fairness und Pietät keine Rolle mehr zu spielen.

»Mir ist der Gazastreifen egal, wirklich, er ist mir egal. Mir ist es egal, sie können einfach ins Meer gehen und schwimmen.«

- May Golan, Israels Ministerin für die Förderung der Frauen

Im Mai 2024 wurde der slowakische Premierminister, Robert Fico, bei einem Anschlag lebensgefährlich verletzt. Er war ein Kritiker der WHO und setzte sich für das Recht auf Barzahlung ein. Der Spiegel (mit rund 3 Millionen Euro von der Gates-Stiftung gefördert), gab dem Opfer eine Mitschuld am Mordanschlag:

»Wie Fico das Klima in seinem Land mit vergiftet hat. [...] Auch das Opfer hat zur Polarisierung beigetragen.«

- spiegel.de

Selbst der Tagesspiegel muss sich gelegentlich an seine »westlichen Werte« erinnern, als er beim Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi Ende Mai 2024 festhielt:

»Ein bisschen Beileid darf sein: Warum man auch zum Tod des Schlächters von Teheran kondolieren sollte.«

- tagesspiegel.de

Es ist ansonsten kaum noch zu vermitteln, wenn man der Bevölkerung ständig verkaufen will, dass »der Westen« zu »den Guten« gehört, wenn man sich öffentlich über ermordete Menschen freut. Ergo: freut euch lieber im Stillen, Ihr Bessermenschen und Inquisitoren der wahren Gerechtigkeit, wenn beispielsweise ein AfD-Politiker krankenhausreif geprügelt oder Donald Trump angeschossen wird.


Radikalisierung

focus.de vom 3. September 2024

ZDF-Chefredakteurin Schausten vergleicht die AfD mit der NSDAP. Pistorius vergleicht Putin mit Hitler. SPD-Chefin Esken vergleicht die AfD mit Goebbels. Gauck vergleicht Trump mit Hitler. Lars Klingbeil bezeichnet Weidel und die AfD als Nazis, während sie neben ihm in einer Gesprächsrunde sitzt. Und das BSW sei von Russland gekauft, so Habeck auf einer öffentlichen Veranstaltung.

Im Unterschied zum Otto-Normal-Querdenker, dem prekär lohnabhängigen Verschwörungstheoretiker oder dem Kremlknecht von der Straße, haben diese Personen nicht nur öffentliche Ämter inne und damit eine höhere Verantwortung, sondern sie haben teilweise auch Eide geschworen, »Schaden vom deutschen Volk« abzuwenden und sie werden von uns allen genau dafür bezahlt.

Aber hey, die Verrohung der Sprache, Holocaust-und-Nazi-Vergleiche, Spaltung und Radikalisierung: das machen nur Nazis, Schwurbler und Delegitimierer des Staates!


Die Sprache der Menschenverachtung

7 Gedanken zu “Die Sprache der Menschenverachtung (8)

  1. Es ist Krieg. Nicht nur in der Ukraine/NATO und Russland, in Isreal und Palästina u.v.m. real mit Waffen und das nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern in den Köpfen der Menschen und da tobt der dritte Weltkrieg schon lange.

    Und da gibt es auch keine Friedensbewegung, die eine Agenda hat wie man friedvoller miteinander umgehen könnte, auch nicht in den alterna(t)iven Medien. Wenn der andere einem eben virtuell die Fresse poliert, ist es schwer friedvoll zu bleiben (mich eingeschlossen). Denn das mit der anderen Backe funktioniert nur wenn der andere noch eine moralische Beißhemmung hat auf Wehrlose einzuschlagen. Stattdessen wird schon auf am Boden liegende nachgetreten.

    Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass echte (direkte) Demokratie eine friedensstiftende Wirkung hat, weil dort — im demokratischen Idealfall — nur die Argumente gegeneinander kämpfen und die besseren gewinnen? Dass die Grünen diesen schon seit 2002 untoten Parteiprogrammzombi vor einigen Jahren komplett gestrichen haben, war nur folgerichtig angesichts deren aktuellen Bellizismus, der die pazifistischen Ansätze komplett verdrängt hat. Und dass auch keine(!) andere Partei dies glaubwürdig, in einem friedensstiftenden Sinn vertritt — geschenkt.
    Aber dass es in der alternativen, politkritischen Szene wie Querdenken&Co. auch nur bestenfalls eine Randerscheinung ist, wenn es nicht gar rundweg abgelehnt wird, und es letztlich auch nur ums Geld geht, stimmt mich echt traurig.

    Ceterum censeo:
    Und das alles ca. 2000 Jahre nachdem jemand dafür an einen Baumstamm genagelt wurde, nur weil er gesagt hatte, wie phantastisch er sich das vorstelle, wenn die Menschen ausnahmsweise einmal nett zueinander wären.

  2. Vielen Dank. Ich wußte heute morgen noch nicht so recht, weswegen ich kotzen sollte, das hier sind ausreichend Gründe.

    Dennoch oder gerade deswegen: allen hier »Anwesenden« einen schönen Spätsommertag!

  3. @orinoco: Hervorragend ausgedrückt. Kann jedes Wort unterstreichen.

    Der Gratis-Mut und Machtmissbrauch sind die giftigen Früchte, die aus der Wurzel der Feigheit hervorgehen.

    Diese vollkommen — im Wortsinn — Ver-rückten glauben die ganzen Lügen über Viren, Terror, Kennedy, CO2, Russland/China/Iran/etc., LGBTQXYZ+, „Wir-sind-Guten“, und und und, weil sie von Geburt an von der imperialen Propagandamaschine indoktriniert wurden, die die Verbrechen unserer Herrscher normalisiert und rechtfertigt.

    Wo eben noch der Einäugige den Blinden erkannte, tapst heute das gesamte Kollektiv in vollkommener Umnachtung umher.“
    Rocco Burggraf

  4. Jetzt, wo alle Sprachdämme brechen, wollen wir doch ein bisschen Popcorn bunkern und uns die blöden Gesichter ansehen, die noch so viel Restverstand in sich tragen, dass sie wenigsten irritiert über diese Sprachverrohung sind. Die schämen sich für echt gar nichts mehr, also sollen wir sie weitermachen lassen, bis sie zum Äußersten gehen.

    Das meine ich natürlich eher metaphorisch. Wenn wir sie ohne Widerrede machen ließen, wäre der aktuelle Stand nur ein Anfang. Sie versuchen es weiter, und sie werden niemals akzeptieren, dass sie falsch lagen oder liegen. Aber es war damit zu rechnen, dass sie im Zusammenhang Corona und dann der AfD-Aufstieg sicherlich nicht klein bei geben würden. Nein, jetzt geht es erst richtig los mit unseren Demokratievereiterern, denen keine Trickserei zu schäbig und keine Sprachentgleisung zu viel sein wird.

  5. »Corona war ein Dammbruch. In vielerlei Hinsicht.«
    Allerdings. Z.B. ist die Pharma-Industrie dem Ziel viel näher gekommen, ihre Produkte so locker-flockig wie (die Neidobjekte) Apple oder Microsoft auf den Markt bringen zu können: Impfung/Medikament (urspgl. Software) reift beim Kunden, dem ›ewigen‹ Beta-Tester bzw. »Versuchskaninchen»¹.

    »wenn man der [deutschen] Bevölkerung ständig verkaufen will, dass »der Westen« zu »den Guten« gehört«
    Bei der Welt-Bevölkerung ist das nach meinen Informationen inzwischen jämmerlich gescheitert; Da gibt es wohl durchaus Mehrheiten (Indien ?), die Russland als das Kleinere Übel vorziehen oder China sogar als Vorbild (mit kleinen Schönheitsfehlern) sehen.

    @Orinoco, »echte (direkte) Demokratie«
    Mit der jetzigen Farce von ›Bürgerräten‹ (von Bertelsmann auf Vordermann gebracht) wurde bereits die Aleatorische Demokratie (unbeabsichtigt ?) in Misskredit gebracht, demnächst dann eine vernichtende Studie zum Thema Direkte Demokratie aus dem Hause Xyub: Direkte Demokratie kann nur funktionieren, wenn pro 1000 Einwohner mindestens² 100 Kuhglocken synchron-läuten...

    ¹https://www.n‑tv.de/panorama/Scholz-erntet-Kritik-fuer-Versuchskaninchen-Spruch-article22784204.html Ob ihm sein Amtseid etwas zu Kopf gestiegen war?
    ²Ich vermute mal, dass das in der Schweiz gegeben ist

  6. @Cetzer
    Gerade auch gelesen, dass »Bürgerräte« zum Thema »Desinformation« vom Verfassungsschutz(!) auf Linie gebracht werden. //Bürgerräte? Kokolores!// sag ich nur dazu. Aber Vereine wie Mehr Demokratie e.V. sind längst auf diesen pseudo-demokratischen Zug aufgesprungen und haben den bundesweiten Volksentscheid bzw. die Volksgesetzgebung genauso zum Programmzombi degradiert wie die Grünen von 2002 bis 2019(?).

    Das Verbreiten von Lügen über die (direkte) Demokratie hat schon sein »Papa« Heuss mit seiner Weimar-Lüge Tradition. Das das bei den Wahlschafen der etablierten Parteien verfängt wundert mich jetzt nicht besonders. Und dass ein Demoskop wie Dr. Thomas Petersen — wissentlich oder unwissentlich — im Interview die Unwahrheit über den Münchner Bürgerentscheid zu den Tunneln sagt //Eduard Heindl Energiegespräch #052// ab 1h12m01s (mein Kommentar darunter) — geschenkt. Dass aber selbst vorgeblich kritische Intellektuelle, wie z.B. ein //Holger Friedrich, Verleger der Berliner Zeitung in seinem Interview mit Roger Köppel//, auch darauf reinfallen und »Bürgerräte« als quasi Synonym für »direkte Demokratie« verwenden wie »Parlamentarismus« für »Demokratie«, das ist schon ... herb. Da frag ich mich schon wie sehr dieser 1984-Neusprech einem ins Gehirn gesch..... haben muss um das alles nicht nur unkritisch zu glauben sondern auch noch genau so wiederzugeben.

  7. Pingback: Kurz verlinkt | Schwerdtfegr (beta)

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