Verhandlungen

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»Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.«

- Mahatma Gandhi

In den LeiDmedien heißt es immer und immer wieder, dass man mit Putin nicht reden und verhandeln könne. Deshalb seien Friedensverhandlungen und auch die Forderungen nach Friedensinitiativen ‑wie bei dem Manifest für Frieden- sinnlos. Frieden kann es nur geben, wenn sich Putin bewegen oder sich die Ukraine in einer Position der Stärke befinden würde, so das allgemeine Credo. Hierbei werden absolut elementare Grundbedingungen von friedlichen Konflktlösungen komplett ignoriert.

Wer nur auf der eigenen Meinung und Sichtweise beharrt, den Anderen ständig gewaltvoll verächtlich macht, ihn dämonisiert, zum Feindbild erklärt sowie nur die eigenen Interessen sehen will und keinerlei Bereitschaft zu Kompromissen aufweist — ja, der muss sich nun wirklich nicht wundern, wenn die Gegenseite nicht verhandeln will. Wie das zielführend funktionieren kann, zeigt die »Gewaltfreie Kommunikation« vom Psychologen und Mediator Marshall B. Rosenberg.

Die Gewaltfreie Kommunikation
Bei dieser Form der zwischenmenschlichen Interaktion gibt es vier Grundannahmen und Bedingungen:

1.) Beobachtung
Hier muss versucht werden, ein Sachverhalt, ein Ereignis oder einen Konflikt so neutral und objektiv wie möglich zu untersuchen. Jede Form von subjektiver Bewertung kann schnell zu Interpretationen oder Urteilen und infolgedessen zu Missverständnissen führen. Die reine Wahrnehmung soll zunächst dazu beitragen, vorhandene Konflikte erst einmal sichtbar zu machen, um eine gelingende Kommunikation zu ermöglichen.

2.) Gefühl
Hier ist es wichtig, nicht die eigenen Gedanken, Ansichten oder Interpretationen zu äußern, sondern die eigenen Gefühle. Am Besten kann man es so ausdrücken: »Ich bin...« oder »Ich fühle...«. Eine besonders klare und eindeutige Sprache ist hier entscheidend, damit es zu keinen Missverständnissen kommt.

3.) Bedürfnis
Zu den elementaren Bedürfnissen zählen unter anderem: Grundbedürfnisse, wie Essen, Schlaf und Liebe, aber auch soziale Bedürfnisse oder Sicherheitsbedürfnisse. Bedürfnisse sind hier unabhängig von Ort, Zeit und Person, sie liegen im Jetzt, also weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft. Bedürfnisse von verschiedenen Menschen können miteinander in Konflikt stehen. Hier ist es wichtig, diese klar und deutlich zu benennen, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

4.) Bitte
Die Bitte ist die letzte Stufe des Kommunikationsmodells von Marshall B. Rosenberg. Sind Gefühle und Bedürfnisse nun sichtbar, werden sie ernst genommen und nicht verurteilt, so gibt es nun die Möglichkeit, eine Bitte zu formulieren. Hier geht es um eine authentische Bitte und nicht um eine Forderung. Die eigenen Bedürfnisse und Interessen sollten genauso respektiert werden, wie die der Mitmenschen. Versteckte Schuldzuweisungen und Vorwürfe verhindern hierbei die Empathie und die Achtsamkeit.


nachdenkseiten.de vom 14. Dezember 2022


»Scholz betonte: Der Moment, der eine Friedensperspektive eröffnet, der muss erst entstehen. Das sei ein Grund, warum er irgendwann demnächst auch mal wieder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin reden werde, um ihm vorzutragen, dass die Dinge anders sind, als sie von ihm gesehen werden. Damit gelte es auch zu hoffen, dass dann irgendwann ein Moment entsteht, wo dann tatsächlich faire Gespräche möglich sind, die für die Ukrainerinnen und Ukrainer zu akzeptablen, richtigen Ergebnissen führen.«

- tagesschau.de vom 23.03.2023

Scholz will also Putin klar machen, wie er die Dinge zu sehen hat, damit dann »faire Gespräche« möglich sind? Mit Ablehnung, Abwertung und Abgrenzung sowie dem strikten Beharren auf der eigenen Sichtweise, sind keine Verhandlungen möglich. Mit Respekt, Toleranz und Aufgeschlossenheit schon. Kompromisse, Lösungen und eine faire Kommunikation entstehen nur dann, wenn man sein Gegenüber, inklusive seinen Bedürfnissen und seinen (Sicherheits-)Interessen auch ernst nimmt. Genau das machen Scholz, die EU, die USA und die NATO eben nicht. Und dennoch behaupten ständig alle, dass Putin nicht reden will? Sollte uns das etwa überraschen?


Fazit
Friedensverhandlungen können insofern nur dann zielführend funktionieren, wenn elementare Grundlagen der zwischenmenschlichen Kommunikation sowie Absprachen und Verträge auch eingehalten werden. In der westlichen Hemnissphäre erleben wir gerade genau das Gegenteil. Vermutlich auch in Russland. Nur irgendjemand muss mit der »Gewaltfreien Kommunikation« anfangen. Und wenn gerade der »Westen« ständig von seinen »Werten« spricht, hat er nun die Möglichkeit, zu beweisen, wie ernst es ihm damit ist.

Es geht nicht darum, »Haltung zu zeigen« oder sich für »eine Seite« zu entscheiden. Es geht auch nicht darum, Kriegsverbrechen zu relativieren oder zu rechtfertigen. Es geht auch nicht darum, die »Ukraine zu opfern« oder Irgendjemanden zu legitimieren. Es geht darum, einen Kompromiss und einen Interessensausgleich zu finden, mit dem beide Seiten (wenn auch zähneknirschend) vorerst leben können. Denn das Sterben und Zerstören muss aufhören! Und zwar heute und nicht irgendwann.

»Wie soll der Frieden jetzt aussehen?«  Ja, vielleicht doch endlich Minsk 2 umsetzen? Die Ukraine als neutraler Staat oder mit Schweizer Modell? Volksabstimmungen in entsprechenden Gebieten unter UN-Aufsicht? Verträge und Versprechen, dass es keine weitere NATO-Osterweiterung geben wird? Gemeinsamer Wiederaufbau (ohne Blackrock!)? Es gibt viel zu verhandeln und für alles eine Lösung.


»Niemand bezweifelt den großen Wert der Beziehungen Europas zu den Vereinigten Staaten. Aber ich bin der Meinung, dass Europa seinen Ruf als mächtiger und selbstständiger Mittelpunkt der Weltpolitik langfristig nur festigen wird, wenn es seine eigenen Möglichkeiten mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen sowie mit den Wirtschafts‑, Kultur- und Verteidigungspotenzialen Russlands vereinigen wird.«

- Wladimir Putin im Deutschen Bundestag am 25.09.2001

Vor rund 20 Jahren hat uns Putin die Hand gereicht. Doch der Westen wollte sie nicht.


Fun Fact: In der zweiten Folge der dritten Staffel von »Picard« (3.2) ab Minute 5:50 will Picard mit einem fremden Raumschiff Kontakt herstellen. Er will wörtlich Diplomatie, Abkommen und Verhandlungen. Das war seine große Stärke und der politische Zeitgeist der 80er und 90er Jahre. Fremde Kulturen respektieren, andere Interessen und Bedürfnisse ernst nehmen (»die oberste Direktive«). Ein junger Typ sagt ihm daraufhin: »Die sind nicht hier um zu verhandeln!« und kappt den Kommunikationskanal. Analogien zum Ukraine-Konflikt sind rein zufällig. Kulturimperialistische Motive ausgeschlossen.

Fun Fact 2: Es heißt immer, wer gegen Waffenlieferungen sei, will, dass die Ukraine kapituliert und alle Menschen dort sterben. Waffen töten keine Menschen? Und würde ein Waffenstillstand bzw. ein Friedensabkommen nicht dafür sorgen, dass keine Menschen mehr getötet werden?


Nie wieder?
Manifest für Frieden

14 Gedanken zu “Verhandlungen

  1. Das Zitat von Gandhi ist an dieser Stelle etwas unglücklich, da er auch den Juden empfahl, sich Adolf zu ergeben. Da findet sich in diesem Kontext bestimmt noch jemand anderes.

  2. @Juri Nello

    Quelle?

    Ansonsten ist das wieder nur das übliche Nazi-Framing, dass ich langsam echt nicht mehr hören kann. Erst Recht nicht, wenn es um das Thema »Frieden« geht.

    Nazis-Russland-Putin-Frieden-Nazis-Putin-Wagenknecht-Nazis: fertig ist der Kontaktschuld-und-Framing-Brei.

    Ich verstehe das Zitat so, dass es darum geht, Frieden zu erhalten und nicht in die Situation zu kommen, ihn »schaffen« zu müssen.

  3. und diese grundsympathischen, ebenso lupenreinen wie wolodymyrophilen ur-ukrodemokraten hier...

    https://taz.de/Rechtsradikale-in-der-Ukraine/!5769181/

    ...haben klar und deutlich gesagt:

    »im kreml sitzt der leibhaftige satansputler, der neobolschewistische antichrist, der wiedergänger des weltenbösen per se!
    doch wir haben die lehren aus der geschichte gezogen und lassen uns nicht widerstandslos dahinmeucheln, wie einst diese unterwerfungsfriedenschwurbelnden häbräischen pseudopazifisten, die in der konsequenz ja nur feigen schandfrieden (TM LobotomiertenSascha) für sich selbst wollten.«

    *sing*
    die rechten hände, zum himmel, heil! — und lasst uns wehrhaft sein...

  4. @mo

    Ja, hui, der TAZ-Artikel war vom 29. April 2021. Da durfte man das noch berichten. Seit dem 24. Februar 2022 leben in der Ukraine nur noch Vorzeige-Demokraten und Freiheitskämpfer.

  5. nun, @eikur...immerhin entblödete sich das agitprop- und kampfblatt der camouflage-grünen/bündnis 90(-2) schon damals nicht, dieses von sich zu geben:

    »Kritiker sprechen von ›Nazipropaganda‹ «.

    spätetens ab dem 24.02.2022 hätte es gemäß des NATO-ukas zur total schutzbefreiten durchseuchung mit dem neuzeitgeistig-orrwellschen neusprech-erreger dann wohl geheißen:

    »Verschwörungsmystiker, Lumpenpazifisten und Pseudofriedensfreunde schwurbelten einmal mehr von sogenannten ›Nazi-Massenkundgebungen‹ in Kiyiw und weiteren Orten der Ukraine.

    z.b:...odessa?

    p.s.

    hätte mich 1989 ein wahrhaft hellsichtiger dystopiker (coronadamus ukronikus oder so, vllt?) in seinen mad-future-screen schmulen lassen...ick gloob, ick wär‹ stante pede gesträubten haares nach antarktika ausjewandert und bioimker jeworden...

  6. Oh mann, Marshall Rosenberg... den Namen hab ich zuletzt vor gut 10 Jahren in der Pflegeausbildung gehört. Hab mich damals schon gefragt, warum nicht generell so vorgegangen wird.

    Vor allem weil der »Kommunikationsstil« heute schon damals zu sehen war. Wer hier kennt die Doku »The Red Pill« von 2014? Und erinnert sich daran, wie der Mainstream darüber ›diskutiert‹ hat? Hier kann man noch mal nachsehen: https://www.youtube.com/watch?v=Q7MkSpJk5tM
    Vergleicht mal, wie die MRAs bezeichnet und behandelt wurden mit den heutigen Friedensaktivisten. Oder den COVID-Skeptikern... Hat sich da irgend was geändert?

    Ich denke nicht. Nur die Weichziele sind etwas anders.

  7. Es verhält sich genau so, wie du es bei Picard beschreibst.
    Die Elite erhebt einen Machtanspruch und wird ihn mit allen Mitteln durchsetzen.
    Es geht nicht um die Ukraine, genau so, wie es nie um Gesundheit ging, oder es gar um’s Klima geht.
    Es geht um hegemoniale Ansprüche der USA und nichts weiter.
    Die werden weitermachen, egal, was wir wollen.
    Und den anderen Großmächten ist es auch nicht egal.
    Die werden dagegen halten komme was wolle.

  8. epikur sagte am Mittwoch, 15. März 2023 um 10:09 :
    »@Juri Nello
    Quelle?«

    ick spring mal als laien-quellenforscher^^ ein:

    https://science.orf.at/v2/stories/2779520/

    es lässt sich weiteres seriös anmutendes dazu (wer weiß heute aber noch mit menschenmöglicher sicherheit zu sagen, wer oder was wirklich integere quellen sind...?).

    könnte also durchaus sein, dass der mahatma — ein großartiger, gleichwohl auch nur irrender mensch — hier tief ins klo gegriffen hatte.

    https://www.jewishvirtuallibrary.org/letter-from-martin-buber-to-gandhi

  9. Herr Gandhi hatte in seiner Studienzeit in London, Kontakt zu sehr zweifelhaften Kreisen (Blavatsky), die auch eine Grundlage für die spätere Ideologie der Nazi gelegt haben (z.B. für Herrn Himmler). Quelle seine eigene Biographie (Mahatma Gandhi: Mein Leben).
    Das macht aber die zitierte Aussage weder falsch noch nicht überlegenswert.

  10. Offtopic. Schwurbel-Time.

    Wo sind eigentlich die ganzen Terroranschläge im Westen geblieben? Wir hatten sie einige Zeit ständig. Sind die »Dienste« auf einmal so effektiv? Haben die »Islamisten« alle aufgegeben? Was ist hier los?

    Nicht, dass ich sie mir wieder wünschen würde ‑Gott bewahre- aber ist das nicht auffällig, dass wir sie jetzt nicht mehr haben?

  11. Das mit den elementaren Grundlagen ist für mich auch ein besonderes Defizit, das man gerne umgeht, um die eigenen Ziele durchzusetzen. Dieses Platzhirschgehabe passt dann auch nicht in die Doktrin von »Solidarität und Empathie«, das sie sich gerne anheften. Das soll dann auch die eigene Ungeduld rechtfertigen, weil man wohl grundsätzlich weiß, dass echte Diplomatie und das Reden zäh und langwierig ist. Dass man das Kriegsleid der Bevölkerung lindern will — alles schön und gut, aber man erreicht nur das Gegenteil. Jetzt steht eben doch der »Abnutzungskrieg« als Schlagwort in der Situation, weil man die grundlegenden Diskursregeln ignoriert. Im Krisenmodus besonders fatal.

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