Menschen ausquetschen

»So verfolgen Arbeitsverwaltung wie Rentenversicherung vorrangig das Ziel, gesundheitlich Beeinträchtigte möglichst lange in Beschäftigung zu halten.«

(»Wenn die Kräfte nicht bis 67 reichen«. Böckler Impuls Ausgabe 13_2018.)

Anmerkung: Bis sie nicht mehr können. Zusammenbrechen. Unnütz sind. Als überflüssig gelten. Als gesellschaftlicher Ballast oder Schmarotzer bezeichnet werden. In einer merkelschen  marktkonformen Demokratie gibt es Menschenwürde, Empathie und Nächstenliebe nur für diejenigen, die als Lohnarbeiter funktionieren oder Eigentum besitzen. Ständig wird über Toleranz, Teilhabe und Diskriminierung geschrieben und gesprochen. Dabei verdeutlicht dieses Zitat, dass deutsche Behörden, Ausgrenzung längst institutionalisiert haben. Aber scheinbar finden das viele auch ganz toll so. :jaja:

5 Gedanken zu “Menschen ausquetschen

  1. Das finden in der Tat sehr viele toll. Was sie nicht so toll finden, ist nicht selber an dem Hebel zu sitzen. In Deutschland ist Dominanz noch enorm treibend.

  2. Dazu passt auch, dass Eingliederungshilfe nach Eintritt ins Rentenalter nicht mehr neu beantragt werden kann. Nur diejenigen, die zuvor schon Eingliederungshilfe bekamen, können sie länger erhalten. Für ältere Menschen gibt es dann eigentlich nur noch u. U. die Option auf Pflegegeld, nicht mehr auf persönliche Assistenz etc. Gesellschaftliche Teilhabe ist dabei nicht vorgesehen. Auch ein Grad der Behinderung bzw. ein Schwerbehindertenstatus mit den entsprechenden Nachteilsausgleichen wird Älteren oft nicht mehr zuerkannt, da als Referenzgruppe immer Gleichaltrige gesehen werden. Und da kann man im Rentenalter quasi jede Einschränkung als »alterstypisch« hindrehen. Zugleich werden Senioren als Ehrenamtliche immer noch gerne gesehen, in dem Kontext stets betont, dass sie »noch lange nicht zum alten Eisen gehören«, teilweise aggressiv Werbung dafür gemacht.

  3. Es gibt Konjunkturen: Dieses »Narrativ« tritt immer dann in Vergessenheit, wenn Krieg (oder ähnlich effiziente Vernichtungspraktiken) die Verüberflüssigten entsorgt hat. Das hindert aber bekanntlich nicht, dem Profitgeschäft weiter zu dienen und in wertloses und verwertbares Stückgut zu teilen. Und alsbald erinnert man sich auch wieder gerne an dieses Narrativ, und so weiter ...

  4. @epikur

    Danke für diesen Eintrag und die Quelle. Sie ergänzen in eindrucksvoller Weise das Gespräch unter diesem Beitrag:
    http://www.zeitgeistlos.de/zgblog/2018/fuer-den-lohn-arbeiten/

    »Menschenwürde, Empathie und Nächstenliebe nur für diejenigen, die ... Eigentum besitzen. « Sie könnten ja tatsächliche oder potentielle Investoren sein. ;-) So lange Menschen nicht verstehen, woher diese Leute ihr Geld und oder Vermögen eigentlich haben, welches zu Kapital und dann wieder zu mehr Geld und oder Vermögen wird, so lange werden sie sich auspressen lassen müssen. Dabei ist der Trick so einfach, dass er den alten Alchimisten Tränen in die Augen treiben würde.

    Auch wenn es so scheint, dass es Geld eine Ware ist, (weil man sich gedanklich [und dieser Mythos wird natürlich am Leben erhalten] immer noch Goldstücke im Kreis weiterreicht,) entsprach und entspricht dies im Kapitalismus nicht den Tatsachen. Und das schon seit mindestens dreihundert Jahren.

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