die Sendung für Jedermann... und Frau!
Auf zdf.kultur läuft nun schon länger endlich mal wieder eine Talk-Show, die den Namen verdient hat. Nach der langen Sommerpause hatte ich schon ein bisschen Angst, dass ich die Sendung nicht mehr so gut finde, aber nach der Sendung mit Max Herre waren meine Befürchtungen verflogen. Selbst wenn man die Gäste nicht kennt, mag oder langweilig findet, so ist die Sendung trotzdem immer wieder unterhaltsam. Alleine schon die Einspieler die eine Person vorstellen, reichen oft und es kommt vor, dass ein Gast dann auch schon abgehakt ist. Daran ist er zum Teil selber schuld, da er sich nicht einbringt oder die Moderatoren vergessen ihn im Chaos der Sendung. Denn in der Sendung passiert sehr viel und dazu kommt noch mehr »Blödsinn« in der Post-Produktion.
Wie würdest du die Sendung bezeichnen, todesglupsch?
Man muss nicht alles kategorisieren, aber wenn man dies nun zwingend tun möchte, dann wird es nicht ganz einfach. Der Grad der Authentizität der Sendung ist dafür zu bestimmend, der ist bei dieser recht avantgardistisch, künstlerischen Produktion doch schwer einzuschätzen (läuft ja nicht umsonst bei zdf.kultur).
Was »Roche & Böhmermann« stark von (anderen ?) Talkshows unterscheidet ist der selbstreflektive Charakter. Es gibt keine festen Themen, keinen vorgegebene Art und Weise mit Gästen umzugehen oder deren Produkte zu präsentieren. So äußern die Moderatoren ihre persönliche Meinung relativ offen und das sowohl über die Qualität der eigenen Sendung als auch der Gäste.
Hierbei fällt Charlotte Roche der Part der Distanzlosigkeit, teilweise an Rücksichtslosigkeit grenzenden Ehrlichkeit zu. Was Roche besondere Stärke ausmacht, ist was im Fernsehen selten bei Moderatoren anzufinden ist, dass sie selbst keinen Wert darauf zu legen scheint, wenig Angriffsfläche zu bieten. Böhmermann scheint dagegen von Kommunikationsnormen, speziell den im Fernsehen, nicht ganz abweichen zu können, auch wenn er eine distinguierte, persönliche Meinung vertritt, versucht er dabei stärker sachliche Argumente anzuführen. Ein wenig fehlt im hierfür aber die Routine und Souveränität. So kann er seine häufig validen Aussagen nicht ganz an den Mann bringen und vergisst dabei teilweise das Gegenüber seine Argumente ausreichend darstellen zu lassen. Entsprechend versucht er häufiger mit Ironie, seine Unsicherheiten zu kaschieren. Man kann sich gut vorstellen, mit welchem gehörigen Maß an Lampenfieber er in die Sendung geht. Er erfüllt seinen Part aber trotzdem, bzw. gerade deswegen, wirklich gut aus, denn das Interessante ist eigentlich wie die Gäste auf Böhmermanns ernstere Aussagen reagieren.
Es gibt aber diverse Elemente die den Anschein vermitteln sollen die Hintergründe in der Produktion der Sendung zu vermitteln. So wird am Ende jeder Sendung ein kurzes »Debriefing« der beiden Moderatoren gezeigt. In diesem Dialog äußern Roche und Böhmermann ihre persönliche Meinung zu der gesehenen Sendung und häufig auch den Gästen. Diese und andere, meist von Sendung zu Sendung künstlerisch unterschiedlich umgesetzte Elemente, sind es die schon aus produktionstechnischen Gründen an der Authentizität Zweifel aufkommen lassen.
Unbestritten ist aus meiner Sicht der Unterhaltungswert der Sendung. Die Frage der Authentizität ist eigentlich zweitrangig, da die Sendung entweder als hervorragende Metatalkshow oder eben Pseudometatalkshow bezeichnet werden kann. Vermutlich besschreibt dies, falls der erste Fall zutrifft, nur unzureichend das Format, aber in beiden Fällen sehe ich die Sendung deutlich lieber als jede andere Talkshow im deutschen Fernsehen.
So ähnlich hätte ich es wohl auch ausgedrückt. Wer also jetzt unbedingt auch die Sendung schaune will, aber kein zdf.kultur empfängt: Internet
Das mit der Selbstreflexion stimmt, aber in meinen Augen macht die Sendung den Fehler, zu viele Gäster eingeladen bzw. zu wenig Zeit eingeräumt zu haben. Interessante Gespräche — ach was, Gespräche — gibt es kaum; sie kommen auch kaum zu Stande, weil einem der beiden von der Moderation auffällt, das ja noch ein Gast zu Sprache kommen muss.
Das ist ärgerlich, weil einige Gäste durchaus Potenzial hätte, einen durchweg unterhaltsamen Talk hinzubekommen — ich denke da z. B. an die Sendung mit Peter Berling. Da fällt auf, dass mindestens zwei Gäste zu viel sind. Und das ist wirklich schade, weil mit der Hetze dann doch ziemlich viel kaputt gemacht wird.
Da muss ich zustimmen. In einer Sendung hatte irgendwer kurzfristig abgesagt und so fehlt eine Gast, das hat der Sendung wirklich gut getan. Ich denke auch, dass es mind. ein Gast weniger sein sollte.