Methodengläubigkeit

Im Zeitalter des neoliberalen Leitmotivs der »Eigenverantwortung« gibt es einen Aspekt, der eher selten thematisiert wird: die Methodengläubigkeit. Wann immer (Arbeits-)Prozesse, Handlungen oder Verhaltensweisen nicht das gewünschte Ergebnis liefern, wird die Frage aufgeworfen, ob eine andere Technik nicht besser geeignet gewesen wäre. Die marktradikale »Eigenverantwortung« für die Bevölkerung (bei gleichzeitigem Banken-Sozialismus für den Geldadel!) rückt die Fragestellungen nach Rahmenbedingungen, Strukturen und Dynamiken häufig gezielt in den Hintergrund.

Stattdessen wird eine Methodengläubigkeit zelebriert, die davon ausgeht, dass eine vermeintlich effektivere Herangehensweise bessere Ergebnisse produzieren würde. Besonders bei einmaligen und schwer wiederholbaren Vorgängen lässt sich das kaum aussagekräftig beweisen. Der Tenor lautet aber auch hier (wie fast überall): »Du bist schuld! Hättest Du mal anders gehandelt und Dich anders entschieden!« Eigenverantwortung statt Systemkritik.


Herrschaftsprinzipien

Ein Gedanke zu “Methodengläubigkeit

  1. »Du bist schuld! Hättest Du mal anders gehandelt und Dich anders entschieden!«

    Leider sehr verbreitet inzwischen, von wg. die falsche Entscheidung getroffen haben etc. In vielen Onlinekommentaren zu lesen …
    Aber nichtsdestotrotz welt- und lebensfremd: die zum Zeitpunkt x richtigstmögliche Entscheidung kann zum Zeitpunkt y in ihr Gegenteil sich verkehren. Die Mehrheit weiß eben nichts von Enantiodromie und ist infolgedessen dem Machbarkeitswahn hilflos ausgeliefert …

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