- Ich finde schon, dass Deutschland Flüchtlinge aufnehmen und ihnen Schutz und Obdach gewähren sollte. Nur soll das Flüchtlingsheim bitte nicht direkt neben meinem Zuhause sein.
- Ich bin ja gegen die Todesstrafe, gegen Lynchjustiz und öffentliche Hinrichtungen. Wenn aber jemand meine Tochter anfässt, kann ich für nichts garantieren.
- Ich begrüße es, wenn Erzieher, Lokführer und Krankenschwestern streiken und für mehr Lohngerechtigkeit kämpfen. Nur für mich persönlich sollen daraus bitte keine Nachteile entstehen.
Gemeinsinn als weltvergessene Wohlfühl-Ich-Erzählung.
Ich bin durchaus dafür, angemessene Sozialleistungen zu zahlen. Allerdings darf sich mein Einkommen, z.B. durch eine höhere Steuerlast, dadurch nicht verringern. Auch sollte es nur Sozialleistungen geben, die mir potenziell zu Gute kommen können (also kein Geld für Raucher, Skifahrer oder alleinerziehende Mütter).
(Ergebnis eines dreistündigen Streitgesprächs zwischen Kollegen mit Gehalt (laut TAZ) in den oberen 10%)
punkt 2 ist für mich ne wesentlich höhere hausnummer als die anderen beiden.
Der Karrierist: Unkollegial, unsolidarisch – ich?! Als High Performance-Leistungsträger ist man: selbstkollegial, selbst-solidarisch ?
Vielleicht kannst Du mir erläutern, worauf Dein Paradigma von der Ablehnung des Todesstrafe fußt? Warum soll einem Mörder, wohlgemerkt, keinem Totschläger ein deutlich geringeres Übel auferlegt werden als seinem Opfer? Für gewöhnlich hat ein Mörder nicht nur einem Menschen sein Leben geraubt, sondern einer ganzen Reihe von weiteren Menschen schweres psychisches Leid zugefügt, woran viele bis ans Ende ihrer Tage zu leiden haben, ja sogar selbst gerade noch den Tod als einzigen Ausweg aus ihrem ungeheuren Schmerz sehen — Kinder, die ihre Mütter verloren haben, Frauen, die ihre Männer beweinen mussten, Eltern, deren Kinder ihr junges Blut ließen. In wie vielen Nächten wachst Du schweißgebadet aus Deinen Albträumen auf, in denen Dein ermordetes Kind flehend mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Abgrund des Todes und in die erbarmungslosen Augen seines Mörders blickt?
@M.P. — und...!? Was rechtfertigt wiederum den Mord an einem Mörder? Würden darunter evtl. nicht auch Dritte leiden? Wo willst du die Grenze ziehen? Warum trug der Henker damals eine Maske? Zeigt das perverse System mancher US-Staaten denn nicht, dass die Todesstrafe rein gar nichts besser macht?
Das Töten befriedigt vielleicht niedere Rachegelüste — bringt die Ermordeten aber auch nicht wieder zurück. Man mag ja von unserer Justiz halten was man will — grade im Hinblick auf den Punkt Todesstrafe bin ich froh, dass wir (noch...) nicht zurück im Mittelalter sind... Aber wir sind auf einem »guten« Weg. Viel wichtiger wäre für mich, wenigstens die geltenden Strafgesetze mal zur Abwechslung auf politische Massenmörder anzuwenden...!
Zumal man auch Menschen auf andere Art für ihr Leben traumatsieren kann; da braucht es keinen Mord für; da reicht heute schon die weit verbretete, ganz alltägliche seelische oder strukturelle Gewalt...
@Dennis82
Weißt Du, was sie besser macht? Sie könnte mich befreien von den Momenten, in denen der Täter mein Kind erneut ermordet, dann, wenn er glücklich und fröhlich ist und sein Lachen mich aus meinem Eskapismus reißt und mein seelischer Schmerz nach körperlichem schreit. Niedere Rachegelüste? Rede noch einmal mit mir, wenn Dein Kind den Tod durch Menschenhand gefunden hat. Capito?
@M.P.
Soll ich Dir jetzt wirklich den Sinn von unveräußerlichen Menschenrechten erklären? Weshalb die Todesstrafe ein Menschheitsverbrechen ist? Oder was falsch an Selbst- und Lynchjustiz ist? Willst Du tatsächlich das Mittelalter wieder zurück haben? Öffentliches Hängen? Vierteilen? Auge um Auge? Wirklich?
Natürlich kann ich jegliche Emotionen verstehen, wenn es um die eigenen Kinder geht. Anhand dieser Emotionen ein Rechtssystem aufzubauen, kann aber nur in einem Unrechtsstaat enden. Es ist kein Zufall, dass rechte Rattenfänger über die Hintertür »Todesstrafe für Kinderschänder« seit Jahren versuchen, die bürgerliche Mitte zu erreichen.
Und übrigens, apropos strukturelle Gewalt, nie hat es eine menschliche Gesellschaft ohne solche gegeben. Warum sollte es sie dann überhaupt geben können, wo doch der Mensch in seiner Geschichte sich durch und durch gewalttätig gezeigt hat, permanent und immer wieder und wieder? Ja, es bedarf sogar der Gewalt zum Leben – traurig. Diogenes hat es wahrscheinlich begriffen oder besser, er hat es akzeptiert.
Ach Epikur, was für ein Phrase: „unveräußerliches Menschenrecht.“ Frage Assad, Putin oder Trump danach. Und frage jede Kreatur auf Erden, ob sie des Menschen egozentrisches Weltbild teilt?
Ich finde Marktwirtschaft gut. Aber wenn die 15 % Rendite, die mir der Bankberater versprach, in die Katastrophe führen und ich alles verliere, soll der Staat bitteschön einspringen, ein kleiner Lynchmord am Berater inklusive.
@M.P. — du bist offenbar selbst betroffen. Dafür hast du mein Mitgefühl. Emotionale und persönliche Betroffenheit kann und darf einen aber grade niemals dafür »qualifizieren«, sich zum Richter (und Henker) zu ernennen. Du versuchst (wie viele andere auch) meines Erachtens mit dem Wunsch nach Todesstrafe deinen Verlust irgendwie zu kompensieren; das wird aber nicht gelingen; auch dafür bieten die USA ausreichende »Expertise«. Die Frage, ob und wie ein Täter / (fahrlässiger) Totschläger / Mörder unter seinem Verbrechen selbst leidet, lässt sich aus Betroffenensicht nun einmal nur schwer objektiv beantworten. Auf jeden Fall gibt es keinen Grund, einem Menschen grundlegende, unverhandelbare Menschenrechte zu verwehren. Denn an genau dieser Stelle beginnt er, der schleichende Weg in den Faschismus; die willkürliche Entscheidung darüber, wer leben »darf« — und wer nicht. Genau in diesem Moment steht man genau auf der Stufe des gemeinen Mörders...
Was die strukturelle Gewalt betrifft — ja, der Mensch ist in vielerlei ein zerstörerisches, gewalttätiges Wesen. Jetzt stellt dir nur mal den Alltag vor, wenn alle völlig von Gesetzen und Polizei ungehemmt z. B. einfach und offen ihren Rachedurst ausleben würden oder auf dem Marktplatz den Tod eines »Kinderschänders« durch den Strick — oder auch das Handabhacken eines Ladendiebs, die Steinigung eines Ehebrechers bejohlen würden...!? Die Decke der »Zivilisation« ist dünn; hauchdünn...!
Grundsätzlich sollte man festhalten, dass das Menetekel der Todesstrafe jenes ist, dass man sich als deren Befürworter selbst zum Mörder stempelt. Insofern ist man also auch nicht besser als der Täter. Zudem ist die Ausübung der Todesstrafe auch in der Hinsicht verwerflich, dass man den hierzu Verurteilten mit dem Tode von seiner Schuld erlöst und ihm weiterhin der Option beraubt, seine Schuld zu erkennen und Reue zu üben. Ein Mensch kann ja auch zur Einsicht kommen und sich zum Positiven wandeln. Und mit einer schweren Schuld zu leben, das ist doch wohl schon Strafe genug. Die fortwährende Anführung irgendwelcher dummen Kinder finde ich im Übrigen armselig, geradezu faschistoid, da derlei jedwedem Greis die Lebenswertigkeit abspricht. Man muss schon auch Menschlichkeit üben, wenn man denn einer sein will, auch wenn es manchmal weh tut.
das größte problem an der todesstrafe ist die unumkehrbarkeit. stellt sich nach dem urteil heraus, dass der verurteilte erwiesenermaßen und tatsächlich unschuldig ist, dann kann man ihn aus der haft entlassen — aber ins leben zurückholen geht nicht.
und da mensch zu fehlern und bösartigkeiten neigt, judikative oder exekutive nicht nur mit moralisch einwandfreien akteuren besetzt sind, sind unschuldige opfer der todesstrafe sehr wahrscheinlich. darüber sollte man immer nachdenken.
und für 25 jahre eingesperrt werden (mit anschließender sicherungsverwahrung) ist auch kein freudenfest — vielleicht sogar schlimmer als ein schnelles ende mit schrecken.
zu punkt 1)
und bitte nicht die fluchursachen bekämpfen. unser wohlstand wäre sonst in gefahr und wir müssten unseren lebensstil völlig umkrempeln. da sind ein paar hunderttausend flüchtende deutlich billiger und bequemer