Presseblick (66)

rubikon.news vom 20. September 2017

rubikon.news vom 20. September 2017

Und nun ist sie da: die AfD-Hysterie. Wie prognostiziert, werden wir nun in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten die übliche Böser Bulle/Guter Bulle- sowie die »Haltet den Dieb!« — Medienkampagne erleben. Es ist weltweit stets die gleiche Strategie: wegen Trump wird der Drohnenkönig Obama zum Pazifisten, wegen Le Pen wird der marktradikale Macron zum Menschenfreund und wegen der AfD, werden Angela Merkel, CDU/CSU/SPD/FDP/GRUENE zu Demokratierettern verklärt. Wer sich jedoch die Fakten und Gesetzeslagen genau anschaut, kommt zu ganz anderen Ergebnissen. Die aber, interessieren heute niemand mehr. Alles wird in binäre und duale Wertungssysteme eingebettet.

Medien
Es wird weiterhin mit allen Mitteln versucht, die Meinungs- und Deutungshoheit wieder zu erlangen. Nachdem die Verschwörungstheorie‑, Fake News- und Hate Speech-Kampagnen nur mäßigen Erfolg hatten, wird nun ganz leise Selbstkritik geübt. Beispielsweise von Barbara Hans, der Chefredakteurin von Spiegel Online. Statt jedoch zweifelhafte Methoden von Boulevardisierung, Skandalisierung, Emotionalisierung, Agenda Setting, Kampagnen-Journalismus, einseitiger Berichterstattung, Atlantikbrücke-Journalisten, Fragmentierung, Click Bait, SEO usw. usf. zu thematisieren, sieht sie das Problem in der mangelnden »Diversity«. Es bräuchte bei den Journalisten mehr Vielfalt bei Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft oder Bildung. Nein, das ist garantiert nicht das Kernproblem, liebe Frau Hans! Und das wissen Sie auch!

Frau Stern erklärt uns auf dem ARD-Faktenfinder den akademischen Unterschied zwischen Meinung, Meldung, Bericht, Essay und Aufsatz. Der publizistische Uni-Elfenbeinturm erleuchtet uns dann mit solchen Sätzen: »Wichtig ist, dass die Meinungsäußerung als solche gekennzeichnet ist.« Ach wirklich? Wie war das noch gleich mit der Berichterstattung über Putin, Weselsky, Griechenland/Syriza, Trump, dem G20-Protest, Syrien oder der Ukraine? :wtf:

Soviel zum Thema »Qualitätsjournalismus«:

Cat Content auf Spiegel Online vom 29. August 2017

Cat Content auf Spiegel Online vom 29. August 2017

Banken
Die Polizei-Gewerkschaft fragt: »Ist die Deutsche Bank eine kriminelle Vereinigung?« Die Deutsche Bank ist weltweit in fast 8.000 Gerichtsprozessen verwickelt. Schauen wir mal was uns Lobbypedia zur Deutschen Bank sagt:

  • US-Hypotheken, Zinsausfall-Wetten und die Pleite der IKB
  • US-Immobilienmarkt: Brutales Vorgehen gegen Hausbesitzer
  • Strafen wegen Falschberatung in USA
  • OLG Stuttgart verurteilt Geschäfte mit Zins-Swaps
  • Unethische Investments
  • 2015: Libor-Affäre
  • Aktivitäten in Steueroasen
  • Lobbyisten in Ministerien

Hier fehlen noch Geldwäsche-Skandale, die Finanzierung von Kriegen und sicher vieles mehr. Die Frage kann also mit einem ganz klaren »Nein!« beantwortet werden. Sie ist  eine legale, systemrelevante Institution. Im übrigen: wer Banken oder die Finanzindustrie kritisiert, der ist ein Antisemit! :jaja:

Terrorismus
Die absichtlich schwammig gehaltene Sprache bei diesem Thema erlaubt Sicherheitsbehörden einen weiten Handlungsspielraum. Zunächst gibt es keine einheitliche Definition davon, was Terrorismus genau sei. Dann wird von »Gefährdern« gesprochen, die man ohne eine richterliche Verurteilung wegsperren dürfe. Wer legt fest, wer ein »Gefährder« sei? Und um die Angst sowie den ständigen Finanz- und Personalbedarf der Sicherheitsbehörden konstant aufrecht zu erhalten, erzählen sie uns, die Terrorgefahr in Deutschland sei »abstrakt hoch«. What?

RT Deutsch vom 23. September 2017

RT Deutsch vom 23. September 2017

Sexismus
Die Spaltung zwischen den Geschlechtern wird bei zeit.de weiter fortgesetzt.
Schließlich soll im Neoliberalismus jeder für sich allein sein. Atomisiert. Vereinsamt. Voller Neid, Konkurrenzdenken, Missgunst und Verachtung für seine Mitmenschen. Solidarität, Verständnis und Empathie sind der kommunistische Geist von Streik- und Widerstandsbewegungen und müssen insofern präventiv unterbunden werden: »Frauenrepublik Deutschland« oder: »Nennt uns gefälligst nicht Prinzessin!« Seit Alice Schwarzer wissen wir: das Böse ist und bleibt männlich! :jaja:

Sicherheit
Thomas Wüppesahl, Ex-Polizist bringt den derzeitigen Zeitgeist der deutschen Polizei treffend auf den Punkt:

»Die Polizei, wie sie heute aufgestellt ist, ist gegen »links« ausgerichtet. Das haben wir bei Demonstrationen, der Killerserie des NSU und auch bei zig anderen Ereignissen wie dem Versammlungsschutz von rechten und dem Behindern von linken Demonstrationen gesehen.«


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6 Gedanken zu “Presseblick (66)

  1. »wer Banken oder die Finanzindustrie kritisiert, der ist ein Antisemit! «
    ......dann bin ich halt ein Antisemit....macht mir gar nichts....lach

  2. Interview mit Thomas Wüppesahl, »Sicherheit«

    Man kommt nicht umhin, Hamburg als von vorneherein geplante Provokation zu betrachten, wahrscheinlich wollte sich Merkel hier als harte Kanzlerin nach rechts hin präsentieren.
    Der Schuß ging nach hinten los, kurz nach Hamburg stiegen die Umfragewerte der AfD plötzlich wieder an.
    Was Merkel u.ä. nicht begreifen: Mit der Diskreditierung linker Kräfte suchen sich viele Wähler andere Alternativen zum System, primär rechte.
    Ob der Anstieg der AfD mit Hamburg zu tun hatte, ist unklar, bewiesen aber ist, daß der Hamburger Coup Merkel nichts gebracht hat.

  3. Was hindert eigentlich die anderen Parteien daran, Politik für die Bevölkerung zu machen? Statt ihre hohlen Wahlkampfsprüche mit realer Politik (Rente, Wohnungsnot, prekäre Beschäftigung etc.) zu füllen, übt man sich in AFD-Basching. Würden sie, statt Panzer an die russische Grenze zu schaffen, eine Gesetz für eine halbe Million Sozialwohnungen pro Jahr verabschieden, hätte sich die AFD von selbst erledigt. Aber ein bischen labern ist halt einfacher; Populismus halt. Mit einer Vermögenssteuer ist die AFD viel besser zu bekämpfen. Die Masse der Wähler ist nämlich kein Millionär. Und wenn man aus dieser Steuer die Flüchtlingskosten deckt, entsteht bei Otto-Normalverbraucher gleich eine viel freundlichere Stimmung.

  4. Danke für diesen Satz. Manchmal fühlt man sich mit seiner Meinung so alleine, dass es gutut zu lesen, das es andere gibt die den Wahnsinn auch sehen:

    »Die Spaltung zwischen den Geschlechtern wird bei zeit.de weiter fortgesetzt. Schließlich soll im Neoliberalismus jeder für sich allein sein. Atomisiert. Vereinsamt. Voller Neid, Konkurrenzdenken, Missgunst und Verachtung für seine Mitmenschen. Solidarität, Verständnis und Empathie sind der kommunistische Geist von Streik- und Widerstandsbewegungen und müssen insofern präventiv unterbunden werden«

    Gerade eben hat mich das auch nach lesen eines TAZ Artikel umgetrieben.
    http://www.taz.de/Debatte-Rassismus-in-Deutschland/!5450417/

    Die Afd wählen die Leute im Osten, weil es keine Kirche gibt und die Frauen soviel arbeiten müssen.

  5. @Bruno17

    »Was hindert eigentlich die anderen Parteien daran, Politik für die Bevölkerung zu machen?«

    Parteispenden, Lobbyismus, Tiefer Staat, Abhängigkeit von den USA, Großbanken, Konzernen, Finanzindustrie, die eigene Eitelkeit »dazu zu gehören« und vieles mehr.

    @struppi

    »Danke für diesen Satz. Manchmal fühlt man sich mit seiner Meinung so alleine, dass es gut tut zu lesen, das es andere gibt die den Wahnsinn auch sehen«

    Ja, bloggen ist auch für mich eine Art Therapie. ;)

  6. »Es bräuchte bei den Journalisten mehr Vielfalt bei Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft oder Bildung. Nein, das ist garantiert nicht das Kernproblem, liebe Frau Hans! Und das wissen Sie auch!«
    Ein Teil der Lösung wäre auch, Fachleute zu bestimmten Thematiken eine journalistische Zusatzausbildung zukommen zu lassen, anstatt nur rein zum Journalismus ausgebildete Menschen schreiben zu lassen. Wenn jemand was über Familie schreibt, sollte seine bzw. ihre Qualifikation nicht »2fache Mutter, alleinerziehend« sein, sondern bspw. Sozialarbeiter(in).

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