Wie kann man sich eine Deutschland-Fahne an sein Auto hängen, während die Bundesregierung ALG2 verschärfen, die Video-Überwachung ausweiten, Bürgerrechte abbauen, Waffen in Diktaturen liefern, widerspruchslos US-imperialistische Befehle befolgen und weiterhin primär Politik für die Reichen und Vermögenden und gegen die Bevölkerung machen will? Wie kann man stolz auf ein Land sein, in dem man zufällig geboren wurde? Wie kann man sich eine deutsche Nationalflagge an seinen Balkon pinnen und an eine tief verbundene, zwischenmenschliche und vor allem deutsche Solidarität glauben, während der deutsche (Berufs-)Alltag von Egoismus, Rücksichts- und Empathielosigkeit geprägt ist? Ich verstehe das alles nicht. Kann mir das mal bitte jemand erklären und mich zum national-völkischen Vaterlands-Patrioten (um-)erziehen?
Sorry. Ich kann das nich...
Ganz einfach: Ich doitsch, Du nix.
Man muss sich ja auch nicht mit dem Deutschland identifizieren, was heute dasteht, dass sich diese Patrioten vom Sofa zu eigen machen — ein Phantom in ihrem Kopf. Man muss auch nicht die Schwarz-Rot-Gold-Fahne schwenken, wenn man sich mit dieser Art »Deutschtum«, die heute zelebriert wird, nicht identifizieren kann.
Und nein, der Vorschlag kommt nicht aus der Reichsbürger-Fraktion.
Noch bevor es diese Fahne gab, egal, ob sie Schwarz-Rot-Gold oder Schwarz-Weiß-Rot ist, gab es sehr wohl etwas, was zu der Kreation dieser Fahnen geführt hat — vielleicht kann man sich bei dieser Art »Deutschtum« irgendwas positives abgucken.
Eine andere deutsche Fahne mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz gab es auch noch — auch das war ein Deutschland.
Kein Zwang dazu, sich mit diesem heutigen Deutschland identifizieren müssen, auch wenn man merkt, dass man Deutscher ist.
Ich verstehe es genausowenig...Die psychischen Verdrängungsmechanismen sind bei denjenigen wohl seeehr ausgeprägt...^^
So abgedroschen es sein mag, wird es doch dadurch um nichts falscher, was schon Schopenhauer dazu bemerkt hat:
Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.
Vielleicht sind das nur die letzten reste eines eigentlich ganz angenehmen Gefühls der Gemeinschaft, in anderen Kulturkreisen ist das ganz normal.
Ich denke nicht, dass die oben angesprochenen Mißstände von Personen hervorgebracht wurden, die sich als Teil dieser Gemeinschaft sehen, was ja durch ihre Taten beinahe täglich bestätigt wird.
Währe dem so, würden ›die da oben‹ in der öffentlichen Wahrnehmung besser dastehen und nicht von links bis rechts zur Hölle gewünscht werden.
Die Flagge der ›eliten‹ ist schon lange nicht mehr die irgendeiner Region oder Kultur oder Überzeugung, sondern es ist die grüne Flagge der Gier der sie unbedingten Gehorsam geschworen haben.
tl;dr: Ich distanziere mich von allen grundgesetzwidrigen Handlungen der ›Deutschen Regierung von Mammons gnaden‹, freue mich aber trotzdem wenn das deutsche Team gewinnt — zum Glück bin ich immun gegen die patriotismusseuche und habe trotz allem noch Spaß an gutem Fußball. ;P
tl;dr2: Was hat Merkschäubleriel noch mit dem vielzitierten Volk zu tun? Was mit der deutschen, oder auch gerne mit der europäischen Fahne?
Kleine Nachbemerkung auch von mir: Über den Tellerrand hinausschauen. Dass Partiotismus zwangsweise in Nationalismus ausarten muss, der sich mit Hakenkreuzen dekoriert, ist eine deutsche Sondersache. In anderen Ländern ist das nicht so. Patriotismus und gesunde Liebe für das Land, auf dem man wohnt, geht sehr wohl zusammen — genauso wie ein Bekenntnis zu anderen Staatsordnungen als der Führerherrschaft.
Das sollte nur mal so erwähnt werden. Mit dem Inhaltsfilter sieht man für gewöhnlich als in Deutschland aufgewachsener Mensch andere Leute an. Und dass man angesichts der Geschichte mit dem tausendjährigen Reich, dass keine anderthalb Jahrzehnte hielt, und dem, was es sonst noch verbrochen hat, einen anderen mit seiner Vaterlandsliebe nicht verstehen kann, weil man stets dieses Bild davon im Hinterkopf mit sich trägt — das ist irgendwo verständlich, dass darüber schlecht Freude aufkommt. Man sollte es aber wissen, dass das bei anderen nicht unbedingt so ist, und sie nicht dafür verdammen.
Das Dumme, matrixmann, ist doch aber, dass auch scheinbar ›gesunder‹ Patriotismus bei zu vielen grundsätzlich auf Ausgrenzung hinausläuft — das mag alles harmlos anfangen, irgendwann kommen zwangsläufig die Aggressionen, und zwar durchaus auch in Ländern, die kein tausendjährigem Reich in der Geschichte mit sich herumschleppen.
Darüber hinaus finde ich das Prinzip, ein Land zu lieben, reichlich gaga, erst recht wenn es ein Nationalstaat ist. ›Heimat‹ ist oft etwas anders als ›Nation‹. Die meisten bestehenden Nationalstaaten sind, von Ausnahmen abgesehen, künstliche Gebilde, die oft eben nicht deckungsgleich sind mit Heimat. Hätte man einem Bayerischen Patrioten 1866 gesagt, seine Heimat werde in fünf Jahren zum Deutschen Kaiserreich gehören, er hätte einen mit der Mistforke vom Hof gejagt.
Ich geb mal ein wenig des Teufels Advokat. Das Problem fängt schon damit an, dass die Fans ja genau genommen eine DFB-Fahne raushängen müssten... ;) Denn bei der EM spielt nicht »Deutschland«, sondern eine DFB-Auswahl.
Als Kind hab ich auch schon früh gerne die Kugel gekickt, in der Jugend im Dorf hatten wir viel Spaß beim regelmäßigen rumbolzen (unorganisiert; außerhalb eines Vereins) — und finde das Spiel an sich heute immer noch schön — auch wenn ich schon ewig an keinen Ball mehr getreten habe. Und auch die Bundesliga samt DFB-Auswahl kaum mehr verfolge...
Die elitäre, distinktive, oft künstlich angewiderte Kritik von (bürgerlich...) links außen am Spiel als Solchen finde ich in der Regel übrigens auch vollkommen übertrieben — vor allem die Verbindung zum »Nationalismus« — nur, weil ein sportlicher(!) Wettbewerb auf internationaler Ebene ausgetragen wird. Das bedeutet ja nicht, dass man den Profifußball und die kommerzielle Ausschlachtung des Spektakels nicht kritisieren könnte... es gibt ja durchaus auch tendenziell »linkere« Vereine mit entsprechender Anhängerschaft (St. Pauli fiele mir da z. B. ein)...
Du setzt da eben Dinge voraus, die für die meisten, die eine Fahne ans Fenster hängen oder schwarz-rot-goldene Kondome über die Autorückspiegel ziehen — schlicht keine Rolle spielen. Du unterstellst der Masse also ein politisches Bewusstsein. Gewagte Prämisse...! ;)
Wie kann man sich eine deutsche Nationalflagge an seinen Balkon pinnen und an eine tief verbundene, zwischenmenschliche und vor allem deutsche Solidarität glauben?
Wie kann man Menschen unterstellen, sie glaubten — nur weil sie anlässlich eines Fußballturniers eine Fahne »ihrer« Mannschaft raushängen — an so etwas...!? ;)
Man muss hier trennen; meiner Meinung nach hat für den Michel das Politische eben auch wie vieles andere auch: nichts mit dem Fußball zu tun. Die Mehrheit interessiert sich eben nicht für Politik, ihr ist alles von Bedeutung: scheißegal! Man hat ein wenig Brot — und eben die Spiele. Dieses immer hineininterpretierte »nationalistische-völkische« existiert daher auch nicht. Vor allem, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es ja noch so etwas wie einen Vereinsfußball und die Bundesligen gibt — kann ich dann einem Bayern- oder Dortmund-Fan pauschal vorwerfen, er sei tendenziell »nationalistisch-völkischer Patriot« — also ein tendenziell »rechter« Idiot...!? »Fans« gibt es ja auch in allen Bereichen; auch in Literatur, Kunst, TV, Film, E‑Sports usw. Sicher, da geht es mit unter »vornehmer« zu — aber auch da kommt die Verbindung zum Politischen ja oft viel zu kurz — oder wird gar nicht erst wahrgenommen; auch da gibt es dann »wir« und »die«... Ja — geht es denn woanders härter zur Sache als im linken Spektrum der Gesellschaft — wo sich permanent irgendwelche »Vereine« (Sekten, »Fans« möglichst reiner Lehren; VVvJ gegen JVV...) gegenseitig wegen kleinster Meinungsverschiedenheiten bis aufs Blut bekämpfen...!? »Fanatismus« kann also sicher nicht der Sport allein für sich beanspruchen!
Schwarz-Rot-Gold sind in einer atomisierten »Gesellschaft«, wie du sie beschreibst halt für viele der (verbliebene) kleinste gemeinsame Nenner... Mal eine Gelegenheit für viele, kurz ein (wenn auch nur oberflächliches) Gemeinschaftsgefühl, ein »wir« zu erleben. Ein (weiterer, anderer beliebiger...) Grund, um halt mal ein wenig »Party« zu machen. Um am Tag danach wieder im Rattenrennen Jeder gegen Jeden zu »spielen«...!
@ Stefan R.
Hm... Ich würde meinen, es muss nicht in dieser Richtung enden. Das hängt aber von vielen verschiedenen Faktoren ab.
Nehme man als Beispiel mal die Russen. Seit Putin regiert, entwickelt sich Russland wieder zu etwas, worauf man als Bürger stolz sein kann — anders als in der Yeltsin-Ära.
Dadurch, dass von außen aber der Westen mittlerweile wieder aggressiv versucht, durch irgendwelche Kanäle einen Keil dazwischen zu treiben, ruft es die Bürger allgemein aus der Reserve, für ihr Land einzustehen.
Dabei kommt es dann leider aber auch zu solchen Effekten wie dass der Kirche wieder stärker hinterhergerannt wird und dass auch deren Positionen gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen wieder allgemein stärker vertreten und als richtig angesehen werden. Weil die orthodoxe Kirche auch als »ein Teil russischer Kultur« verstanden wird, die der Westen ja durch seine eigene zu ersetzen versucht.
Obwohl dies Unsinn ist — nur weil mich eine andere Fraktion bedroht, muss ich nicht bodenlos mit allem einverstanden sein, was in meinem Land existiert und was anders ist als die.
Noch nicht mal, wenn mein Gegner versucht, über Dinge, die dieser Teil meiner Fraktion bedient, Unruhe in mein Land zu tragen. Nur weil der Westen versucht, über den Keil »LGBT-rights« feindliche Stimmung in mein Land zu tragen, heißt das noch lange nicht, dass an dem Umstand generell (wieder) etwas falsches dran ist. Das eine ist die Regenbogenflagge, die eine Marke ist, das andere ist ein Umstand, der sich nicht ändern lässt, den man nicht verstehen muss, der aber auch niemanden umbringt oder jemanden von vorn herein dazu bringt, seine Pflichten in der Gesellschaft nicht mehr zu kennen. Und sollte sich die Pädophilenfraktion wieder wie zu Anfangszeiten dieser Bewegung darunter mischen — gegen die gibt es in jedem Land der Erde Handhabe, das ist überall verboten, weil man versteht, dass es schädlich ist. Darum muss man nicht dieses Drama machen »unter dem Deckmantel von X versucht man uns Y einzuschleusen — die, die uns gewarnt haben, hatten recht!«.
@matrixmann
Nationalismus und Patriotismus haben in der Geschichte der Menschheit (nicht nur in Deutschland!) weltweit für viel Elend und Leid gesorgt. Beispiele hierfür gibt es unzählige. Deshalb von einem »gesunden Patriotismus« zu sprechen ist extrem verharmlosend. Was soll das denn bitte sein? Man kann auch nicht auf ein »Land« oder eine »Nation«, sondern nur darauf was man selbst geschafft, erreicht oder geleistet hat, »stolz« sein. Letztlich ist und wird es einfach Zufall sein, wo man geboren wurde. Das ist keine besondere »Leistung«. Axel und Stefan R. haben es gut auf den Punkt gebracht.
@epikur: Das stimmt so (plump) aber leider nicht. »Nationalismus« und »Patriotismus« sind an und für sich erst einmal keine negativen »Werte«. In meinen Augen stellen sie ein gutes Beispiel dafür dar, wie sich die gesellschaftliche »Linke« ständig von der »Rechten« vor sich hertreiben lässt — besetzen und interpretieren Letztere doch ständig gewisse Werte und Begriffe um, die dann auf alle Ewigkeit aufgeben werden, da sie ja bekanntermaßen »der dunklen Seite« angehörten und somit »böse« seien...
Grade in Sachen EU (Brexit, TTIP, USA...) beobachten wir doch ganz aktuell das totale Gegenteil! Pauschaler »Internationalismus« wie er durch die EU praktiziert wird; d. h. in erster Linie das Schleifen und Zerstören nationaler Regelungen (siehe auch den verdeckten Krieg[!] gegen Griechenland) — ist doch auch keine Lösung! Die EU wird nicht allein dadurch zu »den Guten«; nur weil sie vermeintlich »kleingeistige nationale Egoismen« überwindet...
Diese Einstellungen werden erst dann problematisch, wenn sich daraus eine aktive, negative, gegen andere zielende Abgrenzung entwickelt, die dann auch soweit geht, den Nicht-Dazugehörenden aktiv zu bekämpfen.
Wie ich aber bereits erwähnt habe — es geht hier eigentlich immer nur um recht beliebige Gruppen von Menschen, die andere abwerten und bekämpfen. Eine »Nation« ist dazu nicht nötig; da reicht schon eine Ideologie, Religion oder sonst etwas. Man sehe sich dazu einfach die endlosen »Linken« Hahnenkämpfe an...
Mal angenommen, ein »Volk« würde tatsächlich mal (zum Großteil) den Neoliberalismus / Kapitalismus überwinden. Zumindest das Biest an die Kette legen. Ein Volk würde wirklich eine wahrlich »linke«, demokratische, humanistische Gesellschaft etablieren. Angenommen, Tsipras wäre in Griechenland nicht zusammengebrochen, sondern hätte das Ding bis zum Ende durchgezogen. Im fernen Island soll so etwas ja sogar halbwegs Realität sein. Wäre dies dann kein Grund, ein klein wenig »stolz« auf die (aufgeklärte) Gesellschaft zu sein, deren Teil man ist? Wäre es allein deshalb »schlecht«, weil dies (vorerst) nur innerhalb der Grenzen einer »Nation« gilt...!?
Linke reden ja gerne viel davon, alle Menschen seien Brüder. Alle Menschen seien Gleich. Alle Menschen sollten solidarisch sein. Aber gleichzeitig haben Linke offenbar keine größere Angst davor, ggf. mal nicht in einer kleinen Minderheit — sondern Teil von etwas Größerem zu sein...!? Zeigt mir, dass (elitäre) Distinktion doch eine wesentliche Triebfeder für viele »Linke« ist, sich letztlich von der Masse als »besser« abzugrenzen...
Wem nicht gelassen wird, wer nichts mehr hat, wem fast alles genommen wird, der hat noch eine Fahne.
Die er sich auch noch selbst kaufen muss, weil er es will.
Hmmm, naja, icke such schon seit Jahren die Fahne von Entenhausen. Richtig fündig, — ich meine, so richtig offiziell, wird man da nicht. Trotzdem, muss ich wohl bekennen, dass ich da schwach werden- und mich zu einem gewissen Patriotismus bekennen könnte. Fahneneid und Entenschneid, usw. usf. Aber gute Fahnen gibt’s wohl erst bei Fußballmanschaften oder sonstigen nationalen Gemetzeln die hinter primitiven Symboliken fürs separierende Zugehörigkeitsgefühl nachlaufen. Traurig, traurig.... Wird Zeit, dass die Außerirdischen kommen, — dann gibt’s vielleicht ne Fahne für die Menschen.
@ epikur
Gesunden Patriotismus verstehe ich z. B. darunter, wenn du dich bereit erklärst, eine administrative Aufgabe in der Gemeinde zu übernehmen. Wenn du dich bereit erklärst, Verantwortung für mehr als nur deinen eigenen Gartenzaun zu übernehmen, und deine Zeit dafür herzugeben, wenn der Bedarf da ist.
Oder, wenn solche bewaffneten Clowns wie die bekannten plötzlich einfallen, wenn du sagst »Ich gehe hier nicht weg! Ich bleibe! Ich kämpfe dafür, dass hier überhaupt noch mal ein Kind in eine normale Schule gehen kann und nicht mit 5 lernt, wie man ein Sturmgewehr auseinander baut oder Sprengsätze herstellt!«
So etwas würde ich jedenfalls als etwas gesundes verstehen.
Nur weil du dich damit nicht identifizieren kannst, heißt es noch lange nicht, dass es so etwas nicht gibt.
Muss ich auch Dennis Ausführungen recht geben — andere mit Füßen zu treten hat doch nicht erst mit Patriotismus angefangen. Blinder Glaube liegt da viel früher im Zeitverlauf und er tut es sogar auch noch bis heute.
Mehr noch — ich würde sogar wagen, zu behaupten: Übermäßiger Partiotismus und blinder Glaube sind sogar ein und dasselbe. Kommen beide aus dem Teil des menschlichen Gehirns, der für Emotionen zuständig ist. Haben sich nur jeweils einen anderen Fokus gesucht, an dem sie sich festgebissen haben.
In Zeiten wie diesen, wenn immer mehr Verrückte in der Nachbarschaft ihre Nationalflaggen aus dem Fenster oder an den Mast im Garten hängen, dekoriere ich meinen Balkon traditionell auch mit einer Fahne — nämlich mit dieser.
Das sorgt regelmäßig für Irritationen und (Pseudo-)Diskussionen, die in den letzten Jahren allerdings zunehmend aggressiver werden.
Ich verstehe das auch nicht. Sie sind stolz auf die deutsche Kultur (was ist das eigentlich). Dabei haben Goethe und Schiller die Gedichte geschrieben und nicht sie selbst. Sie sind stolz auf die deutsche Stärke. Dabei tragen sie bestenfalls einen kleinen Teil bei und profitieren von den Menschen die vorher hier lebten.
Man ist also stolz auf Fremdleistungen. Das ist mir ein bisschen zu wenig. Ich bin stolz auf das was ich durch harte Arbeit oder Training erreichen kann. Ich bin stolz wenn ich Menschen helfe und sie dafür dankbar sind. Auf eine Nation kann ich nicht stolz sein. Ich kann nur stolz auf etwas sein, was ich selbst mache.
Konsequenterweise müssten diese stolzen Patrioten eben auch darauf stolz darauf, dass Flüchtlingskinder bespuckt und Heime anzünden werden. Darauf kann man wahrlich stolz sein.
@matrixmann:
»Seit Putin regiert, entwickelt sich Russland wieder zu etwas, worauf man als Bürger stolz sein kann [...].« Was genau meinen Sie damit? Ermordung/Beseitigung Oppositioneller? Inhaftieren missliebiger Journalisten? Staatlich sanktioinierte Homophobie? Massive militärische Aufrüstung? Autoritäres Staatsverständnis? Klären Sie mich bitte auf.
So ich Ihre Ausführungen richtig verstehe, bestätigt mich das in meiner Einschätzung, dass eine der zentralen Konfliktlinien zur Zeit zwischen westlich-liberaler Demokratie und völkisch-autoritärem Nationalstaat verläuft.
Ach so, Positionen wie die, dass Demokratie eine jüdische Erfindung sei, die die Menschen nur dekadent und schwach mache und daher insgesamt dem Untergang geweiht sei, hatten in den Zwanzigern und Dreißigern auch Hochkonjunktur — mit dem bekannten Ergebnis.
Ermordung/Beseitigung Oppositioneller? Inhaftieren missliebiger Journalisten?
Gab’s in den 90ern unter Yeltsin nicht oder was?
Staatlich sanktioinierte Homophobie?
Wird gesetzlich in den Trog »nicht traditionelle Beziehungen« mit einsortiert. Würde ich drunter verstehen Polygamie, bewusst kinderlose Ehen, Fuckbuddies usw. gehören auch darunter.
Es geht darum, das nicht zu propagieren, weil man sieht, wohin es im Westen führt, in dem Medien ungebremst darüber reden dürfen: Die Leute machen sich mehr einen Kopf darum, wer sie sind und was sie im Bett machen, und sie werden hochgradig egoistisch, sehen nur, was können sie aus einer Beziehung herauskriegen?
Das zu Lasten des gewöhnlichen Familienmodels.
Nebenbei, dass die LGBT-Sache vom Westen immer wieder ausgeschlachtet wird, als eine von vielen, um mit ihren NGOs in Russland Stunk zu betreiben.
Kann man darüber streiten, ob sich der Staat dort einzumischen hat.
In Russland entscheidet man sich dazu »ja, er hat sich einzumischen!«.
Den Rest, was in der Gesellschaft stattfindet — dazu beachte man den Einfluss der orthodoxen Kirche und die Art wie Gesellschaft dort funktioniert.
Massive militärische Aufrüstung?
Wenn mir ein geschlossener Militärblock gegenübersteht, der die halbe Welt umspannt, der immer noch griesgrämig darüber ist, dass er eine Dekade früher nicht die Kontrolle über meine Bodenschätze bekommen hat, und der plötzlich das Bedürfnis verspürt, daran noch etwas zu ändern, dann ist es das Einzige, was in der Praxis funktioniert, um sie mir vom Leib zu erhalten.
Autoritäres Staatsverständnis?
Nach den 90ern brauchte es so etwas, damit diejenigen, die sich vorher bedient haben, in ihre Schranken gewiesen wurden, und auch in Zukunft nicht wieder auf die Idee kommen. Plus, es gibt immer noch welche, im Großen wie im Kleinen, die das versuchen und tun und sich darauf etwas einbilden, welchen Namen oder welchen Titel (Beamter, Staatsbediensteter!) sie haben.
Eine schwache Führung, die von ihrem Staat keine Ahnung hat, wird der Sache nie Herr, die kann nur aufgeben. So wie das hier kurz davor ist... (Übrigens: Auch in einer Demokratie kann eine Regierung so viel persönliches Profil haben, dass die, die mit krummen Geschäften ihr Geld verdienen, so viel Angst davor haben, geschnappt zu werden, dass sie ihre Geschäfte tunlichst verstecken und niemand weiß, wie und wo sie abgewickelt werden.)
Und noch etwas: Korruption ist eine lang verbreitete, gewachsene Kultur in Russland. Speziell das Phänomen, dass Leute in Staatsdienst sich etwas darauf einbilden, andere damit bedrohen, sich persönliche Vorteile damit einfordern wollen und sich aus den Kassen der Gemeinden bedienen. Daran kann auch ein Putin in der Grundstruktur nichts ändern außer Dekrete erlassen, die harte Strafen dafür veräußern, wenn jemand erwischt wird.
So weit braucht man da aber auch nicht sehen — vor der eigenen Haustür findet man auch so einige Example, die sich aus Kassen bedienen und Vorteile erhaschen, die sich eigentlich gar nicht haben dürften.
Ach so, Positionen wie die, dass Demokratie eine jüdische Erfindung sei,
Wo habe ich die Thora erwähnt? Wo sind da schon wieder die eigenen emotional gesteuerten Assoziationen?
Ist doch immer dieselbe Nummer, wenn jemandem eine Meinung nicht passt.