Eine kritische Infrastruktur in Deutschland wird durch einen Bombenanschlag zerstört (Nord-Stream-Pipelines). Manche würden so etwas auch einen »Terroranschlag« nennen, schließlich gehört die Energie-Infrastruktur eines Landes zur existenziellen Daseinsfürsorge. Und anstatt die Bundesregierung ihrem Amtseid nachgeht, also Schaden vom deutschen Volk abwendet, und alles in die Wege leitet, um diesen Vorfall aufzuklären (oder sogar die Pipelines reparieren lässt), mauert sie seit Monaten. Auf wiederholte Anfragen der Opposition gibt sie keinerlei Antwort und behauptet: »Informationsinteresse des Parlaments steht hinter dem berechtigten Geheimhaltungsinteresse.« Aha.
Nun hat der legendäre Investigativ-Journalist Seymour Hersh — der bereits den Pulitzer-Preis gewonnen, sowie zahlreiche Skandale (Massaker in My Lai, Folter in Abu Ghraib etc.) in seinem Leben aufgedeckt hat — auf seinem Blog (hier die deutsche Übersetzung) die These aufgestellt, dass die USA für die Sprengung verantwortlich sind. Er bezieht sich auf eine glaubhafte Quelle. Eigentlich sollte man nun davon ausgehen, dass sich unsere Presse sowie unsere Politiker, bei Seymour Hersh bedanken, ihn zum Essen oder zumindest zu einem Gespräch einladen? Schließlich macht er ihre Arbeit? Weit gefehlt. Stattdessen erleben wir einen absoluten Unwillen zur Aufklärung sowie transatlantische NATO-Propaganda:
»US-Reporterlegende Hersh beruft sich nur auf eine Quelle« (tagesspiegel.de)
»Hersh ist als Journalist eine Legende, aber auch nicht unumstritten.« (welt.de)
»Der umstrittene US-Journalist Seymour Hersh schreibt in einem schwach belegten Blogbeitrag, die USA hätten die Nord-Stream-Pipelines gesprengt. [...] Zunehmende Zweifel an Hershs Glaubwürdigkeit.« (spiegel.de)
»Hershs Version wirft viele Fragen auf. [...] Hersh nicht unumstritten. [...] Kritiker werfen ihm vor, Verschwörungserzählungen zu verbreiten.« (tagesschau.de)
»In den vergangenen Jahren beschäftigte er sich zunehmend mit Verschwörungen und Unsinn.« (focus.de)
»Die Schattenseiten eines Star-Reporters. [...] Seinen jüngsten Stücken haftet jedoch immer mehr der Geruch der Konspiration an.« (sueddeutsche.de)
Der ganze Offenbarungseid der Regierung gegenüber der parlamentarischen Demokratie in der Frage von Krieg und Frieden:https://t.co/PE5qnl31tf
h/t @JungNaiv https://t.co/k2nsVal51M pic.twitter.com/79rJy4iqUL
— henning rosenbusch (@rosenbusch_) February 10, 2023
»From Hero to Zero«
»Wir wurden gewarnt«
»Vasallen wehren sich nicht«
»Harsche Reaktionen auf Hershs Artikel«
Bei so viel Verleugnung und vehementem Abstreiten muß es wohl die Wahrheit sein.
Oder ist irgendjemand mit belastbaren Gegenvorschlägen gekommen?
(Nicht, daß uns nach den letzten drei Jahren pressebezüglich noch irgendetwas wunder sollte oder würde...)
Wenn Seymour Hersh nicht Seymour Hersh währe, also der berühmte Pulitzer-Preisträger, sondern irgendein unbekannter Journalist dann würde sich der »Mainstream« gar nicht mit dieser Geschichte befassen. Der Autor währe irgendein Verschwörungstheoretiker und selbst wenn diese Recherche irgendwo gedruckt erschienen währe z.B. bei einem kleinen Verlag in einem kleinen Magazin, und durch Zufall irgendjemand drüber gestolpert wäre dann würde man das Verlagsprogramm dazu benutzen den Autor und die Geschichte zu diskreditieren.
Aus dieser Perspektive hat Seymour Hersh wirklich Glück gehabt die großen Medien haben widerwillig die Story gebracht und sie ist in den politischen Diskurs eingegangen. Das dabei Zweifel gesät werden und auf Teufel komm raus geframt wird versteht sich natürlich von selbst. Auch das sie praktisch keine Folgen haben wird.
Auch das ist Propaganda: https://www.change.org/p/manifest‑f%C3%BCr-frieden
Auf was hat sich die Wagenknecht da wieder eingelassen???
Lest nur mal schon die Einleitung, also den ersten Absatz.
Vor der »Alice Schwarzer habe ich schon 1974 gewarnt.
Aber auf mich hört ja keiner.
Hersh sagt übrigens, dass Norwegische¹ Saubermänner den US-Froschmännern tatkräftig geholfen haben. Aus der Sicht des wirtschaftlichen Nutzens (maritimes Know-How ?) macht dies wohl tatsächlich mehr Sinn als eine Beteiligung der Polen oder Brit-Pudel, die ich bisher eher in Verdacht hatte; Irgendwie haben die USA bei sowas immer gerne einen ›Partner in Crime‹, den sie ggf. zum ›Fall Guy‹ befördern.
¹Habe vor einigen Jahren einen Film gesehen, der auch die negativen Seiten des norwegischen Öl- und Gas-Booms beleuchtete: An manchen Stellen schlug dort die für Skandinavien typische ›Eisenfaust im Samthandschuh‹ zu
@PV
Das ist eine Petition. Keine Propaganda. Das Du sowieso schon immer alles wusstest, ist mir jetzt wirklich neu!
Was mich generell stört, ist der Totalitarismus auch von der kritischen Seite. Auch wenn ein Gunnar Kaiser eher neoliberal, eine Alice Schwarzer eher männerfeindlich und ein Boris Reitschuster eher rechtskonservativ sind — können sie alle auch mal Analysen machen, denen ich zustimmen kann. Deshalb bin ich noch lange nicht neoliberal, männerfeindlich oder rechtskonservativ.
Selbst die Weidel sagt mal Dinge, denen ich zustimmen kann. Bin ich deshalb ein AfD-Jünger oder Nazi? Ja, für die Kontaktschuld-und-Ad-Hominem-Fans auf jeden Fall. Aber diese intellektuelle Kleingeistigkeit muss man nicht mittragen.
Zu dem »Manifest für Frieden« bringe ich die Tage noch gesondert was.
EDIT: Viele weitere Informationen, Quellen und Zitate zur NS2-Sprengung gibt es hier.
Als es hieß, die Russen hätten die Pipeline gesprengt, glaube der Mainstream auch ohne eine Quelle oder Sinn sofort daran.
Keine Ahnung, wer hier gezündet hat, aber es ist schon auffällig, dass die Ermittlungen zur Aufklärung augenscheinlich gestoppt wurden. Man das Ergebnis also nicht wissen will (oder weiß und nicht bekannt werden lassen will).
Pingback: US-Militärschlag: Der Nord-Stream-Anschlag ist ein kriegerischer Akt gegen die Bundesrepublik – Blauer Bote Magazin – Wissenschaft statt Propaganda
Das alles ist echt nicht mehr zu ertragen. Kaum platzt eine Bombe, kommen alle(!), die das nicht hören wollen, aus den Löchern gekrochen und kriegen sich nicht mehr ein, die üblichen Labels auszupacken. VT, umstritten, blabla. Mal ehrlich — nach drei Jahren Corona und die vorher schon angewandten blöden Sprüche und Schlagworte, und die denken, wir würden das einfach schlucken. Als könntest du auf der Straße Trickdiebstahl begehen und dieselbe Person ständig mit derselben Methode reinlegen. Die müssen uns wirklich für völlig verblödet halten.
@Kakapo3
»... dass die Ermittlungen zur Aufklärung augenscheinlich gestoppt wurden. Man das Ergebnis also nicht wissen will (oder weiß und nicht bekannt werden lassen will).«
Nicht ganz richtig. Angeblich ermittelt der Generalbundesanwalt noch. Mal sehen, ob er uns die Ergebnisse vor 2030 präsentieren kann. Bin gespannt auf den Bericht.
»Angeblich ermittelt der Generalbundesanwalt noch«
klar offiziel kann man die Ermittlungen nicht einstellen. Es ist ja noch kein Täter überführt. Aber anscheinend passiert nichts mehr. Einzelheiten hier:
https://multipolar-magazin.de/artikel/wir-werden-dem-ein-ende-setzen
Das Ergebnis ist doch wurscht. Es læuft genauso, wie beim NSA-Skandal Anno dazumal. Ausspähen unter Freunden? Na und?
Die Berliner Zeitung scheint noch einer der wenigen Presse-Erzeugnisse in Deutschland zu sein, die nicht transatlantisch unterwandert sind. Sie haben es doch tatsächlich gewagt! Sie haben ein Interview mit Seymour Hersh geführt. Das müssten eigentlich alle deutschen Medien inklusive Bundesregierung machen. Es geht schließlich um einen Anschlag auf unsere Infrastruktur!
Naja, wenn ich mir die Artikel von Alexander Dubowy&Co. und die allgemeine transatlantisch »korrekte« Wortwahl gegenüber Russland in der Berliner Zeitung ansehe, komme ich zu anderen Schlüssen. Die Berliner Zeitung ist für mich die Gegenreferenz zu RT DE deren Studium noch halbwegs erträglich ist. Eine Schwalbe bzw. »Betriebsunfall« macht eben noch keinen Sommer.
Kannste Dir nicht ausdenken:
Die Ukraine mit Waffen vollpumpen ist ein Akt der »Solidarität«. Wer aber Russland mit Waffen beliefert, muss mit ernsten Problemen rechnen? Diese Verlogenheit und Heuchelei »des Westens« ist kaum noch zu ertragen. Waffen töten. So oder so.
Die »westliche« Politik ist halt nicht von der »Golden Rule« (Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu) sondern von »Was Jupiter erlaubt ist, darf der Ochse noch lange nicht.« geprägt. Es ist mir völlig unverständlich, warum die »westliche« Politik als arrogant und heuchlerisch wahrgenommen wird.
P.S. nur mal so zum Vergleich wie ein »normaler« Artikel in der Berliner Zeitung über Russland und den Ukraine-Konflikt aussieht:
https://www.berliner-zeitung.de/news/russland-kremlchef-wladimir-putin-stellt-weichen-fuer-praesidentschaftswahl-2024-li.319798
Warnhinweis! Der verlinkte Artikel kann erheblichen Gehalt an transatlantischer Propaganda aufweisen. Schlichten Gemütern wird vom Lesen abgeraten.