Fördern und Fordern

Mit der "Eigenverantwortung" wurde der Sozialstaat sturmreif geschossen

Mit der »Eigenverantwortung« wurde der Sozialstaat sturmreif geschossen

Mehr ökonomische Verwertbarkeit fordern und damit mehr Menschenverachtung fördern.
Mehr Eigenverantwortung fordern und damit mehr Egoismus fördern.
Mehr Flexibilität fordern und damit mehr Existenzängste fördern.
Mehr Anpassung fordern und damit weniger individuelle Kreativität fördern.
Mehr Bürokratieabbau fordern und damit mehr Massenentlassungen fördern.

»Zuversicht und Realismus, Fördern und Fordern gehören für die SPD immer zusammen.“

Sigmar Gabriel (SPD) am 9. Februar 2016 auf spd.de

18 Gedanken zu “Fördern und Fordern

  1. Der Schlips-Borg, dem diese unsägliche Formulierung vom »Fordern und Fördern« eingefallen ist, kann wohl nur aus dem halbseidenen Milieu der Reklame- und PR-Industrie kommen. In solchen Kreisen preist man schließlich alles an, wenn irgendjemand dafür Geld bezahlt — sei es auch noch so hanebüchener Unsinn.

    Dabei ist diese hohle Phrase — wie in der Reklame üblich — ein Fanal für die fleischgewordene Dummheit, denn im staatlichen Hartz-Terror geht es um Zwangsverarmung, Willkür, Schikane, Repression und Überwachung, um Menschen gefügig zu machen und zu brechen. Nichts könnte diesem kapitalistischen Reklameslogan ferner sein als die Wirklichkeit der »Sozialbehörden«.

    Statt »Fordern und Fördern« ist dieser Spruch weitaus näher an der kapitalistischen Realität:

    »Wir sind die Borg — Widerstand ist zwecklos!«

    So schrieb schon der verehrte Karl Kraus vor über 100 Jahren: »Die Sprache ist die Mutter, nicht die Magd des Gedankens.« — Die korrupte, kapitalistische Bande weiß (oder ahnt) das und findet stets genügend Callboys und Huren in der Reklame- und PR-Branche, die ihnen gegen Geld immer wieder entsprechende Vorlagen liefert.

    Fast das gesamte politische Vokabular besteht inzwischen aus solchen Reklame-Phrasen, die im besten Falle entweder gar nichts und im schlimmsten, leider regelmäßigen Falle das Gegenteil dessen bedeuten, was vorgegeben wird. — Ein paar weitere Beispiele aus dem heutigen Politneusprech:

    - »Verteidigung« bedeutet »Angriff« und »Krieg«
    — »Entwicklungshilfe« bedeutet »Ausbeutung« und »Unterjochung«
    — »Integration« bedeutet »Assimilation«
    — »Terrorabwehr« bedeutet »Überwachung«
    — »Neuanfang« (bspw. bezüglich der SPD) bedeutet »Weiter so!«
    — »Freiheit« bedeutet »Freiheit für Superreiche« und »Unfreiheit für alle anderen«
    — »Demokratie« bedeutet gar nichts mehr.

    Die vollständige Liste ist schier endlos. Die verkommene Bande hat verdammt gut von Orwell & Co. gelernt.

    Liebe Grüße!

  2. @Charlie

    Aber gerade viele Linke nennen doch die PR‑, Marketing- und Werbeindustrie auch die »Kreativbranche« oder die »Kreativindustrie«. Stimmt das etwa nicht und sie sind nur Sprach- und Realitätsverdreher im Auftrag ihrer Geldgeber? Mein Weltbild bricht zusammen. ;)

  3. epikur: Wünschte mir, der Staat wäre bei der Abschiebung abgelehnter Flüchtlinge so schnell wie bei der Sanktionierung im ALG-2-Bereich!

  4. @anton

    Ich wünschte mir, die »Einheimischen« würden sich weniger gegen Flüchtlinge und umgekehrt aufhetzen lassen. Das Problem sind nicht die Flüchtlinge, sondern die Ursachen, warum sie fliehen. Vor rund 75 Jahren sind aus Deutschland auch viele Menschen geflüchtet.

    @Charlie

    Danke für Dein Kommentar oben! Aber »Arschloch« will ich hier nicht lesen!

  5. Naja, — Kreativbranche stimmt da schon. Die Kreativität auf der Bösartigkeit von Menschen Klavier spielen zu können, — hat sie eindeutig bewiesen. Apropos Bösartigkeit. Ich habe einen bösen Verdacht, warum sich auch die Aufklärung der Aufklärer, nie so richtig mit vollem Herzen, auf die Aufklärung über Werbung gestürzt hat. (Und ja, — Werbung und Krieg waren auch noch niemals zu trennen. Darf ich Charlies unsittsame Benennung, durch zeitgemäß irritierten Phrasendrescher des nächsten kürzesten Gedankens entschärfen?)

  6. epikur: Die Antänzer aus Nordafrika sind so verfolgt wie wir beide! Abschiebung ist ein normales Instrument des Ausländerrechts, wer die ganze Welt aufnehmen will, wird die einheimischen Prakarisierten vergessen, so einfach!

  7. @anton

    Die »einheimisch Prekarisierten« (tolles Wort übrigens) wird man politisch so oder so »vergessen«. Ich verstehe die Logik der AfD-Jünger echt nicht. Glaubt Ihr etwa, wenn beispielsweise ab morgen alle Flüchtlinge abgeschoben werden würden, dann würde es auf einmal überall »bezahlbare Wohnungen«, mehr Sozial‑, Bildungs- und Kulturförderung geben? Weniger ALG2-Sanktionen und Willkür? Oder gar mehr »Arbeitsplätze«? Glaubt Ihr, vor der »Flüchtlingskrise« im Jahre 2015 hat auch nur irgendeine Regierung in Deutschland in den letzten 30 Jahren auch nur einen Pfifferling auf die Interessen aller Nicht-Reichen gegeben? Toller Witz. Bitte einmal aufwachen!

    Mit oder ohne Flüchtlinge, eure Lebenssituation wird nicht besser werden, solange man die korrupte Elite nicht endlich zum Teufel jagt! Aber Hauptsache einen Sündenbock haben. Jemanden, den es schlechter geht und auf den man hinunter spucken kann. Damit man sich ein wenig besser fühlt. Statt einfach mal das große Ganze zu sehen.

  8. Epikur:
    1. Wähle ich die Linkspartei, mrd. auf Bundesebene- wegen der Sozial- nicht der Migrationspolitik, die ich für peinlich halte!Ja zu Wagenknecht und Oskar!
    2. Ich habe selber Flüchtlinge mit-betreut, wo sage ich etwas gegen die? Ich bin für Kontingente, nicht für völlig offene n Zuzug! Ich will nur die abschieben, welche keinen Anspruch haben oder kriminell werden, dies ist eine völlig andere Auffassung- als die, welche Du mir unterschieben willst!Wir nehmen vor allem die Starken auf, dies ist nicht unbedingt human!
    3. Kippt man Säure in die Mosel wird es nicht besser, kommt noch mehr Säure dazu! Man kann nicht jedes Jahr Millionen aufnehmen, Ja zur Sahra!!
    4.Es muss viel mehr Hilfe vor Ort geben, man sieht ja , was durch Einsparungen bei der UN-Hungerhilfe losgetreten wurde!
    5. Die Flüchtlinge verstärken negative Trends, mrd. durch die Masseneinwanderung. Mehr Sozialwohnungen, Mindestrenten- die den Namen verdienen usw. gibt es nicht mit ohne ohne Flüchtlinge. Die Flüchtlinge können dazu benutzt werden, bei armen Einheimischen Verzichtdruck aufzubauen!
    6. Wo liegt Deine Obergrenze?
    7. Gerne sollten Waffen nur noch an EU-Nato-Staaten geliefert werden, geschenkt, dann liefern sie andere Länder, warum nicht?

  9. @anton
    Es ist eine pragmatische Summenrechnung, die du da angehst. Wobei du auch Rhetoriken vermischst. Es gibt keine Masseneinwanderung, aber wiederum erwähnst du richtig, dass darüber Trends gebildet werden, die bei den Rechten so ankommen. (Ich hoffe, ich hab dich richtig verstanden, — ich gehe immer erst mal vom human-ethischen Willen aus) Letztendlich kommen wir aber nicht aus diesem pragmatischen Druck heraus, (derem sich auch die Werbung bedient). Deutschland betreibt ein national-branding, welches zu 200Prozent auf Ökonomie aufgebaut ist, — und dies trägt es als Modell weiter. (Macron ist ein gutes Beispiel dafür) Davon, — müssen wir uns lösen, denn Ökonomie ist immer stärker als humane Ethik. (Bis zum besagten Grenzfall natürlich, — nämlich dem, wo es auch dem ans Leder geht, der sich darüber eine menschliche Distanzierung geschaffen hat). Ich bin nicht mehr ganz so überzeugt von Sahra und Oskar, — auch wenn es pragmatisch vernünftig klingt. Mal eine Grundsatzfrage; Gibt es für humane Ethik eine Obergrenze?

  10. @ Epikur: Mir ist es egal, was Du hier »lesen möchtest«. Wenn ein Kommentator, der, wie »Anton«, beispielsweise aus dem unsäglichen Dunstkreis der »Neulandsozialdemokraten« stammt und dort wiederholt (!) als faschistoider Agitator aufgefallen ist, nun auch hier seinen menschenfeindlichen Quatsch zum Besten gibt, dann schreibe ich meine Meinung dazu.

    Möglicherweise weißt Du gar nicht, was diese Gestalt ansonsten absondert. Das solltest Du indes nicht mir zum Vorwurf machen — ich reagiere auf Nazis eben allergisch. Und Nazis sind Arschlöcher, auch wenn Du das Wort nicht »magst«.

    Liebe Grüße!

  11. @Charlie

    Die Kommentar-Richtlinien gelten für jeden! Du kannst gerne auf Deinem Blog mit Beleidigungen um Dich werfen, aber hier unterlässt Du das bitte! Danke.

    Vielleicht bin ich naiv, wenn ich noch versuche mit solchen Leuten zu »reden«, aber Beleidigungen bringen uns garantiert kein Stück weiter.

  12. charles: schon einmal mit richtigen Opfern des richtigen Fachismus gesprochen. Mehr dazu nicht!ich reagiere auf Stalinisten usw. empfindlich, bleibe aber immer stillvoll!
    eb: Ja, es gibt eine Grenze für Aufnahme, keine für Humanität, vor Ort wird man immer stark helfen müssen, ich bleibe dabei, nicht jeder »Flüchtling« ist ein Flüchtling!
    epikur: Diese Leute stehen für Humanität und Realismus!Linksradikale Moraltrullerei führt den rechten noch mehr Unterstützer zu, bitte bedenken!

  13. Nachtrag: Generell sehe ich keinen Grund für ultra-linke Überheblichkeit, sorry! Wer heute noch dauernd mit dem 3. reich kommt, will die Bürger verschrecken, die Wahlergenisse sind ja eindeutig!

  14. @anton

    Dein Geschwurbel hilft jetzt auch nicht weiter! Und das Thema »Flüchtlinge« hat schon lange nichts mehr mit dem Artikel oben zu tun. Das sollte jetzt genügen.

  15. @ Epikur: Tucholsky hat das sehr hübsch formuliert — vielleicht solltest Du deine Naivität noch einmal überdenken:

    Rosen auf den Weg gestreut

    Ihr müsst sie lieb und nett behandeln,
    erschreckt sie nicht – sie sind so zart!
    Ihr müsst mit Palmen sie umwandeln,
    getreulich ihrer Eigenart!
    Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft –:
    Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft!

    Wenn sie in ihren Sälen hetzen,
    sagt: »Ja und Amen – aber gern!
    Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!«
    Und prügeln sie, so lobt den Herrn.
    Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft!
    Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft.

    Und schießen sie –: du lieber Himmel,
    schätzt ihr das Leben so hoch ein?
    Das ist ein Pazifisten-Fimmel!
    Wer möchte nicht gern Opfer sein?
    Nennt sie: die süßen Schnuckerchen,
    gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen ...
    Und verspürt ihr auch
    in euerm Bauch
    den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft –:
    Küsst die Faschisten, küsst die Faschisten,
    küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft –!

    (in: »Die Weltbühne«, 31.03.1931, Nr. 13)

    (Auch in musikalischer Form.)

    Liebe Grüße!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.