Die große Debilmachung (5)

spiegel.de vom 10. Februar 2024


»Das Beispiel der Ukraine zeigt: Postheroische Gesellschaften können sich wieder heroisieren

- Herfried Münkler. Neue Zürcher Zeitung vom 8. Januar 2024


Die Truman Show geht weiter. SPD-Europakandidatin Barley, eine Sozialdemokratin, eine Erbin von Willy Brandt, behauptet nun ernsthaft: »Die EU könnte eigene Atombomben brauchen.« Wie wäre es zur Abwechslung mal mit mehr Diplomatie statt Kriegsgeschrei? Mit Verhandlungen statt Militarismus? Mit bilateralen Gesprächen und Abkommen statt Kriegspropaganda? Mit kulturellem Austausch statt Diffamierung? Mit intellektuellem Diskurs und Völkerverständigung statt infantiler Moralisierung und Belehrung?

»Ja, aber Putin....Putin...Putin...Putin....«, blöken sie sofort im Chor. Vielleicht fangen »wir« einfach mal damit an, die Hand auszustrecken, anstatt nur den Mittelfinger zu zeigen? Der Teufel Putler hat das übrigens 2001 im Bundestag schon gemacht. Dann sollten »wir« das doch auch können, oder?


Können wir die dann bitte in der Parteizentrale der Grünen oder der SPD lagern? Danke.


»Zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine hat Kanzler Scholz zu einer Politik der Abschreckung aufgerufen.«

- tagesschau.de vom 24. Februar 2024

Übrigens: von den Strack-Zimmermans, Kiesewetters, Hofreiters und so weiter, heißt es ja immer, dass Putin imperiale Kriegspläne haben würde und nach der Ukraine »weitermachen würde«. Also erst Polen und dann Deutschland angreifen. Deshalb müssten wir unbedingt militärisch aufrüsten. Aber was soll Putin eigentlich mit Deutschland?

In 5–10 Jahren sind wir ein Entwicklungsland. Wetter scheiße. Keine Rohstoffe. Infrastruktur kaputt. Bildungssystem marode. Rezession. Massenverelendung. Infantile Doppelmoralisten. Wer will das denn freiwillig »haben«? Oder gar mit Gewalt erobern?


Die große Debilmachung (1)
Die große Debilmachung (2)
Die große Debilmachung (3)
Die große Debilmachung (4)

24 Gedanken zu “Die große Debilmachung (5)

  1. und weitere Aspekte des Zerfalls sind

    * Milliarden für Propagandaorganisationen unter dem Deckmantel »Demokratie jetzt« oder »Parteienstiftungen« — was nichts weiter ist als eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Geisteswissenschaftler (und der Klimawandel eine Projektförderung für Naturwissenschaftler).

    * jetzt sind weiter Milliarden geplant für CO2 »Endlager« (auch so eine absurde Worthülse). Es wird nichts geschaffen sondern nur etwas teuer vergraben. Während wir früher Milliarden Subventionen für Rohstoffe aus der Erde bezahlt haben und damit unseren Fortschritt bezahlt haben, werden jetzt konsequenterweise die Milliarden wieder versenkt und damit auch der Wohlstand. Es reicht ja, wenn es der Führungsschicht gut geht. Das Volk kann doch Kuchen essen, wenn es Hunger
    hat.

    Denn meisten Menschen ist gar nicht bewusst unter welchen Umständen die einfache Bevölkerung früher (vor 1970) gelebt hat und was erreicht dadurch wurde. Das Entscheidungsträger letztlich das Wohl der Menschen im Sinne hatten. Damals war das dem Konkurrenzkampf mit dem Sozialismus geschuldet. Daher war der Sozialismus für uns gut.

    Heute wird die Politik mit abstrakteren Zielvorgaben gefüttert. Die Politik kämpft für Klima, Flucht und Krieg. Zum Wohle der Großindustrie und Kapitals. Ob das für uns gut ist, wage ich zu bezweifeln. Aber es wird gut verkauft, alle Medien sind sich einig.

  2. »Postheroische Gesellschaften können sich wieder heroisieren«
    Ehemalige Heroinsüchtige können sich wieder ans Heroin gewöhnen.
    Richter in Post-Demokratien können wieder Todesurteile¹ fällen und der Hinrichtung stolz beiwohnen (oder wenn sie länger dauert: ›beischlafen‹)
    Kernphysiker können sich wieder mit der Atombombe anfreunden und so ohne Stress oder Hygiene-Probleme im Schützengraben zum Kriegshelden werden bzw. zum Heroen, wie man früher sagte, als der Krieg noch der ›Vater aller Dinge‹ war.
    Post-Industrielle Gesellschaften können sich wieder an Lebenserwartungen deutlich unterhalb der 30² gewöhnen, an schlimmere Kinder- und Müttersterblichkeit als jetzt im Yemen, Sudan...

    @Mutant77
    »Konkurrenzkampf mit dem Sozialismus«
    Konkurrenz belebte in diesem Fall die ideologische ›Denkbreite‹ im Sinne des Overton-Fensters; danach nur noch Alternativlosigkeit, abgesehen von hysterischen Schein- und Ablenkungsgefechten (siehe Chomsky).
    »alle Medien sind sich einig«
    Das stimmt so nicht ganz, ein kleines Alternativmedium ist z.B. dieses. Auch außerhalb der Filterblasen des Internets kann man tätig werden; ich zur Zeit als Ein-Mann-Flyer-Verteil-Medium ( »Atomkrieg!? Wer wird wohl im letzten Flugzeug nach Neuseeland sitzen?...«. Nur noch kleine Stückzahlen)

    ¹Einzelne Todesurteile natürlich vergleichsweise ›Kleinkram‹ , die lässt der Sensenmann von einem Assistenten erledigen
    ²Trau keinem über 30 zu, etwas Hartes zu beißen — Der hat sicher keine Zähne mehr, wenn er nicht gerade steinreich ist

  3. Solange sich nicht alle Kriegsparteien total sicher sind, dass keine Kriegspartei eine Atomwaffe als erster einsetzen wird, kann der Weltkrieg nicht stattfinden. Und das kann ja keiner wollen.

  4. Hey, ihr seid vielleicht Zyniker

    Ich frag mich allerdings auch, ob es irgendwelche neuen mathematischen Konstrukte gibt, irgendetwas Tolles aus der AI-BS-Szene, die neuerdings ein brauchbares Modell für einen führ- und gewinnbaren Nuklearkrieg gefunden hat.

    Man muss es beinahe annehmen, so wie die europäische geistige Krone der Schöpfung gerade triggerhappy durch die Welt gondelt.

    Natürlich auch ganz toll, dass der Blender aus dem Elysée-Palast gerade wieder all meine etablierten, und bereits anderweitig fleissig genährten anti-französischen Ressentiments bedient.

  5. Man muss ja heute schon froh sein, dass Deutschland jetzt eine Absage an Bodentruppen erteilt hat. Aber was ist diese Aussage wert, wenn Big Brother USA was anderes haben will? So viel Arsch in der Hose hätte man hierzulande nicht.

  6. Wenn die einen Weg gefunden haben, einen Atomkrieg zu führen, werden wir die ersten sein, die es erfahren werden...

    Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen,
    So wie sie es heute immer noch tun.
    Und du hast ihnen alles gegeben,
    Deine Kraft, deine Jugend, dein Leben
    !

    @epikur
    Don’t nig it, it worked.

  7. @Kakapo3, Di 21:35
    Definiere Kriegspartei. Und Zugang zu Atomwaffen. Selensky würde ich den Eintritt in WKIII ohne Probleme zutrauen. Der kennt doch gar kein Pardon mehr. Und D ist, Gott sei’s geklagt, mit Regierenden ge‑, ähm, segnet, denen das angebliche Wohl anderer Länder (Israel, Ukraine) deutlich über das ihres eigenen Volkes geht. Auch da scheint es keinerlei Hemmungen mehr zu geben. Nicht, weil man einen 3. Weltkrieg wollte. Sondern weil man keine drei Meter mehr weit denken und somit Folgen überhaupt nicht mehr abschätzen kann. Oder will. Wer weiß das schon.

  8. Tiffany
    Ich denke wir kommen dem nächsten Weltkrieg ein gewaltiges Stück näher, wenn alle Staaten, die Atomwaffen besitzen (Es sind glaube ich neun), davon überzeugt sind, dass keiner von ihnen Atomwaffen als erster einsetzt. Dann können z. B. die USA in Europa, sich mit Russland (China) messen, ohne dass San Diego oder Peking gefährdet sind. Ukraine und Deutschland sind nur Bauern in dem Spiel.

  9. Wenn Russland in „Transnistrien“ aufmarschiert, dann holt es sich westliche Teile der Ukraine mit Odessa und bedroht Moldau und Rumänien. Aber Hauptsache, die Ukraine bekommt keine Taurus.

  10. @kakapo3
    »Solange sich nicht alle Kriegsparteien total sicher sind, dass keine Kriegspartei eine Atomwaffe als erster einsetzen wird, kann der Weltkrieg nicht stattfinden. Und das kann ja keiner wollen.«
    Da ist vielleicht mehr dran als man denken sollte. Bei diesem Elitenpazifimus der die Atomwaffen abschaffen will (u.a. Obama) hab ich immer so ein mulmiges Gefühl, und das passt auch nicht zur gemachten Politik.
    Gibt es da womöglich Kräfte die die A‑Waffe abschaffen wollen um wieder den ganz großen Krieg führen zu können? Oder dies denken denn tatsächlich kann es das nicht geben weil das Wissen in der Welt bleiben wird , wie man sie baut.

  11. Nochmal, seit Dekaden simulieren die Jungs im Pentagon Erstschlagszenarien.
    Die Amis werden den Knopf drücken, dessen bin ich mir sicher!
    Auch, weil ich selbst die Leute in Amiland kennengelernt habe und ganz genau weiß, wie die ticken

  12. Es gilt weiterhin: alle die groß zu Aufrüstung, Militarismus und Krieg schreien und brüllen — sollen bitte sofort (!) an die Ostfront! Sofa-Generäle haben wir genug! Wir brauchen wieder echte Helden! Also: ab ab!

  13. Mehr Atomwaffen bedeuten ein höheres Risiko eines Atomkrieges (Endzeitszenario). Keine Atomwaffen (aber vollaufgerüstete konventionelle Streitkräfte) bedeuten ein hohes Risiko eines konventionellen Krieges (viele Tote, viel kaputt, die Eliten überleben)
    Na PV was wollt ihr?
    @art
    Es gibt tatsächlich eine starke Bewegung in den USA zum Verzicht auf den Erstschlag (sympathisch sind diese Leute nicht Obama, Clinton, Biden) noch haben sie keine Mehrheit (Militär ist dagegen, ebenso Europa, Russland, China bestehen auf den Erstschlag) aber in der NATO verschiebt sich die Auffassung langsam.

  14. @kakapo3
    Das mit dem Erstschlag ist das eine, aber es gibt Leute die Atomwaffen physisch abschaffen wollen, bei denen ich mich frage welche Motivation sie eigentlich haben.
    Pazifistisch oder kriegerisch, beides ist denkbar, ohne Atomwaffen könnte man ja wieder das ganz große Ding führen, also einen echten dritten Weltkrieg, was so manchem eine Verlockung zu sein scheint.
    Naiv oder skrupellos,in beiden Fällen ist es gefährlich, man stelle sich die jetzige Situation ohne Nuklearwaffen vor, aber weiter mit dem Wissen wie man sie schnell neu bauen kann. Dann hätten wir vielleicht schon einen heißen Großkrieg konventioneller Natur, in dem irgendwann eine Seite ins Hintertreffen gerät und bisher war es dann immer so, daß weiter eskaliert wurde, warum sollte dann verzichtet werden auf den Neubau, und das dann mitten in einem heißen Krieg.
    Nein, es ist besser wie jetzt wo jeder weiß daß die Dinger einsatzbereit herumstehen und jeder weiß was Sache ist.
    Die Menschheit wird zeit ihrer Existenz umgehen müssen mit dem nuklearen Wissen, weil es nie wieder verschwinden wird.
    »Es gibt keine Wege aus der Gefahr, es gibt nur Wege in der Gefahr« (irgendein Weizsäcker, Carl Friedrich, glaub ich)

  15. Wir werden einen wenn auch vielleicht begrenzten Atomkrieg mit Sicherheit bekommen, einfach weil ich weiß, wie die Menschen und vor allem die Militärs ticken.
    Das ist so sicher wie, dass die Kirchen und Religionen nicht abgeschafft werden, weil nämlich alles religiöse Züge hat, nach denen, die herrschende Klasse, völlig irrational agiert.

  16. Tja, wenn ich hier die letzten Kommentare lesen, muss meine Einschätzung, dass irgendeine abartig abgedriftete KI mittlerweilen einen Nuklearkrieg für führ- und gewinnbar erklärt hat, offenbar korrekt sein.

    Immerhin haben all die alten Modelle der 60er und 70er des 20. Jahrhunderts noch eindeutig erkannt, dass es keinen lokal begrenzen Nuklearkrieg geben kann. Nicht von ungefähr wurde damals der Begriff der ›massive nuclear retaliation‹ geprägt, den man bis neuerdings niemals in Frage zu stellen gewagt hatte.

    Aber bei diesen zeitgenössischen Knallchargen mit dem Format eines ausgelatschten, stinkenden Teenagersneaker ist Geschichtsklitterung in beliebigem Ausmass Teil des Programms. Weswegen sollte dann ausgerechnet die alte Nukleardoktrin nicht auch, ganz dem woken Esprit folgend, gleich mit verworfen werden.

  17. Ich erinnere mich daran, wie die britische Armee ihr Kommunikationsnetz »Skynet« getauft hat. Hätte uns wohl tatsächlich alle warnen sollen, wo die Reise hingeht.

  18. @kakapo3
    Hab schon schlimmeres gelesen, eigentlich beschreibt der Link nur die Realität.
    Abschreckung funktioniert- als Teilaspekt. Ausschließlich, ohne die Bereitschaft zum Interessenausgleich, macht sie keinen Sinn.
    Gerne wird Brandt zitiert weil auch er auf die AS gesetzt hat, was stimmt. Aber Brandt wäre auch nicht für die »strategische Schwächung« Russlands gewesen, die ein wesentlicher Teil des Problems ist. Damit stärkt man nur die Ultranationalisten in Rußland und muß über Putin schon dankbar sein, wenn er sie verhindert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.