Lohnarbeit, Ernährung, Wohnungseinrichtung, Haus, Garten, Auto, TV-Programm, Selbstoptimierungs-Sport, Facebook, smartphone, Geld, Familien-und-Arbeitskollegen-Getratsche, Kinder, WhatsApp, Alltags-Gedöns — Das sind die Themen, die den Deutschen bewegen. Immer. Überall. Und sowieso. Alles andere ist ja sooo anstrengend. Der radikale Rückzug ins Private, das neue Biedermeier, paart sich mit dem Lohnarbeits-Fetisch, einem vorauseilenden Gehorsam gegenüber dem Chef sowie einem allgemeinen Desinteresse an allem, was nicht im eigenen Filter-Erlebnis-Radius liegt. Wir wurden erfolgreich umerzogen. Zu infantilen und einfältigen Krämerseelen. Zum Homo Neoliberalicus.
Als intelligent, klug und schlau gelten heute Menschen, die wissen, wie man Geld macht oder zu Geld kommt. So seien Fussball-Profis, die keinen anständigen Satz formulieren können, beruflich erfolgreiche Rapper, die Bullshit labern sowie ehrgeizige Models, die keine Prozentrechnung können, intelligente Zeitgenossen. Schließlich haben sie Kohle. Money. Moneten. Bildung sei schließlich nur dazu da, später ein besseres Gehalt zu bekommen. Mittel zum Zweck. Insofern ist es nur folgerichtig und angemessen, wenn Afrikanistik, Kunstgeschichte, Philosophie, Germanistik und all die anderen Klugscheißer-Wissenschaften immer unwichtiger werden. Zusammenhänge erkennen, Ursachen analysieren und bestehende (Eigentums-)Verhältnisse in Frage stellen, ist überflüssig und unerwünscht.
Das bequeme Leben macht uns nicht schlauer:
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48816/1.html
Ein besser entwickelter Frontallappen ist gut für Konformismus, schlecht für Kreativität und eigenständiges Denken.
Also entweder aggressive Genies, oder dumme Schoßhündchen.
Kackauswahl, hier komm ich nich mehr her.
Bewegen tut auch noch Urlaub bzw. wo man als Pauschaltourist schon überall gewesen ist, ohne die Orte wirklich kennenzulernen.
Zum zweiten Abschnitt:
Das ist auch das Problem mit Leistung (sich abrackern) und Erfolg (viel Kohle generieren/haben). Erfolgreiche gelten mithin auch als Leistungsträger. Die ohne Kohle sind demnach grundsätzlich selbst schuld.
Die Japaner machen vor was bei uns wohl auch bald ansteht: Dort sollen Geisteswissenschaftliche Fächer aus den Universitäten verbannt werden. Ebenso bei den Amis und den Briten. Volle Fahrt zurück in die Zeit vor der Aufklärung; alles nur um dem Götzen Kapitalismus noch ein paar Jahre die alleinige Macht zu sichern.
Bleibt nur zu hoffen, dass der große Knall kommt bevor die Idiocracy vollständig etabliert ist.
Gratulation, wieder ein kurzer, schlüssiger Text, der das Hauptproblem »unserer« Zeit seziert.
Die Apathie der Bürger, der Verwalteten, denn sonst ist das nichts weiter. Eine gelungene Umerziehung durch die neoliberalen Gewinnler, ausgerichtet auf Geld, Vermögen und Besitz als einzig zählbare Werte.
Ausgemachte Soziopathen und Egoisten werden als »erfolgreich« dargestellt und das Volk verinnerlicht diese Indoktrinationen, aus Mangel am Willen zum Nachzudenken.
Mit Geisteswissenschaften macht »man« kein Geld. Mit Chemie, Biologie, Pharmazie, BWL, VWL und Jura schon. Und die Kommunikationsdesigner »transportieren« die Errungenschaften zum Pöbel, der sich, wie gewünscht, dem Biedermeier ergibt.
Kleine Lanze, die man mal für die Apathischen brechen muss: Es reicht bloß ein Blick auf den Wahlzettel, wenn beispielsweise Landtagswahlen stattfinden, was man da geboten bekommt.
Die Etablierten — okay, warum sollten die auch nicht dabei sein? Fraglich aber, ob man davon etwas ankreuzen kann (bei dem Zustand der Linken, denen ihre »eigenen« und ihre von außen bezahlten Splittergruppen auf der Nase herumtanzen, haben selbst die ein Fragezeichen)
Bei den Kleinparteien — ’ne Menge rechtes oder konservatives Kleinvieh, nichts ernstzunehmendes (Ein-Themen-Parteien / ‑Bündnisse) oder links angehauchtes, die aber immer noch westlich geprägt links (sozialdemokratisch links) gesinnt sind.
So — ankreuzen, dass es keiner von allen werden soll, kann man auch nicht, die Auswahlmöglichkeit gibt es nicht.
Und egal, wen man auch ankreuzt, am Ende lassen alle die Willkürherrschaft walten, die sie wollen.
Da ist es nicht verwunderlich, dass sich ein gewisser Teil der Bevölkerung irgendwann nicht mehr damit befassen will und bei der Wahl zu Hause bleibt, weil es, erstens, schlichtweg nichts gibt, was sie mal ehrlich anspricht (wer schlau genug ist, die AfD zu durchschauen), und zum zweiten, selbst wenn du mitmachst nach den Möglichkeiten, die dir eingeräumt werden, ist das, was danach darauf folgt, immer noch Klientelpolitik die genau nur das Klientel, zu dem du gehörst, nicht bedient.
Auf Deutsch gesagt: Demos sind witzlos, wählen gehen ist witzlos, und sobald du eine eigene Struktur aufbaust, dann kommen andere an, und versuchen, dein Leben zu ruinieren. Reden dich zum Terroristen und was nicht alles.
Gemäß, du kannst dir in der Hinsicht deines Einkommens all dies erlauben.
An dem Umständen kann man schon einmal verzweifeln... Würde ich behaupten.
Ja, man kann, wenn man es nicht anders will, an den Umständen verzweifeln, sich ergeben. Die Mehrheit der Menschen tun das.
Die »Umstände« sind das Werk anderer Menschen, keine physikalischen Gesetzmäßigkeiten.
Die anderen, die kommen, um deine Strukturen zu bekämpfen, dich zu diskreditieren, müssen und werden ignoriert, um das Ziel nicht zu gefährden. Einfach wird es nicht. Eher unbequem und auf lange Sicht ungemütlich.
Wahlen bringen keine Veränderungen, Demos und Streiks würden da schon Bewegung in die Anliegen der Bürger bringen..
Mit einer Demo ist das nicht getan, mit einem lokal begrenzten Streik ist das auch nicht getan. Mit dieser DGB-Führung ist das natürlich nicht zu machen, da müssen die zahlenden Mitglieder entweder raus oder neue, nicht neoliberale Leute in die Vorstände berufen.
Politik bedeutet sich selbst einbringen, nur Kreuze setzen bedeutet heute Selbstaufgabe, weil die Verantwortung an die Gewählten delegiert wird.
Mit dem Ergebnis, sich über die Politiker aufregen zu können, letztendlich von Regierung und Staat komplett durchverwaltet wird, um dann politisch apathisch zu werden.
Nur wer aufsteht, denkt, sich neu organisiert und für Veränderungen einsteht, dafür kämpft, hat die Chance, Veränderungen zu erreichen.
Wer sich nur auf Wahlen verlässt und dann mosert, ist Teil der »marktkonformen Demokratie«, also der willfährige Teil des Finanz- und Wirtschaftsfaschismus.
Das alles ist nicht einfach umzusetzen und wird zu »dicken Dellen« in den persönlichen Komfortzonen der Bürger führen. Die neoliberalen Gewinnler hatten 18 Jahre Zeit, ihre Welt abzusichern und werden das Feld nicht einfach räumen.
Jeder mag die Möglichkeiten der Bürger anders beurteilen, ich bin davon überzeugt, es gibt Möglichkeiten zu Veränderungen, weg von neoliberalem Faschismus, hin zu ausgeglichenen sozialen und gesellschaftlichen Strukturen, weg vom totalen Egoismus, hin zu einer menschlichen Solidaität.
Das alles muss aber von den Bürger kommen, von denen gewollt und laut und vernehmlich angestoßen werden.
Veränderungen, im Sinne der Bürger, werden nicht von satt alimentierten Berufspolitikern angestoßen, die selbst zu den ersten Wirtschaftslobbyisten des Systems geworden sind, bzw. durch Oppositionspolitiker, die die Annehmlichkeiten des parlamentarischen Systems schätzen gelernt haben und diese nicht mehr aufgeben wollen (Die Linke).
@Alles nur Satire
Gute Ergänzungen!
@ Alles nur Satire
Ich sage das, weil ich diese Hochnäsigkeitsphase in jüngeren Jahren selbst durch habe und manchmal klingt das stellenweise so.
So etwas gewöhnt man sich aber ab, wenn man älter wird, wenn man versteht, dass die Welt doch ein wenig komplizierter ist, und dass der eigene Verstand manchmal nicht so viel besser ist. Der ist auch nur gefangen in seinen Bahnen und es entpuppt sich als schwierig, aus diesen Bahnen auszubrechen.
Meine Erfahrung ist an der Stelle, es ist wichtig Feedback von der Seitenlinie zu kriegen. Von welchen, die außerhalb der Sache stehen, unbeteiligt sind. Oder, von Leuten, die aus einer ganz anderen Richtung kommen. Die daher ganz andere Impulse geben können.
Sonst verliert sich alles in einer großen, rein inzestuösen Masse.
@ epikur: Danke.
@ matrixmann: Älter bin ich auch schon, dazu ziemlich krank. Das nur am Rande.
Kompliziert an der Welt sind die Widerstände der Besitzenden und ihrer Helfer. Deren Festungen, die nicht durch sachtes »Anklopfen« genommen werden können.
Ich will und kann nicht missionieren, überzeugen. Ich habe nur meine Meinung, sehe die Zustände und überlege, was getan werden könnte, sollte, müßte.
Ob das alles durchführbare Überlegungen sind, weiß ich nicht. Darüber äußere ich mich, im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten, hier, in einigen anderen Blogs und bei mir selbst.
Um Denkanstöße zu geben. Ob ich die Menschen erreiche, bezweifle ich selbst, aber ich will deshalb auch nicht schweigen.
Ich betreibe das nicht als heiligen Krieg, will meine Zeit auch nicht mit Bekehrungsversuchen vertun.
Niemand muss meine Meinung übernehmen. Ich versuche Informationen aus allen möglichen Quellen zu finden, Lateinamerika, englischsprachige asiatische Medien, frz. Medien.
Es gibt die durchführbaren Alternativen zu USA, EU, NATO, neoliberal.
Ob diese Alternativen irgenwann auch wieder zum Diktat durch andere Nationen führen, ist möglich, aber auch verhinderbar.
Durch den Willen verantwortungsbewußter Menschen und Politiker.
Für Deutschland ist m.M.n. derzeit das größte Problem die unverbrüchliche Vasallentreue zu den USA, die quer durch alle Parteien geht. Die verhindert eine wirkliche Auswahl für die Bürger.
Das merken sehr viele Menschen. Sie sollten aber deshalb nicht aufgeben, sich ergeben. Es gab zu allen Zeiten Veränderungen, auch in Deutschland, bzw. dem Flickwerk vieler deutscher Länder vor 1848.
Leider kamen die Veränderungen fast immer aus dem Ausland nach Deutschland und begeisterten hier erst wenige Menschen, die allerdings den Mut hatten, mehr Menschen zu begeistern.
Das fehlt mir heute. Ich sehe diese Duldungsstarre leider bei vielen jüngeren Menschen, die auf politische Themen gar nicht, oder zögerlich bis ablehnend reagieren.
Z. B. in nicht politischen Blogs, die aber viel mehr Aufmerksamkeit und Zulauf haben, als die größten politischen deutschen Blogs.
@ Alles nur Satire
War nicht explizit gegen dich gemeint, sondern allgemein bemerkt.
Es ist relativ leicht, in der Ecke zu landen, wenn man kognitiv etwas mehr auffassen kann; man denkt dann immer »das muss man doch jetzt endlich verstehen!«, aber die Realität beweist einen eines anderen — man muss nichts verstehen. Es muss noch nicht einmal jemand verstehen, was er macht, wenn er mit einer Frau schläft — die Sache regelt der Körper von ganz allein.
Man kann auch das Glück haben, nur zu nehmen, und glücklicherweise in eine Zeit geboren zu sein, in der das bis zum Lebensende funktioniert. Ohne dass man darüber nachdenken muss.
Darum... Das ist etwas, was am Leben z. B. kompliziert ist. Es ertragen zu können.
Ich sehe Hopfen und Malz an der nachwachsenden Jugend noch nicht verloren, aber — sie mit am meisten — sind gefangen in der Sozialisation, die man ihnen hier vom System predigt. Sie denken zu sehr nur in den Bahnen des Systems und kennen zu wenig anderes.
Das ist aber auch ein gewisses Problem mit älteren Semestern.
Und das, was die school-shooting-Szene ideologisch einmal hochgehalten hat, das ist heute so gut wie verschwunden — sich zu bekennen, anders zu sein, anders zu denken. Obendrein, für sich dann wieder genommen, war es auch nur eine Gruppe, die gesinnungstechnisch nach den selben Regeln funktioniert hat wie alle anderen. Da fehlte also im Detail auch wieder der Bogen, zum richtig Individualist zu sein, wie es auf den Fahnen gepredigt wurde.
Wenn du Glück hast, findest du heute davon noch Einzelne, die das Konzept »anders sein, anders denken, anders bleiben« für sich übernommen haben und es entsprechend ohne Szene ausgebaut haben. Leute, die mal blutjung waren, es aber nicht mehr sind.
@ Matrixmann
D›accord
Vor allem der letzte Absatz.
Und...
ich habe deine Kommentare nie »gegen mich« verstanden
Brotlose Künste gilt natürlich auch für die Künste an sich. ;) Als jemand, der versucht hat, sich notgedrungen irgendwie auf dem regionalen »Fotografiemarkt« zu etablieren, habe ich irgendwann auch erkannt, dass es in erster Linie weniger auf das Können ankommt — sondern auf die Fähigkeit, sich »selbstbewusst« und offensiv auf dem »Markt« zu platzieren, den »Namen« zur »Marke« zu machen, die Werke auch mal zu Schleuderpreisen förmlich verschenken. Auf dem »Marktplatz« möglichst laut zu schreien, möglichst penetrant an allen Ecken und Enden zu werben (z. B. auch in themenfremden Foren), sich persönliche Netzwerke aufbauen, im Bereich der social media eine ausreichende Zahl von Jubelpersern als Multiplikatoren »erarbeiten«...
So lange du über dich und deine Werke keine hell leuchtende, blinkende Werbereklame hängst, nimmt dich auch gar keiner wahr, geschweige denn ernst...! Verweigerst du dich dann noch einer Seuche wie facebook, hast du rein gar keine Chance. Ob hinter deinen Fotos vielleicht eine Philosophie steckt...!? Darüber denkt keiner nach; nur Content zählt.
Und die Reaktion des Umfeldes auf das Tun als Solches? Sie finden die Fotos zwar auch toll — aber so lange man kein Geld damit verdient, ist man auch nicht gewillt, diese (teils sehr aufwändige) »Arbeit« auch als »Arbeit« zu akzeptieren / honorieren! Kriegst du dein Zeug nicht in ausreichendem Maße los (um davon dein Überleben zu sichern), bist du halt einfach nur ein bemitleidenswerter Spinner / Versager, der gefälligst wie alle anderen auch einer Lohnarbeit nachzugehen habe...!