Gleichschaltungsleugner (8)

Der Geist der »Meinungsfreiheit«.

Richard David Precht und Harald Welzer haben einen Bestseller geschrieben: »Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist.« Journalisten können und wollen den Vorwurf der Gleichschaltung und der einseitigen Berichterstattung nicht auf sich sitzen lassen. Egal, ob bei Lanz, Maischberger, Anne Will, ARD, ZDF, Welt, Zeit, Süddeutsche, Spiegel, FAZ, Focus, TAZ etc. etc. — überall wird relativiert, verharmlost und abgewiegelt.

Dabei wird exakt diese Kritik von einigen Personen schon lange formuliert. Ich habe an dieser Stelle beispielsweise die Arbeiten von Uwe Krüger, den Tendenzschutz der Verlage sowie Journalisten, die Mitglieder in der Atlantikbrücke sind, erwähnt. Die Sozialisierung von Journalisten, die Eigentumsverhältnisse der Medien sowie die nicht vorhandene Staatsferne des ÖRR, wären weitere Kritikpunkte.

Nur, dieses mal sind es eben zwei etablierte und exponierte Personen aus der Medien-Öffentlichkeit, die einen Bestseller zu diesem Thema geschrieben haben. Das schmerzt den Medienschaffenden in den großen Verlagen und sie wehren sich mit Händen und Füßen gegen diesen Vorwurf. Ihre Argumente werden leider nicht besser.

Strohmann-Argument
Dem Vorwurf der »Gleichschaltung der Medien« wird immer gleich begegnet. Der Begriff sei rechtsextrem und außerdem gebe es ja kein zentrales Zensur-und-Steuer-Organ, ergo: auch keine »Gleichschaltung«. Man argumentiert ständig gegen eine Kritik an, die nur von ganz wenigen (False-Flag-)Spinnern vorgetragen wird: »finstere und geheime Mächte steuern und kontrollieren die Medien!« Das ist natürlich ausgesuchter Quatsch. So will man regelmäßig den seriösen Argumenten aus dem Weg gehen, die von der Mehrheit der Kritiker vorgetragen wird.

Andrej Reisin, der als Autor und Onliner für den NDR arbeitet, behauptet nun auf uebermedien.de, dass die Studien und Daten die Harald Welzer jetzt nachträglich geliefert habe, »Datenjonglage« sei. Er wolle nun mit ausgewählten Studien, einen angeblichen medialen Einheitsbrei, insbesondere bei der Ukraine-Berichterstattung, belegen wollen, würde aber nur den »Mantel der Wissenschaftlichkeit« herbeizaubern. Außerdem benutze er ein fragwürdiges »Marketing-Tool«, um entsprechende Daten zu sammeln.

Der plurale Einheitsbrei
Halten wir fest: zuerst kritisieren die Journalisten (bei Markus Lanz), dass Welzer und Precht ja gar keine Daten hätten, welche die mediale Einheitsfront beweisen würden (Als wenn man das wirklich bräuchte. Das kann jeder bei den Themen Corona, Ukraine, Klima, AfD, Flüchtlinge, NATO, Trump etc. tagtäglich selbst sehen.) — und als diese dann Daten vorlegen, sind die natürlich überhaupt nicht aussagekräftig und überhaupt nur selektiv und sowieso falsch:

»Doch je öfter Harald Welzer beweist, wie einseitig deutsche Medien berichten, desto sicherer können sich diejenigen fühlen, die daraus eine bewusste Manipulation ableiten. Die bestmögliche Version der Wahrheit ist das allerdings nicht – und Wissenschaft auch nicht.«

- Andrej Reisin

Aber Glückwunsch, Herr Reisin! Wieder einen sehr langen Rechtfertigungs- und Relativierungstext geschrieben, ohne auch nur mit einem einzigen Wort auf die inhaltliche Kritik von Welzer und Precht eingegangen zu sein:

Gleichschaltung
Einseitigkeit
Haltungsjournalismus
SEO
Boulevardisierung
Moralisierung
Emotionalisierung
Einheitsbrei
Personalisierung
Mangelnde Quellenangaben
Lückenpresse
Hofberichterstattung
Advertorials
Framing
Selbstzensur
Agenda Setting
Tendenziöse Berichterstattung
Dpa-copy-paste-Meldungen
Medienkampagnen
Etc.

...sind alles nur wirre und krude Theorien von Schwurblern!

Aber ich bewundere die Hartnäckigkeit von Harald Welzer! Er glaubt tatsächlich noch, irgendjemanden in der etablierten Presselandschaft (Staatsfunk) mit Daten, Fakten oder Argumenten überzeugen zu können. Viel Glück dabei!


Angestrengt wegreden
Auch der Medienwissenschaftler, Michael Haller, möchte nicht wahrhaben, dass die Menschen seit der Corona-Pandemie, der Flüchtlingskrise, 9–11, Relotius, dem Ukraine-Konflikt sowie dutzenden von Lügen, Skandalen und Affären kein Vertrauen mehr in die Massenmedien haben. Stattdessen:

»Kein Vertrauen habe ich in die Demoskopen, wenn sie pauschal Vertrauen abfragen.«

Daten, Studien, Umfragen, Wissenschaft? Interessiert alles nicht, wenn es nicht ins eigene Weltbild passt oder zum Nach- und Selber-Denken anregt. Dieses Motiv wurde in den letzten drei Jahren mehr als verinnerlicht. Ideologie und Haltung vor Realitätswahrnehmung. Wenn Umfragen und Studien ergeben, dass die Merhheit der Bevölkerung keinerlei Vertrauen mehr in Politik und (NATO-)Medien hat, dann müssen diese Umfragen und Studien eben falsch sein.


Fun Fact am Rande: wer auf den genannten Beitrag von Andrej Reisin auf uebermedien.de kommentieren will, muss ein sog. »Übonnent« sein. Sie verlangen also eine finanzielle Unterstützung, ein Abo, um nach eigener Aussage damit »kritischen Medienjournalismus« zu unterstützen. Ein bezahlter Journalist aus dem NDR (er arbeitet auch beim ARD-Faktenfinder) widerspricht einer Medienkritik, die schon von sehr vielen Menschen, seit mehr als Zehn Jahren genau so formuliert wird — und das soll jetzt der »kritische Medienjournalismus« sein, für den ich extra zahlen soll? Muss ich das verstehen?


Gleichschaltungsleugner (1)
Gleichschaltungsleugner (2)
Gleichschaltungsleugner (3)
Gleichschaltungsleugner (4)
Gleichschaltungsleugner (5)
Gleichschaltungsleugner (6)
Gleichschaltungsleugner (7)

8 Gedanken zu “Gleichschaltungsleugner (8)

  1. Wenn die Geschichten wenigstens gut wären. Oftmals sind sie leider auch noch schlecht geschrieben. Im Falle eines Remixes ist das Original sogar oft von höherer Qualität. Ob ML daran etwas ändern wird?

  2. an dieser nun tausendfach beschriebenen, bewiesenen und ja sowieso ganz und gar offensichtlichen tatsache staatspropaganda-medialer gleichschaltung gibt es doch längst keinerlei zweifel mehr.

    natürlich auch nicht bei den gekauften leugnern, gedungenen lügnern und sold-schmierfinken.

    denn:

    »Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, sie lügen. Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Und trotzdem lügen sie weiter.«

    Alexander Solschenizyn
    (originalzitat nicht gesichert — dennoch genial, egal, von wem.)

  3. Das trifft nicht ganz des Pudels kern.
    Denn, auch für einige von denen ist das die absolute Wahrheit.
    Das ist dann wie mit den Religionen....
    Von den Politdarstellern stellt sich das für mich am häufigsten so dar.

  4. Übrigens: die Ampel-Regierung mit ihrer ständigen Kriegs-Propaganda wird immer beliebter:

    »Die Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz beim Europafest der SPD im brandenburgischen Falkensee wurde von Beginn an von Buhrufen begleitet. Der Kanzler bestärkte erneut die ungebrochene Solidarität mit der Ukraine.«

    »Solidarität« heisst jetzt: sich mit Gentechnik impfen lassen und Waffenlieferungen unterstützen. Kriegsdeserteure aus Russland und der Ukraine verdienen dagegen keinerlei »Solidarität« und auch keine Menschen, die Friedensverhandlungen fordern.

    Und wie antworten die Politiker darauf? Sie beschimpfen das Volk. So sind sie. Unsere »Volksvertreter«.

  5. zitat des cum-ex-dementen:

    Wenn ihr irgendeinen Verstand in euren Hirnen hättet (...)“

    etliche äußerungen dieses geschichtsvergessenen, kriegsgeilen, verlogenen, widerlichen güfftzwörgäs gehören zu den aller-allerübelsten absonderungen sprachlichen abschaumes, die mir in 26 jahren als DDR-bewohner und jenen nun annähernd 34 als BRD-insasse aufgezwungen wurden.

  6. Übermedien verdeutllichen den Niedergang des kritischen Online Journalismus. Der einst angetreten war durch einfacheren Zugang eine breitere Vielfalt an Meinungen und Sichtweisen zu erzeugen.
    Absurderweise war Niggemeier mal angetreten mit Medienkritik und hat seine Bekanntheit dem Bildblog zu verdanken, der nicht nur die Bild sondern alle Medien kritisch beleuchtete.

    Ich hab jetzt nur mal schnell auf seinen Seiten gesucht, aber ein Beispiel gefunden, wo er über die einseitigkeit der deutschen Medien berichtet hat
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/688/je-ferner-desto-lauter/

    Heute gehört er auch zu denen.

  7. @Mutant77

    Man merkt an dem Beispiel von Niggemeier sehr deutlich, dass es sehr vielen offensichtlich überhaupt nie »um die Sache« ging, sondern ausschließlich darum, vermeintlich »böse Akteure« (BILD-Zeitung, AfD, Querdenker, Impfgegner, Putinversteher, Klimaleugner etc. etc.) zu bekämpfen.

    Wer inhaltlich bleibt, argumentiert und analysiert, sollte sich vom Lagerdenken nicht manipulieren lassen. Gerade heute hätte ein Niggemeier, sofern es ihm ernst wäre mit der Medienkritik, wohl mehr als genug Stoff. Stattdessen arbeitet er sich an Symptomen und Banalitäten ab.

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