- Sind Sie für die (Wieder-)Einführung der Todesstrafe für Kinderschänder?
- Sollte der Staat kriminelle Ausländer abschieben?
- Sollten alle Hartz 4 — Empfänger eine verpflichtende »Bürgerarbeit« leisten, wie z.B. öffentliche Parks pflegen?
- Sollte Deutschland endlich einen Schlußstrich unter seine Nazi-Vergangenheit ziehen?
- Sind die meisten Obdachlosen, Erwerbslosen und Drogensüchtigen selbst schuld an Ihrer Situation?
Demokratie, Aufklärung, Menschenrechte und Mitmenschlichkeit werden sich nur dann voll entfalten können, wenn sozial ungerechte Strukturen und der autoritäre Charakter überwunden werden.
Es ist völlig egal,wie man diese Fragen beantwortet,ein sofortiges Stigma ist einem sicher.Nazi,Rechtsextremer,Linksextremer,Gutmensch,linker Spinner,Volksverhetzer,engstirnig,braun,rot.......
Die deutsche Sprache hat mittlerweile jede Menge solcher Einordnungen und Schubladen zu bieten.
Ist man,zu Recht oder Unrecht einmal in eine reingepresst.............
Mit der Gefahr mich unbeliebt zu machen hier mal meine ehrlichen Antworten:
1.) Niemals, Todesstrafe für niemanden. In meinem Namen wird nicht gemordet! Wenn die TS wieder eingeführt wird dann kann man sie auch beliebig ausweiten (z.B. auf Oppositionelle usw.)
2.) Durchaus, kommt aber auf das Delikt an und ob jemand Wiederholungstäter ist. Jeder Gast hat sich zu benehmen oder muss raus! Ausländer ist für mich wer keinen gültigen deutschen Paß hat, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, etc.! Inländer kann man also nicht abschieben! :)
3.) Nein, Hartz4’ler sollten aber die Möglichkeiten haben sich ehrlich was dazuzuverdienen ohne staatlichen Druck und VERNÜNFTIGE Weiterbildungsmaßnahmen sollten verpflichtend sein!
4.) Jein! Wir müssen in den Schulen immer darauf hinweisen was passiert ist und wie es dazu gekommen ist, was man dagegen heute tun kann, usw.! Aber das man sich als Nazi beschimpfen lassen muss wenn man eine patriotische Einstellung hat oder wenn man seine Meinung sagt sollte langsam aufhören!
5.) Nein, aber es gibt durchaus welche die wirklich so leben wollen..Aussteiger zum Beispiel! Auch in der Stadt! Es gibt auch viele die sich beklagen aber warum auch immer keine Hilfe (die es ja durchaus gibt) annehmen wollen. Differenzieren halt!
»Wer sonst gar nichts hat, der hat doch ein Vaterland. Patriotismus ist die Religion der ganz armen Schweine.« -> Wiglaf Droste
1. Auf keinen Fall. Überdies ist die Anwendung der Todesstrafe für Mitgliedsstaaten der EU verboten.
2. Da muss man in der Tat differenzieren. Zum Beispiel, was eigentlich ein ›Ausländer‹ genau ist. Als pauschale Forderung definitiv abzulehnen.
3. Nein. Verfassungswidrig. Der Reicharbeitsdienst wurde aus guten Gründen abgeschafft.
4. Wie genau soll das bitte funktionieren? Forschungsverbot für Historiker? Rechercheverbot für Journalisten?
5. Abgesehen von den erwähnten Aussteigern, die sich wirklich bewusst dafür entschieden haben — nein.
Obdachlose entscheiden sich tatsächlich oft scheinbar freiwillig , »Platte« zu machen , trotz ausreichender Übernachtungsangebote der Kommunen.
Dahinter dürften aber praktisch immer andere Probleme zu finden sein , schwere psychische Krankheiten , starke Süchte , Ämterphobie , die panische Angst vor jedweder Festlegung...
Und in diesen Belastungssituationen befinden sich Obdachlose wohl höchst unfreiwillig.
Und Drogensüchtige , wer da das große Wort führt , kanns ja selber mal probieren ‚sich gut was in die Vene jagen und dann mal schauen , wie »selbstverantwortlich« er da wieder runterkommt...
man könnte das auch umkehren — »An ihren Fragen wirst Du sie erkennen« ;-)
alle gestellten Fragen zielen auf Bestrafung, auf Einengung oder Sanktionen.
Würde ich die Fragen umformulieren ergäbe sich ein ganz anderes Bild, oder?
1. Finden Sie, der Staat solle eher Bestrafen oder Menschen helfen, nach einem Fehltritt wieder auf die Beine zu kommen?
2. sind Sie für Integration?
3. sollte der Staat Menschen, die bedürftig sind, unter die Arme greifen?
3a. finden Sie, diese Hilfe macht eine Gegenleistung zwingend erforderlich?
4. Finden Sie, Deutschland hat während des NS-Regimes unrecht auf sich geladen?
5. s.3
Die Umformulierungen sind nun auf die Schnelle gemacht — das kann man sicher besser formulieren, aber die Idee wird vielleicht deutlich.
Gruss vom Lautenist
@Thomas
Hehe. Sehr gut!
Mir ging es hier vor allem darum, deutlich zu machen, dass der große Blick auf Staat, Politik, Wirtschaft, System, Gesellschaft und so weiter, den weit verbreiteten autoritären Charakter der Menschen (der auf Bestrafung und Sanktion zielt!) vernachlässigt. Er wird zwar anerzogen und sozialisiert, entwickelt sich aber auch in vermeintlich friedlichen und sozialen Gesellschaften.
...@Thomas......ja, so gibt das einen Schuh.....und auf diese Fragen hätten dannn ´ne ganze Menge Leute Probleme mit ihren Antworten....
Man kann es auch als Gewissensarbeit sehen. Der neoliberale Herrenmensch möchte sich ein ruhiges Gewissen bescheren. Man arbeitet fleissig daran. Das neoliberale Herrengewissen ist zweifellos ein Bestandteil eines gewandelten autoritären Charakters. Natürlich, seine miefenden repressiven Züge hat er abgelegt oder neu gestylt. Weitgehend ist er enthusiastisch vorwärtsgewand und darin jugendlich und, das Zauberwort darf nicht fehlen, smart, und seine gewährenden Perspektiven betonend. Selbst die repressiven, typisch autoritären Muster, kommen als Anpassungshilfen an ihn selbst, an seine positiv autoritären Züge daher. Und wo dies nicht geht, beruft er sich auf das ihm von allen Seiten zuletzt zugestanden Quäntchen harter Moral, dem traditionellen Zwang. Ein bisschen will jeder davon. Der größte Irrsinn oder von der anderen Seite, Clou, ist ja der, dass jene glauben freier zu sein, die ihm konfirmieren. Da grundsätzlich kein tieferer und lösenderer Sinn zu finden sein wird an der seichten Oberfläche des neolibalen Existenzglobus, bildet der materielle Mittelstand als einem Gemisch aus dem Mühsal der Arbeit, der Familie als Stimmungshalter und dem Konsum als letzten Sinnbruchkitt und zur Not zumindest das bloße Fernbleiben von schmerzvoller Not an Kapitalsorten die rock solid des neoliberalen Otto Normal. Zweifellos muss man dies als ein tragisches Leben sehen. Wo das Leben so gestaltet ist, wird da noch gelebt? Nun, jeder muss selbst die Frage halten können.
Das Gewissen muss dabei helfen. Wieviele mag es geben, denen das Gewissen schwindet und Freiraum zur Willkür gewährt, wenn sie einen gewissen materiellen Zustand erreicht haben? Wer kennt nicht jene Entwicklung, wo ein erreichter Einkommenszustand dazu führt, gewissensfreier zu werden. Fortan braucht man sich nicht mehr kümmern, man wähnt sich in einer neuen Entwicklungsperspektive, deren Ausschöpfen (Arbeit-Familie-Konsum) Jahrzehnte dauern kann, bevor sich unbehagliche Eintönigkeiten einstellen? Man lebt anders dahin, als hätte man von der hochtourigen Vierten auf die ruihge Fünfte geschalten. Kürzer werden die Moralsignaturen im Erlebenstrom. Einsperren, Wegscharren, Ruhe geben, Still sein, Nichtkümmern. Schweigen, Schmunzeln und Nichtantworten werden zu stärkeren Kommunikationsformen.
Das Fragen als Existenzform schwindet nebenbei. Man bekommt es mit den Antworten zu tun: das ist so und so. Man spricht die Sprache der Herrschaft, welche die Dinge fixiert. Man kommt vom so oder so könnte es sein zum so ist es. Man spricht sie und wird nicht mehr angesprochen. Man ist autoritär geworden. Die Welt um einen herum ist anders geworden. Wer kennt nicht solche Schicksale? Gerade die Jahrtausendwende brachte solche Schicksale noch und nöcher heraus.
Die Gewissensfreiheit dümpelt im Neoliberalismus freilich überall mit, zumal der Glaube besteht, dass das kollektive Fehlen des Gewissens, der Kollektivität ausgerechnet Reichtum beschert. Im Grunde muss das Gewissen regelrecht abgearbeitet werden, um nicht all zu inhibitorisch der Reichtumsproduktion zu drohen. Wo es nötig ist, also traditionell bei Armen, Kranken und Hilflosen, auch da muss es notwendig gekürzt werden. Es darf fehlen und die Winde dürfen rauer werden. Wen wundern da noch kunterbunte Greuelhaltungen?
Wie wär›s einfach mal selbst anzufangen, die Gier im Zaume zu halten und auch mal was zu geben,falls möglich. Das ist sicher nur ein erster Schritt, aber ohne das man ein anderes Leben vorlebt, wird es nichts mit bedeutenden Änderungen (es sei denn vielleicht noch durch maximale Gewalt, nur wo führt das hin?). ;)
@Thomas ... top
Links oder rechts. Belohnen oder bestrafen. Einnehmen oder ausgrenzen. Helfen oder sanktionieren. Die Mitte macht beides. Aber man erkennt daran, wo sie steht. Wer hat Angst vorm Linksrutsch?
@ eb gefühlte 70 % aller Einheimischen. Die ganze Welt funktioniert eher nach Prinzip der NeoCons und NeoLibs. Das ist zwar nicht neu, aber immer noch eine Herausforderung. Das Problem dabei: Die Erziehung. Der Einfluss von der einen Komponente ist so weitreichend, dass er eher unbemerkt bleibt.
Die Masse stellt sich keinen sozialen Fragen.
Wer immer ihr mit Fragen, Umfragen, Statistik kommt, will ihr vergeblich Sinn einhauchen.
Die träge Masse liebt ihrerseits die spektakuläre Sequenz, ist dem Schauspiel, dem Sterotyp zugetan, absorbiert und neutralisiert ansonsten, ist sinnerstarrt, entzieht sich, fragt nicht nach und schweigt, wird zur Simulation.
@ Sledgehammer Das ist aber ziemliches Klassendenken, des 19 Jahrhunderts. Ich hoffe doch, dass es auch in der trüben Masse so manche Bewegung gibt, jenseits der Rythmischen (wie Du es formulieren würdest). Tatsächlich ist die Arschlochgrenze nach oben hin offen und funktioniert sogar quer geflext durch›s Volk, will heißen, die Mitte ist dabei sicher auch nicht ohne. Das für Medien heutzutage auch Botschaften (jeseits von Spülmittel) nur ein platzierbares Werbeprodukt sind, hängt mit dafür ausgebildeten Mietmäulern aus der Ober- und Mittelschicht zusammen und ewiger Präsenz, gemäß dem Orwellschen Film, an jedem Ort. Gehirnwäsche hat früher gewirkt und wirkt auch heute, sei es durch Erziehung oder durch die gewünschte Gleichschaltung der Medien. Auch das Internet spiegelt das wieder. FB User anno 2006 kann ich noch verstehen. Anno 2013 nicht mehr, es sei denn natürlich, man möchte diese Art Propaganda ausnutzen.