Prekär Beschäftigte. Prekariat.
Modernisierungsverlierer.
Bildungsferne Schichten.
Die Abgehängten.
Minderqualifizierte.
Sozial Schwache.
Unterschicht.
Proleten.
»Die reichsten 10 Prozent aller volljährigen Personen verfügten im Jahr 2007 über 61,1 Prozent des gesamten Vermögens. 27,0 Prozent der Erwachsenen verfügten über kein Vermögen oder waren verschuldet.« (Bundeszentrale für politische Bildung)
»62 Superreiche besitzen so viel wie die Hälfte der Weltbevölkerung.« (Oxfam)
Und dennoch haben wir mehr Begriffe für die Armen als für die Reichen. Wie wäre es mal mit »sozialresistente Schichten«? Schließlich beweisen viele Vermögende immer wieder, dass ihnen Leib und Leben der finanziell armen Menschen absolut egal ist.
»Sozialresistente Schichten«?
Finde ich gut, denn du hast völlig recht, aber du hast bei deiner Aufzählung der Armen die Abqualifzierten vergessen — Ich schilderte es bereits hier, denn es ist wohl nur einigen wenigen, zugegeben wahrscheinlich sogar nur den Betroffenen, bekannt, dass eine angeblich veraltete Berufsausbildung zur Einstufung als (wieder) ungelernt führt.
»[...]Schließlich beweisen viele Vermögende immer wieder, dass ihnen Leib und Leben der finanziell armen Menschen absolut egal ist[...]«
Nicht nur, es gibt auch Leute ohne Vermögen, speziell in Deutschland, die denken, dass die zu den »vielen Vermögenden« gehören, die sie in Wahrheit verachten — Ich könnte da, mit einer parkinson- und demenzkranken Mutter, ebenso wie meine nahen Angehörigen und Geschwister, sowie die ausgebeuteten polnischen und deutschen Pflegekräfte, ein Lied davon singen, denn wir sind hier weitgehend auf uns allein gestellt.
Es stimmt schon, spätestens wenn man schwer pflegebedürftige Angehörige hat, und dazu noch andere Probleme, die daraus resultieren ist man »viele Vermögende«, und deren Anhang im realen Leben — sch....egal....
Die kafkaeske Situation will ich nicht wiederholen, die habe ich hier ja bereits ausführlich geschildert, in die mich meine derzeitige (erneute) Lebenskrise geworfen hat. Am meisten ärgert mich die Abqualifzierung meiner einstigen Berufsausbildung, denn der Beruf existiert noch, und wenn ich sehe wie die N.... auf den Behörden arbeiten dann weiß ich gar nicht was sich da soviel geändert haben soll......ehrlich.....Auch egal, denn ich hab’s ja auch schon geschrieben, dass ich nahe dran bin nie wieder für deutsche Behörden, geschweige denn den dt. Staat zu arbeiten....geh freiwillig in Leiharbeit, da ich ja wieder als »ungelernt« gelte, und dies nachdem ich selbständig ein Geschäft leiten durfte, die letzten paar Jahre.....in einer anderen Branche, daher angeblich berufsfremd....
Gruß
Bernie
PS: Ich würd’s ja noch verstehen wenn ich seit dem Ende meiner Lehre nur faul in der Sonne gelegen wäre, aber ich hab immer wieder was anderes gemacht, nur um nicht als arbeitslos zu gelten....und nun dies als dank....berufliche Abqualifizierung....danke Ex-Kanzler Schröder, danke Ex-Vizekanzler Fischer und danke EU mal ganz zynisch ausgedrückt. Übrigens, von einer polnischen Pflegerin weiß ich, dass diese Regelung, vermutlich über Deutschland als Hauptgeldgeber der EU, auch anderen EU-Ländern aufgedrückt wurde/wird....die Leiharbeit muss ja gefördert werden.....
@Bernie
Ja, die »Abqualifizierten« oder »Entqualifizierten« trifft es gut. In den aktuellen Blättern gibt es einen schönen Artikel über eine Frau mit Doktortitel, den die Behörde gerne entqualifizieren möchte, um sie so schneller in irgendeine Form von prekärer Erwerbsarbeit zu stecken. Das alles ist geradezu ein Hohn der politisch ständig propagierten Bullshit-Phrase von: »Aufstieg/Chancen durch Bildung«.
›Die Abgehängten‹ halte ich für am aussagekräftigsten. Weil hier der herrschende Sozialdarwinismus deutlich durchschimmert.
Und ›Unterschicht‹ ist verdammt nah dran in Zukunft zu einem neuen ›Untermensch‹ zu werden — auf jeden Fall ab einer gewissen Einkommensgrenze aufwärts.
Diese Gesellschaftsform mag vieles sein, eine Solidargemeinschaft ist sie schon lange nicht mehr, wenn sie es denn je war.
Hm, es gibt doch eigentlich einen ganz Teil. Wie wär’s mit »Bourgeoisie«, wenn die noch einer kennt?
Oder »Bonzen«, »reiche Säcke«, »Oligarchen« — »reiche Schmarotzer« könnte auch noch einer sagen. Da muss man nur ein wenig kreativ sein.
@ Bernie
Mal ganz zynisch bemerkt: Schönen Gruß von den ganzen Ossis, deren Berufsausbildung auch teilweise nach der Wende entwertet wurde, weil da der falsche Stempel vom falschen deutschen Staat draufsteht oder westdeutsche Standards angeblich nicht erreicht werden. Oder hier, die Geschichte mit den Geburtsurkunden.
Würden manche zynisch sagen »Schön, dass euch das auch mal so geht. Vielleicht merkt ihr mal dann, in welchem Staat ihr lebt...«
Einigen Ausländern geht das hin und wieder mal auch so, wenn sie nicht gerade in den geliebten Es Scha A gelernt haben oder irgendeinem anderen von den zum Westen zugehörigen Ländern.
@epikur
Danke für den Hinweis.
Ich hoffe, dass es mehr Berichte über »Entqualifizierte« gibt, denn das Phänomen hat doch das Zeug zu einem echten Riesenskandal im neoliberalen Merkel.de.
Die Leiharbeitsbranche wird also so mit Menschen versorgt, die dann in der Arbeitslosenstatistik als »Ungelernte« erscheinen, und in Wahrheit Normal-; Hoch- und Höchstqualifizierte, mit oder ohne Dr.-Titel, sind (von den ganzen Flüchtlingen gar nicht erst anzufangen deren berufliche Qualifikation ja auch aberkannt wird wenn die EU-Boden betreten, oder den Mitmenschen aus der Ex-DDR, die genauso von diesem Mist betroffen sind, wie matrixmann hier richtig anmerkt).
Soviel ich weiß berichten, evtl. aus Unkenntnis, nicht einmal üblichen Regierungskritiker, und sonstige Nicht-Marktfanatiker, über dieses gar nicht so neue neoliberale Phänomen — Wie bereits geschrieben, ich kenne es ja auch erst seit ich selbst davon betroffen bin, für diese Blindheit möchte ich mich noch einmal bei allen Betroffenen in aller Form entschuldigen.
Gruß
Bernie
@matrixmann
Zustimmung zu deiner Forderung nach mehr Kreativität, und danke für die Hinweise, die aus deinem Zynismus resultieren, und die ich völlig verstehe, denn auch dies ist ungerecht, und ich empfinde da ganz wie du — Hätte ich das Sagen hier im Land dann würde es dieses Phänomen für alle Menschen, auch Einwanderer, und Ex-DDRler, nicht mehr geben — Es ist doch eine Ungerechtigkeit Hoch zehn, wenn man einst was gelernt hat, bzw. sogar studiert hat, und dann .de sagt es gilt nix mehr, was du einst gelernt....und das ist dann die Oberfrechheit dieser Behörde namens Arbeitsagentur....dir sogar ein Nachholen der fehlenden beruflichen Qualifikation versagt bzw. die Aneignung der angeblich fehlenden Kenntnisse verweigert....kafkaesk eben....und wohl nur ein Gefallen für die Leiharbeitslobby, die sich da natürlich die Hände reibt....
Gruß
Bernie
@Jack
Du sagst es ;) :(
Gruß
Bernie
@ Bernie
Es ist schon fast verwunderlich, dass sie da überhaupt so etwas wie ein SV-Buch aus Ost-Zeiten bei der Rente anerkennen, wo doch alles, was den bösen Hammer-Zirkel-Ährenkranz-Stempel trägt doch wie ungültig behandelt wird. Obwohl es zeitgleich in West Germany bald nicht anders gemacht wurde.
Bei den Rentenanerkennungszeiten gibt es allgemein auch die ein oder andere Schweinerei und Ungereimtheit, die Betroffenen dort zugemutet wird. — Z. B. Berufsausbildungszeiten, die vor dem 17. Lebensjahr erfolgt sind. Es wurde zwar — findet man bei Nachrecherche — mal eine Gesetzesänderung verabschiedet, dass Schulausbildungszeiten, inkl. Studieren, nicht mehr angerechnet werden oder zum Teil in irgendeiner Art und Weise, aber das beschränkt sich nur darauf, nicht auf Lehrberufsausbildungen, wo man schon einen Verdienst hatte und Sozialabgaben getätigt wurden.
Forscht man weiter, scheinen auch andere diesem Problem aufgesessen zu sein. Man muss denen das erst nachweisen, dass man da gearbeitet hat und nicht mehr zur Schule ging!
Speziell in der Nachkriegszeit groß gewordene, Ost wie West, dürfte das betreffen, wo die schulische Ausbildung zugunsten der handwerklich schöpferischen Tätigkeit zurückgesteckt hat. Das erdreisten die sich einfach so und tun so als ob es schon immer Lebensumstände wie heute gäbe...
@matrixmann
»[...] Das erdreisten, die sich einfach so und tun so als ob es schon immer Lebensumstände wie heute gäbe...[...]«
Ja, es ist eine Frechheit, aber was die heutigen Lebensumstände angeht ist mir gerade eingefallen, dass man ja in diversen hochrangigen Bewerbungsratgebern liest, dass der lückenlose Lebenslauf ein Auslaufmodell ist — Tja, davon kann ich, mit lückenhaftem Lebenslauf, denn ich nicht freiwillig selbst verschuldet habe, wie andere hier evtl. auch, ein Lied singen.
Das Hundsgemeine an der ganzen Sache ist, dass man eben noch dafür bestraft wird wenn man, als »Lebenskünstler«, der immer wieder wo anders gearbeitet hat, auch dafür noch bestraft statt belohnt wird — das passt so gar nicht zum neoliberalen Weltbild, dass ja angeblich nur für die »Leistungsstarken« da ist.
Dazu zähle ich mich ja auch, als Mensch mit nicht-lückenlosem Lebenslauf durch diverse berufsfremde Tätigkeiten, und schulische Weiterbildungen, bis zur Fachhochschulreife und Studienversuch Wirtschaft — Tja, ganz zynisch ausgedrückt, und dies ist der Dank der dt. Gesellschaft an Menschen wie mich, und meinesgleichen, die das neoliberale Mantra leben.....ohne Neoliberale zu sein.....
Gemein eben.....
Zynischer Scherz:
Hätte ich dies, als junger Kerl, direkt nach meiner Ausbildungs-Nichtübernahme gewußt, dann hätte ich es wie der angebliche Erwerbslose gemacht, der nie gearbeitet haben soll und faul in der Hängematte....10 oder 15 Jahre lang.....und hätte nie (aus reinen Überlebensgründen) immer wieder wo anders gearbeitet.
Gruß
Bernie
@ Bernie
Ach, kommt man heute wieder dazu, es bevorzugter zu sehen, wenn man länger an einem Standort bleibt? Hm, das wäre ja was neues... Und das haben denen wahrscheinlich schon ganz andere erzählt, dass »Zuverlässigkeit« was wertvolleres ist als Söldnertum.