Konzerne, Marken und Unternehmen werden in den Massenmedien als handelnde Lebewesen, als schöpferische Menschen mit Ängsten, Wünschen und Hoffnungen inszeniert und personalisiert. Ganz so, als sei eine Firma ein in sich geschlossenes System. Als sei sie eine Schöpfung Gottes, dass auf äußere Reize reagiert, Bedürfnisse hat und Gefühle empfindet. Die kalte Fratze des profitorientierten Geschäftsgebarens von neoliberalen Leistungslügnern, die Lohnarbeiter nur als Mittel zum Geld-Zweck betrachten, wird dadurch versteckt. Zur Verdeutlichung meiner These hier einige Beispiele.
»Reisebüros leiden unter zu vielen Urlaubsangeboten.«
- derwesten.de»Bahn drohen Rückzahlungen im dreistelligen Millionbereich.«
- spiegel.de»Generali trotzt den Naturkatastrophen.«
- handelsblatt.com»Twitter rockt die Börse.«
- Frankfurter Rundschau»Telekom plant Schutzschirm für deutsches Internet.«
- die Welt»Aldi dementiert Verkauf von frischem Kuchen«
- stern.de
Sie leiden, drohen oder fühlen sich bedroht, gehen zum Angriff über, sind angeschlagen oder krisengeschüttelt, können Erwartungen nicht erfüllen, pirschen sich an, sie werden nachlässig, kämpfen, stürzen sich in Kosten, versichern, dementieren, schweigen, versprechen, zweifeln, sind skeptisch, sie wollen, hoffen, fordern, wünschen, planen und so weiter — kurz: nicht Menschen, sondern Unternehmen handeln, entscheiden und haben ein Bewusstsein.
Nur die Entscheider hinter den verkündeten Botschaften, werden eher selten thematisiert. Höchstens, wenn es mal wieder einen Skandal, einen Steuerbetrug oder eine Klage gibt. Die Berichterstattung suggeriert, als würden alle Mitarbeiter stets hinter allen Entscheidungen der Firma stehen. Während ansonsten in den Masenmedien stets versucht wird, jeden Sachverhalt auf eine Person zu reduzieren (besseres Storytelling und Bebilderung, Reduzierung der Komplexität etc.), so werden bei der Berichterstattung über Unternehmen, die Firmen plötzlich zu sensiblen Wesen, anstatt die entsprechenden Verantwortlichkeiten von Vorständen, Managern und Geschäftsführern zu thematisieren.
Wir abstrahieren Unternehmen ständig zu Personen. Die Banken sollen bestraft werden, BP soll zur Verantwortung gezogen werden, etc. Hier liegt das zentrale Problem. Man kann Unternehmen nicht verantworten. Bestraft werden diejenigen, die am wenigsten damit zu tun haben. Müssen Banken eine hohe Strafe zahlen, dann entlassen sie Angestellte. Allerdings nicht die Verantwortlichen. Zahlt BP eine hohe Strafe, dann entlassen sie Menschen und/oder erhöhen die Preise. Die Verantwortlichen haben bereits ihre Boni. In beiden Fällen zahlen die Unternehmen auch weniger Steuern. Strafzahlungen mindern schließlich den Gewinn. Egal wie man es dreht, es kommt bei großen Unternehmen zu keiner Bestrafung im Sinne einer Person. Wir vermenscheln Unternehmen, ignorieren aber die Probleme.
Im übrigen ist das die Krux des Hardcore Liberalen und/oder neoliberalen Gedankenguts. Dort kann man Unternehmen bestrafen. Somit sind alle gleich vor dem Gesetz. Wie kurz beschrieben stimmt das nicht.
Das Ding mit der Leitkultur. Nachhaltig adaptiert auf ihre Wirtschaftsinteressen. Propagiert, — als unsere Art des Lebens. Dass wir dabei nur »Images« leben, entgleitet der Oberflächlichkeit des Abstraktionwillens von Allem und Jedem. Und dann wird selbst die Sehnsucht nach Menschlichkeiten, zum Image ihrer selbst.
Ist doch schon längst so. Oberflächlichkeit ist Trumpf. Schaue Dir dabei alle sozialen Netzwerke und Partnerbörsen an....Na? Graut es Dir jetzt vor dem Nachwuchs? Sollte es aber....
@Eike, — das; »...dann wird...«, beinhaltet die bei maximalst sichtbar möglicher Auswirkung, — minimalst möglich fixierbare, aber doch automatische Rückdatierung des Beginns um ca. 15 Jahre. Will meinen, — manchen graut das schon etwas länger.
@ EB Ja, ich kann aber nix dafür, dass auch später noch dass Thema aufgenommen wird. Ich vermute einfach, es hat sich nicht verbessert. ;)
@Eike
Yup. Verzeih mir mein Freund. War nix gegen dich. Es hat sich fürwahr nichts verbessert. Es ist einfach nur noch schlimmer geworden. Und vor der Rekapitulierung des Endes, gruselt’s mich einfach schlechthin.
So richtig gefühlsmäßig geht es auch an den Börsenmärkten zu, obwohl wir wissen dass dort Computeralgorithmen den Takt und damit die Kurse bestimmen. Das geht von depressiv verschreckt wenn mal wieder neue Milliarden her müssen, bis himmelhoch jauchzend wenn das soziale Fallbeil krachend auf unbeteiligte niedergeht.