-Oder: worüber man öffentlich lieber schweigt-
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»strukturelle Männerbenachteiligung«: Gewaltige Worte, doch was meint der Autor konkret damit?
@Sol Roth
Beispielsweise: Unterhalts‑, Sorge- und Scheidungsrecht. Medizinische Forschungen von Brustkrebs im Vergleich zu Prostatakrebs. Väterliche Rechtssituationen in Familiengerichten und bei Jugendämtern. Diskriminierungen und Diffamierungen, wenn Männer in sozialen Bereichen arbeiten (»der männliche Erzieher soll nicht meine Tochter wickeln!«). Frauenprogramme und ‑Förderungen ohne Ende, aber kaum konkrete Männerprogramme, wenn es um Obdachlose und/oder Drogenkranke geht, bei denen über 80 Prozent Männer sind (drei Viertel aller Suizide werden von Männern begangen).
Ich rede hier ausschließlich von der Situation in Deutschland. Weltweit sieht es natürlich wieder ganz anders aus.
Männliche Gewalt ist vor allem ein Phänomen des öffentlichen und beruflichen Bereichs, wo (im Schnitt) die Männer das Sagen haben.
Weibliche Gewalt ist vor allem ein Phänomen des privaten Bereichs, wo (im Schnitt) die Frauen das Sagen haben.
Beides dürfte sich etwa die Waage halten.Geredet wird immer nur über eins davon.
Weibliche Gewalt ist neben der sozialen Frage der wichtigste Grund für den Aufstieg der Neuen Rechten.
Mutiger Thread.
> Weibliche Gewalt ist neben der sozialen Frage der wichtigste Grund für den Aufstieg der Neuen Rechten.
Interessante These! Aber wieso passiert es dann erst jetzt?
Ich hätte bzgl. den neuen Rechten auf »Anomie« getippt: das heißt, das Gefühl von Sinnlosigkeit und fehlender Zugehörigkeit aufgrund von (zu) rasch sich ändernden sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen das Leben der (Ver-) Einzeln(d)en stattfindet. Und dafür braucht die neue Rechte einen Sündenbock, wenn die eigene oder gesellschaftliche Anpassung an diese neuen Bedingungen zu schreitern droht.
@Markus Mirwald
Natürlich gibt es mehrere Gründe für rechts. Diese These der schnellen Veränderungen, die viele angeblich überfordern, halte ich aber für ein Ergebnis der Arroganz, die in Teilen des Establishments zu beobachten ist.Viele Leute sind entsetzlich bescheuert, aber so viele auch wieder nicht.
»Aber wieso passiert es dann erst jetzt?«
Eine sehr berechtigte Frage. Zunächst halte ich familiäre Gewalt für dramatisch unterschätzt in Bezug auf die Ursachen für rechten Extremismus, vor allem die Biographie Hitlers selber zeigt das mehr als offensichtlich.
Früher war beides ein Tabu, männliche und weibliche Gewalt in der Familie. Männliche ist mittlerweilen keins mehr, Opfer wissen, daß sie nicht alleine sind und daß es Hilfe gibt.
So zwischen 1960 und 1990 waren wir drauf und dran, neben der männlichen auch die weibliche Gewalt zu thematisieren. Seit den 90ern aber hat sich regressives Denken breitgemacht und es findet keine Entwicklung mehr statt, mehr noch, alles Negative, was von Frauen kommen könnte, wird aggressiv negiert.
Opfer merken, daß dies kein Versehen, sondern dogmatische Absicht der sogenannten Gender-Debatte ist und fangen verständlicherweise an, diese anzugreifen, und das geht aktuell primär von rechts.
@Art Vanderley
« Seit den 90ern aber hat sich regressives Denken breitgemacht und es findet keine Entwicklung mehr statt, mehr noch, alles Negative, was von Frauen kommen könnte, wird aggressiv negiert. Opfer merken, daß dies kein Versehen, sondern dogmatische Absicht der sogenannten Gender-Debatte ist und fangen verständlicherweise an, diese anzugreifen, und das geht aktuell primär von rechts.
Das funktioniert auch umgekehrt hervorragend: wer als Linker Feminismuskritik übt oder die Gender-Theorie in Frage stellt, wird schnell in die rechte Ecke geschoben. Ich vermute, das ist mit ein Grund warum es in der Linken so wenig Feminismuskritik gibt.
@epikur
»Ich vermute, das ist mit ein Grund warum es in der Linken so wenig Feminismuskritik gibt.«
Ich glaube, da liegst du richtig, da ist erfolgreich ein Tabu aufgebaut worden.
Vorsichtiger Optimismus: Die Linken, die es sich dennoch trauen, haben inhaltlich einiges zu bieten, weil sie sinnvolle Frauenrechte nicht beschneiden, sondern Opfer-und Männerrechte angleichen wollen.