Seit den Corona-Maßnahmen hat sich nicht nur der autoritäre Charakter wieder in all seiner Pracht gezeigt, sondern auch der übermäßige Hang durch Verbote, Regeln und Strafen, Menschen erziehen zu wollen. Freilich immer im Namen des Guten und für die gute Sache. Wie könnte es auch anders sein. Es werden Einzelpersonen und/oder Ereignisse instrumentalisiert, um vermeintlich moralisch erhabene Verbote in den Diskurs einzubringen und gegebenenfalls sogar durchzusetzen.
Da wäre beispielsweise die Diskussion um das Böllerverbot. Ja, da haben ein paar Spinner mal wieder übertrieben. Das gibt es jedes Jahr. Mal mehr. Mal weniger. Das wird aber sofort benutzt, um ein Böllerverbot ins Spiel zu bringen. Die Corona-Maßnahmen dienten hier in den letzten Jahren schon als nützliches Vehikel. Ja, es gibt viele gute Argumente gegen das Böllern. Aber wollen wir den Menschen denn gar keine Lebensfreude mehr erlauben? Und das die Leute ‑nach diesen trostlosen und demprimierenden letzten drei Jahren- ordentlich die Sau rauslassen wollen, sollte menschlich nachvollziehbar sein.
In Deutschland gibt es offensichtlich immer noch sehr viele Menschen, die davon überzeugt sind, nur dann in Freiheit leben zu können, wenn der Staat Selbige auf ein Minimum reduziert und einschränkt. Alles verbieten und bis ins Kleinste mit Gesetzen, Verordnungen und Regeln durchziehen. Der Alltagskäfig wird dadurch zwar immer kleiner und enger, aber scheinbar versteht man genau das hier als Freiheit. Und jeder, der mehr vom Leben will und erwartet, wird dann von einer Armada von moralinsauren Übermenschen sturmreif geschossen.
Gleichzeitig hört man immer wieder die Rufe nach Zensur und härteren Strafen. Das schwarze Pädagogik und eine ausufernde strukturelle Gewalt, Menschen wohl eher selten zu selbstbewussten, zufriedenen und ausgeglichenen Charakteren macht, interessiert den autoritären Geist nur wenig. Er will bevormunden, gängeln, regulieren und bestrafen. Hier offenbart sich ein zutiefst menschenverachtendes Menschenbild. Denn individuelle Bedürfnisse und Interessen zu unterstützen, fördert nicht nur die intrinsische Motivation von Menschen, sondern auch die Selbstwirksamkeit und somit den demokratischen Habitus. Dafür würde der autoritäre Charakter jedoch Empathie benötigen, die er zutiefst verachtet.
Nachtrag zum Thema »Verbotskultur«. Den Schaden den Hooligans bei diversen Fußball-Spielen anrichten, kann nur zur Folge haben, Fußball zu verbieten. Nein? Das ist aber die gleiche Logik.
Nur weil es ein paar Leute übertreiben, sollte man nicht die ganze Gesellschaft in Geiselhaft nehmen. Die Idioten dingfest machen und die Millionen von Menschen ihr Leben leben lassen.
Fußball ist das Zugpferd des Kapitalismus und muss ganz unbedingt verboten werden!!
Ist halt einfacher, nach Verboten von Symptomen zu schreien, als mal ganz radikal zu werden und nach den eigentlichen Ursachen zu suchen.
Außerdem kriegt man damit immer so schön viel Aufmerksamkeit.
Das finden die Autoritären klasse. Nicht nur sein, sondern JEMAND sein.
@epikur
Fussballspiele waren und sind ein Vehicle um Verbote und Kontrollen durchzusetzen. In England stärker als in Deutschland. In Italien konnte man zeitweise nur ein Ticket kaufen, wenn man sich in einer »Fan-Liste« eingetragen hat. Digitale Kontrolle schon vor der Corona-App. Hamburg führte Hooligan-Listen, die sich dann als verfassungswidrig herausgestellt haben. Pseudolinke fordern schon lange die Einstellung des Profifussballs. Dies führt mich zu
@PV: Jazz ist die Stütze des Kapitalismus, alle Anhänger müssen erschossen werden. Bitte melde dich morgen um 9 Uhr.
@Ratze: Die Frage nach Ursachen könnte zu Änderungsvorschlägen führen, wer kann das wollen?
Hast du mal geschaut, was Jazzmusiker verdienen??
Warum sollte Jazz die Stütze des Kapitalismus sein?
Schlechter Vergleich.
Fußball ist es ganz zweifellos was den Sport betrifft.
Die USA mal ausgenommen.
Fußball ist ein unfairer Sport wo sich fast alle Beteiligten wie Nutten auf dem Laufsteg benehmen.
Allein schon sich die Übertragungsrechte für diese WM zu sichern beliefen sich alleine für Deutschland auf 220 Millionen.
Ein echter Mensch linker Gesinnung boykottiert diesen unfairen und durch und durch korrupten Sport.
Fußball ist mit das peinlichste in Sachen Sport, was mir je untergekommen ist.
Das gilt natürlich auch für Boxen und Wrestling (USA).
Im Übrigen ‑weil die Mainstream-Presse den Fall wieder hochkocht wie sonstwas- habe ich an Silvester auch ordentlich geknallt. Weil ich Bock drauf hatte! Und es hat einen Heidenspass gemacht. Besonders mit den Kids. Millionen von Menschen in Berlin waren friedlich. Die tun ja gerade alle so, als wäre Berlin ein Höllenloch. Was für ein Bullshit! Ein paar Idioten haben es übertrieben und leider keinerlei Respekt vor Polizei und Feuerwehr gehabt. Die sollte man festnageln. Nicht mehr und nicht weniger.
Und ja, werte Realitätsverdränger wie Mister Stefan Rose von den Fliegenden Brettern, es war eine bestimmte Klientel in einem bestimmten Viertel in Berlin. Nirgendwo sonst gab es das! Wer hier lebt, weiß und kennt das! Wer irgendwo in der Provinz hockt, sorry, hat bei diesem Thema schlicht keine Ahnung und will nur seine ideologische Bubble verteidigen.
Und trotzdem ist man deshalb nicht gleich wieder ein Nazi, nur weil man das Milieu ganz klar benennt! Das ständige Relativieren und Wegschauen (Massen-Schlägereien in Schwimmbädern, Messerstechereien, Drogen-Parks etc. etc.) hilft Niemandem!
@PV
Jazz ist abstrakt und lenkt daher von den sozialen Problemem und vom Klassenkampf ab. Außerdem ist es kulturelles Gewichse einer degenerierten Elite um ihre angebliche interlektuelle Überlegenheit zu demonstrieren. Ekelhaft. (Jazz hatte proletarische Wurzeln, aber die sind längst verdorrt.)
Fussballfans hingegen haben in der (leider gescheiterten) ägyptischen Revolution eine positive Rolle gespielt.
Falls jemand den Sarkasmus nicht erkennen solle:
Im kulturellen Bereich darf es keine Verbote geben, weder staatliche, noch moralische, noch pseudolinke. Also böllert, fussballert und jazzt doch soviel ihr wollt. Ich mache da mit, wo es mir Spass.
Das sehe ich leider völlig anders.
Selbst wenn ich Fußball gut finden würde, muss ich es boykottieren, allein wegen des Prinzips.
Genau, weil die Leute das alles mitmachen, haben wir den ganzen Scheiss ja.
Böllerverbot ansich halte ich für völlig übertrieben. Allerdings ist es auch ein wirkliches Trauerspiel, wie mit Ursachen und Symptomen der Extreme umgegangen wird. Raketen auf Menschen und Fenster abzuschießen oder Feuerlöscher auf Windschutzscheiben von fahrenden Einsatzwagen zu werfen ist vorsätzliche versuchte gefährliche Körperverletzung. So sollte dem dann auch begegnet werden.
Wo ich eben bei Herrn Rose las und er aus dem Ruhrgebiet kommt: Zumindest in meiner Geburtsstadt Essen gab es die Berliner Ereignisse auch, wenn natürlich in kleinerem Maßstab. Da haben nur 200 Migranten Krieg gespielt.