Das Internetportal leidmedien.de hat eine schöne Zusammenfassung erstellt, wie Medien über körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen berichten. Das »Leid« steht dabei fast immer im Vordergrund: behinderte Menschen seien »hilflos« und stets »Opfer«, »vom Schicksal gezeichnet«, »Sorgenkinder« sowie »an den Rollstuhl gefesselt«. Das Leben als behinderter Mensch sei also schwer zu ertragen und eine einzige Last. Das sie auch Freude, Liebe und Glück erleben, darauf will leidmedien.de aufmerksam machen.
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Gerade frisch rein bekommen. Passend zum Thema. Newsletter des DGB:
Anlässlich der Anhörung zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt im Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales sagte Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied, am Montag in Berlin: »Schwerbehinderte Menschen werden von der Bundesregierung und vielen Unternehmen im Stich gelassen. Jedes dritte Unternehmen beschäftigt fast gar keine schwerbehinderten Menschen, jedes zweite hält sich nicht an die gesetzlich vorgeschriebene Quote von fünf Prozent.
In der gelebten, menschenverachtenden Leistungsideologie, in der ältere Menschen, Frauen mit Kindern, chronisch kranke Menschen usw. systematisch ausgesiebt werden, verwundert mich das wenig.
Spezifische Benachteiligung. Der Neoliberalismus greift solche gerne auf. Die Bertelsmannstiftung betreibt eine eigene Abteilung für körperlich behinderte Menschen. Sie wird betitelt mit Leistung... irgendwas. Der Neoliberalismus gibt diesen Bewegungen Aufwind, da er Individualisierung betreibt und fordert und andererseits spezifische Benachteiligung bekämpft als einer Art moralischem Alibi. Unspezifische Benachteiligung wie Klassismus, Arbeitslosigkeit, Pech und dergleichen wird nicht anerkannt. Zudem bietet der Neoliberalismus mit entrechteten Arbeitsverhältnissen den Vorteil, vor allem die hoch individualisierte (für den behinderten Menschen) und hochprekäre (für den Arbeitenden) Assistenztätigkeit umzusetzen. Ein hinreichend großes Arbeitslosenheer und ein bissiges Arbeitslosenfallmanagement senkt zudem alle arbeitsrechtlichen Ansprüche ab.
Ein sonderbares Gemisch, voller Widersprüche. Selbst körperlich behinderte Menschen mit notwendig reduziertem Leistungspotenzial kämpfen für die Inklusion in einen leistungsfokussierte Arbeitswelt und stellen sich mancherorts auf die Seite derer, die Sozialstaat und alle Arbeitsrechte am liebsten abschaffen würden. Vermutlich hat man sich on the long run die falschen Partner gesucht.