In der Markus-Lanz-Sendung vom 29. September 2022 geht es um das neue Buch von Richard David Precht und Harald Welzer: »Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist.« In der Runde sitzen auch der Journalist Robin Alexander und die Journalistin Melanie Amann. Beide widersprechen dem Vorwurf, dass sich Massenmedien, Verlage und Journalisten eine aktivistische Haltung zu eigen machen und sich in Krisen der Regierungsmeinung annähern würden. Dabei benötigt man hier keinerlei »krude Verschwörungstheorien« oder einen »Lügenpresse-Vorwurf«, um das nachzuweisen.
Atlantikbrücke und Tendenzschutz
Es gibt nicht nur unzählige Beispiele, um das zu belegen (Flüchtlingskrise 2015, Griechenland-Krise, Bankenrettung 2009, Irak-und-Jugoslawien-Krieg, Corona-Krise, Ukraine-Konflikt, Russland-Berichterstattung etc.), sondern auch viele Dokumente, Whistleblower und Bücher, die das immer wieder eindrucksvoll unterstreichen. Da wäre beispielsweise der »Tendenzschutz«, die Blattlinie, die vom Verlag eindeutig vorgegeben wird. Beim Axel-Springer-Verlag heißt es:
»Wir befürworten das transatlantische Bündnis zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa. Wir setzen uns für eine freie und soziale Marktwirtschaft ein.«
Die NATO, das transatlantische Bündnis sowie die US-Regierung zu kritisieren oder eine sozial gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums zu befürworten, wird demnach bei allen Axel-Springer-Produkten nicht gerne gesehen. Das wissen auch alle dort arbeitenden Journalisten. Sie richten sich demnach inhaltlich und ideologisch an diese Vorgaben, wenn sie ihren Job behalten oder gar Karriere machen wollen.
Der deutsche Medienwissenschaftler Uwe Krüger, hat bereits 2013 ein Buch mit dem Titel »Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten« veröffentlicht. In diesem beschreibt er den Einfluss von Stiftungen, Think Tanks und der transatlantischen Netzwerke (Atlantik-Brücke) auf Journalisten. In der breiten Öffentlichkeit ist das auch im Jahr 2022 kein Thema und wird höchstens als »krude Verschwörungstheorie« bezeichnet. Dabei ist die lange Liste der Mitglieder öffentlich einsehbar.
So sieht ausgewogene, neutrale und objektive Berichterstattung aus (welt.de vom 30.09.2022):
Konformität und Zensur
Im Jahr 2014 hat Dr. Udo Ulfkotte den Spiegel-Bestseller »Gekaufte Journalisten: Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken« veröffentlicht. Er hat fast 20 Jahre für die FAZ gearbeitet. In seinem Buch beschreibt er die unzähligen Nudging-Methoden, um Journalisten »auf Linie« zu bringen. Wortwahl. Bildauswahl. Themenwahl. Belohnungs- und Sanktionssysteme. Aber auch die redaktionellen Einflüsse von Politik, Industrie sowie der diversen »Dienste«.
Der Medienwissenschaftler Marcus Klöckner kommt in seinem Buch »Zombie-Journalismus: Was kommt nach dem Tod der Meinungsfreiheit?« zu dem Schluss, dass einseitige Moralisierungen, fehlende Unvoreingenommenheit und der Ausschluss bestimmter Sachverhalte, Personen und Meinungen, mittlerweile die übliche Praxis in sehr vielen Redaktionsstuben ist. Es benötigt keinen externen Druck oder eine »Mastermind-Anweisung«, wenn die Selbstzensur der Journalisten, um Job und Ruf nicht zu beschädigen, so effektiv funktioniert.
»Wir sind angewiesen, ein bisschen pro Regierung zu berichten«
- freie WDR-Autorin Claudia Zimmermann am 18. Januar 2016 in der niederländischen Sendung »De Stemming«
Im Zeitalter von ausufernden Zensur- und Lösch-Maßnahmen, um jede ungeliebte Meinung, Analyse und Sichtweise aus dem öffentlichen Diskurs zum Verschwinden zu bringen und im Zeitalter der Cancel-Culture, weiterhin zu behaupten, es gebe so etwas wie »Haltungsjournalismus«, der Konformität und Gleichschaltung einfordert, überhaupt nicht — ist schon reichlich realitätsfremd.
Fazit
Der stellvertretende »Welt«-Chefredakteur Robin Alexander sowie Melanie Amann, Mitglied der »Spiegel«-Chefredaktion — kümmert das alles nicht. Sie fühlen sich ganz offensichtlich in ihrer Journalisten-Ehre angegriffen. Sie brüllen wie getroffene Hunde jede auch nur leise Kritik nieder (Precht und Welzer sind wahrlich keine Extremisten) und behaupten weiterhin felsenfest, dass Journalisten in Deutschland frei, unabhängig und ausgewogen berichten könnten und würden. Framing. Schlesinger. Agenda Setting. SEO. Personalisierung. Hofberichterstattung. Advertorials. Dpa-copy-paste-Meldungen. Relotius. Moralisierung. Fehlende Distanz zu Politik und Industrie. Alles Übertreibung!
»Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.«
- Paul Sethe, Gründungsherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, im Jahr 1965.
Immerhin gebe es doch einige (Feigenblatt-)Artikel, die beispielsweise auch die Ukraine kritisieren würden, so der »Welt«-Chefredakteur Robin Alexander. Das demgegenüber sicher mehr als 500 »Macht den Iwan platt!-Beiträge« (meine Wortwahl) stehen, müsste erstmal wissenschaftlich bewiesen werden, so Melanie Amann vom »Spiegel«. Gut, dass wir darüber mal öffentlich gesprochen haben. Und nun zurück zum Putin-Hitler.
Übrigens: den Nachdenkseiten ist ein internes Papier der Bundesregierung zugespielt worden. Das Dokument trägt den Titel: »Laufende Aktivitäten der Ressorts und Behörden gegen Desinformation im Zusammenhang mit RUS Krieg gegen UKR.« Es geht um die Installierung und Festigung des Ukraine-Narrativs und um eine mediale Gleichschaltung. So viel zum Thema »Gleichschaltung ist räääächts« und eine »Verschwörungstheorie«.
Gleichschaltungsleugner (1)
Gleichschaltungsleugner (2)
Gleichschaltungsleugner (3)
Gleichschaltungsleugner (4)
Teil 2 wurde veröffentlicht:
»Dokumenten-Leak: Wie die Bundesregierung an einer Narrativ-Gleichschaltung zum Ukraine-Krieg arbeitet«
Mit internen Dokumenten der Bundesregierung.
Was passiert eigentlich, wenn sich die Russische Förderation entschließt sich aus der Ukraine, vielleicht sogar aus der Krim zurückzuziehen? (so wie die USA aus Vietnam, oder die NATO aus Afghanistan)
Eine Wiederaufnahme der Rohstofflieferungen ist unwahrscheinlich, insbesondere nach dem Anschlag. Russland wird sich endgültig Richtung Asien orientieren. Und Europa?
Der Vereinigte Königreich wird seinen Status als 51. Staat ausbauen und wahrscheinlich profitieren. Das übrige Europa (Ukraine toll in NATO und EU) wird zum Hinterhof der USA, geknechtet von extrem hohen Verteidigungsausgaben (Russland könnte ja wieder angreifen). USA teilt sich die Welt mit China auf, Frankreich verliert seine imperialen Besitzungen (siehe auch Putsch in Burkina Faso), Deutschland seinen Status als Exportnation. Der europäische Hinterhof wird dann nicht mehr unterscheidbar vom südamerikanischen sein, Slums, hohe Kriminalität, aber auch eine reiche Elite.
Na dann drücken wir mal der Ukraine den Daumen.
Weitere Beiträge zum Thema:
»Die vierte Gewalt: Precht und Welzer bei Lanz …und was wir daraus lernen können« (Neulandrebellen)
»Zwei gegen den Mainstream« (Hintergrund)
»Hätten Precht und Welzer doch einfach mal jemanden gefragt!« (uebermedien)
Hier ein Beispiel wie die Kontinentaleuropäische Zukunft aussehen könnte:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=88947
Interessant auch, dass der Investitionsschutz deutlich wichtiger ist als eine einstimmige (!) Entscheidung des Parlaments.