Die Trump-Apokalypse

170113_BlaseEigentlich wollte ich nichts zu dem Trump-Medien-Hype schreiben, weil mich schon bei der US-Wahl diese völlig übertriebene, geschichtsvergessene und zugleich naive Analyse aus allen politischen Lagern entsetzt zurückgelassen hat. Aber es hört scheinbar nicht auf und ich muss mir mal Luft machen. Zunächst einmal: die Macht von US-Präsidenten wird immer wieder völlig überschätzt. Kein Wunder, unsere liebe Kaufpresse soll ja auch das »scheue Reh« (also das Großkapital) medial verstecken helfen und die Polit-Marionetten als die Macher hinstellen.

Hinzu kommt der mediale Rahmen, der Personalisierungen liebt (weil besser zu bebildern) und strukturelle Analysen hasst (weniger Bilder, mehr Recherche-Arbeit). Dennoch: Geheimdienste, Konzerne, Banken, die Öl-Industrie, Versicherungen, die Börsen, der militärisch-industrielle Komplex, die Finanzindustrie sowie die Mega-Milliardäre — gegen die kann und wird auch ein Trump politisch nicht agieren können. Zumindest nicht ohne ernsthafte Konsequenzen.

Das große Problem unserer Zeit, ist der offensichtliche Mangel, an differenzierter Betrachtung und Analyse. Wie ein binärer Facebook-Code wird alles und jeder mit einem gut oder böse, mit einem like oder dislike bewertet. Wenn ich die NATO für ihre Angriffskriege kritisiere oder aufzeige, welche Kriegs-Propaganda und Russenhetze unsere Lückenmedien betreiben, dann bin ich nicht automatisch ein Russland-Versteher oder Putinfreund. Ich will damit auch nicht behaupten, dass Russland das Paradies auf Erden und Putin, der neue Heilsbringer sei. Die Tschetschenienkriege, die Homophobie oder das Verschwinden von oppositionellen Journalisten in Russland ‑um nur einige wenige Aspekte zu nennen- sollten jedem klar machen, dass es überall stinkende Sümpfe gibt.

Diese Polarisierungsform wird mittlerweile schon politisch-professionell genutzt. Denn wenn Nazis, die AfD und die Pegida menschenverachtend sind, dann sei die sog. »Mitte«,  also der marktkonforme Einheitsbrei von CDU/SPD/GRÜNE/FDP, als Gegenpol natürlich humanistisch und demokratiefördernd. Merkel sei ja auch für Flüchtlinge und so. Dabei sind sie es gewesen, wie die LINKEN-Politikerin Sahra Wagenknecht einmal treffend formulierte, welche die AfD erst zu ihrer Geburt verholfen haben. Durch eine jahrzehntelange, neoliberale Politik des Sozialabbaus, der Privatisierung, Liberalisierung, Deregulierung und Menschenverachtung. Die Agenda 2010 — Gesetze sowie die politisch gewollte Massenarmut liegen allein in der Verantwortung der ach so menschenfreundlichen Spezialdemokraten-und-Mitte-Regierungen.

»Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen ›Ich bin der Faschismus‹. Nein, er wird sagen ›Ich bin der Antifaschismus‹.

- Ignazio Silone (ital. Sozialist)

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Und noch etwas zum Thema »es gibt keine mediale Gleichschaltung!«, das sei doch alles Verschwörungstheorie! Um es noch einmal zu betonen: ich glaube auch nicht unbedingt daran, dass es einen Mastermind gibt (wobei: wieviele Medien-Tycoons gibt es eigentlich, hm? Wem gehören denn die Medien? Und wollen die Eigentümer inhaltlich wirklich nicht mitreden?). Dennoch bin ich der Meinung, dass es im Medien-Geschäft sehr wohl viele, subtile, ökonomische und psychologische Mechanismen gibt ‑innere Selbstzensur, wirtschaftlich konstruierte »Sachzwänge«, Clickbait-Online-SEO-Geschäft, Tendenzschutz etc.- welche letztendlich alle Journalisten auf Linie trimmt. Wer das immer noch für eine überzogene Kritik hält, den beglücke ich gerne mit drei leckeren Zitaten:

»Wir sind angewiesen, ein bisschen pro Regierung zu berichten«

- freie WDR-Autorin Claudia Zimmermann am 18. Januar 2016 in der niederländischen Sendung »De Stemming«


In Frankreich sind sechs der zehn größten Vermögen in den Händen von Medienunternehmern.“

- Serge Halimi. Gegen den Strom. Le Monde Diplomatique. Oktober 2015. S. 23


»Es ist halt ein fruchtbarer Boden für die Zensur, wenn man als Journalist eine Familie mit zwei Kindern ernähren muß und auf Basis von Zeitverträgen arbeitet. Irgendwann ertappt man sich bei der Selbstzensur – weil man seinen Job behalten will.«

- Anonymer Redakteur des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle (DW) im Interview mit der Jungen Welt am 15. Mai 2014


Genauso ist es mit Donald Trump. Noch bevor auch nur ein Monat vergangen ist, sieht die gesamte Presselandschaft ‑inklusive vieler Leser, Blogger und politisch Interessierter- schon Armageddon auf uns zukommen. Aber Obama war natürlich die erhoffte Erlösung, nicht wahr? Liebe Journalisten und Redakteure (ja, auch Ihr Blogger!), lest Ihr eigentlich mal eure eigenen Texte? Sagen wir, die Ihr im Herbst/Winter 2008 bei der US-Wahl von Barack Obama veröffentlicht habt? Oder haltet Ihr es ganz nach Konrad Adenauer: »Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern«? Jedenfalls würdet Ihr feststellen welche paradiesischen Zustände Ihr mit Obama heraufbeschwören wolltet. Ein schwarzer US-Präsident! Oh mein Gott! Er wird den Rassismus bekämpfen, Guantanamo schließen, die CIA-Foltergefängnisse abschaffen, eine Friedenspolitik anstreben und so weiter und so fort. Eure »Yes, we Can! — Euphorie« kannte damals keine Grenzen. Und jetzt: unter dem Friedensnobelpreisträger Barack Obama waren die USA am längsten im Krieg.

Es gab weder mit Obama den erhofften Neustart, noch wird es mit Trump den Weltuntergang geben. Dafür haben sich die wirklich Mächtigen, die Banken, Konzerne, Geheimdienste und Milliardäre, die gerne im Hintergrund bleiben, eine viel zu gute Netzwerk- und Infrastruktur ihrer politischer Einflussnahme aufgebaut. Darüber hinaus haben mir (mit meinen bald 40 Jahren) schon so viele Lehrkräfte, Politiker, Unternehmen, Medien, Familienmitglieder und Freunde allesmögliche erzählt: ich gebe darauf nicht mehr allzu viel. An den Taten sollt Ihr sie erkennen! Und zwar alle. Auch ein Trump.

Übrigens, so sahen die Webseiten der Vertriebs-Kauf-Lügen-Mainstream-Medien am Samstag, den 21. Januar aus. Es gibt keine Gleichschaltung!

spiegel.de vom 21. Januar 2017

Spiegel-Online vom 21. Januar 2017

 


 

faz.net vom 21. Januar 2017

faz.net vom 21. Januar 2017

 


 

zeit.de vom 21. Januar 2017

zeit.de vom 21. Januar 2017

 


 

sueddeutsche.de vom 21. Januar 2017

sueddeutsche.de vom 21. Januar 2017

 


 

welt.de vom 21. Januar 2017

welt.de vom 21. Januar 2017

 


 

20 Gedanken zu “Die Trump-Apokalypse

  1. Trump ist nur ein Symptom für einen »Trend« nach rechts; allerdings »ermuntert« seine Amtsübernahme die Rechten in den USA und anderswo mehr als zuvor, aus ihren Löchern zu kommen, sich »freier« zu äußern und das nicht nur verbal. Und das hat Auswirkungen über Trumps Amtszeit hinaus.

    Den Banken und Konzernen kann das nicht nur egal sein; es spielt ihren Interessen (meistens) sogar in die Hände. Das war kurz vor oder nach der Machtübernahme der Nazis nicht anders. Trump ist aber trotzdem nicht Hitler, solche Vergleiche bringen nichts. Sie sind zu flach, zu vereinfachend, fast kitschig. Sie lenken von den eigentlichen, systembedingten Problemen (und den Aktivivitäten besagter Banken und Konzerne) ab und liefern nur neues Futter für Trumps Anhänger und dessen Ego.

    Nüchternheit ist geboten, auch in der Kritik und in jenem Bereich des politischen Handelns, der gemeinhin als »außerparlamentarisch« bezeichnet wird.

  2. Bist Du sicher,dass »die Banken, Konzerne, Geheimdienste und Milliardäre« die wirklich Mächtigen sind?Mir kommen da langsam so meine Zweifel...Vielleicht sieht es ja nur so aus,weil wir alle unsere wahre Macht vergessen haben?
    Das würde auch erklären,warum sich nie irgendwas ändert und alles so »eingefroren« scheint.Wenn wir in uns nichts ändern,kann sich außen auch nichts ändern...

  3. USA, EU, GB, Mexico, Kolumbien, Brasilien, Türkei, Russland, Ukraine, Afrika, Naher Osten, Fernost; überall haben dort die lokalen wie internationalen Netzwerke und Seilschaften in den letzten Jahren und Jahrzehnten den Staat, die Medien und Bildungssysteme in käufliche, mafiöse und sektiererische Gebilde umgeformt.

    Interessant zu beobachten wie weltweit die Staaten an die Kapitalisten quasi verschenkt werden und uns dies wirtschaftlich, politisch und medial als Ultima Ratio verkauft wird.

    Im Gegensatz zu heute waren die wahren Herrscher früher in der Regel bekannt.
    Heute werden wir mit Kleinklein und Kunstproblemen derartig zugebombt und vernebelt, um unser aller Probleme, gesellschaftlich wie individuell, nicht mehr wahrzunehmen oder unsichtbar zu machen oder zu halten.
    »Sie leben«, sprichwörtlich.

    Dass bei uns eine spezialisierte »Bildungsschicht« buchstäblich daran ist, uns alle in Bausch und Bogen zu verkaufen (Ceta, TTIP und Co.), das sollten wir niemals vergessen und uns gefallen lassen.
    Ein oder zwei Jahrzehnte in der Richtung und in dem Tempo weiter und wir sind auch bei uns in der Steinzeit zurück.

    Deine Weigerung bisher, nicht über Trump zu schreiben, finde ich gut, den Artikel über den scheinheiligen Lärm um Trump herum zu schreiben aber noch besser.

    Feiner Blog, danke!

  4. Gute Analyse, spricht mir aus dem Herzen.

    Ein überschnappendes Geschrei, der Rassismus bricht aus, die sexistische Diktatur wird ausgerufen.
    Die echten Hämmer werden dabei geflissentlich-und wohl mit voller Absicht-übersehen. Wiedereinführung des waterboarding, Deregulierung der Banken, to be continued.
    Ja, wo ist er denn, der Aufschrei derer, die ständig lautstark von Menschenrechten sprechen?
    Oder gelten jetzt nur noch diejenigen als Menschen, die hochprivilegiert sind und sich gar schrecklich diskriminiert fühlen, weil Trump im Suff mal was über servile Reichen-Groupies gesagt hat?
    Hauptsache, Mrs.Streep fühlt sich nicht aufs teure Kostüm gertreten — Schluchz!-scheiß der Hund auf irgendeinen Moslem, dem jede rechtsstaatliche Behandlung verweigert wird.

  5. Ein Artikel der ebenso lang wie falsch ist.

    Ganz am Anfang wird angemerkt das die Macht des Präsidenten ja gar nicht sooo groß ist. Wird schon nicht so schlimm werden. Und danach kommt alles Mögliche was angeblich oder tatsächlich schief läuft aber nix mit Trump und dem Medienhype um ihn zu tun hat.

    Und Trump? Da wird kritisiert die Medien sähen nach einer Woche schon ein »Armageddon« auf uns zu kommen. Ach ja? Nur mal so aus der Hand geschüttelt:
    — Lügen selbst bei den kleinsten Kleinigkeiten
    — Erschweren von Abtreibung
    — In der Minute der Vereidigung das Löschen von Informationen zu Klimawandel und Homosexualität von der Homepage des White House
    — Ach die Vereidigungsrede: erinnert stark an Mussolini ist aber in einigen Sätzen praktisch Wörtlich von Hitlers Antrittsrede kopiert
    — Mauer bauen
    — Strafzölle, Handelskriege
    — Streichung der Wissenschaftsförderung
    — Streichung der Kunstförderung
    — Pipelinebau, scheiß auf die Ureinwohner
    ..
    hab sicher einiges Vergessen. Aber eine Woche ist ja auch lang. (Zynismus).

    Ein Narzisstischer Lügner. Ein Milliardär, als Superreicher geboren, der jedoch davon überzeugt ist das er durch seine Gene zum Führer und Tycoon geboren ist. Der Rassismus, Frauenhass, Behindertenbashing und Folter offenbar toll findet und sich fragt wozu man eigentlich Atomwaffen hat wenn man sie nicht einsetzt....

    Da gibt es sicher keinen Grund ein Armageddon zu fürchten.

    Das Problem in den 1930er Jahren war, dass alle sahen was A.H. für ein Typ war. Aber die eine Hälfte hoffte ihn instrumentalisieren zu können, die andere dachte es werde schon nicht so schlimm kommen. Es gibt ja Regeln und Institutionen. »Da warte ich lieber erst mal ab« sagte das Kaninchen als es die Schlange kommen sah.

    Als Humanist kann ich nicht anders als Täglich diesem Wahnsinn zu widersprechen. Genau so wie ich den Fehlern Obamas widersprochen habe. Dieses Aufrechnen und Relativieren kotzt mich an.

    Ich hoffe in ein paar Jahren können wir darüber lachen.

  6. ... hab tatsächlich das Wichtigste vergessen: meine Bekannte aus NY, die seit Montag für ihre wöchentliche Dialyse etwa 12 tsd USD pro Jahr zahlen darf. Aber sie verdient ja auch so ca. 16 tsd im Jahr. Für sie so was wie eine Apokalypse. :-(

  7. »Bist Du sicher,dass „die Banken, Konzerne, Geheimdienste und Milliardäre“ die wirklich Mächtigen sind?Mir kommen da langsam so meine Zweifel…Vielleicht sieht es ja nur so aus,weil wir alle unsere wahre Macht vergessen haben?«

    @Verena, nix für ungut aber das ist mir nun wirklich zu skurril ... Ich meine, von wegen »es sieht nur so aus«. Was meinst Du damit?

  8. Die manifestierten Machtverhältnisse in kapitalistisch bewirtschafteten Ländern sind überall ähnlich. Banken, Versicherungen, Konzerne und global Player halten sich ihre Politmarionetten. Die sind aber mehr oder weniger bemüht, den Schein der Wahrnehmung von Interessen der Bevölkerung zu wahren und die Simulation von Demokratie aufrecht zu erhalten.
    Gerichte helfen zur Not, diesen Schein zu wahren.

    Wer Alice Millers Buch »Am Anfang war Erziehung« gelesen hat, kennt auch die Kurzfassung der Hitlerbiografie am Ende dieses Werkes. Psychoanalytisches Fazit: A.H. wurde nicht als Faschist geboren. Trump dagegen wurde als Milliardär geboren und kennt nichts anderes, als Geld=Macht.

    Bei Trump fällt auf, dass er im Wahlkampf Ankündigungen von Stapel gelassen hat, von denen Beobachter und Medien nachsichtig meinte: Lass ihn erst mal Verantwortung übernehmen, dann wird der schon ruhiger. Nun müssen alle miterleben, wie er seine abstrusen Visionen in die Realität umsetzt. Ein mit derartiger Macht ausgestatteter Soziopath und Psychopath ist ein unberechenbarer Faktor. Narzistisch, schnell beleidigt, leicht zu kränken, eitel bis in die Toupetspitzen und gierig nach Fremdbestätigung durch Frauen. Dieser Charaktertyp macht mir Angst, weil sich derartige Exemplare in ihrem spontanen Jähzorn nicht durch das sie tragende Establishment bremsen lassen. Solche Menschen fühlen sich erst beim Ritt auf der Rasierklinge so richtig wohl. Sie lieben die Porovokation und Konfrontation ohne Rücksicht auf die Gefahr des eigenen Untergangs. In seiner Destruktivität und Verschlagenheit um Klassen besser als Erdogan und Putin.

    Er ist der modernere Typ des politischen Amokläufers. Eine Handgranate ohne Splint, die jederzeit explodieren kann.

  9. @Verena, nix für ungut aber das ist mir nun wirklich zu skurril … Ich meine, von wegen „es sieht nur so aus“. Was meinst Du damit?

    @dlog: Verena meint damit wohl — und da stimme ich ihr zu — dass, was Orwell in den Gedanken von Winston Smith in 1984 beschreibt: Dass die »Proles« sich im Grunde nur einmal kräftig schütteln müssten — und von der bejammerten herrschenden Schticht wäre nix mehr übrig. Ob nun durch »demokratische Wahl« einer linken Partei oder einer herbeifantasierten »Revolution« — ist erstmal egal. Das aber tun die entsolidarisierten, verdummten Massen aber nun einmal nicht. Sondern rennen — ganz im Gegenteil — dann Leuten wie Trump oder Parteien wie der AfD hinterher... Dann entsteht ein Schauspiel, wie wir es derzeit erleben: Diejenigen, die durch Absegnung der neoliberalen (also rechten) Politik der Mitte das Elend in der Welt weiter ausgebreitet haben halten sich plötzlich für die »guten« Menschen, wenn dann »rechts« noch einer auftaucht, der ein paar progressive Errungenschaften oder »sozialstaatliche« Elemente dann besonders deutlich rasiert...

  10. Kann ich zustimmen. Ganz besonders dem Punkt, dass Trump nur die konsequente Verschlimmerung einer Basis ist, die das jetzt in Bad- and good Cops aufteilt. Andererseits, lässt’s sich aber auch nicht mehr nur über Differenzierungen auflösen. Das nationale Timbre von Wagenknecht ist mir dabei genauso zu pragmatisch orientiert wie linke Freaks, die sich durch Trump was für ihre Weltrevolution versprechen, wie es neben Putin-Demagogen geradezu auch Putin-Heldenverehrer gibt, usw. usf. Hier eskalieren einfach nur ganz menschliche Dinge, mit denen sich die sogenannte Aufklärung nie befasst hatte.

  11. @eb

    Welcome Back! (Ich weiß, Du bist jetzt fleißiger Facebookianer) ;)

    Vielleicht ist Differenzierung der falsche Begriff. Wohl eher Versachlichung statt Emotionalisierung. Es scheint nur noch gut und böse zu geben. Schwarz und weiß. Likes und Dislikes. Egal ob Massenmedien oder Blogger: alle machen hier mit. Ich plädiere derzeit für ein wenig mehr Mut zur Unentschlossenheit. Man muss nicht zu allem eine Meinung haben.

  12. @epikur
    Hmmm, Facebook ist ein Teil des Netzes mit nicht weniger dunkler Geschichte dessen, was diesbezüglich eben auch polarisieren will um sich einen Heiligenschein zu erkaufen, während die gleichen Figuren die eigene Netz-Geschichte dabei tunlichst übersehen möchten. Genauso gut, könnte ich mich mit Piraten beschäftigen, die mir jetzt erklären, was links zu sein hat. Geht nicht gegen dich, aber ich denke du weißt was ich meine ;-) Und natürlich ist im Moment Unentschlossenheit angesagt. Nach Jahren der Welterklärung, wäre das sogar mal eine echt erfrischende Angelegenheit. »Versachlichung« empfinde ich aber als recht schrägen Begriff, — ganz besonders dann, wenn es um die »Sache« »Mensch« geht. »Nüchtern«, — gefällt mir schon deshalb besser, weil es ein paar recht wichtige rhetorische Probleme auch recht trocken löst. Und ja, — man muss wirklich nicht zu allem eine Meinung haben, nur weil dieses Klischee im Raum steht unbedingt eine haben zu müssen. (Keine Ahnung, wo das her kommt) Aber es wäre schön, bei den rudimentären Dingen, — also wenn es um Menschenverachtung geht, wenigstens eine Stellung zu haben. Darüber hinaus, wäre der Rest eh sinnlos.

  13. @dlog:
    »@Verena, nix für ungut aber das ist mir nun wirklich zu skurril … Ich meine, von wegen „es sieht nur so aus“. Was meinst Du damit?«

    Genau DAS meine ich damit ;-) Du bestätigst mit Deiner Frage das,was ich geschrieben habe...
    Du hast anscheinend vergessen,dass Du immer eine Wahl hast.So wie viele andere auch.

  14. @Verena, Du meinst also, ich bestätige mit meiner Frage zu Deinem Kommentar, dass ich vergessen habe, eine Wahl zu haben? Naja ...

    Egal, jetzt kann ich jedenfalls nachvollziehen, was Du meintest, danke!
    Und da stimme ich Dir auch zu: es gibt immer Optionen. Nur werden solche halt zu oft als »nicht wählbar« verkauft, ist ja in D schon seit Adenauers Zeiten so ... Daher auch der »Coup« der AfD: den Leuten weiszumachen, sie hätten plötzlich eine Alternative. Und da klappt das plötzlich, die Wähler fallen darauf herein. Schon grotesk, oder?

  15. @Dennis82, ja — natürlich. Die Frage ist, weshalb die »Proles« sich nicht schon vor Jahren »geschüttelt haben«? Und viele von ihnen (AfD / Pegida) jetzt denken, sie täten es und dabei nicht merken, dass sie sich nur an der Nase herumführen lassen ...

  16. @dlog @Dennis82

    Warum die »Proles« in Deutschland nicht aufbegehren, sollte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein. Divide et impera wo man hinschaut, Egoismus als einzig akzeptable Eigenverantwortungs-und-Massenindividualitäts-Lebensweise, Bekämpfung der Solidarität, Wettbewerbs- und Konkurrenzdenken bis in die kleinsten Poren des Alltags, ökonomische Zwänge und Abhängigkeiten, Verblödung und Bespaßung und so weiter. Die Methoden und Mechanismen heute, um die Massen ruhig zu halten sind sehr vielfältig.

    Der Psychologe Rainer Mausfeld hat dazu einen sehr empfehlenswerten Vortrag gehalten: »Warum schweigen die Lämmer?«

  17. In schlechten Zeiten schauen die Leute zurück und denken, was für tolle Zeiten Sie nicht unter rechten Regierungen erlebt haben. Danach orientieren sich dann Viele. Bei den andern ist schlichter Hass die Triebfeder. Sie wünschen sich einen Prügelknaben, den man tot prügeln kann und der dann sofort durch einen neuen ersetzt wird. Das letzte Prinzip wird ja in der Deutschen Wirtschaft schon lange genutzt, wenn es auch nicht zwingend körperlich zu sehen ist. Das unterschätzte Problem hierbei ist das Outsourcing der Verantwortung. Es haftet nur noch der, der den Schaden hat.

  18. Die Sklaven wählten sich einen neuen Herrn. Die einen jubeln und die anderen ärgern sich. Ich verstehe die Aufregung nicht. Wer sich auf so ein primitives Spiel einlässt, muss auch verlieren können.

  19. @epikur: Mausfeld beschreibt dankenswerterweise einige der vielen Techniken, um das »Nutzvieh« in eine mit Stacheldraht umzäunte Gedankenwelt zu sperren und effektiv zu »bewirtschaften«.

    Er erklärt aber nicht, warum einzelne (wie wir z. B.) sich dem in irgendeiner Form entziehen oder verweigern — während aber die große Masse dagegen mit regelrechter Freude (Sadomasochismus) mitmacht; ja in nicht wenigen Fällen noch menschenverachtender und gleichgültiger agiert, als es sich die Herrschenden derzeit wünschen würden... Ich will und kann in der großen Masse, die einem Föööhrer, einem Trump, einer Merkel, einer AfD, einer neoliberalen SPD und anderen Konsorten hinterherrennt und diese permanent legitimiert, das soziale Klima immer weiter zu vergiften, nicht den Opferstempel verpassen — am Ende tragen nämlich jene die Verantwortung dafür, den einfachsten und bequemsten Weg der Anpassung zu gehen! Denn die Welt der Information steht jedem offen...! Doch darauf reagieren sie, wie du es in deinem Folgebeitrag beschrieben hast. Hinterher waren’se (wie bei den plötzlich über uns gekommenen Nazis) natürlich alle im Widerstand, janeee — is klaaaar!

    Grade was »Solidarität« angeht — die ist doch grade in Form massiven Konkurrenzdenkens auch unter »uns Linken« in keinster Weise vorhanden; weil viele in den anderen nur noch inkonsequente »Verräter« sehen wollen...! Da sollte sich der ein oder andere Prediger der besonders reinen Leere — pardon, Lehre — auch mal an die eigene Nase fassen!

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