In der siebten Episode von »the Orville« wird in satirischer Form aufgezeigt, wohin eine Gesellschaft führen kann, die alles und jeden bewerten muss und welche Folgen die binäre Wahrnehmung hat. Dann gibt es kein grau, keine Differenzierung und vor allem auch keine Nicht-Wahl/Enthaltung mehr. Man darf, soll und muss sich zwischen gut und schlecht, zwischen down- und upvotes entscheiden. Ist man für oder gegen Flüchtlinge? Opfer oder Täter? Für Russland oder die NATO? Die Spannung aushalten, sich nicht entscheiden wollen sollen müssen oder auch ‑bei manchen Themen- beide Ansichten verstehen und nachvollziehen können, ohne sich auf eine Seite schlagen zu wollen, scheint immer weniger möglich zu sein. Oder um es mit George W. Bush zu sagen: »Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!«
Monokausale Vereinfachungen und Polarisierungen haben offenbar nicht nur den Vorteil, weniger selbst denken zu müssen, sondern auch schneller (be- und ab)werten zu können. Es ist selten eine Erklärung von »entweder oder«, als viel öfter eine Frage von »sowohl als auch«. Ambiguitätstoleranz scheint im digitalen Zeitalter kaum noch möglich zu sein.
War das die Folge, wo die dann mit dem Weihnachtsbaum ins All geflogen sind? Wenn ich bedenke, was die damals schon bei Dallas und Denver alles so gezeigt haben! Vielleicht wird ja auch der unglaublichen Reise in einem total verrückten Raumschiff, Teil 7458, etwas zu viel Bedeutung beigemessen.
Wo kann man denn »The Orville« bereits schauen?
Grade (besonders linke) Linke sind vom beschriebenen distinktiven »Bewertungswahn« ja besonders befallen; da ist es oft der wesentliche Lebensinhalt, andere genau mittels solcher schwarz-weiß-Fragen in Schubladen zu stecken.
Hauptproblem ist halt auch, dass die meisten zu grundlegenden (gesellschaftlichen) Fragen keine eigene Meinung haben. Wenn überhaupt, kommt dann das, was sie aus dem Kegelverein, aus der Bild oder der Glotze kennen. Wenn man jene dann nötigt, sich unter »Druck« für dies oder das entscheiden zu müssen, kommt eigentlich immer nur Sch...e dabei raus. Zumal der »Graubereich« bei diesem entweder-oder selber ja gar nicht infrage kommt. Die Mehrheit hat inzwischen völlig verlernt, einen eigenen Standpunkt zu vertreten. Bzw. war da nix zu verlernen, weil es sowieso nie erlernt wurde.
@Eike
Weihnachtsbaum? Ähmm. ich glaube nicht...
@Dennis82
Auf Pro7.
Ja, selbst denken ‑auch und gerade über Themen wie Krieg, Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit- ist absolut nicht mehr erwünscht. Funktionieren und nachplappern ist angesagt. Und das sieht man überall. Es ist fast völlig egal, wo und in welcher Form ich bestimmte Themen anspreche, man will darüber einfach nicht reden.
Das Repetieren von Schlagzeilen und Vorspännen firmiert bei vielen schon als Meinung
Um divers versteinerte Massen Meinungen zu ›bilden, brauchte es die letzten 10000+ .. Jahre kein digitales Zeitalter. Das ging ewig locker ›analog fuer die erwuenschten Ergebnisse.
Seit Kurzem laueft das jetzt haltmal, d’evolution/teschnick-maessig Digital. Das jetzig sogenannte PostTruth Zeitalter ist somit auch nicht das Erste ebensowenig wie das beabsichtigt, ewiggleichgraussliche Ergebnis.
Diese offensichtlich harschen Absichten klingen nach dem ausgewaschenen Teile/Herrsche oder auch dem damit zusammenhaengenden, wer wen arm/dumm haelt ...
Dass das in tausendfach angewendeter Ausfertigung weiterhin prima funktioniert sieht man, wie schon immer, gerade eben.
Wie oft denn noch ...? haben sich schon viele, immerwieder und lange vor meiner Zeit erzuernt ohnmaechtig gefragt.
As long as it fucking takes‹ sagt Zeit mit einem traurig mitleidenden, gelangweilten Laecheln.
Gruss
Jake
@ epikur Ich meine der letzte Teil der ersten Staffel endete damit, den Planeten zu verlassen, wobei die Tanne oben aus dem Raumschiff rausglotzte .
Black Mirror (vor allem Folge 2) würde sich hier eher andienen.
@Eike
»Black Mirror« habe ich noch nicht gesehen, aber schon viel von gehört. Kommt auf meine lange Liste. Es gibt derzeit viele gute Serien. Ein echtes Luxusproblem.
Wohl wahr.