Rentner sind nicht verantwortlich für Altersarmut.
Ausländer sind nicht verantwortlich für Sozialabbau.
Steuerzahler sind nicht verantwortlich für Steuerhinterziehung.
Erwerbslose sind nicht verantwortlich für Massenarbeitslosigkeit.
Lohnarbeiter sind nicht verantwortlich für Entlassungen und prekäre Beschäftigungsformen.
Verantwortlich sind: Politiker, Manager, Rating-Agenturen, PR-Soldaten, Werbeagenturen, Unternehmensberatungen, Aktionäre, Spekulanten, Konzernbosse, Banker, Massenmedien, Milliardäre, Lobbyisten. Die ständige »Eigenverantwortungs-Rhetorik« soll die Verantwortung der Täter nicht nur verstecken, sondern komplett auf die Opfer selbst lenken.
Ja, die Welt ist oft eher grau statt schwarz/weiß. Auch sollte man in aller Regel die Dinge differenziert betrachten. Auf der anderen Seite kann man aber auch solange relativieren (Danke, liebe Wissenschaft!), bis die Schuldigen im Strudel der Alles-ist-grau-Konsenssoße komplett verschwinden.
Stimmt leider mal wieder nicht ganz. Natürlich sind Politiker für das verantwortlich, was sie machen, aber man sollte das Volk nicht aus der Gleichung nehmen. Wird aber gerne gemacht.
Der einfache Durchschnittsmensch, seit Generationen an das gegenwärtige System gewohnt, diesem gegenüber geradezu ergeben und zumeist ohne Ahnung über die Vorgänge und auch oft ohne eigene Identität, findet doch die Politik und die Politiker meistens okay. Schröder ist immer noch einer der beliebtesten Politiker Deutschlands, Merkel ebenfalls, und sogar der kleine Frank-Walter, der noch nicht mal das einfach Einmaleins beherrscht (siehe seine Aussage zur längeren Arbeitszeit, „ganz einfache Mathematik? und so) ist plötzlich so beliebt wie Merkel, nachdem er einmal in der Ukraine die Klappe aufgemacht hat, das reicht schon.
Zwei Drittel der Deutschen sind einverstanden damit, dass sie in Zukunft länger arbeiten sollen und finden die aktuelle Rentenpolitik okay.
Nachdem das so ist, bekommen sie auch, was sie verdienen, so einfach ist das.
Und die Relativierung ist sowieso ein Mittel zur Abschaffung des Menschen und seiner Bedürfnisse, zum Schönreden ebenfalls.
Und schon, ist alles wieder auf Null differenziert. So schnell geht das. Zwischen Überzeugungstat und Überzeugungslosigkeit, liegt der bequeme Raum aller, — gar nichts mehr zu tun. Oder eben alles drin zu ver- oder erkaufen. Vergessen wir bitte nicht, dass diesen Zustand Leute propagiert haben, mit durchaus einer eigenen ideologischen Überzeugung. Und die haben- und benutzen alles, um das für sich selber gerade zu biegen. Dazu gehörte diesmal auch, die bürgerliche Doppelmoral genauso zu fördern, wie ausgerechnet das ideologische Untermauern von Egoismus und Klassendenken, — zum selber auf die Schulter klopfen. Und alles auch noch, innerhalb einer Systemtheorie kontra humaner Ethik. Natürlich muss man das Volk nicht außen vor lassen. Es wählt Volksvertreter, nach seinem eigenen Vertrauen. Und die nutzen das eben aus. Und es ist »nicht« alles relativ.