Das neoliberale Eigenverantwortungs-Dogma hat mittlerweile jede Pore des gesellschaftlichen Lebens vergiftet. Strukturelle Bedingungen, äußere Einflüsse oder umweltbedingte Faktoren werden so systematisch ausgeblendet und ignoriert. »Vom Tellerwäscher zum Millionär!«, »Du hast nur die falsche/negative Einstellung!« oder »Du kannst alles schaffen im Leben, wenn Du es nur wirklich willst!«, sind die typischen Leitsätze, die tief verinnerlicht wurden. Gesetzliche, umweltbedingte, neofeudale und finanzielle Rahmenbedingungen werden komplett ausgeklammert.
Ähnlich verhält es sich bei dem Thema Krankheit und Gesundheit. Krankheiten werden zunehmend nur noch mit Eigenverantwortungs-Floskeln verargumentiert: zuwenig Sport, falsche Ernährung, genetisch bedingt, zuviel Stress, zuwenig Prävention und Vorsorge, zuviel Alkohol und/oder Zigaretten und so weiter. Natürlich haben diese Faktoren einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Aber gibt es überhaupt noch schulmedizinische Ärzte die von Lebensmittel- und Kosmetikgiften sprechen? Von Krankenhaus-Keimen? Raffinade-Zucker? Gifitger Stadtluft? Verseuchte Böden und Pestiziden? Chemischen Schadstoffen in unserer Umgebung? Von Medikamenten-Nebenwirkungen? Oder sind das nur Verschwörungstheorien von linken Stalin-Steinzeit-Kommunisten? :pfeif:
Moin EPI,
na da hast du mir jetzt aber einen innerlichen Reichsparteitag geschenkt.
Habe genau diese V‑Theorien beim Arzt mal vom Leder gezogen. Resultat: Guckte mich an wie ein Pillhuhn, wich aus und überhaupt »der Nächste« bitte. Geht man mal von der These aus, das der Arzt meines Vertrauens eine vernünftige Anamnese durchführt, stellt man sehr schnell fest das man sich mal wieder auf der Verliererstraße befindet. Für den Patienten gibt es nur einen quart. Sockelbetrag, keine Zeit und die akademische Fähigkeiten der Ärzteschaft spiegeln das Bildungssystem wieder. Den Aspekt Empathie lasse ich bewusst weg, sonst krich isch Hals.
Thema Stress, ich lach immer noch, ich sagte ihm das mein Arbeitgeber eine Drecksau ist, mich dichtscheisst mit Arbeit, Stellen nicht besetzt, mobbt usw.. Reaktion: Achselzuck.
Ergo: Beim Sterben ist sich jeder selbst der Nächste.
Hallo Epikur,
abgesehen davon, dass so ein Allgemeinmediziner heute in der Regel, die Lebensumstände seiner Patienten überhaupt nicht mehr kennt, aber eine ziemlich gute Nase dafür hat, ob jemand Raucher ist, so entstehen solche »Kurzdiagnosen« entweder aus massiven Vorurteilen gegenüber dem Patienten heraus oder sind einfach nur die üblichen Standardphrasen, die so ein »Schulmediziner« eben raushaut.
Ich persönlich, das muss ich eingestehen, hatte immer sehr gute Ärzte und Ärztinnen. Allerdings waren die auch nie ganz auf der Hardcore-Linie der »Schulmedizin«.
Und wenn es um Eigenverantwortung für meine Gesundheit geht, dann übernehme ich die gerne und entscheide auch gerne für mich selbst, was ich mir zumuten will und was nicht.
Was Du über krankmachende gesellschaftliche — und Umwelteinflüsse bemerkt hast, so sind diese natürlich auch den Ärzten bekannt und insbesondere auch unseren Wissenschaftlern.
Die Diskussionen darum verlaufen dann allerdings in unterschiedliche Richtungen.
Entweder es wird relativiert, über zumutbare und unbedenkliche nicht gesunheitsschädliche Toxine diskutiert, deren Eintrag aus humanpolitischen Gründen (gegen den Hunger in der Welt) in die Umwelt sogar für notwendig und hinnehmbar erklärt werden oder sozusagen als Preis dafür, dass der ›Verbraucher Unternehmen dazu zwingt« seine Waren immer günstiger anzubieten
Und unterhalb dieser Schwelle tummeln sich die unentwegten Bescheidwisser und tragen den täglichen Kampf gegen die weitverbreitete Skepsis aus, gegen persönliche Erfahrung , gegen die eigene Entscheidung als persönliche Freiheit, welche sie nur als Mangel an Aufklärung oder als Dummheit denunzieren können.
Was ist denn das für ne komische Liste? Du kannst davon ausgehen, dass Ärzte im Krankenhaus ziemlich gut über Krankenhauskeime Bescheid wissen. Nebenwirkungen von Medikamenten sollten die meisten Ärzte ziemlich gut draufhaben.
ANsonsten: Wer tatsächlich lieber über Umweltgifte als über Zigarette und Alkohol sprechen will, hat vielleicht auch was anderes nicht verstanden. Vielleicht dem Arzt einfach mal zuhören statt besserwissen.