»Sechs- bis zehnjährige Kinder zeigen geschlechtstypische Unterschiede in ihrem Sozialverhalten. [...] Jungen wetteifern miteinander, zeigen Dominanzstreben und Risikobereitschaft. Ihre Fantasien und Geschichten kreisen um Konflikte, Gefahren, Zerstörung, körperliche Stärke und heldenhafte Taten. Mädchen bevorzugen Zweierbeziehungen, reagieren eher auf Vorschläge anderer, machen mehr Vorschläge und geben weniger Befehle. Für sie steht Kooperation im Vordergrund.«
(Gabriele Haug-Schnabel. Grundlagen der Entwicklungspsychologie. Breisgau 2005. S. 162)
Solche und ähnliche Aussagen findet man häufig in der pädagogischen und psychologischen Fachliteratur. Im Deckmantel der objektiven Forschung werden Verhaltensweisen von Jungen oft eher negativ und das Verhalten von Mädchen eher positiv bewertet. Ich kann so einer einseitigen, klischeebehafteten und häufig reproduzierten Beobachtung nicht zustimmen. Auch wenn ich nur drei Schulen sowie mein gesamtes privates Umfeld als Gegenthese heranziehen kann.
Die vermeintlich großen emotionalen Fähigkeiten von Mädchen haben immer auch eine empathische Kehrseite. So üben sich Mädchen vielfältig im Ausüben sozial-emotionaler Macht. Sie steuern, kontrollieren, bestimmen und manipulieren ihre Mitmenschen deutlich mehr als Jungen. Die emotionalen Erpessungsargumente »Wenn Du das und das nicht machst, dann bin ich nicht mehr Deine Freundin« oder »Wenn Du das machst, dann lade ich Dich nicht mehr zu meinem Geburtstag ein«, kommen fast nur von Mädchen. Bei erwachsenen Frauen klingt das dann übrigens so: »Wenn Du mich wirklich lieben würdest, dann.... (–hier beliebiges Bedürfnis einfügen–)«.
Auch beim Ausgrenzen und Mobben gegenüber anderen Kindern nehmen sich Jungen und Mädchen absolut nichts. Ich kann das täglich an meiner Grundschule mit mehr als 600 Kindern sowie an der Nachbarschule, bei der ich ebenfalls für rund 2 Monate im Jahr arbeite, beobachten. Da gibt es beispielsweise Mädchengruppen (von bis zu 5 Kindern), die sich regelmäßig an keinerlei Regeln halten wollen, bestimmte Jungen als Opfer auserkoren haben und ständig die Lehrer und Pädagogen vor Ort belügen oder für ihre Interessen und Befürfnisse instrumentalisieren wollen. Ja, Jungen machen das auch alles ‑es sind eben Kinder- nur findet solch ein Verhalten von Mädchen in der pädagogischen Fachliteratur kaum Erwähnung. Stattdessen wird ständig das aggressive Verhalten von Jungen thematisiert.
Jungen sind eben meist körperlicher, physischer und somit sichtbarer im »Stören« als Mädchen, die es eben nur leiser machen und damit besser in das Schulsystem passen, welches Stillsitzen, Zuhören und Anweisungen befolgen als schulische Vorraussetzungen deklariert. Im Übrigen sollte man die Entwicklung von Jungen und Mädchen deutlich wertfreier und sachlicher sehen. Schließlich werden die Prioritäten von Jungen und Mädchen nur anders gesetzt. Und nur weil das eher »ruhigere Verhalten« besser in unser neofeudales Schulsystem passt, sollte man das sportlich-aktive (oft auch hormonell bedingte) Verhalten von Jungen nicht immer gleich als nervig, störend und anstrengend bezeichnen oder ihnen gleich eine Diagnose verpassen wollen. Genau das wird aber leider immer und immer wieder gemacht.
Schema richtig erkannt. Wer am lautesten schreit, der kriegt Ärger, weil er laut ist... Kaum einer fragt nach der Ursache; wäre ja auch anstrengend, sich darum zu kümmern.
Es war mal einst beim Phänomen »School Shooting« so, dass man verwundert feststellte, dass die Täter dabei überdurchschnittlich häufig männlich sind (sowie auch bei anderen Arten delinquenten Verhaltens). Die Wahrheit scheint hier wohl zu sein, dass Testosteron entscheidend dazu beiträgt, Verwundungen nicht allein nur mit sich selbst auszumachen, sondern sich auch mal zu wehren. Ans Außen etwas zurückzugeben.
Das ist insofern für diese Gesellschaft/dieses System problematisch, weil am besten alles so weitergehen soll wie gehabt. Still vor sich hin leiden und die Schnauze halten, das ist gern gesehen, weil es nicht den Ablauf stört. Außerdem wird das noch als privates Problem gesehen, als persönliche Schwäche, als eigene Dummheit. Sozusagen: »Dir befiehlt ja keiner, zu hungern, du musst dich nicht ritzen, vor X muss man keine Angst haben, wer Zwänge hat ist doof — also, wenn du das trotzdem machst, dann ist das deine eigene Dummheit, bei der wir dich aber nicht aufhalten werden«.
Da in dieser Position wesentlich öfter Frauen anzutreffen sind und dies in den Tiefen des Psychiatrie-/Therapiewesens verschwinden wird, sodass es kaum jemanden tangieren ( = auch stören) wird, hat man damit auch weniger ein Problem. Man kann sich immer sagen »die Menschen, denen es so geht, sind eben dumm, und mit uns hat das rein gar nichts zu tun«.
Endlich mal ein Beitrag aus der Realität. Vielen Dank dafür. Ich erlebe diese femininen manipulativen Verhaltensweisen seit der Kinderheit als Herrschsucht. Die ganze Kindererziehung ist inhaltlich und numerisch weiblich dominiert. Was dann hinten als Mann raus kommt, wird als »toxisch« bekämpft.
Kein Wunder, wenn da viele Jungen und Männer nicht mehr mitmachen, sich entweder hinter Ballerspielen zurückziehen oder später Parteien wählen, von denen sie nicht explizit verachtet werden, weil sie ja qua Geburt Teil des bösen Patriarchats sind.
Noch ein Nachtrag zur toxischen Männlichkeit. Testosteron ist ja als der böse Stoff schlechthin verschrien, der Männer zu Vergewaltigern und Sexgangstern macht.
Interessanterweise haben Studien ergeben, dass dieser Stoff Ehrlichkeit und Fairness fördert. Diese Fairness gegenüber Jungen vermisse ich im weiblichen Erziehungsbereich sehr stark.
https://www.spektrum.de/pdf/62–67-gug-09–2014-pdf/1303290