Weihnachten ist in Deutschland (und wohl nicht nur hier) ein scheinheiliges Konsumfest. Die Massen sind im Kaufrausch, drängeln, schubsen und jagen Schnäppchen. Die Unternehmen freuen sich über die »Konsumlaune« und über das Weihnachtsg-e-s-c-h-ä-f‑t. Auch wenn gerade die Städte teilweise sehr schön geschmückt sind: uns wird ein monströs-verlogenes Blendwerk sondergleichen vorgeführt, das nur dazu dienen soll, unsere Moneten locker zu machen. Denn genau darum, und um nichts anderes, liebe Leser, geht es hier: um den Profit. Besinnlichkeit, Ruhe, Konzentration, Frieden, Liebe — all die ständig beschworenen Weihnachtstugenden sind dem Kapitalismus das ganze Jahr über zuwider. Ja, er bekämpft sie sogar mit allen verfügbaren Mitteln.
Ich weiß nicht, ob das wirklich schlimmer geworden ist oder es schon immer so war und meine Wahrnehmung hier einfach nur empfindlicher (oder präziser) geworden ist. Aber diese alljährlich gepflegte Bigotterie und das gefeierte Scheinleben widern mich immer mehr an. Umso wichtiger ist es, seine Lieben festzuhalten, in sich zu gehen, seine eigenen Ideen und Gedanken zu entwickeln, schöpferisch aktiv zu sein, nach zu denken, zu träumen. Das ganze Jahr über! Jenseits von monetärer Verwertung, Konsum und den ständigen Blick auf den eigenen Kontostand! In diesem Sinne wünsche ich euch allen die Kraft sich dafür immer wieder eigene Freiräume zu schaffen, auch wenn es gerade in der Weihnachtszeit umso schwerer ist. Auch ich gehe für einige Tage in mich, werde Perspektiven überdenken, meine Lieben umarmen und Ideen sammeln. Bis demnächst! ;)
Vielen Dank für die wirklich guten Wünsche. Kraft für Freiräume, davon kann man kaum genug haben. Ich wünsche, dass die Kraft auch zu Dir zurückfließt.
»[...]Auch ich gehe für einige Tage in mich, werde Perspektiven überdenken, meine Lieben umarmen und Ideen sammeln. Bis demnächst![...]«
Dir auch frohe Weihnachten, übrigens was das scheinheilige an Weihnachten angeht — wo es nur um den Profit geht — da stimme ich dir zu, aber es gab schon vor über 100 Jahren einen dt. Dichter der dies — schon damals — so sah.
Ich weiß nicht wo im Netz ich das Gedicht fand, aber wenn ich es mal wieder finden sollte, werde ich es posten.
Übrigens, nicht nur in punkto Kapitalismus ist Weihnachten ein verlogenes Fest, denn der Respekt vor Nicht-; Un- und Andersgläubigen ist an Weihnachten auch nicht vorhanden — gestern z.B. wurde ein religionskritischer Kino-Film namens »Agora« so spät im TV ausgestrahlt, dass keiner den sehen konnte. Es wäre auch zu blöde 2 Tage vor Weihnachten einen Film mittags, wo Kindern zusehen, auszustrahlen, der zeigt wie menschenverachtend die ersten Christen wirklich drauf waren, der Film zeigt den Mord an der weltlichen Philosophin Hypathia, die ersten christlichen Pogrome gegen alexandrinische Juden, die Edikte des römisch-christlichen Kaisers, die »Heiden« bei Todesstrafe verboten öffentlich ihre Götter anzubeten usw. usf. — ein sehr kritischer, und mutiger, Film aus Spanien, aber — wie bereits erwähnt — so spät ausgestrahlt, dass den wohl nur einige wenige gesehen haben.
...nur mal ein Beispiel....
Tja, Weihnachten eben, da ist man als Christ eben — auch im TV und im überwiegend säkularen Deutschland — unter sich.....
Gruß
Bernie
Der Konsumrausch — das Pflichtgefühl etwas schenken zu müssen — nur um es ggf. wenige Tage später wieder umzutauschen und die täglichen Medienmeldungen ob der diesjährige Dezember nun die Erwartungen des Handels erfüllt habe sind der reinste Horror — und das von jemandem der davon lebt anderen etwas zu verkaufen....
Mein Geschenk in diesem Jahr kostet 12,95 Euro und ist ein Reiseführer. Denn für mich fängt die besinnliche Zeit dann an, wenn der Konsumrausch der anderen erledigt ist.
@epikur
Das mit dem Gedicht hat mir keine Ruhe gelassen, und ich hab heute vormittag mal recherchiert — Ich hab’s gefunden, allerdings ist meine Erinnerung daran etwas falsch gewesen, denn der Zeitpunkt »über 100 Jahre« stimmt nicht, aber dennoch ist das Gedicht hochaktuell:
»[...]Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt[...]«
Quelle und komplettes Gedicht von Erich Kästner hier:
http://www.blogigo.de/kleines_antiquariat/Morgen-Kinder-wird-nichts-geben-Erich-Kaestner/53
Gruß
Bernie
»Unsere Sache ist unsere Geschäftigkeit nie, immer nur die Sache derer, deren Geschäft sie ist.«
»[...] Ein vergessenes Juwel
Eher vergessen eines der Lieder, das die gesellschaftlichen Umstände anprangert, die die sozialen Ungleichheiten erst erzeugen. Die »Arbeiter-Stille-Nacht«, auch bekannt als »Stille Nacht, traurige Nacht«, entstand nach 1890 und kann als Mutter der kritischen Weihnachtslieder gesehen werden.
Es zu singen war nicht ungefährlich. Im Deutschen Kaiserreich, und vermutlich auch in Österreich, wurde es immer wieder verboten.
Stille Nacht, traurige Nacht,
rings umher Lichterpracht!?
In der Hütte nur Elend und Not,?
kalt und öde, kein Licht und kein Brot,?
schläft die Armut auf Stroh,?
schläft die Armut auf Stroh.
Stille Nacht, traurige Nacht,
hast du Brot mitgebracht,
?fragen hungrige Kinderlein.?
Seufzend spricht der Vater: Nein.
?Bin noch arbeitslos,?
bin noch arbeitslos.
Stille Nacht, traurige Nacht,
drunten tief in dem Schacht?
schlagen Wetter, welch‹ gräßliche Fron!
?Gräbt der Bergmann für niedrigen Lohn
?für die Reichen das Gold,
?für die Reichen das Gold.
Stille Nacht, traurige Nacht,
Henkersknecht hält die Wacht
?in dem Kerker gefesselt, geächt‹,
?leidet schmachtend für Wahrheit und Recht.?
Mutige Kämpferschar,?mutige Kämpferschar.
Stille Nacht, traurige Nacht,
Arbeitsvolk, aufgewacht!?
Kämpfe mutig mit heiliger Pflicht,?
bis die Weihnacht der Menschheit anbricht.?
Bis die Freiheit ist da,
?bis die Freiheit ist da.
Wie vergessen das Lied mittlerweile ist, zeigt die Tatsache, dass es nicht einmal auf Youtube eine Version gibt. Das sollte niemanden abhalten, es zu singen. Und sei es nur, um das kitschige Original aus dem Kopf zu bekommen.
Christoph Baumgarten[...]«
Quelle und kompletter Text, sowie Hinweis auf andere kritische Weihnachtslieder hier:
http://hpd.de/node/17488?page=0,1
Gruß
Bernie
In dieser Zeit in die Gesichter derer zu sehen, die in dieser Gesellschaft jemand sind, kann helfen, die Freude zu verstehen, in ihr ein Niemand zu sein.
Eine lust- und freudvolle Zeit Euch allen!