Der pädagogische Happen (41)

Auf der Klassenfahrt, Anfang April 2022, hatte ich dann doch ein kurzes, ungeplantes Intermezzo mit einem Kollegen zum Thema »Maskenpflicht«. Er hatte als Einziger seine FFP2-Maske überall dabei und auch immer wieder an. Mitte Zwanzig. Hipster. Klapp-Fahrrad. Raucher und Kiffer. Typischer Grünen-Wähler. Aber eigentlich ganz nett. Und gut drauf. Eigentlich.

Als wir mit den Kindern zu einem Glas-Museum gingen, wollten die Betreiber via »Hausrecht«, dass wir alle eine Maske tragen. Mitten in der brandenburgischen Provinz. Nach einer kurzen Diskussion ließen sie aber davon ab. Meinem Kollegen passte das gar nicht.

Kollege: »Sag mal, warum nutzen sie jetzt eigentlich nicht ihr Hausrecht?«

epikur: »Vielleicht weil es derzeit keine bundesweite, rechtliche Grundlage für eine Maskenpflicht mehr gibt und weil keine gesundheitliche Gefährdungslage mehr besteht. Auf welcher Rechtsgrundlage soll dann hier das »Hausrecht« durchgesetzt werden?

Kollege: »Na, wegen dem Gesundheitsschutz!«

epikur: »Die Bundesregierung hat doch gerade fast alle Maßnahmen wieder aufgehoben, weil keine akute Gefährdungslage mehr besteht!«

Kollege: »Nein, Corona ist nicht vorbei! Nur die FDP ist schuld daran, dass wir keine Maskenpflicht mehr haben!«

epikur: »Und in allen anderen Ländern in Europa, wo die Maßnahmen sowie die Maskenpflicht aufgehoben wurden, regiert auch die FDP mit?«

Unsere kurze Unterhaltung wurde dann abrupt beendet. Und wir wandten uns wieder den Kindern zu. Die freuten sich übrigens, dass sie ohne Lappen reingehen durften. Er hat sich als Einziger den Gesslerhut aufgesetzt. Das ganze Maskenthema ist zu großen Teilen ideologisch aufgeladen, jenseits von medizinischen, wissenschaftlichen oder rechtlichen Erkenntnissen. Einzig Glaube, Gefühl und Moral beherrschen die Diskurse.

Vermutlich bin ich in seinen Augen jetzt ein Corona-Leugner, AfD-nah oder Nazi. Jedenfalls ging er mir in den nachfolgenden Tagen auffällig aus dem Weg. Deshalb hat Gunnar Kaiser vollkommen Recht, wenn er behauptet, dass wir es hier mit einem Kult zu tun haben. Er ist hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt.


Übrigens: bei Bio Company in Berlin-Steglitz, waren am Samstag, den 16. April immer noch fast 90 Prozent aller Kunden belappt. Pures Gruselkabinett.

Und: was ist eigentlich aus dem Osterspaziergang geworden? Feiern wir endlich die »Auferstehung der Demokratie«?


Kinder in Deutschland
Der pädagogische Happen (1−40)

17 Gedanken zu “Der pädagogische Happen (41)

  1. Ich hätte dem gleich gesagt das »Masken« schädlich sind und damit wäre das Thema erledigt.
    Zuvor hätte ich natürlich betont, das es zu keiner Zeit eine epidemiologische Notlage gegeben hat.

  2. @Publicviewer

    Wenn Du bestimmte Glaubensdogmen offensichtlich in Frage stellst — wie beispielsweise dass Masken eben durchaus auch schädlich sind (Sauerstoffmangel, Plastikteilchen etc.) und nicht nur »schützen« (wenn überhaupt) — dann ist so ein Gespräch in aller Regel sofort vorbei. Ich wollte aber gerne seine »Argumente« hören.

  3. Die haben doch gar keine Argumente.
    Genau, deswegen sind die Diskussionen auch völlig zwecklos.
    Auch oder weil die UNSERE Argumente nämlich gar nicht hören wollen.

  4. Geduld, Geduld
    Je länger keine Pflicht besteht, desto mehr werden auf die Masken verzichten. Bis sie nur noch für »Spot the looney« taugt. Die Herrschenden brauchen sie gerade nicht, es gibt ja diese hellblau gelbe Fahne ...

  5. Ich will mich nicht wiederholen..drum hier ‚aktuell wie nie Reinhard May
    ..All das Leimen, all das Schleimen ist nicht länger zu ertragen
    Wenn du erst lernst zu übersetzen, was sie wirklich sagen
    Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:
    »Halt‹ du sie dumm, ich halt‹ sie arm!«…

    Auch Corona ist ja inzwischen Religion was halt jegliche argumentative Diskussion ins Nirvana führt .. hier wird geglaubt und wer nicht ist eben Ketzer und ein Fall für die Inquisition.

    ..den Rest hab ich schon allzu oft über die Jahre geschrieben...

    Frohe Ostern noch Leute..

  6. Und: was ist eigentlich aus dem Osterspaziergang geworden? Feiern wir endlich die »Auferstehung der Demokratie«?

    Ja, das ist die große Frage...

    Ich gebe zu, daß ich zum Zeitpunkt des Schreibens Anfang Februar noch gedacht hatte, man könne die Ostermärsche kapern und als Anti-Corona-Spaziergänge (bundesweit) zusammenfassen. Dann kam aber dieser unsägliche Krieg in der Ukraine, und damit war zum einen das Thema Corona fast vom Tisch und aus den Spaziergängen ist seither auch ein bißchen die Luft raus.

    Dazu kommt, daß ich tatsächlich dachte, die blau-gelben Fähnchen-Schwenker (Schweden hat, nur so by the way, übrigens die gleichen Farben...) würden jetzt en masse die Ostermärsche bevölkern. Da habe ich mich tatsächlich getäuscht: nach allem, was ich lesen konnte, sind dort wirklich Leute für Frieden auf die Straße gegangen, nicht, um dem Westen und der Ukraine zu huldigen. Hätte ich nicht gedacht. War wohl doch alles nur Gelaber und ein aufgestecktes Fähnchen, aber nichts, was so wichtig war, daß man seine freien Tage über Ostern dafür hergeben würde – das paßt sehr gut zu dieser Mitnahmegesellschaft.

    Davon abgesehen, müssen wir der Demokratie wohl noch ein bißchen beim Auf(er)stehen helfen. Die hat sich zwei Jahre lang an Krücken durchs Land geschleppt und ist noch ein bißchen wackelig auf den Beinen. Bißchen Geduld (und ganz viel Reha) wird wohl vonnöten sein. ;-)

  7. @Tiffany

    Unsere schöne Werte-Westen-Vorzeige-Demokratie sieht bei Demonstrationen folgendes vor:

    1.) Sie werden ignoriert.
    2.) Sie werden in den Medien als Nazi-Aufmärsche diffamiert.
    3.) Sie werden verboten, wegen Maske/Abstand etc. — im Freien!
    4.) Politiker, wie Habeck, wollen uns vorschreiben, wofür wir demonstrieren sollen.

    Das beste Deutschland, in dem wir je leben durften. Das schöne Wetter läßt mich zynisch werden. ;-)

  8. @Tiffany

    ich bewundere deinen optimismus.ganz ehrlich!
    und ich wünschte, ich könnte diesen teilen...

    doch nein, ich kann nicht. so sehr ich es mir wünschen würde...

    bei mir haben diese unfassbaren zivilisationsbrüche, diese faschistischen ausbrüche, diese hundsfottgemeinen hexenjagden, verleumndungen, übergriffe, denunziationen, rufmorde — bis hin zur zerstörung von existenzen und der kriminalisierung und vertreibung andersdenkender — derart tiefe narben geschlagen...
    dazu nur unzureichend verheilte solche aufgerissen, dass ich mich kaum mehr amn schöne frühlingswetter erfreuen oder meine freizeitaktivitäten unbelastet angehen kann.

    ich kann nicht vergessen und nicht vergeben, denn ich weiß, dass es zu keiner aufarbeitung all dessen kommen kann und wird...ich wusste das von anfang an.

    es ist keineswegs so, dass ich zuvor nicht litt, denn ich habe seit etwa 15 jahren immer deutlicher kommen sehen, wohin uns dieser kapitalfaschismus führen wird.

    und dennoch — ich habe die unmenschlichkeit und niederträchtigkeit dieses regimes und seiner protagonisten offenbar deutlich unterschätzt!

    ich fürchte — ja leider bin ich sicher -, es wird noch viel schlimmer kommen (müssen?).
    ich fühle — ich kann rational einfach dagegen nicht an — dass wir in das unausdenkbare gerissen werden sollen.
    in den krieg getrieben werden.
    die psychologische vorbereitung wird verschärft, der grauenvolle boden bereitet, der wahnsinn wird immer abgrundtiefer.

    immer öfter erlebe ich momente, in denen ich die letzte hoffnung fahren lasse (angesichts allein schon dieser figuren, die uns hier kujonieren); auch dann, wenn ich versuche, mich mit allem, was ich an psychohygiene noch aufzubringen imstande bin, zu wehren...es gelingt mir immer seltener.

    wie sehr hoffe ich — ja, ich bete darum!! — das ich mich bitte, bitte irre.

    denn es darf nicht eintreten, was niemals geschehen darf.
    WER schenkt mir hoffnung, mut, widerstandskraft...?

    oft hat es mir geholfen, @epikurs kluge und menschliche beiträge und viele eurer entsprechenden kommentare zu lesen.
    weil ich hier erfuhr, dass ich hier nicht alleine bin mit meinen ängsten, meinem widerstandswilen und meinem wunden herzen.
    ich danke euch, liebe »ZG-gemeinde«, dafür!

    bitte verzeiht mir diesen ausbruch, ich möchte niemanden ängstigen.
    ich weiß, es kommt einem hilfeschrei gleich...doch ich stehe hier und kann — in diesem moment — nicht anders...

    ja, es ist so, ich fürchte mich sehr und weiß nicht mehr, wie wir aus diesem apokalyptischen irrsinn noch einmal herauskömmen können.

    ich hoffe, ihr seid optimistischer und kraftvoller im glauben an unsere werte.

    alles, alles liebe und gute für euch...freiheit, frieden und frieden für die welt!

  9. offenbar sind meine korrekturen leider nicht mehr »durchgekommen«...

    doch nicht die formulierungs-/rechtschreibmängel sollten wesentlich sein, sondern was ich denke und fühle.

    doch eines möchte ich an dieser stelle noch nachbessern:

    freiheit, liebe und frieden für die welt!

  10. danke, @epikur.

    ich kann aber derzeit keine echte lebensfreude empfinden, es ist nun einmal so.
    ich reiße mich zusammen und komme meinen verpflichtungen nach, dafür geht all meine kraft drauf, die ich noch aufbringen kann...

    doch hoffe ich, ich wünsche es mir so sehr, dass ich inspiration finde, dass mir situationen und menschen begegnen, die wieder hoffnung in mir entfachen.

    ich getraue mich gar nicht mehr, bestimmte informationen zu erlangen, artikel zu lesen, will das alles gar nicht wissen, fliehe der realität, ertrage diese nicht, suche nach schutz vor dem wahn, um überhaupt noch morgens auf die beine zu kommen...

    das kann doch alles NICHT sein, oder...?

  11. .
    *Pflanzt für @mo ein wunderschönes Blümchen*

    Möge es immer in Deinem Herzen blühen und dem Bösen keinen Einlaß gewähren!
    :-)

  12. Es muss schwer sein, in diesen Zeiten als Lehrer zu arbeiten. Ansonsten mache ich die gleichen Erfahrungen mit solchen Unterhaltungen, manchmal bekomme ich überhaupt keine Antwort, sondern nur erstaunte bis irritierte Blick.
    Dem, was @Mo schreibt, muss ich mich — leider — anschließen. Ich kann mich nicht mal mehr richtig an blauem Himmel, sprießenden Blüten und Blättern erfreuen — es erscheint mir wie eine Kulisse und das letzte Fünkchen Hoffnung wird immer kleiner, fast schon erloschen. Was kann man tun? Wie kann man in diesen Zeiten, die mit Sicherheit noch schlimmer werden, ohne dass die Masse aufwacht, leben und nicht bloß überleben?

  13. @Ute

    »Es muss schwer sein, in diesen Zeiten als Lehrer zu arbeiten.«

    Ja und Nein. Kinder sind und bleiben für mich eine Quelle der Lebensfreude. Und die ist ansteckend.

    »Was kann man tun? Wie kann man in diesen Zeiten, die mit Sicherheit noch schlimmer werden, ohne dass die Masse aufwacht, leben und nicht bloß überleben?«

    Nicht aufgeben. Nicht resignieren. Nicht zum Zyniker oder Misanthropen werden. Sich an den kleinen Dingen erfreuen.

  14. @ut
    ich empfinde nun, seit märz 2020, den bereits dritten vergifteten frühling in folge.

    und ich weiß daher, wie schrecklich du dich oft fühlen musst in diesem schier nicht enden wollenden (sollenden), apokalyptischen albtraum.
    ich umarme dich brüderlich und bete tag um tag darum, dass für uns beide, so, wie für die vielen anderen auf der welt, welche auch furchtbar leiden müssen, dies alles dennoch enden wird, weil es enden muss...

    denn:

    @epikur
    »Nicht aufgeben. Nicht resignieren. Nicht zum Zyniker oder Misanthropen werden. Sich an den kleinen Dingen erfreuen.«

    auch in tiefster seelischer not befindlich, weiß ich doch, dass du mit diesen zeilen recht hast.
    was bliebe uns auch...?

    eiserne grüße in diese (grundsätzlich) warmherzige runde!

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