Die Liebe ist unsere letzte große Magie im Industriezeitalter. Man will häufig nicht, dass sie begründet, analysiert oder erforscht wird, denn damit werde sie nur greifbar gemacht. Für die Mehrheit der (vor allem weiblichen) Bevölkerung ist und soll sie übersinnliche Hollywood-Klischee-Romantik-Magie sein. Viele Lieben durchlaufen dennoch spezifische Phasen, die nicht zwingend massenkonform, aber dennoch häufig sehr ähnlich verlaufen:
1.) Verliebtheit. Euphorie. Aufregung. Der Kick des Kennenlernens. Gespräche. Ängste und Unsicherheiten. Glücksgefühle. Neugier. Schmetterlinge. Bestätigung und Anerkennung. Küsse.
2.) Vertrauen. Körperliche Nähe. Gemeinsame Aktivitäten. Liebe leben. Ausloten der vermeintlichen Stärken und Schwächen des Partners. Erste, aber meist eher kleine Konflikte. Empathie. Kompromissbereitschaft. Einbindung von Familie, Freunden und dem Umfeld. Eifersucht. Sex.
3.) Alltag. Monotonie, Wiederholungen, Langeweile. Sehnsucht nach Sicherheit und gleichzeitig nach Abwechslung und Aufregung. Passivität. Erste Geheimnisse werden gepflegt und Konflikte werden bedeutsamer. Nachlassende Kommunikation und körperliche Zweisamkeit. Gewohnheitsvertrauen. Gegenseitige Anspruchs- und Erwartungshaltung. Vorwürfe und Schuldfrage. Kontrollneigung. Weniger Sex als in Phase eins und zwei.
4.) Entscheidungsphase. Liebe als gemeinsamer Prozess oder als isolierter Zustand? Miteinander, Nebeneinander oder Gegeneinander? Harte Bewährungsproben der Konfliktkultur. Prüfung der Kommunikations- und Konfliktfähigkeit. Verzeihen und nicht verzeihen können als existenzielle Seinsfragen. Weitere Konflikte. Gemeinsam einsam, gemeinsam zweisam oder alleinsam? Versöhnungssex oder Trennungsschmerz.
Je nach Charakter, Kompromiss- und Kommunikationsfähigkeit, Umfeld und/oder spezifischer Ereig- und Erlebnisse, dauert jede Phase in jeder Beziehung unterschiedlich lange. Sicher ist aber, dass Phase eins am Schnellsten vorbei und demnach die Sehnsucht nach dieser Zeit am Größten ist.
Ergänzung zur Entscheidungsphase, es gibt auch die Option die vorangegangenen Phasen erneut zu durchlaufen ;-)
Es sind doch gerade diese Phasen, welche durchgängig von Hollywod propagiert werden und je nachdem wie der Film verlaufen soll, wird das Paar in einer eben dieser Phasen dargestellt. Auch das eher Frauen bei Liebe die sog. « übersinnliche Hollywood-Klischee-Romantik-Magie« ist doch eher etwas veraltet. Häufig sind es auch die Männer, welche meinen sie treffen eine Dame, die sie liebt und dann ist man glücklich — zumindest hör ich das allzu häufig.
Des weiteren hab ich auch die Erfahrung gemacht, das Phase 1 auch gern mal übersprungen wird und die Beziehung in Phase 2 endet — da spart man gleich mal Zeit und altert nicht so schnell am Stress ;-)
Aber unabhängig davon eine schöne Analyse, die sicherlich oft genug Geltung erlangt.
@Sephi
»Es sind doch gerade diese Phasen, welche durchgängig von Hollywod propagiert werden und je nachdem wie der Film verlaufen soll, wird das Paar in einer eben dieser Phasen dargestellt.«
Absolute Zustimmung. Die Frage ist dann nur noch: leben wir Hollywood (bewusst/unbewusst) nach oder zeichnet Hollywood nur ein realistisches Bild ab? ;)
Phase 1 und in Teilen auch Phase 2 des Beziehungsgeflechts kennzeichnen einen zunächst tastenden und übergangslos exzessiven Ausnahmezustand.
Ob es danach überhaupt zu einem tragfähigen Beziehungsauf- und ‑ausbau kommt, vermittelt sich sukzessive über die Schnittmenge der Gemeinsamkeiten.
Das Abflauen der Rauschzustände, die der Mensch für Liebe hält und die ihn, in der Retrospektive eine viel zu kurze Zeitspanne, aus dem Alttag katapultieren, ist für eine wachsende und möglicherweise irgendwann erwachsene Liebesbeziehung unabdingbar.
Man stelle sich ansatzweise den (nicht leistbaren) Aufwand vor, um das Gefühlschaos der Anfangszeit über Jahre zu konservieren.
Für kurzzeitig aufflackernde, infantile Sehnsüchte bieten Hollywood oder Sidesteps Ersatz.
Hollywood zeigt Ausschnitte und die können durchaus realistisch sein. Umgekehrt wünschen sich viele Menschen aber auch einen Menschen oder eine Liebe, wie sie in Filmen gezeigt wird. Also ist meine Antwort auf deine Frage die, das unbedarfte Wünsche, Träume und Vorstellungen durchaus von Hollywood beeinflusst werden können, dir Realität aber anders aussieht und sich auch in Hollywood widerspiegeln kann.